Testbericht.
Audi A8 2.8 quattro
Der Einstieg in die automobile Oberklasse
Von Petra Grünendahl
Zurückhaltung übt der Audi A8 von außen: Er ist nicht gerade ein auffälliger Typ, in dezentem Lichtsilber Metallic schon gar nicht. Im Innern dagegen überzeugt er auf den ersten Blick mit elegantem Ambiente. Seit 1994 ist das laufende Modell auf dem Markt, im vergangenen Jahr wurde das Fahrwerk sowie die Karosserie einer leichten Modellpflege unterzogen.
Viel Platz vorne und hinten, edle Materialien und eine Ausstattung vom Feinsten zeichnen diesen kleinsten A8 – mit 2.8 Liter Ottomotor ist er der günstigste Einstieg in die A8-Palette – aus. Wir fuhren ihn mit Tiptronic-Schaltung und quattro-Antrieb.
Seine 5,03 m Länge und 1,88 m Breite versprechen zu Recht viel Innenraum. Angenehm sitzen Fahrer und Beifahrer auf festen, gut konturierten Polstern. Knie- und Kopffreiheit sind in beiden Reihen reichlich. Das Platzangebot ist sprichwörtliche Oberklasse. Der fast rechteckige Kofferraum ist gut nutzbar und fasst 525 Liter Gepäck. Dank der Aluminium-Karosserie bringt der Oberklässler gerade mal 1.560 kg Leergewicht (ohne Fahrer und Sonderausstattungen) auf die Waage.
Wohlfühlen ist angesagt: Nobel und sinnvoll eingerichtet ist das Cockpit, der Fahrer hat alles in Blick- und Griffweite. Gewöhnungsbedürftig einerseits ist der Lichthebel vor dem Blinkerhebel, andererseits ist er dort schnell zu erreichen, wenn man Licht braucht. Handschuhfach, Ablagefächer in den Türen sowie unter der Mittelarmlehne bieten Platz für den nötigen Kleinkram. Was allerdings fehlt ist eine Ablage für die Sonnenbrille in der Mittelkonsole oder direkt darunter! Dafür ist neben / über / unter dem Display des Navigationssystems Plus kein Platz mehr.
Für angenehmes Klima sorgt die Komfortklimaautomatik mit getrennter Temperaturregelung für Fahrer und Beifahrer – und das serienmäßig. Und damit sich der Wagen nicht so aufheizt, wenn er in der prallen Sonne steht, bietet Audi ein Solardach als Sonderausstattung an: Im Schiebedach sind Solarzellen integriert, die für ständigen Luftstrom im abgestellten Auto sorgen. Damit man im Winter nach dem Einsteigen nicht allzu lange friert, ist eine Sitzheizung – entweder nur vorne oder für alle Außenplätze – möglich. Oder man ordert gleich die Standheizung/-lüftung mit.
Lenksäule ist neigungs- und höhenverstellbar, allerdings nur gegen Aufpreis (einzeln zu haben oder bei Sitzeinstellungen mit Memory-Funktion enthalten). Die Velourfußmatten sind Serie, die Wärmeschutzverglasung auch. Die mittlere Kopfstütze auf den Fondsitzen ist versenkbar, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte sorgen auf allen Sitzen für Sicherheit.
Der Sechszylinder-Motor mit 2,8 Liter Hubraum und 193 PS schnurrt sanft wie ein Kätzchen. Wer die gelassene Gangart liebt, belässt es beim automatischen Schalten, wer es etwas sportlicher liebt, sollte schon mal von Hand nachhelfen und per Knopfdruck am Lenkrad – oder am Automatik-Schaltknauf – schalten. Da zeigt selbst der kleinste Benziner mit hohem Durchzugsvermögen – das Drehmomentmaximum von 280 Newtonmetern liegt bei 3.200/min. – sportliches Temperament. Wer lieber aufs Schalten verzichten möchte, ist mit dem 4,2-Liter-Motor besser bedient: Der zieht auch im Automatik-Modus mit seinen 310 PS sportlich-souverän ab.
Es gibt den A8 auch mit Frontantrieb, jedoch ist die empfehlenswerte Variante der quattro-Antrieb, der ohnehin fast ausschließlich geordert wird. Zur Auswahl stehen beim 2,8-Liter-A8 ebenso wie beim 2.5 TDI das fünfstufige, manuell schaltbare Automatikgetriebe Tiptronic sowie ein manuelles Schaltgetriebe (beim Benziner mit fünf, beim Diesel mit sechs Gängen). Die beiden Achtzylinder-Benziner sind nur mit Tiptronic lieferbar.
Der Tiptronic-Sechszylinder beschleunigt in 10,1 Sekunden von 0 auf Tempo 100, mit manueller Schaltung geht es noch einmal 1,6 Sekunden schneller. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 232 km/h. Der Verbrauch liegt mit Tiptronic-Schaltung in der Stadt sehr hoch: durstige 17,4 Liter Superbenzin auf 100 km schluckt der A8, mit Handschaltung bzw. Frontantrieb sind es weniger. Insgesamt liegt der Durst mit 11,7 Liter Super nach EU-Norm (alles Herstellerangaben) aber gut im Schnitt seiner Klasse. Der Motor erfüllt die D4-Abgasnorm.
Die Bremsen (innenbelüftete Scheibenbremsen rundum mit ABS und elektronscher Bremskraftverteilung) packen kräftig zu und bringen den Wagen auf kürzester Strecke zum Stehen.
Sein großer Wendekreis (12,3 m) erschwert trotz Servolenkung das Wenden auf der Straße, aber in Fahrt gibt sich die Limousine schon ganz schön handlich. Die direkte Lenkung erlaubt eine präzise Kurvenführung auch bei schneller Fahrt. Mit Quattro-Antrieb ist das Fahrverhalten weitgehend neutral, der Wagen durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Dafür lässt er sich aber wieselflink auf kurvigen Strecken dirigieren. In Extremsituationen greift das ESP ein, aber solche Situationen sind im A8 selten.
Unebenheiten dringen nicht als Stöße in den Innenraum durch. Akustisch sind sie jedoch sehr wohl zu spüren. Der A8 ist komfortabel, aber nicht weich gefedert: Wie ein Brett liegt er auf der Straße.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind vorbildlich: Zu dem sicheren Allrad-Aluminium-Fahrwerk mit elektronischen Helfern wie ESP und ABS, der elektronische Bremskraftverteilung EBV, der Antriebs-Schlupf-Regelung ASR und der elektronischen Differenzialsperre EDS gesellen sich die Sicherheitslenksäule, Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern auf allen Plätzen und die stabile Aluminium-Karosserie, die strengste Crashtest-Normen erfüllt. Zudem schützen acht insgesamt Airbags – Front-, Seiten- und Kopfairbags – Fahrer und Passagiere.
Ab 88.800 Mark ist der Audi A8 zu haben, als 2.8 mit Fünfgang-Schaltung. Mit Tiptronic kostet er 4.000 Mark, mit quattro-Antrieb noch einmal 6.000 Mark mehr. Dafür ist die Komfortklimautomatik ist nicht nur vom Feinsten, sondern auch Serienausstattung ebenso wie elektrische Fensterheber sowie beheizbare und verstellbare Außenspiegel, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Diebstahlwarnanlage und Wegfahrsperre sowie das Fahrerinformationssystem FIS. Für die Topversion der Reihe, der A8 4.2 quattro, muss man schon stolze 125.300 Mark auf den Tisch des Hauses blättern.
Die Serienausstattung ist recht umfangreich. Dennoch: Die Aufpreisliste ist lang, aber vieles ist eher angenehmer Luxus. Die Metallic-Lackierung kostet 1.700 Mark extra, die Doppelverglasung, 1.300 Mark, das Drei-Speichen-Tiptronic-Sportlederlenkrad 400 Mark, die Mittelarmlehne vorn 350 Mark, die Lenksäule mit elektrischer Neigungs- und Axialverstellung 750 Mark, die Einparkhilfe Acoustic Parking System 1.200 Mark, eine Geschwindigkeitsregelanlage 450 Mark, die Sitzheizung vorne 790, vorne und äußere Sitze hinten 1.490 Mark, die elektrische Sitzverstellung für die Vordersitze 2.550 Mark, zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen für die Rückbank 80 Mark und die Lendenwirbelstütze für die Vordersitze 650 Mark. Das Navigationssystem Plus mit Farbbildschirm in der Mittelkonsole und integriertem Radio ist für 6.550 Mark Aufpreis zu haben, dazu kommt der CD-Wechsler für 710 Mark. Das einfache Navigationssystem mit Anzeigendisplay im Cockpit gibt es schon für 2.600 Mark, die Radioanlage Concert für weitere 1.350 Mark oder inklusive CD-Wechsler für 2.060 Mark. Darüber hinaus gibt es das Solardach für 2.800 Mark mit Sitzheizung oder eine Standheizung/-lüftung für 2.650 Mark. Die Ausstattung mit Xenon-Licht ist für 1.750 Mark zu haben. Automobiler Luxus kostet selbst in der untersten Klasse sein Geld!
Mit den Versicherungseinstufungen in den Klassen 23 / 31 / 33 (H / VK / TK) liegt der Audi im Schnitt vergleichbarer Modelle. In der Basispreis-Gestaltung kommt er günstiger als ein vergleichbarer Siebener BMW, XJ8-Jaguar oder S-Klasse-Mercedes.
© März 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü