Testbericht.
Opel Corsa B 1.0 12 V Special
Qualitäten für wenig Geld
Von Petra Grünendahl
Etwas in die Jahre gekommen ist der Opel Corsa, der bereits seit 1993 in der zweiten Modellreihe vom Band läuft. Fast seit Beginn seiner Produktion ist er Deutschlands meistgekaufter Kleinwagen – und das immer noch. Auch heute noch hat der kleine Rüsselsheimer seine Vorzüge, die ihn zu Recht zum Bestseller machen. Allerdings sollte man sich nicht unbedingt mit dem Minimum dessen, was der Corsa zu bieten hat, begnügen, denn gerade hier sieht er besonders alt aus. Wir fuhren das Einsteigermodell, das preislich noch unter dem Basis-Modell angesiedelt ist, den Corsa 1.0 12 V Special in leuchtendem Magmarot.
Ordentlich ausgestattet ist er auch in der sparsam ausstaffierten Special-Version: Front- und Heckscheibenwischer (mit Intervallschaltung!), die Rücksitzlehne ist geteilt umklappbar, Front- und Seitenairbags für beide Frontsitze, verstärkte Sicherheitskarosserie mit computerberechneten Knautschzonen. Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf den Außenplätzen (mit Gurtstraffern vorne), Beckengurt in der Mitte, die dritte Kopfstütze gibt es gegen Aufpreis – das ist durchaus klassenüblich. Die Stoßfänger nicht lackiert, was kleine Parkrempler nicht zum teuren Vergnügen ausarten lässt. Allerdings gibt es nicht die ab der Basis-Ausstattung verfügbaren Seitenschutzleisten.
Was dem Wagen fehlt, ist die Servolenkung, die es in dieser Einsteiger-Ausstattung nicht gibt, auch nicht gegen Aufpreis. Dadurch wirkt das mit 940 Kilogramm nicht gerade leichte Gefährt sehr schwerfällig: so dass der kleine Motor wirklich Mühe hat, den Wagen ordentlich in Schwung zu bringen. Das macht sich vor allen auf kurvigen Straßen bemerkbar. Auch braucht es mehr Lenkkraft, um den Wagen zu dirigieren.
Auf geraden Strecken zieht der Drei-Zylinder-Motor dank Sportgetriebe recht gut und ist bei zurückhaltender Fahrweise für niedrigen Verbrauch gut. Ein Renner will der Kleine ohnehin nicht sein: 18 Sekunden von 0 auf Hundert. Das mit der Verzögerung klappt besser: die Bremsen (vorne Schieben-, hinten Trommelbremsen) packen kräftig zu, die Bremswege sind klassenüblich, das ABS gibt es aber nur gegen Aufpreis.
Nicht gerade üppig, aber klassenüblich ist das Platzangebot: In der ersten Reihe sitz man richtig gut, in der zweiten kann der Knieraum bei großen Frontpassagieren ziemlich eng werden, aber ein 3,74 m langes Auto ist halt nicht für alltägliche Vier- oder Fünf-Personen-Fahrten gemacht. Auch die Kopffreiheit wird hinten im Dreitürer etwas knapp, weil die Dachlinie nicht ganz so weit nach hinten gezogen ist wie beim Fünftürer.
Der Kofferraum bietet viel Platz (260 bis – bei umgeklappter Rücksitzlehne – 1050 Liter) und gute Nutzbarkeit. Die Rückbank lässt sich nicht nur geteilt umklappen, sondern auch bei Bedarf in der Neigung verstellen und in vier Stufen arretieren, so dass im Notfall auch sperriges Gepäck im Kofferraum befördert werden kann, ohne auf Sitzplätze zu verzichten.
Nicht gerade spannend gestaltet ist das Cockpit, das dafür aber mit sinnvoller Anordnung von Schaltern und Anzeigen glänzt. Die Schalter kann der Fahrer betätigen, ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen, nur das Radio sitzt vielleicht etwas tief, aber selbst daran kann man sich gewöhnen.
Die Kindersitzvorrüstung Opel-Fix, die Verankerung der Kindersitz-Arretierung mit der Karosserie, ist für den Corsa nicht verfügbar: Hier macht sich de lange Laufzeit des Modells bemerkbar. Kinderfreundlich sind dagegen die strapazierfähigen Stoffbezüge. Alles in allem beweist der Corsa als praktisches Alltagsauto seine Qualitäten.
Intelligent gemacht sind auch im kleinsten Opel die Kopfstützen für die Rückbank – und hier sogar alle drei: Wenn sie nicht gebraucht werden, was in einem Kleinwagen wohl der Normalfall sein dürfte, kann man sie runterschieben, bis nur noch die Oberkante mit wenigen Zentimetern über das Lehnenpolster hinausragt und damit dem Fahrer freie Sicht nach hinten gibt.
Der 1-Liter-Motor ist mit 55 PS auf Stadt- wie Landstraßen eine ausreichende Motorisierung, allerdings wirkte unser Testwagen ohne Servolenkung sehr schwerfällig – vor allem bei der Beschleunigung in Kurven. Ratsam ist der kleinste Motor der Baureihe eigentlich nur mit Servolenkung. Frontantrieb und eine knackig kurze, präzise Schaltung, die man bei dem kleinen Motor trotz Sportgetriebe ausgiebig nutzt, machen das Fahren zum Vergnügen.
Spaß macht der 12V-Motor besonders beim Verbrauch: 7,6 Liter in der Stadt, 5,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (Herstellerangabe) – zumindest wenn man nicht versucht, den Wagen sportlich zu fahren. Dazu sind weder seine Beschleunigung noch seine Elastizitätswerte gut. Bei einem maximalen Drehmoment von 82 Newtonmetern (bei 2.800/min.) ist allerdings auch nicht mehr zu erwarten. Gelassenes Treiben lassen im fließenden Verkehr ist eher sein Ding. Die Höchstgeschwindigkeit vom 150 km/h reicht allerdings für zügiges Mitschwimmen auch auf der Autobahn.
Unkompliziert im Handling, wenn auch ohne Servolenkung etwas schwerfällig gibt sich Opels Kleinster. Zielsicher und in aller Ruhe zieht er seine Kurven, böse Lastwechselreaktionen sind ihm fremd. In zu schnellen Kurven – die schafft man allerdings nur mit Anlauf – schiebt er ein wenig über die Vorderräder. Mit servounterstützter Lenkung fährt der Corsa weitaus agiler, mit dem 1,2-Liter-Motor spritziger.
Für einen Kleinwagen absolut ist der Corsa ausreichend gefedert. Etwas laut ist der Motor, aber noch nicht so unangenehm, dass er auf längeren Touren nicht zu ertragen wäre.
Die Sicherheitsausstattung ist zeitgemäß und Kleinwagen-üblich mit Doppelairbags für die Vordersitze (Serie), vier Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und vier Kopfstützen (Serie), die Fünfte gibt es gegen Aufpreis. Die seitenverstärkte Karosserie ist ebenso vorhanden wie eine elektronisch Wegfahrsperre. ABS ist allerdings nur gegen Aufpreis zu haben.
Der Corsa Special kostet mit 1,0-Liter-Motor ab 17.990 Mark. ABS kostet 675 Mark extra. Die geteilt umklappbare Rückbank schlägt mit zusätzlichen 329 Mark zu Buche, die dritte Kopfstütze mit 285 Mark. Für 19.279 Mark hat man damit einen praktischen und ordentlich ausgestatteten Kleinwagen.
Sinnvoller ist allerdings die Basis-Ausstattung City ab 19.215 Mark, weil hier die Serienausstattung geringfügig umfangreicher ist – Beleuchtung für den Gepäckraum, Seitenschutzleisten an der Karosserie, Warnsummer für eingeschaltete Hauptscheinwerfer und Zigarettenanzünder sind jetzt Serie – und außerdem ist erheblich mehr an zusätzlicher Ausstattung möglich. So ist ab der City-Version die Servolenkung als Sonderausstattung (995 Mark Aufpreis) verfügbar. Außerdem gibt es für den City-Corsa elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel (348 Mark), elektrische Fensterheber vorne (735 Mark), Klimaanlage (2.295 Mark) und Zentralverriegelung (607 Mark). Wenn man den Kleinwagen so mit allen Schikanen ausstatten will, kommt er allerdings schon wieder über 25.000 Mark.
Dafür sind die Unterhaltskosten allerdings verhältnismäßig niedrig, wo sich der niedrige Verbrauch ebenso bemerkbar macht wie die günstigen Versicherungseinstufungen (H / VK / TK) in den Klassen 12 / 14 / 16. Der Motor erfüllt die D3-Norm, was sich bei einem 1000 ccm Motor ab dem 1.1.2000 (Auslauf der D3-Steuerbegünstigung) auf runde 100 Mark Kfz-Steuern summiert.
Opel gewährt ein Jahr Garantie ohne Kilometerbegrenzung auf den Wagen sowie alle eingebauten Originalteile, eine kostenlose Mobilitätsgarantie fürs erste Jahr mit Pannenhilfe und zusätzlichen Leistungen. Dazu kommen sechs Jahre Garantie gegen Durchrostung der Karosserie.
© November 1999 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM