Fahrbericht.
Peugeot 206
Charmanter kleiner Franzose flitzt in die Herzen der Autofahrer
Von Petra Grünendahl
Pfiffig kommt der kleine Löwe schon optisch daher. Seine Größe liegt im dynamischen Design eher denn in den äußeren Abmessungen. In den achtzehn Monaten seit Markteinführung hat der 3,82 m lange 205-Nachfolger die Bestmarken seines Vorgängers fast alle übertroffen.
In fünf Motorisierungen ist er zu haben: als Benziner mit 1,1, 1,4, 1,6 und 2,0 Liter Hubraum mit zwischen 60 und 135 PS und als Common-Rail-Diesel 2.0 HDi mit 90 PS. Fünf Ausstattungslinien von einfach bis komfortabel oder sportlich bieten Auswahl für jeden Geschmack. Die sportlichen Linien XS, S16 und das limitierte Modell GT sind nur als Dreitürer zu haben, die anderen auch als Fünftürer.
Das Platzangebot ist kleinwagentypisch nicht reichlich, aber akzeptabel. Vorne sitzen auch Großgewachsene gut, hinten hängt die Kniefreiheit von den Vorderleuten ab, ist aber für normalgewachsene Erwachsene durchaus angemessen. Allerdings ist die Kopffreiheit hinten wegen der abfallenden Dachlinie nicht gerade üppig. Ein Kindersitz kann auf dem Beifahrersitz an den Isofix-Kindersitzhalterungen befestigt werden: das ist Serie selbst in der untersten Ausstattungsreihe. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 245 bis 1.130 Litern Klassendurchschnitt.
Ablageflächen gibt es in den Türen, über dem Beifahrerairbag sowie in einem kleinen Handschuhfach, aber ein praktisches Staufach in der Mittelkonsole für Sonnenbrille oder Kleinkram fehlt.
Das Cockpit ist aufgeräumt, alle Schalter und Anzeigen sind praktisch zu bedienen. Die Klimaanlage sitzt etwas tief, dafür thront der Warnblinker unübersehbar auf der Mittelkonsole. Pfiffig bis poppig sind die Polsterstoffe. Die Sitze sind straff und geben guten Seitenhalt. Einer fröhlichen schwungvollen Fahrt ins Blaue steht da nichts mehr im Weg.
Die Motorenpalette bietet für jeden Autofahrer etwas: von zurückhaltend und sparsam über spritzig bis hin zu sportlich, aber durstig. Der meistverkaufte Motor ist der 1,4-Liter-Ottomotor mit 75 PS. Recht flott ist man mit ihm unterwegs. Bäume reißt er nicht aus, aber er bietet anständige Fahrleistungen in Verbindung mit einem vernünftigen Verbrauch (7,1 Liter Superbenzin / 100 km im Durchschnitt nach EU-Norm, Herstellerangabe) und ist mit der Abgasnorm D4 steuerlich begünstigt. Genügsamer gibt sich im Verbrauch der 60 PS starke 1,1-Liter-Motor. Trotz der 40 kg leichteren Karosserie kann er nicht so recht überzeugen, aber er findet bei ruhigeren Fahrern mit seinen 6,5 Litern Verbrauch auf 100 km viele Anhänger. Besser im Antritt und kräftiger im Durchzug ist der 1,6-Liter-Benziner (90 PS), mit 7,3 Litern je 100 km nur wenig durstiger als der 1.4, aber mit einer Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h ungleich flotter auf der Autobahn (1.1: 158 km/h, 1.4: 170 km/h). Richtig sportlich bewegt man sich im S16 oder GT, die von einem 135 PS starken 2-Liter-Motor angetrieben werden: Von Null auf 100 in 8,9 Sekunden und 210 km/h Spitze sind fast schon rekordverdächtig. Dafür ist er aber auch mit einem EU-Norm-Verbrauch von 7,9 Litern je 100 km der Durstigste.
Spritzig, durchzugsstark und sparsam fährt sich der 206 mit den neuen Common-Rail-Diesel, 2 Litern Hubraum und 90 PS. 180 km/h Spitze und eine Beschleunigung auf Tempo 100 in 12 Sekunden sind für einen Kleinwagen eine Empfehlung. Und mit einem Verbrauch von durchschnittlich fünf Litern Diesel freut sich Die Geldbörse bei jedem Tankstopp. Mit Ausnahme des 1,4-Liter-Benziners (D4) erfüllen alle Motoren, auch der Diesel (!), die D3-Norm.
Die Fünfgang-Schaltung des Fronttrieblers schaltet sich leichtgängig und präzise, zumindest bei den kleineren Motoren ist sie auch häufiger in Gebrauch. Die Lenkung ist leichtgängig und direkt. Problemlos ist das Fahrverhalten: In schnellen Kurven schiebt er über die Vorderräder, reagiert vorhersehbar und bleibt beherrschbar. Relativ komfortabel ist das Fahrwerk des „normalen“ 206 ausgelegt. Bei plötzlichen Ausweichmanövern wirkt das Fahrwerk allerdings etwas schwammig. Härter, aber auch standfester stehen da die sportlichen S16 und GT auf dem Asphalt – mit härterer Fahrwerksabstimmung und verstärkten Stabilisatoren tragen sie der stärkeren Motorisierung Rechnung, bringen aber auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten ein Plus an Sicherheit, aber auch Dynamik – und Fahrspaß.
Die unterschiedlichen Motorisierungen sind mit unterschiedlichen Bremsanlagen ausgerüstet. Bei den kleineren Motoren tun vorne Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen ihren Dienst, bei den beiden 90 PS-Motoren (1.6 und 2.0 HDi) vorne innenbelüftet. Das sportliche Topmodell verfügt über Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet), um der geballteren Kraft effektive Einhalt zu bieten. Jede der Bremsanlagen erfüllt seine Aufgabe vorbildlich und bringt die Fahrzeuge in akzeptabler Zeit und Strecke zum Stehen.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung ist schon ab der Basisversion sehr umfangreich: zwei Airbags, ABS und Servolenkung, Drei-Punkt-Gurte auf den Außenplätzen, vier Kopfstützen (vorne höhenverstellbar), Seitenaufprallschutz und Abfederungselemente in den Türen, Kindersicherung hinten (bei Fünftürern) sowie Bremskraftregler und –verstärker. Die Seitenairbags (Serie beim S16) gibt es nur gegen Aufpreis ebenso wie höhenverstellbare Kopfstützen für hinten.
Das Basismodell Spécial 60 (mit dem 1,1-Liter-60 PS-Motor) ist ab 19.990 Mark zu haben, der XS 90 ab 25.400 Mark, der HDi-206er ab 27.600 Mark. Die Serienausstattung ist sehr ordentlich, die Seitenairbags und höhenverstellbare Kopfstützen für hinten gibt es aber nur gegen Aufpreis. Elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel und Nebelscheinwerfer sind erst ab der Style-Ausstattung Serie und überhaupt erhältlich.
Für das sportliche Topmodell, der S16, muss man schon stolze 33.400 Mark hinblättern. Dafür muss man hier allerdings auch nur für den CD-Wechsler, das Schiebedach, das Navigationssystem sowie Sonderlackierungen zuzahlen.
Die Versicherungseinstufungen (H / V / T) reichen von günstigen 14 / 13 / 19 (für den 1.1) über 18 / 14 /22 für den 1.4 bis hin zu 21 / 19 / 28 für den HDi und 20 / 26 / 34 für den S16. Letzteres sind der Diesel- bzw. GTI-Zuschlag: Beim Tanken sparen kostet hier Geld – und sportliche Fahrleistungen auch.
© April 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü
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