Testbericht.
Opel Vectra C
Komfort mit einem Schuss sportlicher Dynamik
Von Petra Grünendahl
Kantiger ist der neue Vectra geworden, aber auch markanter gestaltet als sein Vorgänger. Obwohl kantiger und größer kann der Neue aber mit einem besseren Luftwiderstand aufwarten: cW-Wert 0,28 (Vorgänger: 0,30). Die neue Optik ist gewöhnungsbedürftig und interessanterweise gefällt den Leuten entweder die Front oder das Heck, aber nicht unbedingt beides. In der Front sind es nicht die großen eckigen Scheinwerfer, sondern es vor allem die breite verchromte Mittelleiste mit dem Blitz im Kühlergrill, die auf der Autobahn in der Heckscheibe schon von weitem signalisiert: Hier komme ich!
Gegenüber der zweiten Vectra-Generation hat der Neue an Größe zugelegt: sechs Zentimeter länger (4,60 m), neun Zentimeter breiter (1,80 m) und fast vier Zentimeter höher (1,46 m). Auch der Radstand ist um sechs Zentimeter gewachsen, wobei aber schon der Vorgänger mit großzügigem Platzangebot für die Passagiere glänzte. Was der Vectra der aktuellen Generation in der Praxis zu bieten hat, erfuhren wir in einem in einem Vectra in der Lackierung Auster Metallic mit 2,2-Liter-Benzinmotor und Top-Ausstattung Elegance.
Auf den ersten Klick der Funkfernbedienung der Zentralverriegelung öffnet sich nur die Fahrertür, der Rest entsperrt erst auf den zweiten Klick. Vier Türen bieten bequemen Einstieg für Front- und Fondpassagiere. Knie- und Kopffreiheit sind vorne wie hinten gut. Straffe, gut konturierte Sitze bieten vorne guten Seitenhalt. Hinten sind auch die Außenplätze gut konturiert, wodurch der Mittelsitz eher nur für die kurze Strecke geeignet ist. Von außen dringen auch bei höherem Tempo kaum Windgeräusche in die Karosserie, auch über die Geräuschdämmung zum Motorraum kann man sich nicht beklagen. Der Kofferraum fasst – wie schon beim Vorgänger – 500 Liter Ladung auf einer fast quadratisch nutzbaren Fläche. Die Ladekante ist Limousinen-typisch hoch. Die Rücksitzlehne ist asymmetrisch geteilt umklappbar, wodurch sich der Laderaum auf bis zu 1.050 Liter erweitern lässt.
Die Übersicht über die Karosserie ist vom Fahrersitz aus nicht so berauschend, aber dafür hilft die optional verfügbare Einparkhilfe vorne und hinten beim Rangieren. Das Armaturenbrett ist gut sortiert und blind nutzbar. Die Blinker mit Komfort-Tipp-Funktion sind gewöhnungsbedürftig: Sie gehen automatisch nach dem Betätigen des Schalters in die Ausgangsposition zurück; kein Klick verrät, ob der Hebel nur kurz (für drei Blinkintervalle) oder richtig (für Dauerblinken) gedrückt wurde. Die Türinnengriffe sind vorne zu niedrig und zu weit hinten angebracht, zumindest für Leute, die nicht wegen ihrer langen Beine die Sitze weit nach hinten schieben. Die Ablagefächer in den vorderen Türen sind sehr klein, hinten gibt es gar keine. Ansonsten gibt es zumindest für die Frontpassagiere reichlich Staufächer: ein geräumiges Handschuhfach, ein Brillenfach über Kopf im Dachhimmel, ein kleines Fach seitlich vom Lenkrad, zwei Fächer in der Armlehne sowie ein Fach für Getränkedosen. Die Fondpassagiere müssen sich mit Taschen an den Rückseiten der Vordersitze sowie einem flachen Fach in der Mittelarmlehne begnügen. Allerdings stehen ihnen zumindest in der Elegance-Ausstattung auch Halter für Becher oder Getränkedosen zur Verfügung.
Der Innenraum ist in Anthrazit gehalten, mit Ledersitzen (Sonderausstattung, Serie sind Velours-Polster) und Ulmenholzdekor-Einlagen in Armaturenbrett und Türen (Elegance-Ausstattung). Die ganze Innenraumausstattung macht sowohl von der Materialauswahl wie auch von der Verarbeitung qualitativ einen guten Eindruck. Eine manuelle Klimaanlage ist ab der Comfort-Ausstattung Serie, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik ist gegen Aufpreis zu haben. Zur Serienausstattung gehören ab der Basisversion elektrische Fensterheber vorne, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, die Service-Intervall-Anzeige sowie eine funkfernbediente Zentralverriegelung. Zusätzlich sind in der Elegance-Version ab Werk u.a. auch elektrische Fensterheber hinten, Multifunktions-Lederlenkrad, Schaltknauf und Manschette in Leder, Leichtmetallräder sowie eine Klimaanlage mit Belüftungsdüsen hinten mit dabei. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregler, Lederausstattung inkl. Sitzheizung vorne und hinten, elektrische Sitzeinstellung vorne (mit Memory für den Fahrer) mit automatisch abblendendem Innenspiegel und Regensensor, Sitzheizung hinten, Einparkhilfe, Navigationsradio, Schiebe-/Ausstelldach und Sonnenschutzrollos hinten (Heck elektrisch, hintere Seitenfenster manuell) sowie Xenon-Scheinwerfer.
Zwei Benziner und zwei Turbodiesel-Direkteinspritzer sind für die Stufenheck-Limousine verfügbar. Unser 2,2-Liter-Ecotec-Ottomotor mit 147 PS ist zur Zeit die Topmotorisierung und bereits aus dem Vormodell bekannt, wo er 2000 seine Premiere feierte. Die über 1,4 t schwere Limousine ist mit dem 2.2 Ecotec gut motorisiert: kräftiger Antritt und guter Durchzug über das ganze Drehzahlband versprechen einen komfortablen Antrieb. Dabei glänzt der Motor mit seiner Laufkultur: Ruhig und vibrationsarm ist er im Passagierraum kaum zu bemerken.
Der Ring am Schalthebel, den man hochziehen muss, um den Rückwärtsgang einzulegen, der ist etwas klein geraten. Ansonsten ist die manuelle Fünfgang-Schaltung knackig und präzise, lässt sich der Schalthebel leichtgängig durch die Gänge führen, dass es eine Freude ist. Viel benutzen muss man ihn aber nicht, denn die Motorleistung ist ausreichend, den Wagen schaltfaul fahren zu können. Wer es komfortabler mag, bekommt auf Wunsch auch eine neu entwickelte gut abgestufte und sauber schaltende Fünfstufen-Automatik zur Verfügung, mit ActiveSelect für die manuelle Gangwahl, wenn es doch etwas sportlicher abgehen darf.
Natürlich ist der mit 147 PS motorisierte Vectra kein Sportler: Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h absolviert er in 10,2 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h reichen auf der Autobahn allemal für flottes Vorankommen und zügige Überholmanöver, zumal der Wagen auch bei höheren Touren immer noch ganz gut zulegen kann. Zwar liegt knapp überm Leerlauf reichlich Drehmoment an, aber das Maximum von 203 Nm erreicht er erst bei 4.000 U/min. Der Vectra ist eher prädestiniert für lange Touren über Land und die Autobahn: Bei ökonomische Fahrweise erzielt er einem Verbrauch von 11,9 Litern Superbenzin je 100 km in der Stadt, 6,7 Litern außerorts und 8,6 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben). Natürlich erfüllt der Motor die Abgasnorm EU4.
Der Fronttriebler glänzt mit tadellosem Geradeauslauf. Die leichtgängige, sehr direkt ausgelegte elektrohydraulische Servolenkung vermittelt einen Schuss Dynamik und Fahrspaß. Zielgenau und präzise lässt der Rüsselsheimer sich auch um enge Kurven dirigieren. Dabei vermittelt sie aber trotz der komfortablen Auslegung des Fahrwerks guten Fahrbahnkontakt.
Beim Fahrwerk hat Opel bewährte Technik mit neuesten Entwicklungen von Fahrwerksregelsystemen kombiniert. Mit seinem agilen und dynamischen Fahrwerk machte auch der Vectra B auf kurvigen Strecken eine gute Figur. Bewährt hatte sich hier die Vorderachs-Konstruktionen mit McPherson-Federbeinen, Dreiecksquerlenkern, Gasdruckstoßdämpfern und Stabilisator. Die Mehrlenkeraufhängung an der Hinterachse wurde etwas modifiziert und verfügt jetzt über drei Querlenker (vorher zwei) und einem Längslenker. Auch an der Hinterachse kommen Gasdruckstoßdämpfer und Stabilisator zum Einsatz. Auf dieser soliden Mechanik bauten die Entwickler die technischen Finessen des Interaktiven Dynamischen Fahrsystems auf. Die Traktionskontrolle TC plus mit Motor- und Bremseingriff stabilisiert das Fahrzeug beim Beschleunigen, das ESP plus bremst bis zu drei Räder gleichzeitig ab, um das Fahrzeug in der Kurve in der Spur zu halten. Das hervorragend abgestimmte Fahrwerk macht aber vor allem Eingriffe des ESP nur selten nötig, der Grenzbereich liegt sehr hoch. Vor allem das ESP arbeitet sehr fein dosiert und unauffällig, dass der Fahrer die Eingriffe, wenn sie denn nötig sind, kaum mitbekommt.
Die Federung ist sehr komfortabel ausgelegt. Trotzdem liegt der Rüsselsheimer nicht zu weich auf der Straße. Mit seinen 16-Zoll-Leichtmetallräder mit 215/55er Reifen ist der Vectra 2.2 etwas breiter bereift als die schwächeren Motoren (195/65 R 15). Abstriche an die Sicherheit des Handlings sind trotz der komfortablen Auslegung des Fahrwerks nicht zu befürchten. Spurtreu und sicher zieht er seine Spur, zeigt in Kurven erst bei höheren Geschwindigkeiten den Hauch einer Tendenz zum Untersteuern, wechselt problemlos und neutral im Fahrverhalten auch bei hohem Tempo und plötzlichen Lenkmanövern die Spur. In Kurven gibt er sich dynamisch und agil und zeigt bei allem Fahrkomfort auch eine sportliche Seite. In Notsituationen greifen die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) kräftig zu und bringen das Fahrzeug blitzschnell und spurtreu zum Stand. Neben ABS, der elektronischen Bremskraftverteilung und dem Bremsassistenten unterstützt die Kurvenbremskontrolle CBC den Fahrer, wenn er zu schnell in die Kurve gegangen ist und um ein Abbremsen nicht herum kommt. Die Grenzen der Fahrphysik können allerdings auch die elektronischen Helfer nicht außer Kraft setzen.
Die Sicherheitsausstattung ist schon ab Werk vorbildlich: Eine Sicherheitskarosserie mit computerberechneten Verformungszonen, Rammschutzträger und hochfeste Profile in den Türen, verstärkte Dachquerträger, Säulen und Schweller aus hochfestem Stahl sowie eine verwindungssteife Fahrgastzelle hat Opel dem Vectra zum passiven Schutz der Passagiere mitgegeben. Auskuppelnde Pedale, Sicherheitslenksäule, fünf Kopfstützen (die mittlere hinten ist versenkbar) sowie Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzen, Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere sowie Kopfairbags für vorne und hinten, aktive Kopfstützen mit Lehnenunterstützung vorne und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den äußeren Plätzen hinten runden den Schutz im Falle eines Unfalles ab. Auch die aktiven Hilfen für den Fahrer sind neuester Stand der Technik: das Interaktive Dynamische Fahrsystem (IDS) umfasst die Traktionskontrolle TC Plus, ein ESP der neuesten Generation (ESP plus) sowie ABS mit Kurvenbremskontrolle CBC, Bremsassistent und elektronischer Bremskraftverteilung. Die Bremsbelagverschleißanzeige ist Serie, die Einparkhilfe optional verfügbar, ebenso eine Reifendruckkontrolle.
Ab 20.250 Euro ist der Vectra mit seinem 122 PS starken Basismotor (1.8 Ecotec) in der Grundausstattung zu haben, ab 21.600 steht der 2.2 Ecotec in der Preisliste. Über der Comfort-Version ist die Elegance-Ausstattung die Topversion bei Opel. In dieser Ausstattung schlägt der 2,2-Liter-Vectra mit mindestens 24.100 Euro zu Buche. Dazu kommen Aufpreise für die Metallic-Lackierung, Klimaautomatik, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregler, Lederausstattung inkl. Sitzheizung vorne, elektrische Sitzeinstellung vorne mit automatisch abblendendem Innenspiegel und Regensensor, Sitzheizung hinten, Einparkhilfe, Navigationsradio, Schiebe-/Ausstelldach und Sonnenschutzrollos hinten sowie Xenon-Scheinwerfer.
Opel gibt zwei Jahre Gewährleistung für den Wagen und alle beim Opel-Partner eingebauten Ersatzteile sowie zwölf Jahre auf die Karosserie. Die Service-Intervalle hängen vom persönlichen Fahrstil und den Einsatzbedingungen ab und werden über die Service-Intervall-Anzeige angezeigt. Sie können bis zu 30.000 km betragen, aber maximal zwei Jahre. Die Versicherungen stufen den stärksten Stufenheck-Vectra in die Typklassen 16 / 16 / 30 (KH / VK / TK).
© April 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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