Testbericht.
VW Passat 2.0 Automatik
Mehr Ausstrahlung, Komfort und verbesserte Technik
Von Petra Grünendahl
Silberblau metallic ist keine Farbe für den neuen Passat, ebenso wenig wie Candyweiß, Reflexsilber metallic und Stormbeige metallic. Der schöne verchromte Kühlergrill, der die äußere Erscheinung des Wolfsburgers enorm aufwertet, versteckt sich bei hellen Farbtönen ein wenig. Kräftige Farben bringen die noble Nase viel besser zur Geltung. Das gilt auch für die Chromumrandung der Seitenfenster.
Ansonsten hat der große Volkswagen durch das Facelift zum 2001er Modelljahr an Ausstrahlung und Komfort dazu gewonnen. Optisch hebt er sich nun deutlich vom kleineren Bora ab. Komfortabler und sicherer ist die Karosserie, sparsamer und leistungsstärker die neuen und überarbeiteten Motoren.
Der 2-Liter-Benziner, mit dem unser Testwagen vorfuhr, ist neu im Passat-Programm, welches außer drei Turbodiesel-Direkteinspritzern fünf Benzin-Motoren zwischen 1,6 und 2,8 Litern Hubraum von 102 bis 193 PS umfasst. Zur Grundausstattung gehört eine manuelle Fünfgang-Schaltung, gegen Aufpreis gibt es das Viergang-Automatikgetriebe unseres Passat. Ausgestattet war er in der Trendline-Version.
Volkswagens obere Mittelklasse bietet auf seinen nun 4,70 m Länge hinreichend Platz für die Passagiere. Die Sportsitze vorne sind angenehm straff und bieten guten Seitenhalt. Im Fond ist reichlich Platz für zwei Passagiere, aber auch drei sitzen dort nicht schlecht. Der Innenraum macht qualitativ einen sehr guten Eindruck und bietet viel Komfort. Die mit flanellgrauem Stoff bezogenen Sitze sind strapazierfähig und durchaus kindertauglich.
Das Cockpit ist bedienerfreundlich gestaltet, die Anzeigen sind gut einzusehen und die Schalter gut zu bedienen. Praktisch sind – bis auf das Brillenfach über der Fahrertür – auch die Ablagefächer: in den vorderen Türen, links unterm Lenkrad, das Handschuhfach und ein Fach in der Mittelarmlehne hinten.
Der Kofferraum ist schön geräumig, gut geschnitten und fasst bis zu 475 Liter, bei umgeklappter Rückbanklehne (asymmetrisch geteilt mit breiter Seite rechts) sogar bis 800 Liter. Dafür ist die Zuladung von maximal 517 kg ganz ok. Die Ladekante ist mit 69 cm Limousinen-üblich, erleichtert aber nicht gerade das Einladen schwerer Gegenstände.
Die Serienausstattung umfasst die üblichen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens, darunter u. a. elektrische Fensterheber vorne und hinten, Verzurrösen im Kofferraum sowie beleuchtete Spiegel in den Sonnenblenden. Die aufgewertete Optik des Innenraumes äußert sich in Chromringen um die Rundinstrumente sowie in Alu-Microtec-Dekoreinlagen an Armaturenbrett, Aschenbecherdeckel und den Türzuziehgriffen. Gegen Aufpreis gibt es eine Klimatronik (anstelle der serienmäßigen manuellen Klimaanlage), Sitzheizung sowie ein Radio-Navigationssystem mit Multifunktionsdisplay.
Neu für die Passat-Baureihe ist der 2-Liter-Ottomotor. Mit seinen 115 PS stellt er eine gute Motorisierung dar. Mit anständigem Vortrieb überzeugt der Benziner – auch mit Automatikgetriebe. Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung sind über das ganze Drehzahlband in Ordnung. Zügig kommt er in die Pantoffeln und meistert Überholmanöver recht flott. Dabei arbeitet er ruhig und vibrationsarm, unauffällig, ohne sich in den Vordergrund drängen zu wollen.
Ganz hervorragend abgestimmt ist das Automatik-Getriebe. Nicht nur objektiv – von Null auf Hundert braucht der Automatik-Passat gerade mal 1,2 Sekunden mehr als sein handgeschalteter Bruder, sondern auch subjektiv spurtet er antrittsstark los und beschleunigt auch bei höheren Touren noch ganz ordentlich. Da kann man selbst als eingefleischter Fan echter Handarbeit nicht meckern. Lediglich beim Kickdown braucht der seine Gedenksekunde, bis er abzieht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 193 km/h (Schaltgetriebe 200 km/h), damit reist es sich auch längere Strecken ganz komfortabel.
Beim Verbrauch macht sich die Automatik dann aber negativ bemerkbar: 13,4 Liter Superbenzin auf 100 km braucht der Zweiliter-Passat in der Stadt. Außerstädtisch kommt er mit 7,6 Litern aus, im gemischten Zyklus nach EU-Norm sind es 9,7 Liter. Das sind je knapp 1 bis 1,5 Liter mehr als mit manueller Schaltung. Der Motor erfüllt die Euro4-Abgasnorm.
Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sind akzeptabel. Sie sprechen schnell an, sind gut dosierbar, nur die Bremswege sind trotz Bremsassistent und der breiteren 205/60er 15-Zoll-Reifen (Serie sind 195/65 R 15) keine Glanzleistung, sondern eher nur Durchschnitt.
Die Lenkung arbeitet präzise und beweist Zielgenauigkeit. Problemlos und weitgehend neutral bewegt sich der Passat auch auf kurvigen Strecken. Bei flotter Gangart untersteuert er leicht. Erst bei forciertem Tempo muss das ESP eingreifen. Plötzliche Spurwechsel meistert er fast schon leichtfüßig. Ebenso behände zieht es ihn hinterher auf Lenkkommando des Fahrers wieder in die alte Spur zurück.
Recht komfortabel bringt er seine Passagiere auch über schlechtere Straßen, ist aber dennoch straff genug, um den Fahrer bei Lastwechseln nicht in Schwierigkeiten zu bringen.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung fängt bei den aktiven Sicherheitsfeatures wie ABS mit Bremsassistent, Antriebsschlupf-Regelung und ESP an und hört bei der stabilen, gezielt verstärkten Karosseriekonstruktion mit definierten Knautschzonen noch lange nicht auf. Vorne schützen Kopfstützen und Dreipunkt-Sicherheitsgurte sowie vier Airbags die Passagiere. Ein Kopfairbagsystem gibt es als Sonderausstattung. Zwei Kopfstützen hinten gehören zur Serienausstattung, die dritte kostet Aufpreis. Serie ist auf dem mittleren Platz ein Beckengurt, der Dreipunkt-Automatik-Sicherheitsgurt ist im Aufpreis für die dritte Kopfstütze enthalten. Die Kindersitzvorrüstung Isofix ist Serie, integrierte Kindersitze auf den Außenplätzen hinten gibt es gegen Aufpreis.
Ab 39.507,76 Mark steht der Passat beim Händler mit Basis-Ausstattung und 1,6-Liter-Motor. Mit 2-Liter-Motor und in Trendline-Ausstattung ist er ab 44.201,74 Mark, mit Automatik ab 46.939,91 Mark zu haben. Die Metallic-Lackierung schlägt mit rund 812 Mark zu Buche, die Klimatronic (statt serienmäßiger Klimaanlage) mit 636 Mark, das Radio-Navigationssystem mit Multifunktionsdisplay mit 4.890 Mark und die Geschwindigkeitsregelung mit 332 Mark. Die 15-Zoll-Leichtmetallräder Wellington mit 205/60er Rädern kosten 1.095 Mark, die Ausstattung des mittleren Sitzes hinten mit Kopfstütze und Dreipunktgurt 274 Mark. Die Sitzheizung für die Vordersitze ist zusammen mit beheizbaren Scheibenwaschdüsen im Winterpaket für 489 Mark enthalten. Die Textilfußmatten vorne und hinten sind mit weiteren 162 Mark veranschlagt, die Nebelscheinwerfer mit 270 Mark.
Volkswagen gewährt eine Neuwagen-Garantie von einem Jahr ohne Kilometerbegrenzung, 3 Jahre auf den Lack, 12 Jahre auf die Karosserie sowie eine LongLife-Mobilitätsgarantie bei Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Wartungsintervalle rechnet der Bordcomputer aus: Über die Serviceintervallanzeige wird dem Fahrer in Abhängigkeit von Fahrstil und Einsatzbedingungen angezeigt, nach wie vielen Kilometern er zur Inspektion muss. Das können bis zu 30.000 km in maximal zwei Jahren werden. Die Versicherungseinstufungen liegen bei 15 / 14 / 24 (KH / VK / TK), was verhältnismäßig niedrige Versicherungsbeiträge bedeutet.
© August 2001 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM