Testbericht.
Daewoo Matiz SE
Praktischer Stadtfloh mit niedlichem Kindergesicht
Von Petra Grünendahl
Niedlich schaut er aus, der Daewoo Matiz mit seinen großen Kulleraugen. Das niedliche Kindergesicht spricht natürlich vor allem Frauen an. Ein kleines Stadtauto, handlich kurz. Die Türen hinten sind super praktisch, um auch die Kinder mit ihren Kindersitzen auf den Rücksitzen bequem unterbringen zu können. Angetrieben wird unser sportiv-roter Matiz von einem 0,8-Liter-Motörchen mit 51 PS, der einzigen Motorisierung, mit der dieses Modell angeboten wird. Er fuhr bei uns in der gehobeneren Ausstattungsvariante SE vor.
Die hohe Sitzposition erleichtert die ohnehin schon gute Übersicht über die nur 3,50 m lange, 1,50 m breite und 1,49 hohe Karosserie. Im Innenraum ist trotz der bescheidenen Maße ausreichend Platz für nicht zu groß geratene Erwachsene vorne und drei kleinere (oder zwei größere) Kinder hinten. Die Sitze sind angenehm straff und bieten guten Seitenhalt.
Als Multi-Purpose-Vehicle (MPV) bezeichnet ihn Daewoo, was im Rahmen der Möglichkeiten seiner Karosseriegröße tatsächlich zutrifft, denn praktisch nutzbar ist er, wenn auch nur für eine begrenzte Anzahl an Insassen.
Schlicht, praktisch und funktional ist der Innenraum gestaltet, in verschiedenen Grau– Schwarz- und Graublau-Tönen. Kein Designer-Schnick-Schnack, sondern praktisch und strapazierfähig, für den Alltag gebaut ist der Wagen. Entsprechend alltagstauglich auch für Kinder sind die Stoffbezüge der Sitze und die ebenso leicht zu reinigenden Velour-Fußmatten. Die Bedienung der Knöpfe und Schalter ist einleuchtend und gibt keine Rätsel auf. Die runde Anzeigeabdeckung hinter dem Lenkrad passt zu diesem Auto, allerdings haben wir sie woanders schon mal gesehen … Becherhalter und verschiedene Ablagefächer in Türen, Mittelkonsole und auf dem Mitteltunnel sowie das Handschuhfach erleichtern das Verstauen von Kleinkram.
Der Laderaum fasst 155 Liter. Das ist nicht viel, aber ok für die Größe eines Kleinstwagens. 480 Liter sind es bei umgeklappter Rücksitzlehne (asymmetrisch geteilt) bis zur unteren Fensterkante, dachhoch kommt noch einiges mehr dazu. 360 kg Zuladung sind für den Kleinen absolut ausreichend, mehr könnte man hier wohl gar nicht verstauen.
Der Komfort der Ausstattung beschränkt sich bei der SE-Version nicht nur auf Notwendigkeiten. Kleine Annehmlichkeiten wie von innen verstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, Zentralverriegelung und Intervallschaltung für die Scheibenwischer sind schon serienmäßig vorhanden. Die Klimaanlage kostet Aufpreis.
Der Motor zeichnet sich nicht gerade durch Laufruhe aus. Von Antritt und Durchzug leistet er das, was man von einem 50-PS-Motor in einem 850-kg-Auto erwarten kann. Für ein Stadtauto ist eine 17-Sekunden-Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 akzeptabel. Seine 144 km/h Spitzengeschwindigkeit erreicht der kleine Koreaner nur mühsam. Lange Touren sind deshalb einfach anstrengend, voll beladen tut sich der Motor auf Reisen noch schwerer.
Das ist halt der Preis, um günstig von A nach B zu kommen, denn im Verbrauch ist der Daewoo Matiz sehr günstig. Knappe 6,1 Liter Normalbenzin auf 100 km sind es im gemischten Verbrauch nach EU-Norm, 7,9 Liter in der Stadt und 5,1 Liter über Land.
Die Fünfgang-Schaltung ist sehr gewöhnungsbedürftig, erst mit viel Übung gelingt die gezielte Schaltknüppelführung.
Richtig schnell kann der Wagen ohnehin nicht, aber auch so ist vorausschauendes Fahren angesagt. Die Bremswege sind nämlich selbst für so ein kleines Auto nicht so richtig gut. Die Bremsanlage (Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) in Verbindung mit 155/65er 13-Zoll-Reifen schaffen nicht mehr – oder sollte man sagen weniger … Bremsweg.
Unproblematisch ist das Fahrverhalten. Gut, die hohe Karosserie neigt sich dank der eher komfortablen Abstimmung in Kurven etwas, ohne jedoch den Fahrer vor Probleme zu stellen. In schnellen Kurven tendiert der Fronttriebler zu leichtem Untersteuern. Plötzliche Ausweichmanöver und doppelte Spurwechsel meistert er trotz Seitenneigung ohne Gefahren für Insassen und Elch. Sein kleiner Wendekreis macht ihn handlich zu führen und in Parklücken zu rangieren, die Servolenkung ist allerdings nur beim SE in Serie zu haben. Präzise arbeitet die Lenkung, tadellosen Geradeauslauf muss man ihr bescheinigen.
Für serienmäßige Sicherheit sorgen Knautschzonen vorne und hinten, Dachverstärkungen und Seitenaufprallschutz, Verstärkungen in A- und B-Säule als Überrollschutz, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, die Teleskop-Sicherheitslenksäule, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Außenplätzen (Beckengurt hinten Mitte) und Kopfstützen vorne. Kopfstützen für die Rückbank gibt es gar nicht, ABS nur gegen Aufpreis.
Ab 14.900 Mark steht der Matiz in der S-Version (Basis) beim Händler, die etwas komfortablere Version SE-Variante kostet ab 16.790 Mark und verfügt unter anderem über von innen verstellbare Außenspiegel, zusätzliche Ablagefächer, elektrische Fensterheber vorn, Heckklappen- und Tankfernentriegelung aus dem Innenraum, Servolenkung und Zentralverriegelung. Die 1.890 Mark extra sind damit gut angelegtes Geld. ABS gibt es in beiden Versionen nur gegen Aufpreis (690 Mark), in der SE-Version ist sogar eine Klimaanlage (1.690 Mark extra) zu haben. Das war es dann aber schon mit Sonderwünschen. Leichtmetallfelgen und ein verchromtes Auspuffendrohr gehören zur Serienausstattung.
Die Typklasseneinstufungen sind moderat – 11 / 13 / 15 (KH / VK / TK) –, die Garantiefristen lang: drei Jahre bis 100.000 km Fahrzeug- und Mobilitätsgarantie, allerdings nur 3 Jahre auf den Lack, sechs Jahre gegen Durchrostung und ein Jahr auf Original-Ersatzteile.
Um einen Kollegen zu zitieren: „Der Matiz ist der fahrende Beweis, dass man einen Renault Twingo oder VW Lupo auch viertürig bauen kann.“ Und das erhöht die praktische Nutzbarkeit eines Kleinstwagens ganz erheblich.
© Juni 2001 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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