Nissan Almera 2.0 Top Sport

Testbericht.
Nissan Almera 2.0 Top Sport
Die sportlich-jugenliche Reiselimousine
Von Petra Grünendahl

Optisch ist er gut gelungen, der Nissan Almera: Jugendlich und sportlich von der langen, flachen Motorhaube bis zur lang nach hinten durchgezogenen Dachlinie, die bei unserem „Top Sport“-Modell – wie auch in den Ausstattungsvarianten Motion und Emotion – noch durch einen serienmäßigen Dachspoiler (mit integrierter dritter Bremsleuchte) verlängert wird.

almera02Angetrieben wird der „Top Sport“ von einem 2 Liter-Benzinmotor mit 143 PS, der Top-Motorisierung dieser Modellreihe, die nur in der „Top Sport“-Ausstattung zu bekommen ist. Mit seinem flotten Design gibt der 4,14 m lange, kompakte Japaner in der Stadt wie auf Überlandstraßen oder Autobahnen eine gute Figur ab. Zwar ist der Nissan Almera bereits seit 1995 auf dem Markt, doch sieht man den Sunny-Nachfolger auf unseren Straßen viel zu selten. Im Frühjahr dieses Jahres hat ihn Nissan einer Frischzellenkur unterzogen und hier und da noch etwas verbessert.

In der sogenannten „Golf-Klasse“ hat er sich bislang – zu Unrecht – nicht durchsetzen können. Dabei hat der Japaner eine ganze Menge zu bieten. Die Sitzposition in den velourbezogenen Sportsitzen relativ niedrig, aber bequem. Der Platz auf den vorderen Sitzen ist ausreichend, die Sitze bieten guten Seitenhalt und sind auch auf längeren Fahrten eine Wohltat. Die Kopffreiheit ist vorne wie hinten – dank der weit nach hinten gezogenen Dachlinie – mehr als ausreichend.

Der Radstand von 2,54 m sorgt für recht gute Platzverhältnisse im Passagierraum. Nur mit der Kniefreiheit im Fond ist nicht weit her, wenn sowohl vorne als auch hinten sehr großgewachsene Passagiere Platz nehmen, reicht aber für kurze Strecken immer noch aus. Für zwei Personen ist dieses Auto in jeder Beziehung großzügig bemessen.

Der Kofferraum ist mit 340 Litern nicht übermäßig groß, faßt aber doch 10 Liter mehr als der Golf und ist geräumig und gut nutzbar. Lediglich die verhältnismäßig großen Federbeindome schränken die Durchladebreite hinten an den Rücksitzen etwas ein. Die hohe Ladekante von 69 cm erschwert das Einladen gewichtiger Gepäckstücke. Das (vollwertige) Resesrverad ist unter dem leicht zu entfernenden Kofferraumboden – zumindest bei leerem Gepäckraum – gut zugänglich.

Die Rückbank ist in dem nur als Dreitürer lieferbaren Almera nur über die Fahrer- oder Beifahrertür zu erreichen. Zwar gibt der ganz nach vorne rückende Vordersitz ausreichend Raum zum Einstieg frei, jedoch rücken die Vordersitze nicht wieder in die alten Positionen zurück und müssen neu eingestellt werden. Im Fond wird es für drei Passagiere etwas eng und ist nichts für längere Touren. Soll es aber wohl auch nicht sein, denn es gibt für hinten nur zwei Kopfstützen.

Der Innenraum wirkt wohnlich und qualitativ erstklassig. Tadellos auch die Verarbeitung: Nichts klappert oder knarrt bei Fahrten auf holprigen Straßen. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet. Die Anzeigen sind problemlos einzusehen und gut ablesbar. Alle Schalter und Hebel sind an der richtigen Stelle und lassen sich blind betätigen. Sehr angenehm ist die stufenlos regelbare Intervall-Schaltung der Scheibenwischer, für die man zwar die rechte Hand kurz vom Lenkrad, nicht aber den Blick von der Straße nehmen muß.

Die exklusive Ausstattungslinie „Top Sport“ umfaßt eine manuelle Klimaanlage, strapazierfägige, velourbezogene Sportsitze mit Seitenairbag vorne und ein Vier-Speichen-Airbag-Sportlenkrad in Leder. Ebenso in Leder gehaltenen sind der Schaltknauf und der Handbremshebel. Seitenablagen in den Türen, ein geräumiges Handschuhfach, daneben eine offene Ablage und die aufklappbare Mittelarmlehne bieten ausreichend Stauraum. Der Fahrersitz ist ebenso wie das Lenkrad höhenverstellbar, die Lehne neigungsverstellbar und auch die Kopfstützen können den Passagieren angepaßt werden. Rücksitzlehne und Sitzbank sind asymetrisch geteilt umklappbar und ermöglichen ein flexibles Durchladen in den Passagierraum. Elektrische Fensterheber sowie elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel vervollständigen die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens. Ein elektrisches Glas-Hub-Schiebedach gehört ebenso zur Top-Ausstattung wie 15 Zoll-Leichtmetallfelgen wie Breitreifen im Format 195/55.

Die Sicherheitsaustattung des nicht mehr so ganz taufrischen Japaners ist seit dem Facelift auf dem neuesten Stand: Vom ABS über eine crashoptimierte und verstärkte Karosserie und Automatikgurten mit Gurtstraffern (vorne höhenverstellbar) bis hin zu vier Airbags für Fahrer und Beifahrer ist alles dabei. Asphärische Außenspiegel ermöglichen zudem größeren Überblick nach hinten. Serienmäßig ist auch in allen Almera-Varianten die elektronische Wegfahrsperre NATS (Nissan Anti Theft System) installiert.

almera01Der 2 Liter-Motor leistet 143 PS und erreicht sein Drehmomentmaximum von 178 Nm bei 4.800/min. Aber auch zwischen 2.000/min. und 3.000/min. liegt ein verhältnismäßig hohes Drehmoment an und der Wagen kommt zügig auf Touren. Willig nimmt er vor allem in den unteren Gängen Gas an und prescht vorwärts. Lediglich im recht lang übersetzten fünften Gang geht es mit der Beschleunigung nicht mehr ganz so flott. Ansonsten läßt sich der Almera bis zum vierten Gang auch schön schaltfaul fahren. Alles in allem verfügt der kompakte Japaner mit der 2 Liter-Maschine über eine souveräne Motorisierung, die auf langen Autobahnfahrten für rasche Überholmanöver gut ist und sich als angenehmer Reisebegleiter präsentiert.

Von 0 auf Tempo 100 sprintet der sportliche Nissan in 8,2 Sekunden. Gute 210 km/h schafft er an Spitzengeschwindigkeit. Der Verbrauch ist mit 8,1 Liter Superbenzin auf 100 km im gemischten Zyklus (Herstellerangabe) durchaus klassenüblich. Der 2 Liter-Motor, nicht gerade die neueste Motorengeneration, erfüllt bislang nur die Euro2-Abgasnorm. Die beiden kleineren Benzinmotoren der Modellreihe erfüllen allerdings schon die D3-Norm.

Leichtgäng und exakt läßt sich der Nissan Almera schalten. Die Lenkung arbeitet präzise und zielgenau und vermittelt guten Fahrbahnkontakt. Nur um die Mittellage hat die Lenkung etwas viel Spiel, wo man sich bei dieser sportlichen Modellausführung eine etwas direktere Ansprache wünschen würde. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) verzögern schnell, gut dosierbar und spurtreu.

Gut liegt das Fahrzeug auf der Straße. Tadellos läßt er sich führen, ist mit einem Wendekreis von 10,4 m und seiner drehzahlabhängigen Servolenkung mühelos zu handhaben. In schnellen Kurven schiebt der Fronttriebler gutmütig über die Vorderräder nach außen. Lastwechsel quittiert er nicht mit bösen Überraschungen.

Die Kompaktlenker-Hinterachse aus dem Maxima sorgt für bessere Radführung und einen Fahrkomfort der Oberklasse, wobei allerdings das sportliche Handling des Top Sportlers etwas zu kurz kommt. Das Fahrwerk ist trotz sportlich-straffer Federung eher auf komfortable Langstreckenfahrten denn auf die – bei dieser Motorisierung wünschenswerte – Sportlichkeit abgestimmt.

Die sportliche Federung steckt kleine Unebenheiten souverän weg, größere quittiert die Karosserie mit leichten Nickbewegungen. Den kultivierten Motor hört man kaum, auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht, dann schon eher die Windgeräusche, die sich ab 160 km/h in den Vordergrund drängen.

Neben dem „Top Sport“-Modell mit 2 Liter-Ottomotor gibt es den Almera mit zwei weiteren Benzinmotoren (1,4 Liter mit 75 PS und 1,6 Liter mit 90 PS) sowie einem 75 PS starken 2 Liter-Dieselmotor. Mit Ausnahme des „Top Sport“-Modells gibt es sie außer mit drei Türen auch als Fünftürer sowie als viertürige Stufenheck-Limousinen. Sechs Ausstattungsvarianten sorgen zudem beim Käufer für die Qual der Wahl.

Die Preise liegen zwischen 24.395 Mark für den kleinsten Motor mit der einfachsten Ausstattung und 36.995 Mark für die Top Sport-Serienausstattung unseres Testwagens. In der Versicherungseinstufung – Haftpflicht Typklasse 21, Vollkasko 27, Teilkasko 34 – liegt er kostenmäßig im Spitzenfeld seiner Klasse. Abgesehen davon bietet der Almera in allen Karosserievarianten durchaus ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis in Puncto Ausstattung und Verbrauch in Verbindung mit seiner Handlichkeit, für bis zu zwei Personen ausreichenden Nutzbarkeit und guten komfortablen Fahreigenschaften.

Nissan gewährt drei Jahre Garantie bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern, eine Sechs-Jahres-Garantie gegen Durchrostung und dazu – gegen Aufpreis – verschiedenste Service- und Mobilitätsgarantien.

© September 1998 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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