Testbericht.
Nissan 200 SX
Der gnadenlose Sportwagen
Von Petra Grünendahl
Die flach gestreckte Karosserie ohne die heute übliche ansteigende Gürtellinie verrät, dass das Design des Nissan 200 SX schon etwas älter ist. Seit 1996 ist er in der aktuellen Version und Ausstattung auf dem Markt. Dabei hat er aber noch nichts von seiner Faszination verloren: Ein fast schon gnadenloser Sportwagen mit der Tauglichkeit einer Limousine.
Gute 4,56 m lang, 1,73 m breit und 1,30 m hoch (oder eher tief geduckt) sind seine Maße. 16-Zoll-Leichtmetallfelgen mit 205/55er Reifen und Heckspoiler die optischen Hinweise auf Sportlichkeit des japanischen Gran-Turismo-Coupés.
Sportliche ist schon der Einstieg: Tief sitzen die Passagiere in der flachen Karosserie. Platz haben Fahrer und Beifahrer genug auf den mit schwarzem Leder bezogenen, straff gepolsterten Sportsitzen. Leder gibt es nicht nur auf den Sitzen, auch Lenkrad, Schaltknauf und Teile der Türverkleidungen sind ebenfalls aus Leder. Die Sitze bieten akzeptablen Seitenhalt, der Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze gar Langstreckenkomfort. Nur über Stock und Stein sollte es dabei mit der sportlich harten Federung nicht gehen: Bodenunebenheiten dringen kaum gefiltert in den Innenraum durch.
Der Einstieg in den Fond gerät zur Turnübung. Das lädt nicht gerade zum Mitfahren ein, obwohl die beiden gut konturierten Sitze auf der Rückbank wirklich Sitzkomfort bieten. Allerdings haben sie keine Kopfstützen. Aber in dem 2+2-Sitzer fährt es sich ungleich besser allein oder zu zweit. Auf die Rückbank hätte man zugunsten eines größeren Laderaumes besser verzichtet. Wenigstens kann man die (ungeteilte) Lehne umklappen, aber durch die riesige Stufe, die den Kofferraum zu den Sitzen hin abschließt, ergibt sich trotzdem nicht gerade ein gut nutzbarer Laderaum. Der Kofferraum hat mit 363 Litern Kompaktklasseformat, aber mehr braucht es für zwei Personen kaum. Die Ladekante hat eine coupé-übliche Höhe von 75 cm. Das sollten die Koffer besser nicht zu schwer gepackt sein.
Funktionell und einfach zu handhaben sind Schalter, Regler und Anzeigen im Armaturenbrett angeordnet. Lediglich das Radio sitzt etwas tief und da liegt schon mal der Schalthebel etwas im Weg. Alles ist sauber verarbeitet und hinterlässt einen guten Eindruck.
Elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel und elektrische Fensterheber sind Serienausstattung, die Zentralverriegelung gibt es allerdings nicht mit Funkfernbedienung. Klimaanlage und beheizte Vordersitze sind Serie, ebenso die höhenverstellbare Lenksäule. Wenn es denn wirklich mal sein muss, steigen Fondpassagiere über den Beifahrersitz mit Einstiegshilfe nicht ganz so schlecht ein wie auf der Fahrerseite.
Der 2-Liter-Vierzylinder-Turbomotor jagt den Tourenwagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h über die Autobahn. Von Null auf 100 zieht er in 7,5 Sekunden, erheblich schneller geht es dank kräftiger Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) bei der Vollbremsung von Tempo 100 auf Null. Kerniger Sound begleitet den kräftigen Antritt, der Durchzug des 200-PS-Triebwerks kann sich sehen lassen. Sein maximales Drehmoment von 265 Newtonmetern liegt zwar erst bei 4.800/min. an, jedoch stehen ab 2.500/min. gut 95 Prozent des maximalen Drehmomentes zur Verfügung. Lediglich darunter bringt der Motor das über 1,3 Tonnen schwere Coupé nicht unbedingt in sportlichen Galopp. Erst wenn der Motor ein wenig auf Touren gekommen ist, schiebt der Turbo den Hecktriebler richtig kräftig über den Asphalt. Insgesamt lässt sich das Coupé recht schaltfaul fahren, ohne dass sich der Motor beklagt. Die Getriebeübersetzung ist dabei aber nicht zu kurz für halbwegs akzeptable Verbrauchswerte: 9,7 Liter Superbenzin auf 100 km sind es im gemischten Verbrauch nach EU-Norm, 12,9 Liter in der Stadt, 7,8 Liter außerorts (alles Herstellerangaben). Im Test kam er auf 9,15 Liter – mit wenig Stadtverkehr, aber schon mal Vollgas auf der Autobahn.
Knackig und präzise ist die Fünfgang-Schaltung zu handhaben, die Lenkung ist direkt und leichtgängig. Das Fahrzeug lässt sich dank Servolenkung bei niedrigen wie hohen Geschwindigkeiten zielsicher dirigieren. Der Wendekreis ist mit 10,5 m mehr als akzeptabel und gibt dem Wagen bei Wendemanövern auf dem Parkplatz fast so etwas wie Wendigkeit.
Nicht ganz so leichtfüßig wie die leichtgängige Lenkung vielleicht vermuten lässt, wirkt der 200SX auf Slalomfahrt. Sein Gewicht merkt man ihm da schon an. Kaum Seitenneigung und eine sichere Straßenlage auch in schnellen Kurven verraten sein tadelloses Fahrwerk. Lediglich wer in schnellen Kurven das Gas lupft, kann mit leichtem Übersteuern rechnen. Die Federung ist alles andere als komfortabel, aber noch nicht brutal: Gute Straßenlage geht halt beim Sportwagen vor.
Nicht ganz auf dem neuesten Stand ist die serienmäßige Sicherheitsausstattung: Flankenschutz, Sicherheitslenksäule, Fahrer- und Beifahrerairbag (keine Seitenairbags), vier Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern vorne und höhenverstellbare Kopfstützen vorne. Dazu kommen Halogen-Scheinwerfer und Nebelscheinwerfer sowie die Wegfahrsperre.
Ab 51.495 Mark bekommt man den Nissan 200 SX. In Schwarz oder Rot lackiert sogar ohne Aufpreis, Mineraleffektlackierungen kosten 750 Mark extra. Die Aufpreisliste ist kurz: Lediglich ein Vierstufen-Automatikgetriebe für 2.750 Mark ist hier im Angebot. Ansonsten ist alles Serie, es gibt keine Extras.
Die Versicherungseinstufungen in den Typklassen 21 / 32 / 33 (H / VK / TK) sind allerdings sehr hoch. Die Garantien des japanischen Herstellers umfassen kundenfreundliche drei Jahre Garantie auf den Wagen (bis 100.000 km), sechs Jahre gegen Durchrostung der Karosserie, drei Jahre auf den Lack, ein Jahr auf alle beim Nissan-Partner eingebauten Originalteile sowie eine Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Wartungsintervalle.
© April 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.