Testbericht.
Kia Magentis SE 2.0
Nobles Flaggschiff
Von Petra Grünendahl
Mit dem Opirus will Kia zwar ab Herbst noch höher hinaus, aber schon der Magentis ist mit seinen 4,73 m Karosserielänge und 1,82 m Breite eine Größe. Trotz der massiven Karosserie wirkt das Design elegant. Sehr markant sticht dabei die verchromte Kühlergrillverkleidung ins Auge, aber auch sonst setzen Chrom-Applikationen außen an der Karosserie farbliche Akzente auf der dunklen Lackierung. Wie sich der Koreaner in der oberen Mittelklasse behauptet, zeigt unser Test mit einem Magentis mit 2-Liter-Motor in SE-Ausstattung und der Metallic-Lackierung Imperialblau.
Der Zugang zu diesem großen Gefährt ist über vier Türen einfach großzügig, gleiches gilt für das Platzangebot auf allen fünf Sitzen. Die Übersicht über die mächtige Karosserie ist nicht berauschend, eine Einparkhilfe für vorne und hinten würde hier gute Dienste leisten, ist über nur über eine Nachrüstung möglich. Die Karosserie ist recht gut gegen Außengeräusche isoliert: Den Motor hört man erst bei höheren Geschwindigkeiten, aber nur leise. Auch die Windgeräusche halten sich sehr in Grenzen.
Die Sitze vorne sind straff gepolstert, bieten aber dank der glatten Lederbezüge keinen besonders guten Seitenhalt. In der zweiten Reihe sitzen die Passagiere weicher und können sich auch dann nicht über mangelnde Kniefreiheit beklagen, wenn vorne große Leute sitzen. Wohnlich und komfortabel wirkt der Innenraum mit Lederpolstern, Leder in der Türverkleidung, Lederlenkrad und Schaltknauf sowie – in der SE-Ausstattung – Applikationen in Wurzelholzoptik. Das recht helle Grau wirkt allerdings nicht gerade hochwertig, bei Sonne reflektiert das Armaturenbrett in der Frontscheibe.
Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, nicht überladen mit Schaltern und Anzeigen und lässt sich problemlos handhaben, ohne abgelenkt zu werden. Das Zündschloss ist vielleicht ein bisschen zu weit rechts, leichte Kratzspuren weiter zum Lenkrad hin verraten, wo die Kollegen blind danach gesucht haben. Leider verfügt nur die Sonnenblende auf der Beifahrerseite über einen Spiegel. Über einen Mangel an Ablagen können sich die Frontpassagiere nicht beklagen: Handschuhfach, Fächer in den vorderen Türen, zwei Ablagen in der Mittelkonsole, zwei Getränkedosenhalter, zwei Fächer in der Armlehne sowie ein Brillenfach über dem Innenspiegel (der Brillenträger deponiert seine Sonnenbrille aber besser woanders). Den Fondspassagieren stehen Taschen an den Rückseiten der Vordersitze sowie Getränkedosenhalten und ein Ablagefach in der Mittelarmlehne zur Verfügung. Der Kofferraum ist sehr geräumig, gut nutzbar und fasst 479 Liter Gepäck. Dank der asymmetrisch geteilt umklappbaren Rückbanklehnen lässt ich das Laderaumvolumen auf bis zu 810 Liter erhöhen. Die maximale Zuladung ist mit 507 kg sehr großzügig bemessen. Vier Verzurrösen sowie eine Fondsitzbankverriegelung erleichtern das Sichern der Ladung.
Zwei Ausstattungsvarianten stehen zur Wahl: die einfache LX-Ausstattung und die komfortable SE-Ausstattung. Die Serienausstattung umfasst ab der Basisversion elektrisch einstellbare Außenspiegel, eine Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten, eine Klimaanlage, eine Mittelarmlehne vorne (mit zwei Ablagefächern) und hinten sowie eine Radiovorbereitung mit Lautsprechern. Die SE-Version verfügt zusätzlich über verchromte Türgriffe und Seitenschutzleisten, verchromte Türgriffe innen und Türeinstiegsleisten vorne und hinten, eine Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, eine Lendenwirbelstütze für den Fahrersitz, ein verschließbares Fach mit Getränkedosenhalter in der Mittelarmlehne hinten, Nebelscheinwerfer, Leichtmetallfelgen, eine Klimaautomatik mit Luftgütekontrollsystem (die bei schlechter Luft draußen automatisch auf Umluft schaltet) sowie Traktionskontrolle und Alarmanlage Gegen Aufpreis gibt es ein Paket „Luxusausstattung“ mit Leder-Teilausstattung, Ledersitzen, Lederlenkrad, Lederschaltknauf, elektrisch einstellbarem Fahrersitz sowie Sitzheizung für die Vordersitze. Zum aufpreispflichtigen Zubehör zählt auch das Radio.
Der Kia Magentis ist mit zwei Motoren zu haben: einem 2-Liter-Vierzylinder mit 136 PS und einem 2,5-Liter-Sechszylinder mit 169 PS. Der 2-Liter-Motor in unserem Testwagen zeigt gute Qualitäten als Basismotorisierung. Laufruhig und vibrationsarm ist er im Innenraum kaum zu vernehmen. Darüber hinaus sorgt er für einen einigermaßen flotten Antritt und bietet ausreichenden Durchzug über den ganzen relevanten Drehzahlbereich – und das bei einer Karosserie von fast 1,5 t Gewicht. Sein maximales Drehmoment von 180 Nm liegt erst bei 4.500 U/min. an.
Mit einer Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 11,5 Sekunden ist er natürlich kein großer Renner, die Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h ist aber mehr als nur langstreckentauglich. Die Langstrecke ist auch sein Revier, bei einem Verbrauch von 12,3 Litern Normalbenzin (immerhin!) je 100 km in der Stadt, 6,9 Litern außerorts und von 8,9 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU3.
Serienmäßig ist der Magentis mit einer manuellen Fünfgang-Schaltung ausgestattet. Der Pedalweg ist ausreichend kurz, die Schaltung im Großen und Ganzen leichtgängig und präzise zu betätigen. Lediglich der Rückwärtsgang ist schon mal etwas hakelig (immer, wenn man es eilig hat!), was den ansonsten guten Eindruck ein wenig trübt.
Der Magentis verfügt über Frontantrieb. Der großzügige Radstand von 2,70 m verhilft zu einem guten Geradeauslauf. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, präzise und eher direkt ausgelegt, wenn auch um die Mittellage etwas indifferent. Leider ist sie auch bei höheren Geschwindigkeiten zu leichtgängig, wo man sich eine deutlichere Rückstellkraft – und damit mehr Fahrbahnkontakt – wünschen würde.
Die Multilink-Hinterachse verfügt über eine dynamische Vorspursteuerung, die in scharfen Kurven für mehr Lenkstabilität sorgt. Als Fahrwerksregelsystem stehen lediglich eine Traktionskontrolle und ABS zur Verfügung. Auch wenn die Reifen schon mächtig quietschen, so ist die Tendenz zum Untersteuern sehr gering und der Wagen geht neutral und sicher in die Kurve. Beim Slalom wirkt er fast schon agil, wenn der Fahrer seine Spur gefunden hat. Das hat er der leichtgängigen, direkten Lenkung zu verdanken. Dank des komfortablen Fahrwerks schaukelt er aber hinten ganz schön, die Passagiere auf der Rückbank werden das gar nicht schätzen. Überraschend heftige Lenkmanöver sind mit Vorsicht einzusetzen, wenn man das Lenkverhalten nicht kennt. Das gilt auch für plötzliche einfache und doppelte Spurwechsel, wo man sich gerade bei höheren Geschwindigkeiten ein strafferes Fahrwerk wünscht.
Kias obere Mittelklasse ist eine Sänfte: Komfortabel bügelt das Fahrwerk kleine Unebenheiten klaglos glatt. Auch größere werden butterweich aufgefangen. Die serienmäßigen 15-Zoll-Leichtmetallräder mit 205/60er Reifen bieten zusätzliche Dämpfung, aber unterstützen mit der breiten Lauffläche auch Traktion, Seitenführung und Bremsen. Die Bremsen (großdimensionierte Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sind standfest und bringen den Wagen sehr schnell und sicher zum Stehen.
Serienmäßige Sicherheit bieten den Insassen die stabile Karosseriestruktur mit computerberechneten Knautschzonen, eine Sicherheitsfahrgastzelle mit speziellen Türverstärkungen als Seitenaufprallschutz, energieabsorbierende Stoßfänger, Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere mit Sitzbelegungserkennung sowie Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen. Aktive Sicherheitsfeatures sind ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung sowie eine Traktionskontrolle. Die Traktionskontrolle gibt es aber erst ab der SE-Ausstattung. Ein Bremsassistent oder ESP sind nicht verfügbar.
Ab 17.990 Euro steht der Magentis in der Preisliste, in der SE-Ausstattung verlangt der Händler ab 20.150 Euro dafür. Die Aufpreisliste ist kurz und schmerzlos. Extra kosten die Metallic-Lackierung, das Paket „Luxusausstattung“ sowie das Radio. Zur Inspektion muss der Magentis alle 15.000 km oder einmal jährlich. Kia gibt drei Jahre ohne Kilometerbegrenzung auf das Neufahrzeug (inklusive europaweiter Mobilitätsgarantie), zwei Jahre auf Original-Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Versicherungen stufen ihn in die Typklasse 17 / 23 / 32 (KH / VK / TK) ein.
© August 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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