Testbericht.
Nissan Maxima QX 3.0 AT Elegance
Der große Nissan ist Understatement pur
Von Petra Grünendahl
Mit einem tollen Image kann der große Nissan nun wahrlich nicht beeindrucken. Auch optisch ist er keiner, nach dem man sich rumdreht. Unauffällig, aber von gefälligem Äußeren, elegant, ohne protzig zu wirken, still und zuverlässig – damit charakterisiert man ihn am ehesten, den Nissan Maxima QX, den es mittlerweile in der zweiten Generation auf dem deutschen Markt gibt.
Was der Japaner zu bieten hat, erfuhren wir in einem nevadasilber-metallic-farbenen Maxima mit Elegance-Ausstattung. Unser Testwagen verfügte über einen 3-Liter-Sechszylinder-Motor mit 200 PS und Automatik-Getriebe.
Platz satt steht den Passagieren vorne und hinten zur Verfügung. Fahrer und Beifahrer nehmen auf sportlich konturierten Leder-Komfortsitzen Platz, die Lendenwirbelstütze für den Fahrer ist Serie. Die elektrisch verstellbaren und beheizbaren Ledersitze kosten Aufpreis, Serie sind Velours-Bezüge. Auch hinten sitzt es sich auf allen drei Sitzen gut und komfortabel. Groß ist aber auch der Kofferraum. 520 Liter fasst er, die maximale Zuladung beträgt 535 kg. Gut, weil über die volle Breite nutzbar ist er vor allem im vorderen Bereich, hinten, hinter den Radkästen verjüngt er sich zu den asymmetrisch umklappbaren Rücksitzen hin.
Das Armaturenbrett gibt keine Rätsel auf: alle Schalter und Anzeigen sind ergonomisch angeordnet und gut zu erreichen bzw. einzusehen. Das in verschiedene Grauschattierungen gehaltene Armaturenbrett wirkt qualitativ hochwertig. Leder und Holzdekor vermitteln einen Hauch von Behaglichkeit. Beleuchtete Spiegel in beiden Sonnenblenden gehören ebenso zur Serienausstattung wie die Klimaautomatik und das Multifunktions-Lenkrad.
Ablagefächer sind zumindest für die Frontpassagiere in ausreichender Anzahl vorhanden: in den Türen (nur vorne), zwei Fächer mit Deckel auf dem Mitteltunnel, eines auf der Mittelkonsole und ein kleines in der Mittelkonsole (für die Sonnenbrille geeignet). Den hinteren Passagieren stehen nur Taschen an den Rückseiten der Vordersitze sowie in geschlossenes Fach auf der Hutablage zur Verfügung.
Der große 3-Liter-Sechszylinder-Motor ist mit seinem 200 PS Leistung ist eine gute Wahl für den 1,5 t schweren Wagen. Kraftvoll und durchzugsstark bringt er den Wagen schnell auf Touren – und auch mit Automatik-Getriebe macht er keine schlechte Figur und bietet ausreichende Kraftreserven: Das maximale Drehmoment von 271 Newtonmeter liegt bei 3.600 Touren an, zwischen 2.400/min. und 5.500/min. stehen mindestens 240 Nm zur Verfügung, von knapp über Leerlauf bis fast 7.000 Touren über 200 Nm.
Die Automatik ist kein überschäumendes Temperament, sondern eher was für Liebhaber der gelassenen Fortbewegung. Der Wagen wirkt mit manueller Schaltung einfach antrittsstärker (die kürzere Getriebeübersetzung macht‘s möglich), außerdem säuft er mit Automatik und sportlichem Gasfuß einfach wie ein Loch. Den Verbrauch gibt Nissan mit 15,1 Liter Superbenzin auf 100 km in der Stadt, 7,8 Litern außerorts und 10,5 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an. Erreichen kann man die Werte aber nur bei gelassenem Umgang mit dem Gaspedal. Wer es sportlich mag, hilft lieber von Hand als mit dem (Gas-)Fuß nach und nimmt das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe.
Ansonsten glänzt der Sechszylinder mit seiner Laufruhe. Kultivierter Durchzug bringt ihn in 9,6 Sekunden von null auf Tempo 100, von Hand geschaltet reichen sogar lockere 8,2 Sekunden. Dank Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) mit Bremskraftverstärker und breiter Reifen (215/55 R 16) kommt er noch schneller wieder zum Stand. Bei 212 km/h Spitzengeschwindigkeit (230 km/h beim manuellen Schaltgetriebe) sind seinem Vortrieb Grenzen gesetzt.
Die Getriebeabstufungen im normalen Automatik-Modus belohnen die gelassenen Fahrweise mit für Größe und Leistung des Wagens akzeptablem Verbrauch. Gasfuß und Sport-Programm rächen sich spätestens beim Tanken. Für die kalte Jahreszeit steht auch ein Winter-Fahrprogramm zum Wahl.
Für seine Größe hat er einen akzeptablen Wendekreis. Die langen Überhänge vorne und hinten kosten allerdings Platz beim Wenden und Rangieren. Auch ist er aber erstaunlich handlich zu führen. Fast schon leichtfüßig wechselt er bei abrupten Ausweichmanövern die Spur und lässt sich ebenso leicht wieder in die ursprüngliche Bahn zurück führen. In schnellen Kurven bleibt er sehr lange neutral, neigt aber – trotz Frontantriebs – beim plötzlichen Gasgeben in der Kurve zum Untersteuern und drängt mit den Heck zum Kurvenaußenrand.
Komfortabel rollt der Maxima über Straßen und Wege. Kleine Unebenheiten bügeln er problemlos glatt, größere quittiert er mit nur geringen Nickbewegungen. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten stören allerdings die Windgeräusche an der Karosserie den Fahrkomfort.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung umfasst Flankenschutz in den Türen, Front- und Seitenairbags sowie aktive Kopfstützen für die Frontpassagiere, ABS und Bremsassistent, Kopfstützen und 3-Punkt-Gurte auf allen fünf Plätzen, zwei Isofix-Kindersitzhalterungen hinten sowie Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und Anti-Hijack-System (bei ersten Klick öffnet sich nur die Fahrertür, Doppelklick der Fernbedienung für alle Türen). Ab der Elegance-Ausstattung blendet auch der Innenspiegel automatisch ab.
Ab 47.800 Mark ist der Nissan Maxima QX zu haben mit 2-Liter-Motor und Comfort-Ausstattung (so heißt die Basis-Version). Für den 3-Liter-Elegance-Maxima legt man 60.100 Mark Grundpreis hin und bekommt schon eine reichhaltige Serienausstattung inklusive Audiosystem mit CD-Wechsler, Bordcomputer, Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Xenon-Scheinwerfer, einer umfassenden Sicherheitsausstattung und Geschwindigkeitskontrollanlage (nur beim 3.0). Schwarze Lackierung ist Serie, Metallic- oder Metalleffekt-Lackierungen kosten 1.200 Mark Aufpreis.
Das Automatik-Getriebe schlägt mit 3.000 Mark zu Buche, das Lederpaket (Ledersitzbezüge mit elektrisch verstellbaren und beheizbaren Vordersitzen) mit 4.200 Mark. Und wer jetzt noch das Navigationssystem Birdview, eine Webasto Standheizung mit Fernbedienung sowie eine Telefon-Freisprecheinrichtung haben will, kann gleich zum 74.900 Mark teuren Top-Modell Exclusive greifen. Damit liegt er preislich immer noch am unteren Ende im Vergleich mit der Konkurrenz.
Die Garantien umfassen ein Jahr Gewährleistung ohne Kilometerbegrenzung, drei Jahre bis 100.000 km, drei Jahre auf den Lack sowie sechs Jahre gegen Durchrostung. Dazu kommt eine Mobilitätsgarantie „Super Plus“ beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Auch über die Versicherungseinstufungen (KH 21 / VK 26 / TK 27) kann man im Vergleich nicht meckern.
Eine interessante und preiswerte Alternative in der oberen Mittelklasse. Wer keinen Wert auf prestigeträchtige Fortbewegung legt – Image kann der große Japaner wahrlich nicht bieten –, bekommt mit den Maxima viel Leistung und Qualität fürs Geld.
© Dezember 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM (5) / Nissan (1)