Testbericht.
Fiat Punto 1.9 JTD ELX
Peppig, praktisch, italienisch
Von Petra Grünendahl
Optisch peppiger ist er geworden. Dynamischer wirkt nicht nur der Dreitürer der zweiten Punto-Generation, sondern – trotz des unterschiedlichen, mehr auf Eleganz zielenden Karosseriedesigns – auch der Fünftürer. Natürlich ist der Neue auch größer geworden als sein Vorgänger: um 4 cm die dreitürige Variante, um 7,5 cm der Fünftürer. In zwei Karosserievarianten, sechs Ausstattungslinien und vier Motoren zwischen 60 und 130 PS ist der Punto zu haben. Wir fuhren einen fünftürigen Punto mit 1,9-Liter-JTD-Motor, 80 PS, in ELX-Ausstattung und der Metallic-Lackierung Szyllarot.
Mit seinen 3,84 m Länge strebt auch dieser Kleinwagen immer dichter an die 4-m-Marke heran. „Klein“ kann man ihn da ja kaum noch nennen. Vier Türen bieten bequemen Einstieg für Front- und Heckpassagiere. Vier Passagiere sitzen angenehm, zu dritt wird es auf der Rückbank naturgemäß im Kleinwagen etwas eng. Gesichert ist im fünftürigen Punto aber auch der fünfte Passagier mit Dreipunkt-Gurt und Kopfstütze.
Der Fahrersitz ist höhenverstellbar, die auch „tiefergelegt“ immer noch hohe Sitzposition erleichtert die Übersicht. Eine Lendenwirbelstütze macht selbst lange Touren nicht zur Tortur für den Rücken. Die Sitze sind bequem, aber nicht zu weich. Der Seitenhalt könnte aber besser sein. Nicht besonders gut ist der Innenraum gegenüber dem Motorraum gedämmt. Der Diesel-Motor ist vor allem im Kaltlauf akustisch präsent. Warmgelaufen und bei höheren Geschwindigkeiten treten leichte Windgeräusche eher in den Vordergrund.
Mehrere Grauschattierungen und unterschiedliche Oberflächenstrukturen lassen das Cockpit etwas unruhig wirken. Das Ganze ist aber tadellos verarbeitet, da kann man nicht meckern. Sparsam sind Schalter und Drehknöpfe platziert, so dass der Fahrer nicht nur den Überblick, sondern auch alles „im Griff“ behält. Die grüne Wärmeschutzverglasung gehört bei allen Punto-Modellen zur Serienausstattung, die Klimaanlage ist nur in den Linien HLX und HGT ohne Aufpreis zu haben. Recht praktisch ist die Ausschaltverzögerung nicht nur für Innenbeleuchtung, sondern auch für Scheinwerfer, um zum Beispiel den Weg zur Haustür oder zum Garagentor zu erleuchten.
Der Fünftürer ist definitiv das praktischere Auto. Nicht nur, dass die Fondpassagiere durch die hinteren Türen erheblich angenehmer auf ihre Plätze kommen. Auch der Laderaum ist dank 3,5 cm mehr Karosserielänge größer. Seine 297 Liter sind in der Kleinwagenklasse nicht zu schlagen, auch ist der Laderaum geräumig und gut nutzbar. Die umklappbare Rücksitzlehne ist asymmetrisch geteilt, leider mit der schmalen Seite rechts.
Eine Klimaanlage kostet Aufpreis, einige kleine Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie Servolenkung und funkfernbediente Zentralverriegelung sind hingegen Serie. Elektrische Fensterheber gibt es nur vorne, die Außenspiegel sind beide nur manuell von innen verstellbar. Ein hohes Niveau an passiver Sicherheit gehört ab der Basis zur Serienausstattung.
Ablagen finden sich reichlich: Handschuhfach, Fächer in allen vier Türen dazu Netze in den vorderen Türen, Fächer in der Mittelkonsole, im Armaturenbrett seitlich unter dem Lenkrad, drei Ablagen auf der Armaturenbrettabdeckung, eine Schale zwischen Beifahrersitz und Tür, ein Schubfach unter sowie eine Tasche an der Rückseite des Beifahrersitzes. Einen Spiegel in der Sonnenblende gibt es in der ELX-Ausstattung leider nur auf der Beifahrerseite.
Der 1,9-Liter-JTD-Motor (JTD steht für Unijet, den Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Common-Rail-Einspritzung) ist der einzige Diesel im Punto-Programm. Mit einer Leistung von 80 PS liegt er zusammen mit dem 1,2-Liter-16-Ventiler eher am schwächeren Ende der Motorenpalette. Nur der 1,2-Liter-Vierzylinder-Zweiventiler ist mit 60 PS schwächer. Sportliche Topmotorisierung ist der aus anderen Baureihen des Fiat-Konzerns bekannte 1,8-Liter-Sechzehnventiler mit 131 PS.
Die 80 munteren Pferdchen des 1.9 JTD haben mit der 1.130 kg schweren Karosserie leichtes Spiel. Der Punto gefällt vom Antritt wie vom Durchzug ganz gut. Sein maximales Drehmoment von 196 Newtonmeter liegt ab 1.500 Touren an und liegt bis 2.800 U/min. kaum darunter. Das ist beim Diesel, der weniger hochdreht als ein Benziner, volle Kraft im entscheidenden Drehzahlbereich. In diesen Grenzen zeigt er sich drehfreudig und hängt gut am Gas. Die Getriebeübersetzung ist knackig kurz, das tut sein Übriges für einen flotten Antritt.
Von Null auf Tempo 100 braucht der Punto 12,2 Sekunden: kein Renner, aber für einen Kleinwagen ganz anständig. Die 8,6 Sekunden der 131-PS-Variante sind dagegen schon unanständig. Mit 170 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der Diesel-Punto auch auf der Autobahn für zügige Überholmanöver gut und durchaus langstreckentauglich. Dabei ist er bei ökonomischer Fahrweise recht sparsam: 6,6 Liter Diesel auf 100 km im Stadtverkehr, 4 Liter außerstädtisch und 4,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben).
Der Schalthebel will gefühlvoll geführt werden, dann landet er auch da, wo er soll. Eilige Schalter werden die Hebelführung eher als hakelig empfinden. Die Bremsen (Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) sind zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, aber sie packen kräftig und gut dosierbar zu. Der Bremsweg ist aber insgesamt – trotz relativ breiter Bereifung (185/60 R 14) – eher unteres Kleinwagen-Niveau.
Die Lenkung arbeitete präzise und vermittelt guten Fahrbahnkontakt. Leichtgängig arbeitet elektrische Servolenkung Dualdrive, die für das Rangieren im Stadtverkehr und beim Einparken eine verstärkte Servounterstützung durch das „City“-Programm bietet.
Trotz recht großer Seitenneigung der hohen Karosserie ist das Handling problemlos. Untersteuern kündigt in schnellen Kurven den Grenzbereich an, ohne dass der Punto jedoch Anstalten bösartiger Reaktionen machte. Auch nach einfachen und doppelten Spurwechseln ist der Wagen einfach wieder auf eine gerade Spur zu bringen. Weder zu weich, noch zu straff sorgt die Feder-Dämpfer-Abstimmung für ausreichenden Fahrkomfort.
Eine Karosseriestruktur aus hochfestem Stahl mit computerberechneten Knautschzonen, Seitenaufprallschutz, Sicherheitslenksäule und Pedal-Release-System, Kopfstützen und Dreipunkt-Gurte auf allen fünf Plätzen, eine verstärkte Rückbanklehne sowie sechs Airbags (!) bieten serienmäßig passive Sicherheit. ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung gibt es ab Werk, eine Traktionskontrolle ist leider nur in der HGT-Ausstattung mit dabei. Eine Wegfahrsperre ist serienmäßig dabei, eine Alarmanlage ist gegen Aufpreis zu haben.
Ab 19.890 Mark steht der Punto beim Händler, der 1.9 JTD ab 25.090 Mark, in der ELX-Ausstattung ab 26.090 Mark. Für die fünftürige Variante mit mehr Laderaum kommt jeweils 950 Mark dazu. Zur Serienausstattung gehören sechs Airbags, die Ausstattung des fünften Sitzes mit Kopfstütze und Dreipunkt-Gurt, die funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, Nebelscheinwerfer und die Dualdrive-Servolenkung. Die Metallic-Lackierung kostet ebenso extra (650 Mark) wie die Alarmanlage (510 Mark) und das Blaupunkt-Radio mit Cassette, 6 Lautsprechern und Subwoofer (800 Mark). Eine Klimaanlage ist für 2.050 Mark zu haben.,
Die Versicherungseinstufungen erfolgten in die Klassen 20 / 19 / 33 (KH / VK / TK). Fiat gewährt zwei Jahre Garantie auf den Wagen und alle beim Fiat-Partner eingebauten Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack sowie acht Jahre auf die vollverzinkte Karosserie gegen Durchrostung. Zudem gibt es ein Jahr Mobilitätsgarantie. Neuwagen- und Mobilitätsgarantie können gegen Aufpreis verlängert werden.
© Dezember 2001 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM