Testbericht.
Lada Vesta 1.6 16V Luxus
Viel Auto für kleines Budget
Von Petra Grünendahl
Fahrzeug und Ausstattung
Guten Zugang zu beiden Sitzreihen der 4,41 Meter langen Karosserie bieten vier Türen. Die Übersicht nach vorne geht in Ordnung, nach hinten sind die ab der Basisversion serienmäßigen Parksensoren hinten eine große Hilfe. In der „Luxus“-Variante ist sogar eine Rückfahrkamera mit an Bord. Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen großzügig bemessen, auch wenn Sitzriesen mit der Kopffreiheit etwas an ihre Grenzen stoßen könnten. Gut konturiert sind außer den straffen Vordersitzen auch die Außenplätze hinten. Das hat allerdings zur Folge, dass man in der Mitte etwas aufgebockt sitzt. Der Kofferraum ist mit 480 Litern Fassungsvermögen großzügig bemessen. Eine asymmetrisch geteilte Rückbanklehne ermöglicht umgeklappt ein Durchladen bis hinter die Vordersitze. Der Innenraum ist von ordentlicher Materialqualität und ebensolcher Verarbeitung: Beides ist sehr akzeptabel in dieser Preisklasse. Großzügig ist für diese Preisklasse die Ausstattung mit Funktionen. Übersichtlich gestaltet ist das Armaturenbrett: Schalter und Anzeigen sind gut einsehbar und bedienbar angeordnet. Lada wirbt mit der besonderen Wintertauglichkeit des Vesta – unter anderem mit frostsicheren Türschlössern und einer Zündanlage, die auf extreme Temperaturen bis -30°C ausgelegt auch im kältesten Winter immer noch startet –, was in Deutschland selbst im Winter an die Grenze stößt, dass es sooo kalt hier nicht wird (zumindest nicht in Westdeutschland). Zwei Ausstattungslinien stehen für den Lada Vesta zur Wahl. Die Basisausstattung umfasst serienmäßig all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, ein Audiosystem mit RDS-Radio, USB- und AUX-Anschluss sowie Bluetooth-Fernsprecheinrichtung, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Multifunktionslenkrad, Bordcomputer, Klimaanlage, Licht- und Regensensor, Nebelscheinwerfer, Parksensoren hinten, Sitzheizung vorne und eine Wärmeschutzverglasung rundum sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder. Die „Luxus“-Ausstattung bringt mit noch ein paar weitere Features serienmäßig mit wie Klimaautomatik oder die Fronscheibenheizung sowie ein Multimediasystem, welches zusätzlich um Audiosystem der Basisvariante mit 7-Zoll-Farbdisplay und Rückfahrkamera ausgestattet ist. An „Luxus“ haben andere Fahrzeuge vielleicht mehr zu bieten, aber nicht annähernd zu diesem Preis. Aufpreis kostet lediglich eine Ladekantenschutzfolie. Als Nachrüstung gibt es ab Importeur eine Autogasanlaage sowie eine abnehmbare Anhängerzugvorrichtung.
Motor und Antrieb
Der einzige auf dem deutschen Markt verfügbare Motor mit 1,6 Litern Hubraum ist kein modernes High-Tech-Aggregat, sondern ein alter Bekannter: Der Reihen-Vierzylinder (16V) wurde zusammen mit Porsche 1984 für den Lada Samara entwickelt und im Laufe der Jahre immer wieder für neue Modellreihen weiterentwickelt. Mittlerweile leistet er 106 PS (für den etwas kleineren, leichteren Kalina Cross waren es noch 98 PS). Für den nicht einmal 1,3 Tonnen schweren Vesta ist der 106-PS-Motor eine angemessene Motorisierung, Bäume reißt er natürlich nicht aus. Das Aggregat hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Er ist ein eher rustikaler Vertreter seine Gattung. In Ordnung gehen Antritt und Durchzugsvermögen. Das automatisierte Fünfgang-Schaltgetriebe ist mehr für eine ruhige denn eine dynamischere Gangart ausgelegt. Schaltvorgänge sind deutlich spürbar, das Ruckeln lässt sich aber mit sanftem Gasfuß einigermaßen in Grenzen halten. Auch die manuelle Schaltoption bietet nicht wirklich „sportlicheres“ Vorankommen – muss sie aber in einem solchen Fahrzeug auch nicht. Die Leistungsentfaltung geht in Ordnung, das maximale Drehmoment von 148 Newtonmetern verlangt nach Drehzahlen von 4.000 U/min.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der Vesta Automatik 12,8 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 180 km/h. Sparsamer ist der Motor geworden im Vergleich zum Kalina Cross: Je 100 Kilometer im Stadtverkehr konsumiert er 8,3 Liter Superbenzin, 5 Liter sind es außerorts und 6,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand, das manuelle Schaltgetriebe ist ein wenig sparsamer: 8,0 / 5,0 / 6,1 Liter). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 141 g pro km (mit manuellem Schaltgetriebe: 138 g/km). In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse D (manuelle Schaltung: D).
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der Fronttriebler bietet einen guten Geradeauslauf. Die ordentlich ansprechende Lenkung mit elektromechanischer Servounterstützung bietet wenig Rückmeldung vom Asphalt. Das Fahrwerk ist eher komfortabel ausgelegt und bietet nur wenig Stabilität für Fahrdynamik. Der Wendekreis hält sich in überschaubarem Rahmen, allerdings drückt das Fahrzeug in schneller angegangenen Kurven nachdrücklich zum Außenrand. Plötzliche Spurwechsel meistert er ebenso recht problemlos wie das anschließende Wiedereinscheren, allerdings zeigt das weiche Fahrwerk mit Reifen im Format 195/55 R 16 (Basismodell: 185/65 R 15) durchaus seine Grenzen. Der Vesta ist eher für ruhigere Fahrer entwickelt denn für solche, die eine sportlichere Gangart bevorzugen. Dabei neigt er allerdings nicht zu tückischen Lastwechselreaktionen, sondern gibt sich zahm und recht problemlos beherrschbar. Die Bremsanlage mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten wirkt zwar beim Notfallbremsen eher weich, verzögert aber angemessen standfest und sicher. Der Vesta erfülle, so Lada, modernste Sicherheitsnormen. Im Innenraum schützen die Passagiere Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kindersicherung in den hinteren Türen sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde bislang noch kein Lada unterzogen. Fahrassistenten wie ABS mit Bremsassistent, ESP und eine Antriebschlupfregelung sowie das Reifendruckkontrollsystem gehören zur Serienausstattung.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
© September 2017 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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