Testbericht.
SsangYong Tivoli e-XDi 160 Sapphire
Schicker Begleiter: Flott, aber sparsam
Von Petra Grünendahl
Die SsangYong Motors Deutschland GmbH in Kerpen bei Köln ist offizieller Importeur von Fahrzeugen der südkoreanischen Marke SsangYong für den deutschen Markt. Das Vertriebsnetz umfasst derzeit 200 Händler und wird kontinuierlich ausgebaut. Steigende Verkaufszahlen machen dies auch nötig.
Fahrzeug und Ausstattung
Die hohe Karosserie und die fünf Türen bieten zumindest für Passagiere einen guten Zugang zum Innenraum. Die hohe Ladekante ist für schweres Gepäck da eher ein Hindernis. Die Übersicht wird gerade nach hinten deutlich verbessert durch die Rückfahrkamera. Großzügig ist das Platzangebot in beiden Sitzreihen, auch groß Gewachsene kommen problemlos unter. Die gut konturierten sportlich-straffen Sitze vorne bieten exzellenten Seitenhalt. Hinten sind die Außenplätze ordentlich konturiert, dafür der mittlere Sitz etwas aufgebockt. Das Gepäckabteil wirkt eher nicht so groß, fasst aber gute 423 Liter. Durch Umklappen der serienmäßig geteilten Rückbanklehne kann man das Laderaumvolumen auf bis zu 1.115 Liter erhöhen. Materialqualität und Verarbeitung im Innenraum sind einwandfrei. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet. Schalter und Anzeigen sind gut und intuitiv zu erreichen. Die unkomplizierte Bedienung hilft, beim Fahren den Blick auf das Wesentliche, die Straße zu konzentrieren. Ablagen sind vor allem rund um die Vordersitze reichlich vorhanden, aber auch in der zweiten Reihe sollten Passagiere Kleinkram gut und sicher verstaut kriegen. Drei Ausstattungslinien stehen für den Tivoli zur Wahl. Die Basis-Variante heißt Crystal und umfasst unter anderem eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, ein Radio mit sechs Lautsprechern, USB- und AUX-Anschluss für mp3-Player, Geschwindigkeitsregelanlage, eine manuelle Klimaanlage und 16-Zoll-Stahlfelgen mit Radzierblenden. Die zweite Ausstattungsvariante Quartz kommt darüber hinaus vorgefahren mit höhenverstellbarem Fahrersitz, Lenkrad und Schalthebel in Leder, Gepäckraumabdeckung, Sonnenblenden mit abdeckbaren beleuchteten Spiegeln, Licht- und Regensensor sowie 7-Zoll-Touchscreen mit Audio-Funktion, Rückfahrkamera, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB- und HDMI-Port, Projektionsscheinwerfern (Halogen) mit LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfern sowie 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Die Top-Ausstattung schließlich verfügt darüber hinaus über Ledersitze, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, beheizbares Lenkrad, Keyless Go (mit Start-/Stop-Knopf) und 18-Zoll-Leichtmetallräder. Der Fahrersitz ist elektrisch einstellbar und belüftet. Eine silberfarbene Dachreling, ein Dachspoiler mit integrierter dritter Bremsleuchte mit LED-Technik, LED-Blinker in den Außenspiegeln sowie getönte Scheiben hinten (Privacy Glass) sowie das Supervision-Armaturenbrett mit einstellbaren Farben verraten die Top-Ausstattung optisch. Aufpreis kostet bei unserem voll ausgestatteten Top-Modell einzig das TomTom-Navigationssystem sowie die Metallic-Lackierung. Eine Start-/Stop-Automatik wäre für unser Modell gegen Aufpreis verfügbar, ist aber hier nicht vorhanden.
Motor und Antrieb
Den e-XDi 160 hat SsangYong neu entwickelt. Der Turbodiesel-Direkteinspritzer hängt gut am Gas und leistet 115 PS. Das maximale Drehmoment von 300 Newtonmetern liegt zwischen 1.500 und 2.500 U/min. an, so dass über das ganze relevante Drehzahlband eine ordentliche Leistung zur Verfügung steht. Mit der knapp 1,5 Tonnen schweren Karosserie ist der Motor in keiner Weise überfordert und erweist sich als angemessener Antrieb. Ordentlich ist selbstzündende Tivoli im Antritt. Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung gehen voll in Ordnung. Kalt nagelt der Selbstzünder vernehmlich, ist er aber erst einmal warm gelaufen, reduziert sich der Geräuschpegel spürbar. Das manuelle Sechsganggetriebe verfügt über eine Schaltempfehlungsanzeige, die zu mehr Kraftstoffökonomie betragen kann. Es schaltet sich leichtgängig und präzise. Gegen Aufpreis ist eine Start-/Stop-Auotmatik verfügbar, die den Spritverbrauch weiter optimieren könnte. Für Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der Tivoli 12 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 175 km/h. Das reicht völlig, um auch auf der Autobahn ordentlich mitzuschwimmen. Sportliche Fahrleistungen würde man hier ohnehin nicht erwarten: Das ist solide Hausmannskost mit einem sehr zeitgemäßem Verbrauch. Gute 5,5 Liter Dieselkraftstoff konsumiert er je 100 Kilometer innerorts, 4,2 Liter außerorts und 4,7 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 123 g pro km (mit Start-/Stop-Automatik wären es sogar nur 119 g pro km). In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse A. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Unser Tivoli verfügt über einen aktiven oder intelligenten Allradantrieb (Active AWD System). Das System leitet bei normalen Fahrbedingungen die gesamte Kraft auf die Vorderräder, um die Kraftstoffeffizienz zu optimieren. Bei kritischem Untergrund (Schnee, Nässe, glatte Straßen) wird Antriebskraft auch auf die Hinterräder umgeleitet bis hin zu einer 50:50-Verteilung, um die Straßenlage auch mit Unterstützung des ESP zu stabilisieren. Der Tivoli verfügt über einen guter Geradeauslauf und ordentlichen Abrollkomfort. Die elektrische Servolenkung lässt sich über das Smart-Steer-Lenksystem regulieren: Drei Fahrmodi (Normal, Comfort = leichtgängig zum Einparken, Sport = bei höheren Geschwindigkeiten direkter ansprechend) stehen zur Wahl, allerdings ist für nahezu alle Ansprüche der Normalmodus völlig ausreichend: Direkt ansprechend bei mittleren bis höheren Geschwindigkeiten und dabei ausreichend leichtgängig für Wendemanöver oder das Einparken. Die Lenkung vermittelt mit ihrer direkten Auslegung ein gutes Gefühl für den Untergrund. Unproblematisch ist sein Fahrverhalten, ist der doch mit seinem intelligenten Allradsystem bei optimalen Wetterbedingungen auf dem Asphalt eher als Fronttriebler unterwegs. Kurven geht man ob der deutlichen Seitenneigung eher nicht zu schnell an. Flott gefahren merkt man auf jeden Fall schneller die Seitenneigung als ein Schieben über die Vorderräder. Plötzliche Ausweichmanöver ebenso wie das anschließende wieder Einscheren meistert er allerdings sicher, auch ohne dass die Elektronik eingreifen muss. Trotz der ausgesprochenen Breitreifen wirkt das Fahrwerk eher komfortabel als straff. An Fahrwerksregelsystemen hat SsangYong seinem „kleinen“ SUV ABS mit Bremsassistent, ESP mit Antriebsschlupfregelung und Überschlagschutz (ARP), eine Notbrems-Warmblinkautomatik sowie eine Berganfahrhilfe mitgegeben. Mit seinen 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 215/45 R 18 (statt serienmäßig 205/60 R 16) verfügt der Tivoli in der Top-Ausstattung Sapphire über ausgesprochene Breitreifen, die man lieber nicht auf unwegsames Gelände entführen sollte. Die Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum (vorne belüftet) verzögern prompt, sicher und spurtreu. Passive Sicherheit bietet den Insassen eine Karosserie aus hochfesten und ultrahochfesten Stählen mit Seitenaufprallschutz. Die Stahlbleche sind an zehn wichtigen Punkten des Rahmens durch Heißpressverfahren zusätzlich verstärkt. Im Innenraum schützen Drei-Punkt-Gurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Vorhangairbags vorne und hinten und Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten. Serienmäßig gibt es ein Reifendruckkontrollsystem (TPMS) und ein Reifenreparaturset. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, so dass dort auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Knieairbag für den Fahrer, Nebelscheinwerfer und Rückfahrkamera gibt es ab der Quartz-Ausstattung serienmäßig. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der Tivoli bislang nicht unterzogen. Dazu sind die Marktanteile von SsangYong (noch) zu gering.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Ab 15.490 Euro steht der SsangYong Tivoli in den Preislisten der Händler: Mit 1,6-Liter-Ottomotor, 128 PS, Frontantrieb und in der Basisausstattung Crystal. Den Diesel-Tivoli gibt es ab 17.990 Euro, mit Allrad-Antrieb ab 19.990 Euro (beide Crystal). Unser Diesel-Tivoli mit Allrad-Antrieb und Top-Ausstattung Sapphire schlägt mit Preisen ab 26.990 Euro zu Buche. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierungen (Serienfarbe ist die Uni-Lackierung Grand White) und das TomTom-Navigationssystem.
Ssangyong gibt für den Tivoli fünf Jahre Herstellergarantie (bis max. 100.000 Kilometer), sechs Jahre Garantie gegen Durchrostung sowie fünf Jahre europaweite Mobilitätsgarantie. Die Wartungsintervalle betragen 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr.. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 24 / 22 (KH / VK / TK) ein.
© Mai 2016 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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