Fahrbericht.
Kia Niro 1.6 GDI Hybrid Spirit
Komfortabler und geräumiger Sparfuchs
Von Petra Grünendahl
Seine Weltpremiere feierte der kompakte Hybrid-SUV im Februar bei der Chicago Auto Show, die Europapremiere folgte im März auf dem Auto-Salon in Genf. Seit Ende September ist der Crossover auch in Deutschland auf dem Markt erhältlich. Erste Eindrücke sammelten wir auf einer kurzen Ausfahrt mit dem Hybridmodell in Top-Ausstattung Spirit.
Fahrzeug und Ausstattung
Fünf Türen auf 4,36 Meter Karosserielänge bieten guten Zugang zum Innenraum. Die hohe Sitzposition erleichtert die Übersicht ebenso wie eine Rückfahrkamera und Parksensoren hinten (beides ab Vision) bzw. vorne (in der Top-Ausstattung Spirit). Der lange Radstand garantiert großzügige Platzverhältnisse im Innenraum. Knie- und Kopffreiheit ist in beiden Reihen ausreichend vorhanden. Die Ellenbogenfreiheit kann bei drei Personen auf der Rückbank schon mal enger werden. Der Laderaum fasst 427 Liter hinter den Rücksitzen bis zur Laderaumabdeckung. Bei umgeklappter Rücksitzlehne (ab der Basisversion serienmäßig asymmetrisch geteilt) fasst der Gepäckraum bis zu 1.425 Liter. Gepäcknetz-Verzurrösen erleichtern das Sichern der Ladung. Die Batterie für den Elektroantrieb ist raumsparend unter der Rücksitzbank untergebracht und schränkt das Laderaumvolumen nicht ein. Das Interieur glänzt mit hoher Materialqualität und exzellenter Verarbeitung. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet und gibt trotz der Vielzahl an Funktionen in der Bedienung wenig Rätsel auf, die man nicht innerhalb kurzer Zeit lösen kann.
Schon ab der Basisversion „Edition 7“ ist die Serienausstattung umfangreich: Dazu zählen beispielsweise die funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, beleuchtbare Spiegel in beiden Sonnenblenden, Multifunktionslenkrad, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Bordcomputer, Radio (mit -5-Zoll-Display, USB, AUX, Bluetooth und Fernsprecheinrichtung), Lichtautomatik, Geschwindigkeitsregelung mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Nebelscheinwerfer, Wärmeschutzverglasung und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Ab der Ausstattungslinie Vision gibt es zusätzlich Lederlenkrad und Lederschaltknauf, Sitzheizung vorn, Dachreling, Kartennavigation (inkl. sieben Jahre Kartenupdates) mit 7-Zoll-Display, Regensensor, abblendende Innenspiegel, Rückfahrkamera und Parksensoren hinten. Die Top-Ausstattung Spirit bringt darüber hinaus ein Premium-Soundsystem, ein 8-Zoll-Display für die Kartennavigation, Privacy Glass hinten (abgedunkelte Scheiben an den Seitenfenstern hinten sowie an der Heckscheibe), Parksensoren vorne und einen Smart Key (schlüsselloser Zugang) sowie Xenon-Scheinwerfer und 18-Zoll-Leichtmetallräder mit. Unser luxuriös ausgestatteter Testwagen verfügte darüber hinaus über ein Leder-Paket mit Sitzbezügen in Leder, Sitzheizung in beiden Sitzreihen, elektrischer Sitzverstellung vorne (mit Memory-Funktion) und elektrischer Lendenwirbelstütze für den Fahrersitz. Lediglich optional verfügbar ist auch das „Advanced Driving Assistence“-Paket (Sicherheitspaket), welches sich im Umfang in den Ausstattungslinien unterscheidet. Den Autonomen Notbremsassistenten (AEB) mit Fußgängererkennung und die Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (SCC) gibt es in allen drei Varianten. Dazu kommen in unserer Top-Ausstattung noch Features wie ein Querverkehrwarner zur Erkennung von Fahrzeugen im toten Winkel beim Querausparken (RCTA) sowie ein Spurwechselassistent (LCA) mit Blind Spot Detection (BSD).
Motor und Antrieb
Angetrieben wird der Kia Niro von einem direkteinspritzenden 1,6-Liter-Benzinmotor in Verbindung mit einem Elektromotor als Parallelhybridsystem. Als Akku für den Elektromotor verbaut ist ein nur 33 Kilogramm schwerer hochleistungsfähiger Lithium-Ion-Polymer-Batterie mit einer Kapazität von 1,56 Kilowattstunden. Der kombinierte Benzin-/Elektro-Antrieb kommt auch im Ioniq von Kia-Mutter Hyundai zum Einsatz.
Der Ottomotor leistet 105 PS. Er hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Sein maximales Drehmoment von 147 Newtonmetern liegt erst bei 4.000 U/min. an. Insbesondere im Anfahren macht der Elektromotor mit seinen 170 Newtonmetern zusätzlich Druck (bis zu 265 Newtonmeter Gesamtdrehmoment im ersten Gang), um flott in Fahrt zu kommen. Auch beim Cruisen leistet der Elektromotor seinen Anteil, den Kraftstoff im Verbrennungsmotor möglichst effizient auszunutzen, was das erklärte Ziel der Motoren-Entwickler war. Der Verbrennungsmotor arbeitet im Atkinson-Zyklus, einer Ventilsteuerung (die auch Toyota im Prius einsetzt), die den Wirkungsgrad erhöht und zu einer effizienteren Kraftstoffverbrennung führt. Die Abstriche im Drehmoment werden hier durch den Elektromotor ausgeglichen. Ausreichend Durchzug und Leistungsentfaltung stehen über das ganze relevante Drehzahlband zur Verfügung. Dabei läuft der Reihenvierzylinder ruhig und vibrationsarm. Dank guter Dämmung ist von ihm im Innenraum fast ebenso wenig zu hören wie vom Elektromotor.
Anstelle eines bei Hybridfahrzeugen üblichen elektronisch gesteuerten stufenlosen Getriebes (e-CVT) setzt Kia auf ein 6-Stufen-Direktschaltgetriebe (DCT). Diese Doppelkupplungsautomatik, bei der der nächste Gang schon vorgewählt ist, beschleunigt Gangwechsel und harmonisiert gut mit dem Hybridantrieb. Gangwechsel sind kaum spürbar, die Übersetzung im normalen Modus („D“) passt zum komfortablen, Kraftstoff sparenden Vortrieb. Wählt man im Drive Mode Select den Sport-Modus („S“), erfolgen die Gangwechsel dynamischer, der Verbrennungsmotor dreht freudiger hoch, was den Verbrauch naturgemäß erhöht, und auch die Lenkung spricht etwas direkter an. Im Sport-Modus lässt sich das Getriebe auch sequentiell von Hand schalten.
Um höchste Effizienz im Zusammenwirken von DCT und Hybridsystem zu erreichen, hat Kia ein neues „Transmission-Mounted Electric Device“ (TMED) entwickelt. Durch diesen ins Getriebegehäuse integrierten Elektromotor kann das DCT die volle Leistung von Verbrennungs- und Elektromotor parallel übertragen, so dass nur minimale Energieverluste auftreten.In ordentlichen 11,5 Sekunden beschleunigt der kompakte Hybrid-Crossover aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit von 162 km/h ist nicht sportlich, aber immer noch gut für solides Vorankommen und Mitschwimmen auf der Autobahn. Mit seinen fast 1,6 Tonnen Leergewicht (bei Vollausstattung) und über 1,9 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ist der Niro schon eine Größe. Punkten kann der direkteinspritzende Ottomotor beim Verbrauch neben dem exzellenten cW-Wert von 0,29 dank der Hybridunterstützung durch einen Elektromotor: Mit 18-Zoll-Bereifung konsumiert er 4,4 Liter Superkraftstoff je 100 Kilometer im Stadtverkehr, 4,5 Liter außerorts und 4,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (für die 16-Zoll-Räder und Reifen mit reduziertem Rollwiderstand betragen diese Werte sogar nur 3,8 / 3,9 / 3,8 Liter, alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 101 g pro km (bei 18-Zoll-Rädern, bei 16-Zöllern sind es 88 g/km). In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse A+, egal in welcher Bereifung er unterwegs ist. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der Kia Niro ist ausschließlich mit Frontantrieb zu haben. Er glänzt mit einem ordentlichen Geradeauslauf. Die Lenkung spricht gut an, präzise folgt das Fahrzeug den Anweisungen des Fahrers. Von der Feder-Dämpfer-Abstimmung ist der Niro eher komfortabel ausgelegt, was eine deutliche Karosserieneigung in schnellen Kurven zur Folge hat. Trotz seiner 2,70 Meter Radstand ist er recht wendig, wenn auch wenig leichtfüßig. Solide umzirkelt er schnell angegangene Kurven, meistert den plötzlichen Spurwechsel sicher und reiht sich spurtreu in die alte Bahn wieder ein. Serienmäßig steht der Niro auf 16-Zoll-Räder (mit 205/60er Reifen), in der Top-Version Spirit auf 18-Zöllern mit Breitreifen im Format 225/45. Die Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögert prompt, knackig und auf den Punkt.
Eine Karosserie aus ultrahochfesten Stählen mit Aluminiumkomponenten bietet Stabilität und Verwindungssteifigkeit bei optimiertem Karosseriegewicht. Gezielte Karosserieverstärkungen mit definierten Lastpfaden schützen die Insassen ebenso wie die serienmäßige Ausstattung mit Dreipunkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Vorhangairbags vorne und hinten, Knieairbag für den Fahrer und zwei Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten. Der Beifahrerairbag kann abgeschaltet werden, so dass die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung gefahrlos möglich ist. Das Reifendruck-Kontrollsystem TPMS ist serienmäßig kombiniert mit einem Reifen-Reparaturset.
Im EuroNCAP erreichte der Kia Niro im Jahr 2016 vier Sterne in der Standardausstattung bzw. fünf Sterne in der Version mit optionalen Sicherheitspaket. Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung (2009) haben sich die Anforderungen erhöht, so dass es heutzutage immer schwieriger wird, auf fünf Sterne zu kommen. Das Bewertungssystem berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Das „Advanced Driving Assistent“-Paket (Sicherheitspaket) ist nur optional verfügbar und bringt unter anderem einen Autonomen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung und eine Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (für alle Ausstattungslinien) mit, die für die Top-Wertung mit fünf Sternen ursächlich sind. Ansonsten ist alles standardmäßig an Bord, was schon seit Jahren an aktiven Fahrassistenten Standard ist: ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Bremsassistent (BAS) und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESC, heißt woanders ESP) mit Traktionskontrolle (TCS) sowie eine Berganfahrhilfe (HAC) und ein Spurhalteassistent (LKAS).
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Ab 24.990 Euro steht der Kia Niro in Basisausstattung „Edition 7“ in den Preislisten der Händler. Die Top-Ausstattung „Spirit“ ist zu Preisen ab 30.390 Euro zu haben. Extra kostet das Sicherheitspaket (Advanced Driving Assistance), ein Leder-Paket sowie Metallic- oder Perleffekt-Lackierungen.
Kia gibt eine Neuwagen-Garantie von sieben Jahren bis 150.000 Kilometer (auch auf Lithium-Ion-Polymer-Batterie), eine Lackgarantie von fünf Jahren (bis 150.000 Kilometer) sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung (ohne Kilometerbegrenzung). Die Mobilitätsgarantie gilt sieben Jahre ohne Kilometerbegrenzung beim Einhalten der Wartungsintervalle. Zum Service (Inspektion und Ölwechsel) muss der Niro alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 23 / 18 (KH / VK / TK) ein.
© November 2016 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl (6), Kia (6)
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