Mercedes C270 CDI T-Modell

Testbericht.
Mercedes C270 CDI T-Modell Avantgarde
Schicker Schwaben-Laster
Von Petra Grünendahl

 

Das T-Modell, der jüngste Spross der aktuellen C-Klasse-Familie, kam im März 2001 auf den Markt. Bis zur B-Säule identisch mit der Limousine, findet der Kombi seinen Abschluss in einem elegant gezeichneten Heck. Rundlicher, fließender und vor allem dynamischer sind die Linien im Vergleich zum Vorgänger geworden.

In einem C270 CDI mit Common-Rail-Diesel und 170 PS, in Jaspisblau metallic und mit Avantgarde-Ausstattung erkundeten wir, wie viel Laster in dem schwäbischen Kombi steckt.

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Der Einstieg auf den Fahrersitz heißt nicht „hinsetzen“, sondern „Platz nehmen“. Kaum ist der Schlüssel im Schloss stellt sich der Fahrersitz auf die letzte eingestellte Position. Drei Memory-Positionen erleichtern das Einstellen der optimalen Sitz- und Lenkradpositionen bei wechselnden Fahrern. Die beiden vorhandenen elektrischen Schlüssel speichern jeweils ihre eigene Sitzposition. Zieht man den Zündschlüssel aus dem Schloss, gehen der Sitz zurück und das Lenkrad hoch, um dem Fahrer einen bequemen Ausstieg zu ermöglichen. Die Memory-Funktion mit Ein- und Ausstiegshilfe gibt es allerdings nur gegen Aufpreis.

Vorne wie hinten ist für die Passagiere das Platzangebot gut. Der Mittelsitz hinten ist aber – wie so oft – alles andere als wirklich alltags- oder langstreckentauglich. Technisch-funktional ist das Armaturenbrett gestaltet, die Qualität und Verarbeitung der verwendeten Materialen ist sehr gut. Man verliert trotz vieler Knöpfe und Schalter nicht die Übersicht.

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Gut gemacht sind die umlegbaren hinteren Kopfstützen – drei an der Zahl: Wenn man sie nicht braucht, klappt man sie runter und hat eine bessere Sicht nach hinten. Nun gut, richtig toll ist die Sicht nach hinten auch damit nicht, weil die schräg abfallende Heckscheibe keine gute Einschätzung von Entfernungen zulässt. Zu empfehlen wäre hier eine Einparkhilfe (gibt es gegen Aufpreis). Serie sind die Innenspiegel in den Sonnenblenden, wer sie beleuchtet haben will, zahlt extra. Die Klimaautomatik (Thermatic) ist bei den Fünf- und Sechszylinder-Motoren serienmäßig vorhanden, bei den Vierzylindern ist eine automatisierte Heizung (Heizmatik) Standard. Gegen Aufpreis steht dem Fahrer das Bedien- und Anzeigensystem Command zur Verfügung, ein Bordcomputer ist nicht erhältlich.

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Schon die eleganten Linien verraten, dass der 4,54 m lange Kombi nicht fürs Praktische gebaut wurde. Die große Schräge der Heckklappe sieht zwar elegant aus, kostet aber Stauraum. Die unter der Laderaumabdeckung verborgenen 470 Liter Gepäckraum sind im Vergleich mit anderen Kombis ähnlicher Karosseriegröße noch nicht einmal von schlechten Eltern. Mit 1.384 Litern Laderaum bis hinter die Vordersitze bei dachhoher Beladung liegt er dagegen eher im Mittelfeld. Der Laderaum ist hinter der Ladekante recht breit geschnitten, wird aber wegen der Radkästen zu den Rücksitzen hin schmaler. Dennoch ist er über die niedrige Ladekante leicht und gut nutzbar zu beladen. Bis zu 525 kg Beifahrer und Gepäck darf der Fahrer mitnehmen.

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Die Rücksitzlehne ist serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbar. Unter dem Laderaumboden verbirgt sich ein zusätzliches Staufach inklusive Klappkiste, da der Wagen serienmäßig mit Tirefit, einem Reifen-Reparatursystem, anstelle eines Ersatzrades ausgestattet ist. Wer sich für das gegen Aufpreis erhältliche Ersatzrad entscheidet, muss auf dieses Fach aber verzichten.

 

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Der 2,7-Turbodiesel-Motor mit Common-Rail-Einspritzung, fünf Zylindern, vier Ventilen und 170 PS ist die Topmotorisierung bei den Selbstzündern. Drei Diesel und fünf Benziner umfasst die Motorenpalette. Der Fünfzylinder-Motor ist schon eine souveräne Antriebsquelle. Allerdings verfügt unser Testwagen über eine Fünfgang-Automatik, die den Motor im unteren Drehzahlbereich etwas einengt. Die Getriebeübersetzung ist für einen Diesel mit Automatik eher lang und auf mehr Verbrauchsminimierung optimiert, denn auf den Durchzug beim Anfahren, aber wenn er erst mal läuft, kann man über die Getriebeabstufungen nicht meckern. Ruhig schaltet er bei Bedarf hoch oder runter, kein Ruckeln stört die Passagiere. Über die Hinterräder wird die Kraft auf die Straße gebracht.

Ist das ein Turboloch oder bloß die Automatik-Schaltung? Er hat eine leichte Antrittsschwäche, obwohl die Automatikversion des Fünfzylinder-Aggregats eine höhere Drehmomentauslegung hat. Das Maximum liegt aber erst später an (400 Nm bei 1.800 – 2.600 U/min. statt 370 Nm bei 1.600 bei 2.800 U/min). Leicht auf Touren gekommen, sind Durchzug und Leistungsentfaltung aber angemessen gut. Der Fünfzylinder glänzt durch Laufkultur und Vibrationsarmut, leise und kaum spürbar säuselt er vor sich hin. Auch der beherzte Tritt aufs Gaspedal wird nicht von großer akustischer Präsenz begleitet.

Unser Testwagen ist mit einer Fünfgang-Automatik anstelle des serienmäßigen manuellen Sechsgang-Getriebes ausgestattet. Das hat aber nur minimal Auswirkungen auf Beschleunigung und Verbrauch im Vergleich zur manuellen Schaltung. Seine 9,4 Sekunden von Null auf Tempo 100 (manuell 9,3 Sek.) sind ja angesichts von 1,65 t Leergewicht nicht von schlechten Eltern. Die Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h (224 km/h) macht auf langen Strecken viel Freude, der Durchzug ist jederzeit für zügige Überholmanöver gut. Auch im Verbrauch ist die Automatik-Variante nur wenig durstiger als der Schaltwagen: 9,9 Liter Dieselkraftstoff in der Stadt, 6 Liter über Land und 7,4 Liter im gemischten Verbrauch (manuell 9,7 l / 5,6 l / 7,1 l) zeugen von Fingerspitzengefühl bei der Balance zwischen Leistung und Verbrauch. Der Motor erfüllt die EU3-Abgasnorm.

 

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Tadelloser Geradeauslauf und eine präzise Lenkung zeichnen das T-Modell aus. Die Lenkung ist leichtgängig bei niedrigen Geschwindigkeiten und direkter bei hohem Tempo. Der Wendekreis ist verhältnismäßig klein, das Fahrzeug damit erstaunlich wendig. Sehr dynamisch gibt er sich im Handling. Bei plötzlichen Spurwechseln und Ausweichmanövern reagiert er zielgenau auf die Anweisungen des Fahrers und lässt sich ebenso unbeirrbar wieder in die alte Spur zurück dirigieren. Kurvenfahrten absolviert er auch bei hohem Tempo sehr neutral und verfolgt solide die vorgegebene Spur. Der Grenzbereich liegt sehr hoch, das serienmäßige ESP muss angesichts der sicheren Straßenlage auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten kaum eingreifen.

Die 16-Zoll-Felgen sind bezogen mit 205/55er Reifen. Das ist in der Avantgarde-Ausstattung Standard. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) packen ordentlich zu und verzögern den Kombi solide und spurtreu. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist komfortabel ohne Abstriche an die Fahrsicherheit.

Die serienmäßige Sicherheitsausstattung ist umfangreich: Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Windowbags für vorne und hinten (Seitenairbags hinten gegen Aufpreis). Der aktiven Sicherheit dienen neben dem fast narrensicheren Fahrwerk die Antriebsschlupfregelung, ABS mit Bremsassistent und ESP. Zur Serienausstattung gehören ein Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer (Speedtronic).

 

Ab 28.188 Euro ist das T-Modell der C-Klasse zu haben mit Basis-Motor (2-Liter-Ottomotor) und in der Ausstattungslinie Classic. Der große Diesel-Motor C270 CDI ist ab 35.148 Euro zu haben, die Ausstattungslinien Elegance und Avantgarde sind für 1.798 Euro Aufpreis zu haben.

Die Serienausstattung beinhaltet ab der Classic-Version die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens inklusive längs- und höhenverstellbarem Multifunktionslenkrad, Blinker mit Komfort-Tipp-Schaltung, Laderaumabdeckung und Sicherheitstrennnetz, Tempomat und Speedtronic sowie elektrisch einstellbaren Vordersitzen. Der C270 CDI verfügt zusätzlich über eine Batterie mit stärkerer Kapazität sowie über die Klimaautomatik Thermatic anstelle der serienmäßigen Heizungsautomatik.

In der Avantgarde-Ausstattung bekommt das T-Modell unter anderem zusätzlich 16-Zoll-Leichtmetallräder im Fünf-Stern-Design, Türgriffe in Wagenfarbe, Chromzierleisten an der Karosserie, den Avantgarde-Schriftzug an den Seitenschutzleisten sowie Innenraumdekor und Zierteile in Alu-Quadra und Lederlenkrad/-Schalthebel. Die Feststellbremse (umgangssprachlich Handbremse) wird über ein Pedal mit dem Fuß betätigt.

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Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung, das Automatik-Getriebe, Sitzbezüge in Leder-Stoff, das Bedien- und Anzeigensystem Command mit Radio und CD-Wechsler, die Lautsprecher und das eingebaute Mobiltelefon mit Freisprecheinrichtung, der Regensensor für die Scheibenwischer, Sidebags im Fond, Sportsitze, Sitzheizung und die Memory-Funktion für die Einstellung der Vordersitze sowie das Xenonlicht.

Die Versicherungen stufen das Fünfzylinder-T-Modell in die Klassen 19 / 26 / 34 (KH / VK / TK) ein. DaimlerChrysler gibt die gesetzlich garantierten zwei Jahre Gewährleistung auf den Wagen und alle beim Mercedes-Partner eingebauten Original-Ersatzteile. Die Mobilitätsgarantie MobiloLife gilt in 24 Ländern Europas über 30 Jahre, sofern das Fahrzeug nach den Garantiebestimmungen regelmäßig gewartet wurde. Dazu kommt eine dreißigjährige Garantie gegen Durchrostung von innen nach außen. Wartungsintervalle und Ölwechsel werden nach Fahrweise und Motorbelastung vom Service-System Assyst berechnet.

© Juni 2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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