Testbericht.
Lada Vesta SW Cross 1.6 Luxus
Eleganter Russe bietet viel Auto für wenig Geld
Von Petra Grünendahl
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Schick sieht er aus: Nicht modisch, sondern mit einer eher zeitlosen Eleganz. Der Lada Vesta Cross ist der Kombi (Vesta SW für Station Wagon) mit mehr Bodenfreiheit und „Cross“-Applikationen (Schutzapplikationen aus Kunststoff) an der Karosserie, die eine Geländegängigkeit suggerieren, die allerdings nicht vorhanden ist. Dieses Styling ist modern, andere Automobilhersteller haben ähnlich aufgemachte Karosserievarianten im Programm. Die Klavierlackoptik im Kühlergrill verrät die Top-Version der Baureihe.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Mit dem Vesta hatte Lada 2017 ein modernes Auto auf den deutschen Markt gebracht, welches zeitgemäße Kundenansprüche ebenso erfüllt wie aktuelle Schadstoff- oder Sicherheitsanforderungen. Dass Lada hier ein vermarktungs- und konkurrenzfähiges Fahrzeug auf dem Markt hat, liegt an der Beteiligung von Renault-Nissan, die den Russen Zugang zu entsprechenden Ressourcen und der passenden Technik liefern. Der Limousine folgten 2018 der Vesta SW (für Station Wagon), ein klassischer Kombi, und der Vesta SW Cross mit erhöhtem Karosserie-Niveau und Schlecht-Wege-Optik. Wir durften den Vesta SW Cross mit der einzig verfügbaren Motorisierung, einem 102 PS starken 1,6-Liter-Motor in der Top-Ausstattung Luxus genauer ins Visier nehmen.
Fahrzeug und Ausstattung
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Mit 1,785 Metern Breite ist der Vesta Cross gute 2 Zentimeter breiter als der normale Vesta oder der Vesta Kombi (SW). Mit 1,537 Metern Höhe ist er wegen seiner erhöhten Bodenfreiheit (insgesamt 20,3 Zentimeter) 3 Zentimeter höher als der Kombi. Guten Zugang bieten fünf Türen. Die leicht erhöhte Sitzposition ermöglicht eine akzeptable Übersicht über die Ausmaße der Karosserie. Mehr bringen in puncto Übersicht allerdings die Parksensoren hinten (Serie ab dem Basismodell) und die Rückfahrkamera, die in unserer Luxus-Ausstattung inklusive ist.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Materialqualität und gute Verarbeitung sind zeitgemäß hochwertig: Da gibt es nichts auszusetzen. Die Bedienung von Schaltern und Einsicht der Anzeigen ist problemlos. Das Platzangebot ist in beiden Reihen sehr großzügig, auch wenn man zu Dritt auf der Rückbank sehr auf Tuchfühlung sitzt. Die straffen, sportlich konturierten Vordersitze bieten guten Seitenhalt. Der gut geschnittene Laderaum fasst 480 Liter hinter den Rücksitzen unter der Laderaumabdeckung, Durch Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitze lässt sich das Volumen auf 825 Liter bis zur Fensterunterkante erweitern. Volumenwerte für eine dachhohe Beladung bis hinter die Vordersitze liegen leider nicht vor. Die erlaubte Zuladung liegt je nach Ausstattung zwischen 380 und 400 Kilogramm. Angesichts des voluminösen Laderaums wäre ein höheres zulässiges Gesamtgewicht (1.730 Kilogramm) wünschenswert. Der Laderaum ist flexibel nutzbar, bietet er doch eine zusätzliche 12-Volt-Stecksode, zusätzliche Ablagefächer und –flächen in den Seitenverkleidungen sowie unter dem Gepäckraumboden befindliche Ablageschalen (Organizer-System) als weiteren Stauraum.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Den Lada Vesta Cross gibt es in zwei Ausstattungslinien: Standard und Luxus. Die Serienausstattung ist schon in der Standard-Variante außergewöhnlich umfangreich: Sie umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel mit integrierten Blinkern, elektrische Fensterheber rundum, Colorverglasung rundum, ein Audiosystem mit RDS, USB, AUX und Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Multifunktionslenkrad, Bordcomputer, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Lichtautomatik und Regensensor, Sitzheizung vorne und Klimaautomatik sowie Nebelscheinwerfer, die Dachreling, Parksensoren hinten und 17-Zoll-Leichtmetallräder. Der Fahrersitz ist höhenverstellbar, das Handschuhfach gekühlt.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
In der Luxus-Ausstattung gibt es zusätzlich Armlehnen vorne und hinten (vorne mit Ablagebox und 12V-Steckdose), Privacy Glass hinten (dunkel getönte Scheiben), ein Multimediasystem (Audio wie oben, aber mit 7-Zoll-Farbdisplay), Navigationssystem und Rückfahrkamera. Der Kühlergrill ist in Klavierlack-Optik gehalten. In der Variante mit manueller Schaltung sind in der Luxus-Ausstattung darüber hinaus eine Frontscheibenheizung, ein USB-Anschluss in der Ablagebox sowie Sitzheizung hinten mit an Bord (in der Variante mit automatisiertem Fünfgang-Schaltgetriebe nicht). Und wo bei anderen Automobilherstellern die Aufpreisliste mit ihren Möglichkeiten auch preislich ins Unendliche geht: Weitere Extras gegen Aufpreis gibt es nicht, wenn man von einer möglichen Umrüstung auf Autogas ab Importeur absieht.
Motor und Antrieb
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Die Optik des verchromten Doppelrohr-Auspuffs suggeriert eine höhere Motorleistung, aber de facto ist der Vesta Cross nur mit einer 102 PS starken 1,6-Liter-Motorisierung zu haben. Damit ist der Vesta Cross aber durchaus befriedigend motorisiert. Der Motor läuft vibrationsarm mit einer etwas rustikalen Akustik und hängt gut am Gas. Sportliche Ambitionen hat er nicht, aber der Motor bietet mit der knapp über 1,3 Tonnen schweren Karosserie ordentlichen Antritt und eine Leistungsentfaltung über das relevante Drehzahlband, welche man absolut als akzeptabel bezeichnen muss. Präzise und leichtgängig schaltet sich das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe, dessen Getriebeübersetzung auf Kraftstoffeffizienz ausgelegt ist. Eine Gangwechselanzeige regt bei steigenden Drehzahlen entsprechendes Hochschalten in den nächsten Gang an.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Mit einer Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 liefert er mit 12,6 Sekunden eine ordentliche Leistung. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h schwimmt er auch im zügigen Autobahnverkehr locker mit. Die Verbrauchswerte sind mit 9,1 Litern Superkraftstoff im Stadtverkehr, 5,9 Litern außerorts und 7,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand) auch real zu erfüllen. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 162 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse E.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Der Vesta wird über die Vorderachse angetrieben. Gut sind sein Geradeauslauf, satt die Straßenlage. Solide folgt der Vesta Cross den Lenkbefehlen des Fahrers. Die Lenkung arbeitet servo-unterstützt und ist eher direkt ausgelegt. Ausgewogen liegt der Vesta auf dem Asphalt und bietet sehr ordentlichen Abrollkomfort. Kleine Unebenheiten bügelt das eher etwas straffer abgestimmte Fahrwerk klaglos glatt. Die Gasdruckstoßdämpfer sind mit verstärkten Federn gepaart, damit die Karosserie in Kurven weniger stark „einknickt“. Die damit straffere Auslegung sorgt für wenig Seitenneigung auch in flott gefahrenen Kurven. Das Untersteuern (Schieben zum Kurvenaußenrand) ist minimal. Insgesamt gibt er sich gutmütig und ohne tückische Lastwechselreaktionen. Leichtfüßig wirkt er dabei nicht, was wohl seiner hohen Bodenfreiheit zuzuschreiben ist.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Unser Testwagen steht auf Reifen im Format 205/50 auf den serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetallrädern. Standfest und spurtreu verzögert die Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet). Es gibt ein Reifendruckkontrollsystem, darüber hinaus ist ein vollwertiges Reserverad serienmäßig an Bord.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Lada hat dem Vesta SW an passiver Sicherheit für die Insassen Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie zwei Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten mitgegeben. An aktiven Systemen ist mit ABS, Bremsassistent und Elektronischer Bremskraftverteilung, dem Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) mit Traktionskontrolle und einer Berganfahrhilfe die heutige Standardausstattung an Bord. Einen Crashtest nach EuroNCAP gibt es für den Lada Vesta SW bzw. Cross nicht: Dafür sind seine Marktanteile zu gering.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Zum Preis von 16.590 Euro ist die Standardversion des Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Motor und manuellem Schaltgetriebe zu haben. Unsere Luxus-Version kostet 17.990 Euro. Eine Brillant-Lackierung (Gletscher-Weiß) und acht Metallic-Lackierungen sind alle ohne Aufpreis verfügbar.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Der Lada-Händler gibt eine dreijährigen Neuwagen-Garantie sowie eine zweijährige Anschlussgarantie über die Europ Assistance Versicherung. Zu Inspektion und Ölwechsel muss das Fahrzeug alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 22 / 18 (KH / VK / TK) ein.
Lada
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
Der Lada Vesta SW Cross mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Luxus-Ausstattung. Foto: Petra Grünendahl.
„Lada“ ist der Markenname für Personenwagen des Wolga-Automobilwerks (AvtoVAZ), des größten Pkw-Herstellers in Russland. Das zentrale AvtoVAZ-Werk liegt in Togliatti (benannt nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti), rund 1.000 Kilometer südöstlich von Moskau an der Wolga. Das technische Know-how sicherte bei Gründung des Unternehmens 1966 eine Kooperation mit Fiat, daher auch die Umbenennung des Werksstandortes in Togliatti. Die Verbindungen zu Fiat sind schon länger gekappt. Renault-Nissan ist seit 2008 beteiligt, zunächst mit 25 Prozent der Aktien. Mit einer Investitionsoffensive ins russische Werk und die Produktpalette (über 600 Mio. Euro) stockte die französisch-japanische Allianz 2014 ihre Anteile auf 74,5 Prozent auf. Dank dieses Engagements kann Lada heute in Europa auch wieder vermarktungsfähige Fahrzeuge anbieten, denn EU-Regelungen zu Abgasnormen, Kühlmittel für Klimaanlagen, Tagfahrlicht oder Reifendruckkontrollen hatten die russische Modellpalette zwischenzeitlich fast unverkäuflich gemacht. Die kompakte Stufenhecklimousine Granta ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Renault-Nissan. Auch der Kalina der aktuellen – zweiten – Generation wurde mit Hilfe von Renault-Nissan weiterentwickelt. Lada kann mittlerweile auch mit Motoren und anderen technischen Komponenten aus dem Baukasten der Muttergesellschaft aufwarten – ähnlich wie Dacia. Zur Zeit bietet der Lada-Importeur in Deutschland die Modellreihen Vesta (Limousine, SW / Kombi und SW Cross) sowie 4×4 (lief früher als Lada Niva) an. Lada verfügt aktuell in Deutschland über ein Händlernetz mit 266 Partnern, das gesamte Servicenetz inklusive Werkstätten umfasste über 320 Partnerbetriebe. Das Netz wird stetig ausgebaut.
https://www.lada.de
© August 2019 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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