Testbericht.
Mercedes-Benz E200 Kompressor Limousine
Elegant und nobel
Von Petra Grünendahl
Der Blick aus dem Vier-Augen-Gesicht hat im Vergleich zum Vorgänger eindeutig an Ausdruck dazugewonnen. Auch die Karosserie ist filigraner geworden, obwohl sie natürlich die E-Klasse nicht verleugnen kann. Die Ahnenreihe der oberen Mittelklasse reicht bis ins Jahr 1957. Illustre Vorgänger schrieben als „Ponton“, „Heckflosse“ oder „Strich-Achter“ Automobilgeschichte. 1995 kam die erste E-Klasse mit dem Vier-Augen-Gesicht, 2002 dann die zweite Generation der E-Klasse auf den Markt. Wir fuhren den E200 mit einen 1,8-Liter-Kompressor-Motor in Elegance-Ausstattung und Tealitblau-Metallic-Lackierung.
Beim Entriegeln schaltet sich innen automatisch das Licht ein. Edle Materialien, klasse Verarbeitung, da empfängt einen gleich das Ambiente, dass man bei einem Mercedes erwartet. Das Platzangebot ist üppig, man sitzt komfortabel – vorne wie hinten. Die Sitzpolster sind mit Leder bezogen (Sonderausstattung). Beide Vordersitze sind sportlich konturiert und teilweise elektrisch einstellbar, mit mechanisch einstellbarer Lendenwirbelstütze versehen, der Beifahrersitz verfügt über ein Sitzbelegungserkennung mit Gewichtssensor. Die Übersicht über die Karosserie ist nach vorne recht gut, nach hinten hilft die aufpreispflichtige Einparkhilfe immens.
Das Interieur ist in Pazifikblau gehalten mit Zierleisten in Wurzelnuss braun und Chromeinlagen. Das Armaturenbrett zeigt einen elegant Schwung. Das Cockpit ist logisch gestaltet, trotz vieler Knöpfe und Schalter verliert man doch nicht ganz den Überblick. Allerdings sitzt das Display fürs Navigationssystem etwas tief: Gut, dass es noch die Anzeige zwischen Tacho und Drehzahlmesser gibt. Der Schalthebel ist im Weg, wenn man an den tief sitzenden CD-Wechsler (noch unter dem Navigationssystem) will. Ansonsten kann man nicht klagen, dass Bedientasten und Anzeigen außer Reichweite wären.
Ablagen gibt es reichlich und in jeder Größe, inklusive eines Brillen- und Handyfaches in der Mittelkonsole sowie zwei Fächern in der vorderen Armlehne. Den Fondpassagieren stehen neben den Fächern in den Türen und an den Rückseiten der Vordersitze noch ein Fach in der Mittelarmlehne zur Verfügung, welches aber serienmäßig von der Gebrauchsanleitung blockiert wird. Der Kofferraum fasst Familien-Reise-taugliche und gut nutzbare 540 Liter bei 535 kg erlaubter maximaler Zuladung. Unter der Laderaumabdeckung befindet sich dank des fehlenden Reserverades ein weiteres sehr geräumiges Fach für Dinge, die auch bei geöffneter Kofferraumklappe besser verborgen bleiben.Vier Verzurrösen im Kofferraum erleichtern das Sichern der Ladung.
Über der Basisausstattung „Classic“ gibt es die Ausstattungslinien „Elegance“ und „Avantgarde“. Ab der Basisausstattung verfügt die E-Klasse über eine funkfernbediente Zentralverriegelung mit Innenschalter, automatischer Verriegelung und Crash-Sensor sowie Heckdeckelfernentriegelung (mit Innenschalter), elektrische Fensterheber vorne und hinten, Komfort-Tipp-Blinker, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik Thermatic, einen Reiserechner (ist so etwas wie ein abgespeckter Bordcomputer), Audiosystem mit Radio und CD-Spieler, Multifunktionslenkrad, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Ausstiegs- und Reflexionsleuchten, Fahrlichtassistent (automatisches Fahrlicht), Regensensor, Wärmedämmglas, den Reifenreparatursystem Tirefit mit elektrischer Luftpumpe und Leichtmetallräder. Die Kopfstützen im Fond sind elektrisch herunter klappbar, was die Sicht nach hinten immerhin verbessert. Die beiden Sonnenblenden verfügen über beleuchtete Spiegel.
In der Elegance-Ausstattung kommen serienmäßig unter anderem, Lederlenkrad, Zierleisten in Wurzelnuss braun sowie verschiedene Chromapplikationen, in die Außenspiegelgehäuse integrierte Umgebungsleuchten, Leuchten im Fußraum sowie hochwertigere Leichtmetallräder dazu. Als Sonderausstattung verfügte unser Testwagen über Lederpolster, Bi-Xenon-Scheinwerfer, eine asymmetrisch geteilt umlegbare Rücksitzbanklehne, die Einparkhilfe Parktronic für vorne und hinten, Navigationssystem, ein Audiosystem mit Radio, CD-Wechsler und Cassettenspieler, ein eingebautes Mobiltelefon, ein Schiebe-Hebe-Dach, Sitzheizung vorne sowie einen Schalthebel in Leder.
Der 1,8-Liter-Kompressor-Motor mit 163 PS ist der Einstieg bei den Ottomotoren. Der kleinste Benziner ist zugleich auch der einzige Vierzylindermotor im Ottomotoren-Programm der E-Klasse, dessen Spitze der E55 AMG mit acht Zylindern und 476 PS bildet. Fünf Common-Rail-Selbstzünder zwischen 122 und 260 PS runden die Motorenpalette ab.
Im Antritt hat der Motor mit der über 1,5 t schweren Karosserie schon viel zu tun. Eine Beschleunigung von Null auf Tempo 100 schafft der E200 aber doch in 9,6 Sekunden. Der Durchzug ist zunächst eher verhalten, aber wenn der Wagen erst mal läuft, dann läuft er ganz gut. Sein maximales Drehmoment von 240 Nm liegt bei 3.000 bis 4.000 Touren an. An Steigungen tut er sich allerdings auch schon unbeladen etwas schwer, dann ist runterschalten angesagt. Die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h verspricht souveränen Langstrecken-Komfort und zügige Überholmanöver. Der Motor läuft ruhig und kultiviert, kann aber in puncto Laufruhe nicht ungedingt Bestmarken setzen. Die manuelle Sechsgang-Schaltung schaltet sauber und präzise, nur der Rückwärtsgang ist zuweilen etwas hakelig.
Der Verbrauch empfiehlt ihn nicht gerade für den Stadtverkehr: Mit 11,6 Litern Superbenzin je 100 km ist er innerorts dabei, außerorts offenbart er seine Qualitäten mit 6,1 Litern je 100 km. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm genehmigt er sich bei ökonomischer Fahrweise 8,4 Liter Kraftstoff (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Der Wagen hat Heckantrieb und besticht mit gutem Geradeauslauf, was mit einem Radstand von 2,85 m nicht verwundert. Die Lenkung spricht gut an und ist präzise, aber um die Mittellage etwas indifferent. Das Fahrwerk der Limousine mit Gasdruckstoßdämpfern, Schraubenfedern und Stabilisator ist sehr komfortabel ausgelegt, fast schon zu weich, was die Lenkung etwas schwammig wirken lässt. Kleine Unebenheiten werden weich weggefiltert, grobe Unebenheiten quittiert das Fahrzeug mit Aufbaubewegungen und Poltern.
Unser Testwagen stand auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit 225/55er Reifen, Serie sind 205/60er Reifen. Obwohl Breitreifen Traktion und Seitenführung verbessern, ist das ESP doch in schnellen Kurven eine wertvolle Hilfe, denn das Heck drückt ja doch ganz leicht nach außen. Im flotten Slalom zieht er sicher seine Spur und auf kurviger Piste macht er sogar richtig Spaß. Der recht große Wendekreis – hier macht sich der lange Radstand negativ bemerkbar – kommt hier weniger zur Geltung. Das Airmatic-Dual-Control-Fahrwerk mit adaptiver Luftfederung hat bei einer Testfahrt mit einem E500 einen besseren Eindruck hinterlassen!
Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sprechen schnell an, wirken zwar auf den kräftigen Tritt nicht so richtig bissig, verzögern aber erstklassig und bringen das Fahrzeug sicher und schnellstens zum Stehen. Dazu tragen zum einen natürlich auch die breiteren Reifen bei. Zum anderen hat Mercedes seiner E-Klasse dafür aber auch alles an technischen Raffinessen mitgegeben, was zur Zeit technisch möglich ist. Das reicht von elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent bis hin zu Sensotronic Brake Control. Das elektrohydraulische Bremssystem Sensotronic Brake Control arbeitet mit ABS und ESP zusammen. Es bietet beim Bremsen in Kurven zusätzliche Sicherheitsreserven durch unterschiedliches Abbremsen der kurvenäußeren und kurveninneren Räder.
Die Sicherheitsausstattung ist umfassend und technisch auf höchstem Niveau: Die passiven Sicherheitsfeatures reichen von Verformungszonen vorne und hinten, einer steifen Fahrgastzelle und integriertem Seitenaufprallschutz über Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen sowie Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer und Windowbags für vorne und hinten bis hin zum Upfront-/Überrollsensor und einer Zentralverriegelung mit Crash-Sensor, der im Falle eines Crashs die zuvor verschlossenen Türen entriegelt. Die Kindersitzerkennung auf dem Beifahrersitz erkennt allerdings nur speziell von Mercedes freigegebene Kindersitze mit Transponder. Antriebsschlupf-Regelung mit ESP, eine Bremsanlage mit ABS, Bremskraftverteilung, Bremsassistent und dem elektrohydraulischen Bremssystem Sensotronic Brake Control sowie eine Bremsbelagverschleißanzeige runden die Sicherheitsausstattung ab. Die Isofix-Kindersitzvorrüstung auf der Rückbank, die Reifendruckkontrolle (unabdingbar für Reifen mit Notlaufeigenschaften) und die Bi-Xenon-Scheinwerfer sowie die Einparkhilfe kosten Aufpreis.
Ab 33.582 Euro steht die E-Klasse Limousine beim Händler – als E200 CDI mit 122 PS in der Basisausstattung Classic. Der E200 Kompressor beginnt in der Preisliste mit 35.206 Euro, für die Elegance-Ausstattung kommen noch einmal 1.833 Euro drauf. Aufpreis kosten unter anderem die Metallic-Lackierung, Leder-Schalthebel und Lederpolster sowie Bi-Xenon-Scheinwerfer.
Die Versicherungen stufen den E200 in die Typklassen 17 / 20 / 32 ( KH / VK / TK) ein. Der Mercedes-Händler gibt die gesetzlich garantierten zwei Jahre Sachmängelhaftung auf den Neuwagen. DaimlerChrysler gibt eine dreißigjährige Garantie gegen Durchrostung von innen nach außen. Die Mobilitätsgarantie MobiloLife gilt in 24 Ländern Europas über 30 Jahre beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Für die Wartungs-Intervall-Anzeige errechnet der Wartungsrechner, wann der nächste Service fällig wird.
© August 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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