Testbericht.
Toyota Yaris 1.0 MMT sol
In der Stadt komfortabel und zügig unterwegs
Von Petra Grünendahl
Mit seinen 1,50 m Karosseriehöhe (genau so hoch wie der Mazda Demio) ist er fast schon kein Kleinwagen mehr, sondern tendiert schon in Richtung Microvan. Wenn es da im Stall von Toyota nicht mit dem Yaris Verso schon einen ausgewachsenen Microvan gäbe … Toyotas Kleinster fuhr in kobaltblauer Mica-Lackierung mit 1-Liter-Benzinmotor und Multi-Mode-Automatikgetriebe in der Ausstattungslinie „sol“ zum Test vor.
Beim Dreitürer haben gerade die Passagiere im Fond nicht den tollen Zugang, obwohl der Beifahrersitz mit Easy Entry über eine Einstiegshilfe verfügt. Es gibt den 3,64 m langen Japaner aber auch als Fünftürer, womit sich das Problem des Einstiegs (und des Handelns von Kindersitzen oder des Beladens hinten) minimiert. Auch die hohe Sitzposition lässt schon fast einen Van vermuten. Der Fahrersitz ist aus seiner ohnehin schon hohen Sitzposition heraus noch nach oben höhenverstellbar. Die Übersicht nach vorne ist gut, nach hinten dank ansteigender Gürtellinie und trotz der hohen Sitzposition nicht so richtig.
Platz findet man in den Kleinwagen ordentlich, wobei es natürlich in der zweiten Reihe naturgemäß eng um die Knie wird, wenn vorne große Leute sitzen. Das stoffbezogene Gestühl ist weich und komfortabel, bietet aber nicht allzuviel Seitenhalt.
Der Laderaum ist nicht riesig groß, aber gut nutzbar. Zwar passen auf dem Papier nur 205 Liter hinein, aber immerhin reicht die Ladehöhe, um auf die Einkaufskisten den großen Korb draufzustellen. Gute 410 kg maximale Zuladung erlauben reichlich Gepäck. Die Rückbanklehne ist asymmetrisch geteilt umklappbar, das Laderaumvolumen lässt sich auf bis zu 950 Liter bei dachhoher Beladung ausdehnen. Allerdings müssen sich Großgewachsene (schon ab über 1,80 m) unter der nicht allzu hoch öffnenden Heckklappe vorsehen.
Das Cockpit ist schlicht und funktional gestaltet, anständig verarbeitet und macht qualitativ einen guten Eindruck. Schalter und Anzeigen sind ergonomisch günstig platziert und problemlos handhabbar. Gewöhnungsbedürftig ist das Mäusekino mittig auf dem Armaturenträger. Auch das Navigationssystem mit einem sehr klein geratenen Display ist nichts für Eilige und will bei abgeschaltetem Motor eingestellt werden. Ablagen gibt es reichlich: vom geschlossenen Handschuhfach und einem offenen Fach daneben über Fächer unter dem Lenkrad, Getränkedosenhalter im Mitteltunnel vorne, einem Staufach auf dem Mitteltunnel hinten sowie in den Vordertüren bis hin zu Fächern in den Rücksitzen der Vordersitzen und Getränkedosenhaltern außen im Fond.
Wenn der Yaris das Basismodell darstellt, gibt es darunter zwei reduzierte Versionen, Yaris C und Yaris Eco, mit dem „Sol“ ein Komfortmodell und mit dem „TS“ ein sportliches Topmodell der Baureihe. Das Modell Eco ist aber schon aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen: Trommelbremsen hinten (anstelle leistungsfähigerer Scheibenbremsen), 13-Zoll-Räder, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte hinten nur auf den Außenplätzen sowie weder Zentralverriegelung noch klappbare Rückbank/-lehne. Auch bei der „C“-Version muss der Kunde Abstriche machen: Rückbank und Rücklehne sind nicht umklappbar. Eine funkfernbediente Zentralverriegelung gibt es ebenfalls nicht.
In der Basisversion, die es außer mit dem 1,5-Liter-Motor (nur als „TS“) in allen Motorisierungen gibt, umfasst die reichhaltige Serienausstattung eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, von innen einstellbare Außenspiegel, ein RDS-Radio mit CD-Spieler, ein Multi-Info-Display für den Bordcomputer, Wärmeschutzverglasung rundum, eine geteilt umlegbare Rückbanklehne, eine längs verstellbare und umklappbare Rücksitzbank, Servolenkung und Spiegel in beiden Sonnenblenden. Den höhenverstellbaren Fahrersitz, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Radio-Bedientasten am Lenkrad, verschiedene Applikationen im Alu-Design, in Wagenfarbe lackierte Stoßfänger sowie die Klimaanlage gibt es ab der „Sol“-Ausstattung. Aufpreis kosten die Mica-Lackierung und das Navigationssystem
Der Einliter-Motor mit 65 PS ist ein sehr drehfreudiger Vierzylinder-Vierventiler. Vibrationsarm, wenn auch im Innenraum akustisch präsent macht er in Zusammenspiel mit der gut abgestuften fünfstufigen Getriebeautomatik eine gute Figur. In Antritt und Durchzugsvermögen spielt er seine Qualitäten als flottes Stadtauto voll aus. Auch bei höheren Geschwindigkeiten geht die Leistungsentfaltung in Ordnung, er ist zwar flott, aber nicht sportlich. Von Null auf Tempo 100 braucht er 15,8 Sekunden, bei 155 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Das ist auch für lange Touren noch angenehm, vor allem, was einigermaßen zügige Überholmanöver angeht.
Das fünfstufige MMT-Getriebe (Multi Mode Transmission) arbeitet je nach Wunsch automatisch oder manuell, wenn der Fahrer per Schalthebel sequentiell den Gangwechsel tätigt. Wenn man beim manuellen Schalten kurz das Gas lupft, ist der Gangwechsel kaum spürbar. Ansonsten jedoch sind die Gangwechsel deutlich spürbar und – wie bei einer Automatik üblich – dauern sie ihre Zeit. Das gilt natürlich besonders für den vollautomatischen Gangwechsel, aber – mit leichten Abstrichen – auch für den manuellen Gangwechsel. Der Automatik-Modus bietet bei ökonomischer Fahrweise eine bessere Kraftstoff-Effizienz als ein herkömmliches manuelles Getriebe. Wer allerdings etwas zügiger fahren will und entsprechend energischer auf das Gaspedal tritt, wird nach einem spontanen Herunterschalten mit hohen Drehzahlen belohnt. Die können aber wiederum kaum der Kraftstoff-Effizienz dienen.
Ökonomische Fahrweise belohnt das MMT-Getriebe vor allem in der Stadt: Mit 6,4 Litern Superbenzin je 100 km fährt der Yaris sparsamer als mit manueller Schaltung (6,8 Liter). Außerorts nehmen sich die beiden Varianten nicht: Mit 4,9 Litern liegen sie hier gleich auf im Verbrauch. Insgesamt, also im gemischten Verbrauch nach EU-Norm hat der Yaris mit 1-Liter-Motor und MMT-Getriebe zumindest bei ökonomischer Fahrweise den Vorteil und die größere Reichweite mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern (Schaltgetriebe: 5,6 Liter) auf seiner Seite (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt sowohl mit Schaltgetriebe als auch mit Multi-Mode-Getriebe die Abgasnorm EU4.
Der Fronttriebler steht serienmäßig auf 14-Zoll-Rädern mit 175/65er Reifen. Seine direkte Lenkung und der kurze Radstand machen ihn zu einem wendigen und agilen Gefährt. Die kurze Karosserie prädestiniert ihn für den Einsatz in der Stadt, wo er schnell seinen Weg in jede (fast) Parklücke findet. Auf kurviger Strecke ist er agil und handlich zu führen, neigt aber in schnellen Kurven auch recht schnell zum Untersteuern.
Insgesamt ist das Fahrverhalten eher neutral und leicht beherrschbar, wenngleich der eher komfortabel ausgelegte Yaris dank seiner Karosseriehöhe mehr Seitenneigung zeigt und – dank der weichen Federung – auch den Elch etwas schwammig umkurvt. Allerdings fuhr er im Slalom eine saubere und sichere Linie. Der Fahrbahnkontakt ist ausreichend gut und nicht zu beanstanden. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sprechen gut an, sind gut dosierbar und verzögern den Kleinwagen wirkungsvoll.
Die selbsttragende Ganzstahl-Sicherheitskarosserie mit aufprallabsorbierender Struktur und Seitenaufprallschutz in allen Türen, energieabsorbierenden Materialien in A-, B- und C-Säule, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten sorgen serienmäßig ab der Basisversion für die Sicherheit der Insassen. In Front- wie Heck-Crashtests erhielt Toyotas Kleinster Bestnoten für die Insassensicherheit. Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) mit elektronischer Bremskraftverteilung und ABS bieten dem Fahrer aktive Unterstützung. Die Antriebsschlupfregelung (TRC) und das elektronische Stabilitätsprogramm (VSC, auf Hochdeutsch auch ESP genannt) stehen leider nur für die sportliche Topversion TS (dort aber serienmäßig) zur Verfügung.
Ab 10.350 Euro steht der Yaris beim Händler mit 1-Liter-Basismotor und der reduzierten (aber nicht empfehlenswerten) Ausstattung „Eco“, die Basisausstattung schlägt ab 11.950 Euro zu Buche. In der komfortablen Top-Version „Sol“ ist der Yaris ab 13.550 Euro zu haben. Die Serienausstattung ist sehr umfangreich. Aufpreis kosten die Mica-Lackierung und das DVD-Navigationssystem. Ein Ölwechsel ist alle 15.000 km (oder einmal jährlich) nötig, eine Inspektion alle 30.000 km (oder alle 2 Jahre).
Toyota gibt 3 Jahre auf den Neuwagen (bis 100.000 km), 3 Jahre auf den Lack und 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung von innen nach außen. Eine europaweite Mobilitätsgarantie (Ausnahmen: Albanien, Baltikum, Russland, Weißrussland, Ukraine und nicht-europäischer Teil der Türkei) gibt es für drei Jahre. Fahrzeuggarantie und Mobilitätsservice können gegen Aufpreis um bis zu zwei Jahre verlängert werden. Die Versicherungen stufen den Yaris 1.0 in die Typklassen 13 / 16 / 16 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.
© Oktober 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
Pingback: Toyota Yaris II 1.3 MMT | Auto-Redaktion
Pingback: Toyota Aygo | Auto-Redaktion