Testbericht.
Chrysler PT Cruiser 1.6 Touring
Mit Al Capone auf Tour
Von Petra Grünendahl
PT Cruiser? Was ist denn das? Ach so, das Gangsterauto! – Selbst wer mit dem Namen nichts anfangen kann, kennt sein Aussehen: Diesen Dreißiger-Jahre-Look, der so ein bisschen an die amerikanischen Gangsterautos aus Hollywoods Frühzeit erinnert!
Auf jeden Fall ist der Chrysler PT Cruiser ein Hingucker. Er bereichert mit seinem ungewöhnlichen Äußeren das Straßenbild ungemein.
Welche Qualitäten sich unter dem sehenswerten Blechkleid verbergen, erfuhren wir in einem PT Cruiser in Touring-Ausstattung mit 1,6-Liter-Antrieb (115 PS) in Patriot Blue Metallic. Die Basisausstattung Classic und die Top-Ausstattung Limited runden die Palette ab. Als weitere Motorisierungen sind ein 2-Liter-Benziner (141 PS) sowie ein 2,2-Liter-Common-Rail-Turbodiesel (121 PS) verfügbar.
Wo soll man den PT Cruiser einordnen? Am ehesten wohl als Kompakt-Van mit hohem Nutzwert auf 4,29 m Länge und 1,70 m Breite. Natürlich sitzt man hoch in dem 1,60 m hohen Gefährt. Großzügig ist das Platzangebot vorne wie hinten. Die komfortablen, gut konturierten Sitze bieten guten Seitenhalt. Selbst auf dem Mittelsitz in der zweiten Reihe sitzt man noch sehr bequem.
Verschiedene Schattierungen warmer Grautöne prägen den Innenraum. Farbliche Akzente setzen die dunkelblau lackierte Umrandung der Rundinstrumente auf der Fahrerseite sowie in gleicher Farbe lackierte Airbagabdeckung auf der Beifahrerseite. Verchromt ist außer den Türöffner-Bügeln leider nur das Schaltgestänge: Der Innenraum würde aber die eine oder andere Chromapplikation mehr vertragen. Nicht besonders hochwertig wirkt allerdings die schlichte graue Kunststoffkugel an der Spitze der verchromten Schaltstange. Das ist fast schon ein Stilbruch, lackiert (passend in Dunkelblau?) müsste der Knauf wenigstens sein.
Nichts auszusetzen gibt es an der Funktionalität und Praxistauglichkeit der Schaltzentrale. Sinnvoll ist die Anordnung von Schaltern und Anzeigen, leicht sind sie zu erreichen. Ablageflächen und Fächer gibt es reichlich in den Türen oder in der Mittelkonsole, allerdings finde ich nichts passendes für meine Sonnenbrille.
Die Ausstattung ist gut. Sie umfasst all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens inklusive elektrische Fensterheber vorne und hinten, Klimaanlage und Audiosystem mit Radio, CD und Cassette sowie sechs Lautsprechern serienmäßig. Das elektrische Schiebedach gibt es allerdings nur als Sonderausstattung.
Der gute Sitzkomfort in der zweiten Reihe mit ausreichender Kniefreiheit geht allerdings zu Lasten des Laderaumes. Die reine Stellfläche ist klein, aber dafür kann man in die Höhe laden. 521 Liter Ladevolumen stehen bis unter die Laderaumabdeckung zur Verfügung. Dachhoch und über die umgeklappte Rücksitzlehne bis hinter die Vordersitze sind es 2.150 Liter. Die Rücksitzlehne ist asymmetrisch geteilt, mit der breiteren Seite rechts, was den Transport sperriger Güter erleichtert. Bis zu 1,07 m breit ist die Ladefläche zwischen den Radkästen, bei umgeklappter Rückbanklehne stehen 1,52 m bis zu den Vordersitzen zur Verfügung. Da lässt sich ganz ordentlich was laden, bis zu 430 kg Zuladung sind erlaubt.
Die Laderaumabdeckung kann auch tiefer gelegt werden. Die Laderaumabdeckung lässt sich rumdrehen und hat als Unterseite eine abwaschbare Fläche. In die unterste Schiene geschoben lassen sich so schmutzige oder feuchte Gegenstände problemlos transportieren. Unter dem Gepäckraumboden steht noch ein kleineres Fach zur Verfügung, für Gegenstände, die man nicht auf Anhieb sehen soll.
Das 1,6-Liter-Aggregat ist der kleinere der beiden in dieser Reihe verbauten Motoren. Mit 115 PS ist es noch nicht einmal schwach. Sein maximales Drehmoment von 157 Nm liegt aber erst bei 4.550 Touren an. Die Getriebeabstufungen sind lang und eher auf Sparsamkeit ausgelegt. In der Praxis zieht der fast 1,9 t schwere Van von daher recht zäh an, weil er erst mal auf Touren kommen muss, bis richtig was läuft. Dafür läuft der Vierzylinder-Motor aber ruhig und vibrationsarm und drängt sich nicht in den Vordergrund.
Der PT Cruiser 1.6 beschleunigt in 13,5 Sekunden von Null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist schon bei 176 km/h erreicht. Im Verbrauch liegt der PT Cruiser bei 8 Litern Superbenzin je 100 km im gemischten Verbrauch nach EU-Norm, in der Stadt schluckt er 10,3 Liter, außerstädtisch begnügt er sich mit 6,6 Liter (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU3.
Die manuelle Fünfgang-Schaltung glänzt mit kurzen Schaltwegen und lässt sich leichtgängig und präzise durch die Schaltkulisse führen. Auch der Kupplungsweg ist ausreichend kurz, die Kupplung spricht schnell an. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sprechen nur langsam an, der Pedalweg ist zu lang, was die Bremsen auch schlecht dosierbar macht. Unser Testwagen war mit Winterreifen ausgerüstet, stand aber anstatt der serienmäßigen 205/55er Reifen auf schmaleren 185/65ern. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Bremswege …
Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt und ausreichend leichtgängig. Recht wendig, fast schon agil kann man den schweren Wagen durch die Kurven dirigieren – und das trotz des großen Wendekreises. Neutral bis leicht untersteuernd geht er sehr schnell gefahrene Kurven an. Wenn er über kurvige Strecken tänzelt, könnte man fast vergessen, in welch großem (und schwerem) Auto man sitzt. Da kommt richtig Freude auf. Plötzliche Spurwechsel und anschließendes wieder Einscheren meistert er leichtfüßig und sicher, ohne dabei Kontakt zur Fahrbahn vermissen zu lassen.
Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist eher straff ausgelegt, um dem großen und hohen Gefährt ausreichende Sicherheitsreserven zu lassen. Unkomfortabel fährt der Chrysler-Van darum aber trotzdem nicht.
Serienmäßig passive Sicherheit bieten Kopfstützen und Dreipunkt-Gurte auf allen fünf Sitzen, vier Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie Seitenaufprallschutz in den Türen. Isofix-Kindersitzverankerungen sind auf allen drei Fondsitzen installiert. Aktive Sicherheitsfeatures beschränken sich auf Antriebsschlupfregelung und ABS.
Ab 18.100 Euro gibt es den PT Cruiser in Basisausstattung. Mit 20.200 Euro ist man bei der Touring-Ausstattung dabei. In der Aufpreisliste stehen lediglich die Metallic-Lackierung (330 Euro) und das elektrische Schiebedach (720 Euro).
An Garantien gibt Chrysler zwei Jahre auf den Wagen, fünf Jahre (oder bis 80.000 km) auf das Katalysator-System sowie sieben Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Wartungsintervalle betragen 24.000 km, ein Ölwechsel ist alle 12.000 km (oder nach sechs Monaten) fällig. Die Einstufungen in Versicherungsklassen lauten 17 / 20 / 29 (KH / VK / TK).
© Februar 2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM