Testbericht.
Fiat 500S Cabrio
Für das nach oben offene Fahrvergnügen
Von Petra Grünendahl
Fahrzeug und Ausstattung
Nur minimal gewachsen ist der moderne 500 der zweiten Generation gegenüber der ersten: um 2,5 Millimeter hat er lediglich in der Karosserielänge (auf jetzt 3,57 Meter) zugelegt. Breite (1,63 Meter), Höhe (1,49 Meter)) und Radstand (2,30 Meter) sind unverändert. Zwei Türen bieten den Frontpassagieren guten Zugang zum Innenraum, den Fondpassagieren erleichtert die „Easy Entry“-Funktion den Einstieg. Die straffen Sportsitze vorne bieten guten Seitenhalt. Auch im Fond sind die beiden Sitze straff und ordentlich konturiert. Die Übersicht über die Karoserie geht von der hohen Sitzposition in Ordnung, ist allerdings bei vollständig geöffnetem Verdeck nach hinten sehr eingeschränkt. Hier helfen aber die optionalen Parksensoren hinten weiter. Das Platzangebot ist erstaunlich gut. Vorne sitzen auch Sitzriesen noch so gerade eben mit Luft zum Verdeck. Langbeinige Frontpassagiere schränken allerdings hinten die Kniefreiheit ein. Groß gewachsene Passagiere sitzen hinten allerdings weniger kommod. Immerhin bietet die für zwei Leute ausgelegte Rückbank genug Ellenbogenfreiheit. Der Laderaum fasst 185 Liter Gepäck, durch Umklappen der mittig geteilten Rückbanklehne lässt sich das Fassungsvermögen auf bis zu 550 Liter erweitern (hier hatte der Vorgänger mit 610 Litern mehr zu bieten). Der Innenraum ist passend zur Außenlackierung Italia Blau in den Farben Schwarz-Blau gehalten. Sehr ordentlich sind Materialqualität und Verarbeitung. Das Armaturenbrett ist übersichtlich, die Anordnung von Anzeigen und Instrumenten ergonomisch und gut nutzbar. Die Gestaltung wirkt ein wenig verspielt, auch wenn im Retro-Look Hightech-Geräte Einzug gehalten haben: Sie passt allerdings sehr gut zur äußeren Optik und zum Charakter des Fahrzeugs. Die Basisversion der Cabrio-Limousine 500C heißt Pop und kommt serienmäßig mit funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern, elektrisch betätigtem Multi-Stage-Stoffverdeck, Multifunktionslenkrad, Uconnect-Radio mit 5-Zoll-Bildschirm, Aux- und USB-Anschlüssen und Geschwindigkeitsbegrenzer sowie 14-Zoll-Stahlfelgen mit Radzierblenden. Das Lenkrad ist höhenverstellbar. Ab der Version Lounge kommen eine manuelle Klimaanlage, Uconnect Live (mit Zugang zu sozialen Netzwerken, Internetradio, dem, Musikdienst Deezer und zentraler Steuerung von Smartphone-Applikationen) dazu, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Lederlenkrad und Geschwindigkeitsregelanlage sowie 15-Zoll-Leichtmetallräder. Frontgrill, Fensterleisten und Auspuffblende sind mit Chromelementen akzentuiert, die Außenspiegel beheizbar. Unsere Top-Version 500S bekommt mit sportlichen Stoßfängern und Seitenschwellern, Sportlenkrad, einem exklusiven Schaltknauf und Sportsitzen vorne, dunkel satinierten Exterieurdetails, einer verchromten Auspuffblende sowie 16-Zoll-Leichtmetallern in Mattschwarz einen deutlich sportlichen Anstrich. Ein 7-Zoll-HD-Touchscreen und Nebelscheinwerfer runden die Serienausstattung ab. Aufpreis kosten Features wie Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, ein Navigationssystem mit Europakarte, getönte Seitenscheiben hinten, Windschott oder Bi-Xenon-Scheinwerfer.
Motor und Antrieb
Unser 1,2-Liter-Vierzyliner-Benziner ist aus dem Vormodell bekannt, wurde aber für die neue 500er-Generation überarbeitet und optimiert. Der Motor leistet 69 PS und verbraucht weniger Sprit. Der Motor hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Der 1.2er ist etwas zäh im Antritt, wenn man nicht kräftig aufs Gaspedal tritt – was dann aber wieder zulasten eines akzeptablen Verbrauchs gehen dürfte. Ähnlich verhält es sich mit Durchzug und Leistungsentfaltung: Je ordentlicher man voran kommen will, desto höher der Verbrauch. Der Motor ist dabei aber mit der weniger als eine Tonne schweren Karoserie keineswegs überfordert. Allerdings braucht er bei einem maximalen Drehmoment von 102 Newtonmetern bei 3.000 Touren schon etwas Anlauf. Der Motor läuft ordentlich rund und akustisch unspektakulär. Die durch das Stoffverdeck eindringenden Windgeräusche sind im Innenraum präsenter. Ein Zweizylinder-Vierventil-Ottomotor Twin Air mit 0,9 Litern Hubraum und 85 bzw. 105 PS (ohne rsp. mit Turbolader) sowie ein CommonRail-Turbodiesel, der 1.3 16 V MultiJet mit 95 PS, runden die Motorenpalette ab. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe lässt sich leichtgängig und präzise schalten. Trotz der hohen Position des Schaltknaufs glänzt der Kleine mit knackig kurzen Schaltwegen. Die Getriebeübersetzung ist im Vergleich zum schon kurz übersetzten Vorgänger in den ersten beiden Gängen noch einen Tick kürzer geraten, um das Fahrzeug fixer in Fahrt zu bringen. Aus dem Stand beschleunig er in 12,9 Sekunden auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 160 km/h. Er konsumiert 6,2 Liter im Stadtverkehr, 4,2 Liter außerorts und 4,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 115 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse D.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Trotz einer Spurweite von ca. 1,41 Meter auf beiden Achsen und einer Karosseriehöhe von fast 1,49 Metern liegt der 500 statt auf dem Asphalt. Das liegt an dem dennoch niedrigen Fahrzeugschwerpunkt, aber unsere ausgesprochenen Breitreifen tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Der Fronttriebler zieht sicher und spurtreu seine Bahnen, auch in flotter angegangenen Kurven. Ein Untersteuern ist kaum wahrzunehmen, dafür aber eine leichte Karosserieneigung. Die elektrische Servolenkung „Dualdrive“ ist recht direkt ausgelegt und spricht spontan auf die Richtungsanweisungen des Fahrers an. Für den Stadtverkehr ist sie mit City-Funktion ausgestattet für ein direkteres Ansprechen der Lenkung beim Kurven und Rangieren bei niedriger Geschwindigkeit. Das Fahrwerk wirkt eher straff (vielleicht auch wegen der Niederquerschnittsreifen), aber nicht unkomfortabel. Dafür ist die Seitenneigung angesichts von Karosseriehöhe und Sitzposition zwar spürbar, aber nicht so ausgeprägt. Die kleine Cabrio-Limousine klebt förmlich auf dem Asphalt, spricht aber agil und dynamisch auf Fahrbefehle an, dass es für den Fahrer die reinste Freude ist. Der Wendekreis ist klein, ein bisschen fühlt man sich – der hohen Sitzposition zum Trotz – wie im Kart. Weder plötzliche Ausweichmanöver noch das anschließende Wiedereinscheren bringen ihn aus der Ruhe. Tückische Lastwechselreaktionen sind ihm fremd. Die Basisversion des 500C steht auf 14-Zoll-Rädern mit 175/65er Reifen, unser Top-Modell auf 16-Zöllern mit Breitreifen im Format 195/45. Die Bremsanlage mit Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten verzögert erstaunlich ordentlich, spurtreu und sicher. Die Insassen schützen Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen vier Plätzen, Front-, Seiten- und Kopfairbags vorne sowie Knieairbags für den Fahrer, Sicherheitspedale und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Fondplätzen. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, so dass dort auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Alle vier Sitze verfügen über eine Anti-Submarining-Struktur, die im Falle einer Vollbremsung ein Durchrutschen unter den Sicherheitsgurten verhindert. Im EuroNCAP erreichte der Fiat 500 im Jahr 2017 drei Sterne für seine Sicherheit. Das Bewertungssystem berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Serienmäßig an Bord sind ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent, Berganfahrhilfe, Antriebsschlupfregelung, Motorschleppmomentreglung und eine Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung hat sich allerdings die Messlatte zum Erreichen der Höchstwertung immer wieder erhöht: So gelten seit 2016 höhere Anforderungen im Bereich Aufprallschutz und ergänzende Anforderungen bei der umfassenden Ausstattung mit praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie, die der Fiat 500 nicht so ganz erfüllen kann. Serienmäßig an Bord ist ein Reifen-Reparaturkit, gegen Aufpreis gibt es anstelle dessen ein Notrad.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Ab 15.190 Euro steht die Cabrio-Limousine des italienischen Kleinstwagens in den Preislisten der Händler – in der Basisausstattung Pop mit dem 1,2-Liter-Vierzylindermotor. In der sportlichen Top-Ausstattung 500S ist er zu Preisen ab 18.200 Euro zu haben. Aufpreis kosten Uni-Sonder-, Metallic- und Dreischicht-Lackierungen.
Fiat gibt zwei Jahre Gewährleistung ohne Kilometerbegrenzung auf das Neufahrzeug, drei Jahre Garantie auf den Lack sowie 8 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Mobilitätsgarantie gilt während der zweijährigen Neuwagengarantie. Optional sind Anschlussgarantien für 12, 24 oder 36 Monate möglich Zur Wartung muss der Fiat 500 mit jeder Motorisierung alle 30.000 Kilometer. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 14 / 15 (KH / VK / TK) ein.
© November 2017 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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