Testbericht.
MG ZS180
Sportlich neu serviert
Von Petra Grünendahl
Ganz unbekannt waren die Formen nicht, als der MG ZS im Herbst 2001 als Sportlimousine auf den Markt kam. Ein sportlicher Kühlergrill aus poliertem Edelstahl, in Wagenfarbe lackierte Kühlergrillumrandung und Seitenschutzleisten, auf mehr Aerodynamik optimierte Front- und Heckschürze, neu gestaltete Seitenschweller, Edelstahl-Auspuffendstück mit Hitzeschild und der Heckflügel auf dem Kofferraumdeckel verraten den sportlichen MG. Als Rover 45 datiert die „zivile“ Version nach einem umfassenden Facelift unter BMW-Herrschaft auf das Frühjahr 2000, als ursprüngliche Basis der beiden Limousinen gilt die Rover 400er Reihe.
Tiefgreifend überarbeitet wurde der brave Rover 45, bevor aus ihm die Sportlimousine ZS wurde. Schon äußerlich wirkt die Karosserie aggressiver, unter dem Blech hat sich aber entscheidend mehr getan: Eine straffere Fahrwerksauslegung, direktere Lenkung und sportlichere Motoren versprechen mehr Dynamik. Was der ZS halten kann, davon überzeugten wir uns in einem ZS 180 mit 2,5-Liter-Sechszylinder-Motor und 177 PS (dafür steht die „180“, auch wenn es aufgerundet ist) in der Metallic-Lackierung Trophy Blue.
Zugang zum Innenraum bieten vier Türen, das erleichtert das Einsteigen auch im Fond. Die Übersicht über die Karosserie geht in Ordnung, dank des voluminösen Heckflügels hat der Fahrer auch einen guten Eindruck, wo sein Fahrzeug hinten zu Ende ist. Die Karosserie ist ausreichend gut gegen Außengeräusche isoliert.
Die Platzverhältnisse sind vorne wie hinten ordentlich, zumindest für normalgewachsene Passagiere. Der dritte Passagier sitzt auf der Rückbank dank der gut konturierten Außenplätze natürlich nicht besonders gut, da die Rückbank insgesamt straff gepolstert ist. Die Sportsitze vorne sind wie angewachsen: eine Maßanfertigung für schlankere Leute. Sie sind straff, gut konturiert und bieten ausgezeichneten Seitenhalt. Die Sitze sind mit einer Leder-Stoff-Kombination bezogen und ebenso wie Armaturenbrett, Mittelkonsole, Türverkleidungen und Lenkrad farblich auf die Außenlackierung abgestimmt.
Dem Cockpit sieht man schon an, dass das Grundmodell dieses Fahrzeugs nicht mehr ganz taufrisch ist. Aber dieser rustikale Charme hat auch seinen Reiz, zumal an der Verarbeitung nichts auszusetzen ist. Eher sportlich-technisch in der Anmutung spiegelt das Armaturenbrett die sportlichen Charakter des Fahrzeugs. Die eher zurückhaltende Ausstattung mit Schaltern und Anzeigen dient der Übersicht und erleichtert die Handhabung, ohne vom Verkehr abzulenken. Der Kofferraum ist geräumig, gut nutzbar und fasst mit 470 Litern Ladung reichlich Gepäck. Dank der asymmetrisch geteilt umklappbaren Rückbanklehne lässt sich das Volumen auf bis zu 720 Liter erweitern. Gute 410 kg Zuladung sind maximal erlaubt. Ablagen sind für die Frontpassagiere in ausreichender Anzahl vorhanden: Vom Handschuhfach und Fächer in den Türen über die Mittelkonsole und die Armlehne vorne bis hin zu eine kleinen Fach seitlich unter dem Lenkrad. Im Fond sollten die Passagiere besser keinen Kleinkram verstauen wollen …
Der Interieur MG ZS ist eher funktional gehalten, was zum sportlichen Image der Marke passt. Die Basisausstattung des ZS 180 ist dafür aber ordentlich und umfasst all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens. Darunter fallen zum Beispiel die Klimaanlage, Stoff-Leder-Sportsitze, eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten sowie elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Nebelscheinwerfer und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen. Die Liste der Sonderausstattungen ist relativ kurz. Unser Testwagen verfügte hier nur über ein elektrisches Glas-Schiebe-Hebedach, farblich auf die Lackierung abgestimmte Sitzpolster und auf die Sitzpolster abgestimmte farbliche Gestaltung von Armaturentafel, Türeinlässen, Mittelkonsole und Lederlenkrad.
Der V6-Motor mit 2,5 Litern Hubraum und 177 PS ist ein kultivierter und durchzugsstarker Antrieb, der im knapp 1,3 t schweren MG ZS vollkommen überzeugen kann. Gierig nimmt er Gas an und setzt es umgehend in (mehr) Vortrieb um. Ein hervorragender Antritt – in 7,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – mit angemessener Leistungsentfaltung bei ruhigem und vibrationsarmem Lauf: Er bietet souveräne Fahrleistungen, die man durchaus als sportlich bezeichnen kann, und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h.
Die manuelle Fünfgang-Schaltung schaltet sich sauber und präzise, lediglich der Rückwärtsgang hakt schon mal ein wenig. Der Weg des Kupplungspedals ist ausreichend kurz für temperamentvolles Anfahren. Den Verbrauch gibt MG Rover mit 14,1 Liter Superbenzin innerorts, 6,8 Liter außerorts sowie 9,5 Liter bei gemischtem Verbrauch nach EU-Norm an. Das setzt allerdings eine ökonomische Fahrweise voraus, die nicht zum verlockenden, Gas fordernden Charakter des Sechszylinders passen will. De facto ist man eher zügig unterwegs – mit dem entsprechenden Zuschlag beim Tankstopp. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU3.
Der Fronttriebler glänzt mit gutem Geradeauslauf und einer sehr direkt ausgelegten, gut ansprechenden Lenkung, die direkter ausgelegt ist als im komfortableren Bruder Rover 45. Im Vergleich zum 45 ist die Karosserie tiefergelegt, verfügt der MG ZS darüber hinaus über ein Sportfahrwerk und stärkerem Stabilisator hinten. Das schön straff abgestimmte Fahrwerk vermittelt in Verbindung mit der direkten Lenkung ein gutes Gefühl für die Fahrbahn – und jede Menge Fahrspaß, zu dem auch der durchzugsstarke Motor beiträgt.
Der Wendekreis ist recht groß. Dennoch gibt sich das Fahrzeug eher handlich und agil auch bei höherer Geschwindigkeit auf kurvigen Passagen. Wendig zirkelt er um Kurven und Biegungen, dass es richtig Spaß macht! Sicher, spurtreu, mit nur einer leichten Tendenz zum Untersteuern meistert er Kurven im Eiltempo. Neutral und problemlos zieht er auch bei plötzlichem Ausscheren auf die neue Spur und ebenso sicher wieder zurück.
Mächtig straff gefedert und mit sportlichen breiten Reifen im Format 205/45 R 17 kann man nur noch einen (vernünftigen) Restkomfort erwarten. Dafür bieten die Reifen aber ausreichend Traktion, um die Motorkraft ohne Reibungsverluste auf den Asphalt zu bringen. Die Bremsanlage (großdimensionierte Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) verhilft dem MG ZS, die Motorleistung in Zaum zu halten und notfalls den Vortrieb schnellstmöglich und spurtreu zu vernichten.
Der Sicherheit der Insassen im Falle eines Unfalles dienen Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzen, Kopfstützen auf dem Außenplätzen sowie Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere. Außer der Servolenkung kann der Fahrer nur auf ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung als elektronische Helfer zurückgreifen, wenn es die Fahrsituation erfordert. Eine Traktionskontrolle oder ESP stehen auch optional nicht zur Verfügung.
Ab 22.995 Euro steht der MG ZS beim Händler, mit Sechszylinder-Motor und umfangreicher Serienausstattung. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung Trophy Blue, das elektrische Glas-Schiebe-Hebedach, die farblich (auf die Lackierung) abgestimmten Sitzpolster sowie die entsprechende farbliche Gestaltung der Inneneinrichtung. Die Versicherungen stufen den MG ZS in die Typklassen 20 / 25 / 34 (KH / VK / TK) ein.
© Juni 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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