Testbericht.
Seat Ibiza Signo 1.4 16V
Temperamentvoller Kurventänzer
Von Petra Grünendahl
Sportlich-pfiffig erscheint der kleine Spanier mit deutscher Mutter schon von der Karosserie her. Die Designlinien verraten die Handschrift des Chef-Designers Walter De Silva, der einst bei Alfa Romeo den 156 zeichnete. Drei Ausstattungslinien stehen zur Wahl: die Basisausstattung Stella, die sportliche Variante Sport und die komfortable Top-Ausstattung Signo. Darüber hinaus hat Seat aber auch immer wieder Sondermodelle im Angebot, die vom Preis-Leistungs-Verhältnis eine Überlegung wert sind.
Wie sportlich und komfortabel der Ibiza unter der Fassade ist, versuchten wir mit einem Ibiza Signo in Burdeos Rot Metallic mit dem 100-PS-starken 1,4-Liter-Sechzehnventiler zu erfahren.
Der Ibiza ist als Drei- oder Fünftürer zu haben. Den Einstieg beim Dreitürer erleichtert den Passagieren der zweiten Reihe die Einstiegshilfe „Easy Entry“ auf der Beifahrerseite. Die Polster sind mit strapazierfähigem Stoff bezogen, die Sitzposition ist verhältnismäßig hoch. Die Platzverhältnisse sind natürlich bei einem 3,95 m langen Kleinwagen beschränkt. Dennoch können sich vier Passagiere (mit normal langen Beinen) nicht beklagen. Der mittlere Sitz hinten ist eher was für kurze Strecken und nur mit einem Beckengurt versehen. Die sportlichen, gut konturierten Sitze vorne sind straff gepolstert und bieten guten Seitenhalt.
Sportlich angehauchte Rundinstrumente und eine zurückhaltende Ausstattung mit Schaltern und Tasten passen zum sportlichen Image der Marke Seat, die auch in der Signo-Variante durchscheint. Das Cockpit ist zudem übersichtlich gestaltet und gibt in der Bedienung keinerlei Rätsel auf. Der kleine Spanier kann mit einer Reihe von Details aufwarten, die man erst in größeren Autos vermutet: einen Anti-Hijack-Schließmechanismus, der erst auf den zweiten Klick Beifahrertür und Kofferraum öffnet, die automatische Türverriegelung nach dem Anfahren (mit Crash-Sensor) oder die Tipp-Blink-Funktion. Über einen Mangel an Ablagen können sich die Frontpassagiere nicht beklagen: Handschuhfach, Fächer in den Türen, ein Fach in der Mittelkonsole sowie ein Fach seitlich untern dem Lenkrad. Die Fondpassagiere müssen sich die Tasche auf der Rückseite des Beifahrersitzes teilen. Serienmäßig sind Rücksitzlehne und –bank asymmetrisch geteilt umklappbar, dadurch lässt sich das Laderaumvolumen von kleinwagenmäßigen 267 Litern auf 960 Liter erweitern. An maximaler Zuladung sind 420 kg erlaubt.
Die Basisversion Stella verfügt serienmäßig über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, manuell von innen einstellbare Außenspiegel, elektrischen Fensterhebern vorne, ein in Höhe und Länge verstellbares Drei-Speichen-Lenkrad, ein Audiosystem mit Radio und CD-Spieler, Gepäckraumabdeckung und Laderaumbeleuchtung, Heckspoiler in Wagenfarbe, Wärmeschutzverglasung sowie Innenleuchten mit Abschaltverzögerung. Die Signo-Ausstattung kommt zusätzlich mit Bordcomputer, „Easy Entry“-Funktion im Beifahrersitz, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, ausstellbaren hinteren Seitenscheiben, einer Höheneinstellung für Fahrer- und Beifahrersitz (letzterer mit integriertem Schubfach) und Nebelscheinwerfern. Als aufpreispflichtige Sonderausstattung fuhr unser Testwagen mit Klimaautomatik, ESP inkl. Traktionskontrolle/Antriebsschlupfregelung und elektronischem Bremsassistenten sowie Navigationssystem vor. Optional verfügbar ist zudem Xenonlicht in der Signo-Ausstattung für Modelle mit mindestens 100 PS.
Man braucht keinen 125-PS-Motor (wie in Lupo oder Polo), um in einem Kleinwagen ein echtes GTI-Gefühl zu kriegen. Allein die sportlich-straffe Straßenlage begleitet von einem durchzugskräftigen Motor machen den Spanier zum sportlichen Vertreter seiner Klasse. Wirkte der 1,4-Liter-Motor mit 100 PS im komfortablen Polo noch etwas müde, so überzeugt er im Ibiza voll und ganz. Dabei verfügen beide Fahrzeuge über den gleichen Motor mit gleicher Drehmomentauslegung sowie über das gleiche Getriebe mit den gleichen Abstufungen der einzelnen Gänge. Dennoch wirkt der Spanier subjektiv mit dem sportlicheren Fahrwerk entschieden spritziger und temperamentvoller als der Wolfsburger.
In der Beschleunigung steht der Ibiza zumindest auf dem Papier schlechter da als der Polo: Gute 11,2 Sekunden braucht er für den Spurt auf Tempo 100 (Polo: 10,9 Sek.). Er erreicht seine Höchstgeschwindigkeit bei 191 km/h (Polo: 188 km/h). Der Polo ist auch definitiv das sparsamere Auto: Innerorts verbraucht der Seat 9,4 Liter Superbenzin auf 100 km, außerorts 5,5 Liter und im gemischten Verbrauch nach EU-Norm sind des 6,9 Liter – bei ökonomischer Fahrweise versteht sich (Polo: 8,9 / 5,3 / 6,6 Liter). Der Motor erfüllt auch im Seat die Abgasnorm EU4.
Der Vierzylinder-Motor hängt gut am Gas und zieht beim Gasgeben gut ab, auch bei höheren Geschwindigkeiten legt er gut noch einen drauf. Das maximale Drehmoment von 126 Nm liegt auch mit 4.000 Touren erst relativ spät an, schon knapp über Leerlaufdrehzahl liegen aber mindestens 100 Nm an. Nach dem Anlassen ist der Motor erst mal etwas brummig und auch lauter im Innenraum zu vernehmen, aber nachdem er warm gelaufen ist, läuft er recht kultiviert. Die manuelle Fünfgang-Schaltung schaltet sich kurz, knackig und präzise, dass es einfach Spaß macht.
Trotz gleicher Plattform und einiger gleicher Teile (z. B. Motor) unterscheidet sich der Seat im Fahrwerk doch ganz gewaltig vom Volkswagen-Bruder. Ein Stabilisator verstärkt die Vorderachse aus McPherson-Federbeinen, hinten kommt eine Verbundlenkerachse (statt Koppellenkerachse und Längslenker im Polo). Dazu kommt eine individuelle Fahrwerksabstimmung im Spanier: Sportlich straff ist die Feder-Dämpfer-Abstimmung geraten, dabei aber wahrlich nicht unkomfortabel (bei 14-Zoll-Rädern), was dem gut motorisierten Kleinwagen auch Langstreckenqualitäten verleiht. Dabei bekommt der Fahrer ausreichend Rückmeldung über die Beschaffenheit der Fahrbahn.
Der muntere Fronttriebler glänzt mit gutem Geradeauslauf. Die geschwindigkeitsabhängige elektrohydraulische Servolenkung spricht gut an, ist sehr direkt ausgelegt und damit für eine gehörige Portion Fahrspaß gut. Zielgenau lässt sich der kleine Spanier auch um enge Kurven dirigieren, ist agil und handlich zu führen und hat einen kleinen Wendekreis. Bis in hohe Geschwindigkeiten liegt er in Kurven sehr neutral auf der Straße, bevor er mit einem ganz leichten Untersteuern den nahenden Grenzbereich ankündigt. Sicher und spurtreu meistert er plötzliche Spurwechsel und verliert auch beim sofortigen Wiedereinscheren nicht die Ruhe – auch ohne dass das optionale ESP eingreifen muss.
Der Seat Ibiza steht auf Reifen im Serienformat von 185/60 R 14, die auch mit dem 100-PS-Motor in puncto Traktion und Seitenführungskraft auf dem Asphalt eine gute Figur machen. Optional sind auch Räder mit 15 (Serie bei Sport-Version) oder 16 Zoll (Option nur für Sport-Version) verfügbar. Die serienmäßigen Bremsen (Scheibenbremsen, rundum innenbelüftet) sprechen schnell an und verzögern schnell und spurtreu, was leider bei Kleinwagen nicht die Regel ist. Aber hier hat man sich wegen der mit 100 PS doch recht hohen Leistung mehr Mühe gegeben.
Zusätzliche Versteifungen in der Karosserie und neue, hochfeste Stahlsorten schützen die Insassen ebenso wie Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Außenplätzen mit Beckengurt in der Mitte, Front- und Seitenairbag für die Frontpassagiere mit abschaltbarem Frontairbag auf dem Beifahrersitz sowie Isofix-Kindersitzverankerungen auf den äußeren Fondsitzen. Den Fahrer unterstützen ABS und elektronische Bremskraftverteilung (das ist ab der Basisversion Serie), ESP, das Traktionskontrollsystem TCS mit elektronischer Schlupfreduzierung ESR und ein hydraulischer Bremsassistent sind optional für Modelle ab 75 PS verfügbar. Die Basisversion Stella verfügt ab Werk über Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten. Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sind für die Signo- und Sport-Ausstattung gegen Aufpreis zu haben und erst ab 100 PS (wie hier) Serie.
Ab 11.500 Euro steht der Ibiza in den Preislisten. Dafür gibt es ein 64 PS starkes (1,2-12V-Motor) Modell in der Basisausstattung Stella. Der 100 PS starke 1.4 16V ist erst ab der Signo-Ausstattung und damit ab 13.750 Euro zu haben. Die Metallic-Lackierung, Klimaautomatik, ESP inkl. Traktionskontrolle/Antriebsschlupfregelung und elektronischem Bremsassistenten und das Navigationssystem mit Radio und CD-Spieler (Audio-CD spielt anstelle der Navigations-CD im Laufwerk) kosten Aufpreis. Der Seat-Händler gibt zwei Jahre Gewährleistung auf das Fahrzeug. Die Wartungsintervalle werden vom Bordcomputer berechnet und über eine Service-Intervall-Anzeige ausgegeben. Die Versicherungen stufen den Ibiza mit 100-PS-Motor in die Typklassen 17 / 15 / 32 (KH / VK / TK) ein.
© Juni 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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