Testbericht.
Mini One
Gar nicht mehr so mini …
Von Petra Grünendahl
Mit dem Mini hat BMW nach dem Z8 ein weiteres Original geschaffen, welches als Neuinterpretation eines alten Themas sehr gelungen ist. 2001 kam er auf den Markt. Allerdings sieht die Neuauflage neben einem „alten“ Mini gar nicht so klein, sondern eher riesig aus. Aus den 3,05 m Karosserielänge des alten Mini wurden 3,63 m beim Neuen. Dazwischen liegen schon Welten, auch in der Technik, mit der der Neue vorfährt. Ansonsten hat auch der Neue vom alten Charme nichts verloren. Süß und knuffig sieht er aus. Was er unterm Blechkleid zu bieten hat, versuchten wir, im Einstiegsmodell Mini One mit 90-PS-Motor in der kräftigen Uni-Lackierung Chili-Rot zu erkunden.
Die Dachlackierung in Wagenfarbe kennzeichnet das Basismodell One. Der Mini Cooper und der Cooper S verfügen serienmäßig über Kontrastdächer in Weiß oder Schwarz, allerdings ist das Dach in Wagenfarbe hier optional (aber immerhin ohne Aufpreis) möglich. Der Kühlergrill ist – wie bei allen Modellvarianten – chromumrandet, die Querstreben beim Mini One ebenso wie der Heckklappengriff in Schwarz gehalten. Von hinten kennzeichnet ein einfaches Auspuffendrohr aus rostfreiem Stahl die Basisversion. Zudem steht der einfache Mini auf Stahlfelgen mit Radkappen.
Der Einstieg ist auch für die Passagiere der zweiten Reihe dank Easy Entry (nennt sich hier „manuelle Einstiegsautomatik“ oder „Fondeinstiegshilfe“) einfach gut. Die Frontpassagiere haben reichlich Platz, auch große Leute sitzen gut, denn die Sitze können schön weit nach hinten geschoben werden. Was dann natürlich nicht viel Kniefreiheit für die Fondpassagiere übrig lässt. Passagiere sind auf der zweisitzigen Rückbank aber sonst gut untergebracht. Die Geräuschdämmung ist in Ordnung: Der brummige Vierzylinder ist im Innenraum erst bei höheren Geschwindigkeiten präsent. Allerdings sind deutliche Windgeräusche schon bei Landstraßentempo zu vernehmen.
Der Innenraum ist liebevoll gestaltet, die sportlichen Rundinstrumente versprühen einen Hauch von Nostalgie. Die Anmutung des Kunststoff-Cockpits entspricht aber nicht dem Anspruch an einen BMW. Die sportlichen, gut konturierten und straffen Sitze sind pflegeleicht mit Stoff bezogen. Lederlenkrad und Lederschaltknauf werten das Interieur auf, kosten aber extra. Ansonsten ist der Instrumententräger schön übersichtlich gestaltet, die sparsame Bestückung mit Schaltern erleichtert den Überblick und die Bedienung. Ablagen für den anfallenden Kleinkram finden die Frontpassagiere im offenen Handschuhfach, in den Türen, unterm Lenkrad und in zwei Getränkedosenhaltern, die Fondpassagieren in den Taschen an der Rückseite der Vordersitzlehnen sowie links und rechts in der Karosserieverkleidung. Den Fondpassagieren steht nur ein Getränkedosenhalter zur Verfügung.
Viel Laderaum sollte man auch auf 3,62 m Länge nicht erwarten. Allerdings reichen die 150 Liter gut für zwei Einkaufskisten aus. Dank der umklappbaren, 1:1 geteilten Rückbanklehne lässt sich das Gepäckraumvolumen auf stattliche 670 Liter vergrößern. Die erlaubte Zuladung beträgt (ohne Fahrer) 355 kg. Die Ladekante von 64 cm ist nicht zu hoch, um bequem einzuladen.
Die Serienausstattung umfasst in der Basisversion die kleinen Annehmlichkeiten wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Komfort-Fensterheber, elektrisch einstellbare Außenspiegel und beleuchtete Spiegel in beiden Sonnenblenden. Das Ausstattungspaket Salt beinhaltet ein Ablagenpaket (Taschen an den Vordersitzrückseiten), einen Drehzahlmesser, Innenlichtpaket, Nebelscheinwerfer, ein einfaches Radio, Velour-Fußmatten sowie die Höhenverstellung für den Beifahrersitz. Auch die silberfarbene Interieur-Oberfläche ist im Salt-Paket ohne Aufpreis wählbar, ohne Extrakosten dabei ist auch das Raucherpaket mit Zigarettenanzünder, Aschenbecher und 12-Volt-Steckdose im Gepäckraum. Aufpreispflichtigen Extras in unserem Testwagen waren das Chrome Line Exterieur (mit verchromten Stoßfängereinsätzen), Lederlenkrad, Klimaanlage, Sitzheizungen für Fahrer und Beifahrer, ein Radio mit CD-Spieler, Bordcomputer, beheizte Scheibenwaschdüsen und Außenspiegel, das elektrische Glas-Schiebe-Hubdach sowie das Notrad anstelle des Mini Mobility Systems (Dichtmittel und Kompressor).
Sportliche Qualitäten vermittelt die Armaturenbrett-Gestaltung mit den Rundinstrumenten: Vor der Nase hat der Fahrer die Drehzahlanzeige, der Tacho sitzt in der Mitte. Schade, dass der Motor keine ähnlich sportlichen Ambitionen hat …
Angetrieben wird der Mini von einem 1,5-Liter-Ottomotor, der in drei Leistungsstufen zur Wahl steht: Mit 90 PS, mit 115 PS oder kompressoraufgeladen mit 163 PS. Wir fuhren die Einstiegsmotorisierung des Vierzylinder-Vierventilers mit 90 PS. Im Antritt ist er ja etwas zurückhaltend, auch in puncto Durchzugsvermögen reißt der kleinste Mini keine Bäume aus, obwohl das Drehmomentmaximum von 140 Nm schon bei 3.300 U/min. anliegt. Wenn der Fronttriebler aber erst mal läuft, dann läuft er auch ganz gut. Allerdings tut er sich auch am Berg mit Beschleunigungsversuchen etwas schwer. Der Motor läuft etwas rau. Die manuelle Fünfgang-Schaltung ist nicht besonders leichtgängig, dafür lässt sich aber der Schaltknüppel präzise führen.
Sehr lange Getriebeübersetzung lässt den etwas über 1,1 t schweren Wagen nicht gerade munter wirken, ist aber gut für den Verbrauch – zumindest bei ökonomischer Fahrweise, wenn man die Gänge nicht zu hoch zieht. Den Verbrauch gibt BMW mit 8,7 Litern innerorts, 5,2 Litern außerorts und 6,5 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an. Im Test verbrauchte er bei wenig ökonomischer Fahrweise im Schnitt 8,9 Liter. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Für die Beschleunigung auf Tempo 100 braucht er aus dem Stand 10,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 181 km/h. Damit ist er kein Sprinter, aber langstreckentauglich.
Langer Radstand, breite Spur und niedriger Schwerpunkt vermitteln ein Kart-Feeling erster Güte. Dazu kommt die sehr sportlich-straffe Federung. Für eine gehörige Portion Fahrspaß ist auch die direkte Lenkung gut, die präzise die Anweisungen des Fahrers umsetzt. Dabei vermittelt sie guten Fahrbahnkontakt. Handlich und agil wie ein Go-Kart zirkelt er auch um enge Kurven. Schade, dass der Motor da an Agilität nicht mithalten kann. Plötzliche Spurwechsel vollzieht der Mini spontan und sicher und schert ebenso problemlos in die alte Spur wieder ein.
Der Mini One steht auf 15-Zoll-Rädern mit 175/65er Reifen. Im Vergleich zum alten Mini mit seinen 12-Zoll-Rädchen schon ein standfester Geselle. Noch breitbeiniger fährt übrigens der Cooper S vor: auf 16-Zoll-Rädern mit 195/55er Reifen. Die Bremsanlage ist in allen Motorvarianten identisch: großdimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet). Sie verzögern schnell, gut dosierbar und spurtreu.
Sehr straff ist der Mini One gefedert, die Dämpferabstimmung ist aber dafür nicht sehr gelungen, sodass der Wagen kleine Unebenheiten mit Nickbewegungen quittiert. Unebenheiten werden relativ ungefiltert an die Passagiere weitergegeben.
Der Mini Cooper verfügt über eine sportlichere Fahrwerksabstimmung, die gegen Aufpreis auch für den Mini One verfügbar ist. Der Cooper S kommt serienmäßig mit der Sportlicheren Fahrwerksabstimmung Plus, die wiederum gegen Aufpreis auch für den Mini Cooper zur Verfügung steht. Überzeugen konnte auf einer Testrunde der Mini Cooper S (den Cooper hatten wir noch nicht in den Fingern!) mit seiner Feder-Dämpfer-Abstimmung. Sportlich-straff und wie ein Brett liegt er auf der Straße, dass da die wahre Freude am Fahren aufkommt!
Hohe Torsions- und Biegesteifigkeit der Karosserie, Stoßfänger mit Pralldämpfern, Verformungszonen vorne und hinten und Verstärkungsprofile in den Türen leisten ihren Beitrag zur Crashsicherheit ebenso wie Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen vier Plätzen sowie Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere. Kopfairbags für vorne und hinten sind optional erhältlich. Ein Crash-Sensor entriegelt die Türen im Falle eines Unfalles und schaltet Innenbeleuchtung und Warnblinkanlage ein.
Serienmäßig leisten ABS mit Kurvenbremskontrolle CBC und elektronischer Bremskraftverstärkung, pneumatischer Bremskraftverstärker und die Reifendrucküberwachung einen Beitrag zur aktiven Sicherheit. Das elektronische Stabilitätsprogramm DSC gibt es – auch beim Cooper S – nur gegen Aufpreis, die Traktionskontrolle ASC+T ist nur im Cooper S Serie und kostet im Mini One und Mini Cooper extra.
Preislich hat der neue Mini mit dem Alten aber gar nichts mehr gemeinsam. Kriegte man den alten im Jahr 2000 noch für knappe 20.900 Mark (ca. 10.700 Euro), so legt man jetzt mindestens 14.500 Euro auf den Tisch. Der Mini Cooper S steht sogar ab 19.800 Euro in der Preisliste. Die Versicherungen stufen den neuen Mini One in die Klassen 14 / 13 / 26 (KH / VK / TK) ein. Zwei Jahre Gewährleistung gibt es auf den Wagen sowie alle beim Mini-Händler eingebauten Originalteile. Wartungs- und Ölwechselintervalle hängen von der individuellen Nutzung des Fahrzeugs ab und werden über die Service-Intervall-Anzeige angezeigt.
© Februar 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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