Testbericht.
BMW 330i
Sportliche Dynamik in der Mittelklasse
Von Petra Grünendahl
Der 3er ist bislang die kleine Limousine aus München, worauf die 4,47 m Fahrzeuglänge aber nicht gerade schließen lassen. Schon von der Karosserie her ist er eine muskulöse Erscheinung. Die 17-Zoll-Breitreifen unseres 330i, des sportlichen Topmodells der Reihe, verstärken diesen Eindruck noch. In Topasblau metallic fuhr unser Testwagen vor. Mit einem leichten Facelift ging die seit 1998 produzierte 3er Reihe ins 2002er Modelljahr.
Der Einstieg über vier Türen ist vorne wie hinten bequem. Im Innenraum empfängt uns die Ausstattung Nero Bianco mit einer Leder-Stoff-Polsterkombination in Anthrazit und Weiß. Auf der Interieurfarbe Schwarz setzen Titanleisten am Armaturenbrett, um die Schalthebelmanschette sowie in den Türen Akzente. Das ganze wirkt sportlich-funktional und zeitlos, ist von hoher Materialqualität und sehr sauber verarbeitet.
Die gut konturierten, straffen Sportsitze bieten den Frontpassagieren neben ausreichendem Seitenhalt auch reichlich Platz. Die Sitzeinstellung funktioniert elektrisch, der Fahrer kann seine Sitzposition speichern. Das Paket kostet aber Aufpreis. Hinten ist über mangelnden Knieraum nicht zu meckern, aber in der Mitte sitzt man trotzdem nicht gut. Der Platz ist auch nicht für häufige Fahrten gedacht, ist er doch serienmäßig nur mit einem Beckengurt versehen und ohne Kopfstütze.
Das Cockpit ist BMW-typisch fahrerorientiert ausgerichtet und problemlos auch blind zu bedienen. Ablagen gibt es reichlich: vom Handschuhfach über Fächern in den vorderen Türen, links unterm Lenkrad und in der Armlehne vorne bis hin zu Netzen an den Rückseiten der Frontsitze. Ablagen in den hinteren Türen (für die Fondpassagiere) fehlen aber ebenso wie eine geeignete Ablage für die Sonnenbrille.
Der Kofferraum liegt mit 440 Liter Fassungsvermögen eher am unteren Ende des Klassendurchschnitts. Die Rückbank ist asymmetrisch geteilt umklappbar, wodurch sich der Laderaum vergrößern lässt. Das Durchladesystem in der Mittelkonsole inklusive Skisack kostet extra. Verzurrösen im Laderaum erleichtern das Sichern der Ladung. Eine erlaubte maximale Zuladung von 425 kg ist allerdings in dieser Wagenklasse etwas mager.
Die Ausstattung ist umfangreich: Klimaanlage, Bordcomputer, Innenlichtpaket, die Mittelarmlehne im Fond, Nebelscheinwerfer sowie Wärmeschutzverglasung rundum sowie elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel gehören zur Serienausstattung, zumindest bei den Sechszylindern. Zur Serienausstattung bei den Dreiliter-Modellen gehören auch elektrische Fensterheber hinten, Lederlenkrad und Lederschaltknauf, Instrumentenumrandung in Mattchrom, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Titan-Dekorleisten innen sowie Titan-Einfassungen außen (u. a. Scheinwerferblende, Nebelscheinwerfer und Lufteinlass vorne). Unser Testwagen verfügte unter anderem über Extras wie ein aufpreispflichtiges Sport-Lederlenkrad, eine Klimaautomatik, Hifi-Anlage mit CD-Wechsler, Navigationssystem, eingebautem Handy mit Sprachsteuerung, Einparkhilfe, Regensensor, Tempomat, Bi-Xenonlicht für Abblend- und Fernlicht mit dynamischer Leuchtweitenregulierung sowie ein elektrisches Glasdach.
Das „330i“ steht für die Topmotorisierung der 3er-Baureihe, den Dreiliter-Sechszylinder mit 231 PS. An die Laufkultur des bayerischen Reihensechszylinders kommt ja nichts dran: Laufruhig, vibrationsarm, dabei antritts- und durchzugsstark setzt der Motor einfach Maßstäbe. Über ein manuelles Fünfgang-Getriebe wird die Motorkraft auf die Hinterräder übertragen. Der Schalthebel lässt sich leicht, knackig und präzise durch die Schaltkulisse führen. Gut hängt der Motor am Gas und legt nach, wenn der Tritt aufs Pedal noch etwas stärker wird. Souverän zieht er auch noch bei höheren Geschwindigkeiten weiter an.
Mit einer 6,5-Sekunden-Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 erweist sich der Sechszylinder auch als Pulsbeschleuniger. Am oberen Ende der Tacho-Skala ist ihm bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h elektronisch ein Ende gesetzt. Im Verbrauch kann der 330i nicht eben glänzen, man fährt ihn halt einfach nicht ökonomisch. Das, was er kann, nutzt man als Fahrer auch gerne aus – und der Preis ist halt der Spritverbrauch. Außerorts kann man bei ökonomischer Fahrweise mit 6,9 Litern Super Plus auf 100 km auskommen, innerorts mit 12,8 Litern, 9,1 Liter gibt BMW an für den gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Dafür erfüllt der Motor aber immerhin die Abgasnorm D4.
Schicken 17-Zoll-Dreispeichen-Leichtmetallrädern haben die Münchener 225/45er Reifen aufgezogen. Die Scheibenbremsen sind auch rundum innenbelüftet, um die Motorkraft im Notfall im Zaum halten zu können. Die Bremsen sprechen schnell an, sind gut dosierbar, und auch die Bremswege lassen nichts zu wünschen übrig. Spurtreu und ohne Probleme kommt der 330i in kürzester Zeit zum Stehen.
Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt und vermittelt guten Kontakt zur Fahrbahn. Tadellos ist der Geradeauslauf, präzise folgt das Fahrzeug den Lenkbefehlen des Fahrers. Die – hier etwas sportlichere – Fahrwerksabstimmung ist eine Münchener Spezialität und wieder vom Feinsten. Sehr agil und dynamisch und ohne tückische Reaktionen lässt er sich auch schnell über kurviges Terrain dirigieren, dabei liegt er sehr neutral auf der Straße. Das serienmäßige ESP (heißt auf bayrisch DSC) muss auch bei sehr flotter Kurvenfahrt nur selten eingreifen, so hoch liegt der Grenzbereich. Plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver nimmt er auch bei höherem Tempo sehr gelassen und sicher.
Serienmäßig verfügen die beiden Dreiliter-Modelle (330i und 330d) über eine sportlichere Fahrwerksabstimmung und 17-Zoll-Räder. Mit diesen Zutaten wirkt er noch eine Idee straffer, verfügt aber trotzdem über ausreichend Fahrkomfort. Unebenheiten bügelt er klaglos glatt, kleinere auch ohne Aufbaubewegungen der Karosserie.
Für die Sicherheit hat BMW der Limousine serienmäßig Seitenaufprallschutz, vier Kopfstützen und vier Drei-Punkt-Gurte, sechs Airbags für die Frontpassagiere sowie zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen mitgegeben. Gegen Aufpreis gibt es die Seitenairbags hinten sowie Kopfstütze und Drei-Punkt-Gurt hinten in der Mitte. Fahrassistenzsysteme wie ABS, die Kurvenbremskontrolle CBC und das Stabilitätsprogramm DSC sind Serie.
Ab 23.800 Euro steht die 3er Limousine in der Preisliste, Basismotorisierung ist der 1,8-Liter-Vierzylinder mit 115 PS. Für den 330i muss man aber schon etwas mehr, nämlich ab 34.750 Euro, hinblättern. Dafür gehören zur Serienausstattung elektrische Fensterheber vorne und hinten, eine funkfernbediente Zentralverriegelung, Klimaanlage sowie Leichtmetallräder. Aufpreis kosten Bi-Xenonlicht mit Scheinwerfer-Waschanlage, Multifunktionslenkrad, Alarmanlage, das elektrische Glasdach, Sonnenschutzrollos an der Heckscheibe, der automatisch abblendende Innenspiegel, elektrische Sitzverstellung mit Memory für den Fahrersitz, Sportsitze, Sitzheizung, das Durchladesystem mit Skisack, Einparkhilfe, Regensensor, Navigationssystem und Hifi-Anlage mit Radio und CD-Wechsler.
Zwei Jahre Garantie auf den Wagen sowie alle beim BMW-Händler eingebauten Originalteile sowie sechs Jahre gegen Durchrostung gewährt BMW. Darüber hinaus gibt es die Mobilitätsgarantie mit der BMW-Service-Card beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Service-Intervalle richten sich nicht nach gefahrenen Kilometern oder festen Zeitabschnitten, sondern werden abhängig von den Einsatzbedingungen von der Service-Intervallanzeige errechnet. Die Versicherungen stufen den 330i in die Typklassen 16 / 25 / 34 (KH / VK / TK).
© August 2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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