Renault Kangoo 1.4

Fahrbericht.
Renault Kangoo 1.4 RN
Der knuffige Kompakte überzeugt mit intelligenten Konzept
Von Petra Grünendahl

An den legendären Renault 4 erinnert beim Kangoo lediglich der günstige Anschaffungspreis und seine schlicht gehaltene Ausstattung. Ansonsten ist der Kangoo ein völlig neues Fahrzeugkonzept: Praxisorientiert, ohne preistreibenden Luxus, aber in Bezug auf Sicherheit und Umweltverträglichkeit auf dem neuesten Stand. Gerade für Familien ist der knapp vier Meter lange, sehr kompakte Wagen interessant.

Aber auch wer häufig sperrige Gegenstände transportieren muß, wird den Kangoo wegen seiner Variabilität, seiner Nutzbarkeit und seiner Ladekapazitäten zu schätzen wissen.

Knuffig sieht er aus, mit seinen kompakten, sehr harmonisch geratenen Abmessungen (Länge 4,00 m, Breite 1,66 m, Höhe 1,83 m). Die großen rundlichen Scheinwerfer und die einem orangefarbenen Kajalstrich unterm Auge gleichenden Blinker stehen dem Kangoo gut zu Gesicht.

Die Serienausstattung unseres Kangoo 1.4 RN ist recht umfangreich und reicht von reichlich vorhandenem Ablagefächern und Stauraum im Cockpit bis zur Wärmeschutzverglasung. Der von innen einstellbare Außenspiegel ist Serie, wer ihn elektrisch einstellbar und beheizbar haben möchte, zahlt 232 Mark extra.

Beim Pkw gehört die Heckklappe mit Heckscheibenwischer zur Serienausstattung, die verglasten Türen (asymetrisch) bekommt der Kunde auf Wunsch, aber ohne Mehrkosten. Die Schiebetür zum hinteren Fahrgastraum gibt es nur auf der Beifahrerseite, was die Sicherheit für ein- und aussteigende Passagiere, insbesondere für Kinder, erhöht.

Das Laderaumvolumen ist mit 600 Litern (2.600 Litern bei ausgebauter Rückbank) nicht nur extrem großzügig bemessen, sondern wegen der kompakten Bauweise des Kangoo auch gut nutzbar. Die Rückbank ist spielend leicht ausbaubar. Wahlweise gibt es in der Tradition des R4 F6 für die Ausstattung mit Hecktüren auch eine Leiterklappe aus Kunststoff (420 Mark) oder getöntem Glas (490 Mark).

Sowohl vorne als auch auf der Rückbank haben selbst Großgewachsene befriedigende Kopf- und Kniefreiheit. Die Sitze sind straff gepolstert, bequem auch auf längeren Strecken und bieten guten Seitenhalt.

Als besonders praktisch, weil leichter zu reinigen, erweist sich der Gummibelag im Fußraum. Ohnehin ist der Innenraum praktisch gestaltet mit vielen Ablageflächen und -fächern. Geschmackssache ist hingegen das zweifarbige Armaturenbrett.

Mit dem 1,4 Liter Benzinmotor ist der Kangoo ausreichend motorisiert. Gutmütig, aber nicht sonderlich temperamentvoll in unteren Drehzahlbereich, zieht der 1,1 Tonnen schwere Fronttriebler etwas zäh auf seine Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h. Sein maximales Drehmoment von nur 114 Newtonmetern erreicht der Kangoo auch erst bei 4.250 U/min. Von 0 auf 100 braucht der 75 PS-Motor 14,3 Sekunden, was in Anbetracht seines Gewichtes und seiner Stirnfläche nicht zuviel ist.

Gut liegt er auf der Straße, seine Lenkung spricht direkt an. Der Wendekreis wird vom Hersteller mit 10,5 m angegeben: Der Kangoo wendet dank seiner Servolenkung in der Praxis wie ein Dreirad. Handlich und gut zu führen kriegt er, was angesichts seiner kompakten Maße erstaunt, mit Leichtigkeit jede Kurve. Gutmütig und ohne tückische Lastwechselreaktionen ist er trotz seines hohen Schwerpunktes problemlos zu handhaben.

Die Schaltung ist sauber abgestuft, leichtgängig und exakt zu schalten. Die Bremsen (vorne Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen) mit serienmäßigem ABS verzögern prompt, spurstabil und auch nach mehreren kräftigen Bremsungen ohne nachzulassen. Bremskraftregler und Bremskraftverstärker besitzt der Kangoo in allen Varianten serienmäßig.

Außer dem 1,4-Liter-Motor mit 75 PS ist der Kangoo in drei weiteren Motorvarianten erhältlich: als 1,2 Liter-Benziner mit 60 PS sowie als 1,9 Liter-Wirbelkammerdieselmotor mit 55 bzw. 65 PS. Der 65 PS-Diesel macht im Kangoo noch eine recht gute Figur. Die beiden anderen Motoren ziehen etwas zäh und wären mit einem voll beladenen Wagen wohl ein wenig überfordert.

Die Servolenkung ist beim 65 PS-Diesel und beim 75 PS-Benziner serienmäßig, man sollte aber auch beim 60 PS-Benziner und dem 55 PS-Diesel die 930 Mark investieren.

Eher spartanisch ist die Federung. Sie läßt Fahrer über den Fahrbahnbeschaffenheit nicht im Unklaren, steckt lange Bodenwellen aber besser weg als kleinere Unebenheiten. Ordentliche und solide ist die Verarbeitung: auch auf Kopfsteinpflaster klappert nichts.

Die serienmäßige Sicherheitsausstattung ist umfangreich und zeitgemäß: Seitenschutzverstärkung, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte mit programmiertem Rückhaltesystem, ABS, Fahrer- und Beifahrer-Airbag.

Beim Kangoo 1.4 RN gibt es schon viel Auto für wenig Geld: 23.900 Mark kostet die RN-Ausstattung mit 1,4 Liter-Motor. Die etwas umfangreichere RT-Version schlägt mit 25.200 Mark zu Buche. In seiner einfachsten Ausstattung mit dem 1,2 Liter-Motor kostet der Wagen sogar nur 21.990 Mark. Die 2.200 Mark für eine Klimaanlage sind bestimmt nicht verkehrt investiert. Sie ist allerdings nur für den 75 PS-Benziner und den 65 PS-Diesel im Programm, aber die stärkeren Motoren sind ohnehin die bessere Wahl. Die Zentralverriegelung mit Funk-Fernbedienung kostet in der RN-Ausstattung 450 Mark extra, in der RT-Ausführung ist sie serienmäßig dabei.

Der Kangoo mit dem 1,4 Liter-Benzinmotor verbraucht 7,5 Liter Superbenzin (Herstellerangabe), was bei dem 52 Liter-Tank für eine Reichweite von fast 700 km gut ist. Neben einer 12-monatigen Garantie ohne Kilometerbegrenzung – etwas wenig, die 12 Monate, wo andere schon drei Jahre, wenn auch nur bis 100.000 Kilometer bieten – auf den Neuwagen, auf Reparaturen und Original-Ersatzteile gibt Renault 6 Jahre Garantie gegen Durchrostung.

© Mai 1998 Petra Grünendahl, Fotos: grü

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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