Testbericht.
VW Polo 3 1.4 Trendline
Noch einmal frisch lackiert bis zum Modellwechsel
Von Petra Grünendahl
Klein ist er ja schon lange nicht mehr, und seit dem Lupo auch nicht mehr der Kleinste der Volkswagen-Familie. In der dritten Generation ist er mit 3,74 m länger als der erste Golf. Seit 1994 wird er in der aktuellen Generation gebaut. Grund genug, ihm zum Modelljahr 2000 noch ein Facelift für den Rest seiner Laufzeit mitzugeben. Vor allem hinten wurde er im Design an Golf und Lupo angepasst: Das Kennzeichen rutschte in den Stoßfänger. Vorne ist die Motorhaube etwas tiefer gezogen. Kleine, aber deutliche Hinweise, dass man das neue Modell vor sich hat. Optisch gewinnt der Wagen auch durch die neuen Klarglasleuchten vorne, die weißen Seitenblinker und komplett roten Rückleuchten. Technisch ausgereift und optisch aufgefrischt zielt der Polo vor allem auf ein jüngeres Publikum. Wir fuhren den zweitkleinsten Benziner mit 1,4-Liter-Motor und 60 PS in der Trendline-Ausstattung und in Mercatorblau metallic lackiert.
In dem Kleinwagen finden vier Leute vernünftig Platz, wenn sie ein bisschen zusammenrücken, reicht es sogar für fünf. Der Kofferraum fasst mit 245 Litern immerhin das Urlaubsgepäck für zwei. Nicht als Familienkutsche, sondern für Singles oder als Zweitwagen ist er der ideale Begleiter.
Leicht sportlich angehaucht ist das Trendline-Modell mit Sportsitzen – wahnsinnig originell sind die Stoffsitzbezüge „Bändchen“ – und schicken 14-Zoll-Leichtmetallfelgen Kyalami mit 185/55er Reifen.
Die Innenausstattung ist einfach und praktisch, sauber und gut verarbeitet, schnörkellos das Design. Die Rundinstrumente im Armaturenbrett sind dem Beetle und dem Lupo entlehnt, man legt bei VW halt Wert auf Familiendesign. Die meisten Hebel und Schalter sind gut zu erreichen, die Klimaanlage so gerade noch, die Schalter darunter für Heckscheibenheizung, ggf. ESP oder Sitzheizung (wenn als Sonderausstattung dabei) liegen aber schon etwas tief. Die Klimaanlage gibt es nur gegen Aufpreis.
Die Sportsitze bieten ordentlichen Sitzkomfort und guten Seitenhalt. Mit Ablagefächern verwöhnt der Polo seine Passagiere: in den Türen, neben den Sitzen, in der Mttelkonsole, links neben dem Lenkrad und dazu gibt es noch ein Handschuhfach. Die Rücksitzlehne ist 2:1 umklappbar, wie sich das gehört mit der breiteren Seite rechts, und hat zwei Kopfstützen. Der Innenraum ist insgesamt – auch von den Stoffen und Teppichen – etwas dunkler als der von uns getestete Polo Variant (siehe dort) und damit weniger schmutzempfindlich.
Der 60 PS starke 1,4-Liter-Motor reißt mit dem über 900 kg schweren Gefährt keine Bäume aus. Ausreichend sind allerdings der Antritt und Durchzug für den Stadt- und Überlandverkehr allemal. Etwas laut brummt gerade der kalte Motor vor sich hin, ist er erst einmal warm gelaufen, wird es besser. Der frontgetriebene Kleinwagen schaltet sich munter und knackig die fünf Gänge nach oben.
Von 0 auf 100 km/h braucht der Polo 14,5 Sekunden, bei 160 km/h ist seinem Vortrieb ein Ende gesetzt. Wer mehr will, kann auf Motoren bis zu 125 PS aus 1,6 Litern Hubraum ausweichen, die auch für den Polo reizvolle, weil sportliche Alternativen sind. Pluspunkt des kleinen Motors ist allerdings seine Sparsamkeit: 6,1 Liter Superbenzin auf 100 km verspricht VW für den gemischten Zyklus nach EU-Norm, 8,3 Liter im Stadtverkehr. Im Test – sportlicher Gasfuß, viel Stadt, wenig Autobahn – verbrauchte er gute 7,4 Liter auf 100 km.
Die Lenkung ist leichtgängig, in höheren Drehzahlbereichen fast schon zu leichtgängig. Hier lässt sie ein wenig Fahrbahnkontakt vermissen. Ansonsten ist an ihrer Zielgenauigkeit nichts auszusetzen. Handlich lässt sich der Wagen durch enge Kurven dirigieren, sein kleiner Wendekreis machen ihn zum idealen Stadtauto. Die Bremsen (Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) sprechen gut dosierbar an und bringen den Wagen sauber und schnell zum Stand.
Tadellos ist das Fahrverhalten des kleinen Wolfsburgers. Zielgenau folgt er den Lenkbefehlen. Problemlos und gutmütig meistert er auch enge und schnell gefahrene Kurven, schiebt erst spät über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand. Der Fahrkomfort ist ausreichend: straff, aber nicht zu hart.
Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung zählen Servolenkung, ABS mit Bremskraftverstärker, Airbag für Fahrer und Beifahrer, Dreipunkt-Sicherheitsgurte auf den Außenplätzen mit Gurtstraffern vorne, Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den hinteren Außensitzen. Seitenairbags kosten extra, das Modell ist trotz Facelift halt schon ein paar Jahre alt. ESP gibt nur für den GTI serienmäßig und für den 100-PS-Polo gegen Aufpreis.
Der Polo ist ab 21.201,20 Mark zu haben, der 1,4-Liter-Polo in Trendline-Ausstattung ab 24.839,05 Mark. Volkswagen hat die neuen Preislisten auf glatte Euro umgestellt. Deshalb sind alle weiteren Preise gerundet: Für die Metallic-Lackierung Merkatorblau legt man 665 Mark drauf. Das „Auf & Zu II“-Paket (elektrische Fensterheber, funkfernbedienter Zentralverriegelung und Alarmanlage) schlägt mit 1.887 Mark zu Buche, die Klimaanlage mit 2.132 Mark, Seitenairbags mit 469 Mark und das elektrische Schiebe-/Ausstell-Glasdach mit 1.486 Mark. Die Leichtmetallfelgen Kyalami sind für 988 Mark zu haben. Die höhenverstellbaren Vordersitze, eine geteilt umlegbare Rückbanklehne, Becher und Ablagefach in der Mittelkonsole, Seitenschutzleisten und Außenspiegel in Wagenfarbe sowie Textilfußmatten vorne und hinten sind in der Trendline-Ausstattung Serie. Damit liegt der Preis für unseren Testwagen bei rund 32.466 Mark: Das ist eine ganze Menge Geld für einen Kleinwagen.
Volkswagen gibt ein Jahr Garantie auf den Wagen, drei Jahre auf den Lack, zwölf Jahre auf die vollverzinkte Karosserie sowie ein Jahr auf alle beim Volkswagen-Service eingebauten Original-Teile. Dazu bieten die Wolfsburger eine Longlilfe-Mobilitätsgarantie bei Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Versicherungseinstufungen sind mit 13 / 14 / 17 (H / V / T) relativ günstig.
© Juni 2000 Petra Grünendahl, Fotos: pet / IN*TEAM
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