Fahrbericht.
Kia Cee’d 1.6 EX
Ein Koreaner nur für Europäer
Von Petra Grünendahl
Klare Linien und ein schnörkelloses Design kennzeichnen den Kia Cee’d. Leicht sportlich wirkt er mit den kurzen Überhängen, ansprechend, aber nicht wirklich aufregend. Mit seinen 4,24 m Karosserielänge ist der in der Kompaktklasse angesiedelt. Dort hatte Kia vor ihm mit dem ersten Rio (4,22 m lang) bis 2002 und dem Cerato (4,34 m) von 2004 bis 2006 erste Versuche gestartet, sich zu etablieren. Seit Februar 2007 ist der Cee’d nun auf dem deutschen Markt vertreten.
Nur für den europäischen Markt entwickelt, wird der Kia Cee’d auch nur in Europa gebaut: nämlich im 2006 eröffneten Werk in der slowakischen Stadt Zilina. Den fünftürigen Cee’d ergänzen der Dreitürer Pro_cee’d sowie der Kombi Cee’d Sporty Wagon, allerdings hat Kia mit dem Ex_cee’d bereits eine Studie präsentiert, die die Baureihe noch erweitern könnte. Einen ersten Eindruck der neuen koreanischen Kompaktklasse verschaffte die Ausfahrt im Kia Cee’d 1.6 in der Ausstattung EX.
Der Cee’d ist ein Fünftürer, was den Passagieren guten Zugang zum Innenraum ermöglicht. Das Platzangebot ist bei 2,65 m Radstand im Innenraum recht großzügig, bei normal gewachsenen Passagieren sogar in beiden Reihen. Die gut konturierten Sitze sind einigermaßen straff, bieten guten Seitenhalt und Langstreckenkomfort. Für die bessere Übersicht sollte man sich allerdings das Sitz-&Sicht-Paket mit einer Einparkhilfe hinten gönnen. Unter der Laderaumabdeckung fasst das Gepäckabteil gute 340 Liter. Zu einer ebenen Ladefläche lässt sich die serienmäßige asymmetrisch geteilte Rückbank zusammenfalten. Dann gehen dachhoch bis zu 1.300 Liter bis hinter die Vordersitze hinein.
Materialqualität und Verarbeitung im Innenraum sind sehr ordentlich und heutzutage in dieser Klasse einfach angemessen. Die Einfassung der Mittelkonsole in Metalloptik kennzeichnet die EX-Ausstattung. Das Cockpit ist funktional gestaltet, übersichtlich und problemlos in der Handhabung. Vier Ausstattungsvarianten hat der Käufer zur Wahl. Die Basisversion nennt sich LX Basis und umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorn, von innen einstellbare Außenspiegel, Lenkrad mit Radio-Bedienung, CD-Radio (mp3-fähig), Multifunktionsdisplay sowie Wärmeschutzverglasung rundum und 15-Zoll-Stahlfelgen mit Radabdeckung. Das Lenkrad ist in Höhe und Reichweite verstellbar. Darüber rangiert LX mit elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln sowie Aschenbecher und Zigarettenanzünder. Fahrer- und Beifahrersitz verfügen über eine Lendenwirbelstütze, der Fahrersitz ist höhenverstellbar. Die EX-Ausstattung, mit der wir unterwegs waren, verfügt darüber hinaus über eine Klimaanlage mit Pollenfilter, ein klimatisiertes Handschuhfach, Taschen an den Rückseiten der Vordersitze, Wasser abweisende Seitenfenster, USB- und Aux-Eingang am Radio für USB-Sticks und MP3-Player, eine iPod-Steuerung, Nebelscheinwerfer, Dämmerungssensor und 16-Zoll-Leichtmetallräder. Lenkrad, Schaltknauf und Handbremshebel sowie eine Mittelarme vorne sind mit Leder überzogen. Die Spiegel in beiden Sonnenblenden sind beleuchtet. An Sonderausstattung an Bord sind das Sitz-&Sicht-Paket unter anderem mit Parksensoren hinten, Sitzheizung vorne, elektrisches Glasschiebedach, einer partiell beheizbaren Frontscheibe, anklappbaren Außenspiegel und einem abblendenden Innenspiegel sowie das Komfort-Paket mit Klimaautomatik, Mittelarmlehne hinten und einem Gepäcknetz.
Der 1,6-Liter-Ottomotor mit 122 PS, variabler Ventilsteuerung und optimierter elektronischer Benzin-Einspritzung hängt gut am Gas. Er braucht aber ordentlich Drehzahl, liegt sein maximales Drehmoment von 154 Nm doch erst bei 5.200 U/min. an. In unteren Drehzahlregionen tut er sich etwas schwer, auch wenn man vom Verlauf der Drehmomentkurve (sie verläuft relativ flach) etwas anderes erwarten würde. Etwas zäh ist er im Antritt, sein Durchzugsvermögen geht in Ordnung. Optimale Leistung entfaltet er erst in höheren Drehzahlregionen. Der Motor läuft sehr kultiviert und vibrationsarm, ist aber akustisch im Innenraum präsent, auch wenn es nicht wirklich störend wirkt. Im Stadtverkehr ist reichlich schalten angesagt, da der Motor recht viel Drehzahl braucht, um flott unterwegs zu sein. Dafür lässt sich aber die manuelle Fünfgang-Schaltung flüssig und leichtgängig betätigen.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der Cee’d 1.6 mit Schaltgetriebe gute 10,8 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h reicht allemal, um im flotten Autobahnverkehr mitzuschwimmen. Im Stadtverkehr verbraucht er auf 100 km gute 8 Liter Superbenzin, 5,4 Liter sind es außerorts und 6,4 Liter ergeben sich im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 152 g pro km.
Der Fronttriebler ist ein problemloser Begleiter, seine elektrisch unterstützte Lenkung (MDPS Motor Driven Power Steering) ist eher direkt ausgelegt. Die Servounterstützung arbeitet geschwindigkeitsabhängig, mit mehr Lenkunterstützung beim Einparken und weniger bei höherem Kurventempo auf Landstraßen, wo eine spontanere Rückmeldung wünschenswert ist. Das Fahrwerk ist leicht straff ausgelegt, um bei flotter Kurvenräuberei gut in der Spur zu bleiben. Dabei kommt aber ein gewisses Maß an Fahrkomfort keineswegs zu kurz, so dass man hier von einem sehr gelungenen Kompromiss sprechen kann. Auf kurvigen Passagen macht er einfach Spaß, der Kia Cee’d! Wenn das der europäische Geschmack ist, dann habe die Koreaner ihn getroffen. Wendig und agil spricht er sportlichere Naturen an. Kurvige Pisten sind sein Revier, wo er mit guter Seitenführung auch bei flotter Fahrt glänzt. Minimales Untersteuern kündigt das Nahen des Grenzbereichs an. Plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver meistert er gelassen und spurtreu.
Serienmäßig verfügt der Cee’d über 15-Zoll-Stahlfelgen mit 185/65er Reifen, auf der LX-Version sind 195/65er Gummis aufgezogen. Der EX kommt mit 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit 205/55er Bereifung. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern wirkungsvoll und sicher.
Der Insassensicherheit dient eine stabile verwindungssteife Stahlkarosserie mit Crash-optimierter Fahrgastzelle und kontrolliert deformierbaren Elementen, Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten auf allen Plätzen, Front- und Seitenairbags vorn, Kopfairbags vorn und hinten sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Ab der LX-Version gibt es aktive Kopfstützen vorn. Als erster Kia erreichte der Cee’d im EuroNCAP das Maximum von fünf Sternen für Insassenschutz, dazu eine Vier-Sterne-Bewertung für Kindersicherheit sowie zwei Sterne für Fußgängerschutz. An aktiven Helfern verfügt der Cee’d über alle heutzutage in dieser Klasse üblichen Features wie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD, Bremsassistent BAS und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP mit Traktionskontrolle. Für den Pannenfall ist ein Notrad an Bord. Eine Diebstahlwarnanlage gibt es ab der LX-Ausstattung.
Ab 14.430 Euro steht der Cee’d in den Preislisten in der LX Basisversion mit 1.4-Liter-Ottomotor. Den 1.6er gibt es erst ab der LX-Ausstattung zu Preisen ab 14.950 Euro, in der EX-Ausstattung schlägt er mit Preisen ab 17.230 Euro zu Buche. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung, ein Navigationssystem sowie verschiedene Ausstattungspakete mit Features wie Parksensoren hinten, Regensensor, Sitzheizung vorne und Glasschiebedach sowie Klimaautomatik.
Kia gibt eine 5-jährige Garantie bis max. 150.000 km auf das Fahrzeug (inkl. europaweiter Mobilitätsgarantie), sieben Jahre (ebenfalls bis 150.000 km) auf den Antriebsstrang, die ersten drei Jahre ohne Kilometerbegrenzung. Auf den Lack gibt es fünf Jahre Garantie sowie zehn Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zur Inspektion muss der Cee’d alle 15.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 18 / 17 (KH / VK / TK) ein.
© September 2008
Petra Grünendahl, Fotos: Kia