Maserati Quattroporte

Fahrbericht.
Maserati Quattroporte
Bella Italia!
Von Petra Grünendahl

Seit über 40 Jahren steht der Maserati Quattroporte für luxuriöse Sportlichkeit. Die Eleganz schwingt schon im Namen mit, auch wenn das italienische „Quattroporte“ auf Deutsch nichts anderes heißt als schlicht und ergreifend „Viertürer“. Der mächtige Kühlergrill mit dem Dreizack verrät eine gewisse Familienähnlichkeit mit dem Coupé und dem Spyder, dahinter ist der Quattroporte allerdings ganz eigenständig gestaltet.

Das fünfte Modell dieses Namens wurde im September 2003 auf der IAA vorgestellt. Die sportliche Limousine wurde diesmal innen wie außen von Pininfarina gezeichnet, bei früheren Modellen kamen Bertone und Giugiaro zum Zuge und auch Sergio Pininfarina hatte schon früher für die heute in Maranello ansässige Sportwagen-Schmiede die Feder geschwungen. Seit diesem Frühjahr 2004 ist der Quattroporte nun auf dem Markt und auch wir konnten uns bei einer kleinen Ausfahrt schon einen ersten Eindruck verschaffen.

 

Bequemen Zugang bieten vier Türen für fünf Passagiere. Die Übersicht über die 5,05 m lange Karosserie ist von Fahrersitz aus nicht gerade berauschend, aber eine optionale Einparkhilfe vorne und hinten erleichtert das Rangieren. Das Platzangebot ist dafür aber vorne wie hinten mehr als üppig. Auch sind beide Sitzreihen serienmäßig elektrisch einstellbar gepaart mit einer Memory-Funktion für den Fahrersitz. Die Karosserie ist gut gedämmt, weder Wind- noch Motorgeräusche dringen groß zu den Insassen durch. Gute 450 Liter Laderaum sind für eine Sportwagen-Limousine durchaus angemessen, an maximaler Zuladung sind 470 kg erlaubt.

Der Innenraum ist einfach beeindruckend. Die feine Leder-Innenausstattung und massives Edelholz wirken sehr hochwertig und edel, die Verarbeitung ist tipptopp. Die Umgebung wirkt luxuriös und stilvoll. Recht gut bestückt ist das Armaturenbrett, aber trotz vieler Schalter und Funktionen kommt die Übersichtlichkeit noch nicht zu kurz, ist nach einer kurzen Eingewöhnung alles blind zu handhaben.

Schon die Serienausstattung verdient das Prädikat Luxuslimousine. Sie beginnt bei den kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, elektrisch einstellbaren und anklappbaren Außenspiegeln, Geschwindigkeitsregelanlage, 18-Zoll-Leichtmetallräder und Bi-Xenon-Scheinwerfer und reicht über die Leder-Innenausstattung, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik mit Belüftungsdüsen im Fond, Regensensor, Dämmerungssensor, das elektronisch gesteuerte Sechs-Gang-Getriebe (Maserati Duo Select) mit Schaltwippen für die manuelle Schaltung hinterm Lenkrad, Diebstahlwarnanlage mit Innenraumüberwachung und Neigungssensor (Abschleppschutz) sowie ein Multimediasystem mit Radio, CD-Spieler, Bordcomputer und Navigation bis hin zu einer elektrischen 14-Wege-Verstellbarkeit der Vordersitze sowie 4-Wege-Einstellung der Fondsitze und eine elektrisches Sonnenschutzrollo für die Heckscheibe. Die Verbundverglasung rundum ist geräusch- und wärmedämmend ausgelegt. Wem dieser Luxus noch nicht gut und teuer genug ist, kann sich noch aus einer Liste weiterer Extras bedienen: eine Bedienung für die Klimaautomatik im Fond, CD-Wechsler, Einparkhilfen für vorne und hinten sowie Komfortsitze mit Sitzheizung, Ventilation und Massagefunktion, die sowohl für vorne wie für hinten verfügbar sind.

 

Der 4,2-Liter-Achtzylinder-Saugmotor stammt von Mutter Ferrari und bietet dank seiner mehr als üppigen Kraftreserven Rennsport-Feeling pur, auch wenn die 400 temperamentvollen Warmblüter unter der Motorhaube mit einen Leergewicht von fast zwei Tonnen zu kämpfen haben. Das merkt der Fahrer aber weder beim Antritt noch im gleichmäßig starken Durchzug über das gesamte Drehzahlband. Das üppige Drehmomentmaximum von 451 Nm liegt allerdings erst bei 4.500 Touren an. Mehr als souverän ist der Achtzylinder-Motor sowohl in punkto Leistungsentfaltung als auch bei der Laufkultur. Ruhig, vibrationsarm und dezent im Hintergrund lässt der Saugmotor sich erst mit einem kräftigen Tritt auf Gaspedal, das er mit einem sonoren Fauchen quittiert, aus der Reserve locken.

Das automatisierte mechanische Sechsgang-Getriebe Maserati Duo Select mit elektronisch gesteuertem Gangwechsel ist sehr gut und harmonisch abgestuft, die Schaltvorgänge weich und fließend. Zügig schaltet es rauf und runter und gibt ohne Verzögerung die Motorkraft auf die Antriebsachse hinten. Über Schaltwippen hinterm Lenkrad lässt sich die Schaltautomatik auch manuell betätigen, was aber angesichts der guten Abstufung in Verbindung mit der üppigen Motorleistung auch für einen überzeugten Handschalter völlig überflüssig ist: Sportlicher geht es nämlich von Hand auch nicht. Und man braucht dafür bei der Automatik noch nicht einmal den Sportmodus, der mit schnelleren Gangwechseln und Schaltvorgängen bei höheren Drehzahlen noch etwas sportlicher ausgelegt ist.

Sportlich ist die Beschleunigung: Von Null auf 100 km/h sprintet der Quattroporte in 5,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 275 km/h. Selbst der 90-Liter-Tank ist keine Garant für Reichweite, denn der Verbrauch ist – wen wundert es bei einem großvolumigen Achtzylinder-Motor – schlichtweg unanständig: Reichliche 27,9 Liter Super Plus fließen auf nur 100 km innerorts durch die Kraftstoffleitungen, 13,6 Liter sind es außerorts und 18,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, zu der ein Achtzylinder-Motor aber nur selten verführt. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU3.

 

Die Sportwagen-Luxuslimousine verfügt über einen Heckantrieb. Die knappen 3,06 m Radstand begünstigen eine ruhige Straßenlage und tadellosen Geradeauslauf. Die Lenkung ist direkt ausgelegt und präzise, sicher folgt das Fahrzeug der vorgesehene Spur. Die fast ausgeglichene Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse und der tiefe Karosserieschwerpunkt ist ein Garant für beste Fahrdynamik. Agil und sportlich gibt er sich im Handling. Sicher und neutral liegt er auf der Straße, ist aber auf kurviger Piste auch gut für echten Fahrspaß. Fast schon leichtfüßig ist der hier unterwegs, was nicht nur der Souveränität des Motors, sondern auch der Fahrwerksdynamik zuzuschreiben ist.

Fahrkomfort wie auf Wolke Sieben garantiert das Skyhook-Fahrwerk mit Gasdruckstoßdämpfern dank seiner kontinuierlichen Dämpfungsregelung. Dabei ist das Fahrwerk aber auch im normalen Modus nicht zu weich, sondern tendenziell recht agil und dynamisch ausgelegt. Für sportlicher ambitionierte Fahrer gibt es allerdings noch eine sportlichere Kennlinie mit einer strafferen Dämpferabstimmung, wobei auch das Maserati Stability Program (MSP) den Grenzbereich der Regelsysteme erhöht. Im MSP sind die Fahrwerksregelsysteme vom ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung über eine Traktionskontrolle bis zum ESP vereint.

Nicht unbedingt den Fahrkomfort, aber Traktion, Seitenführung und Bremswege verbessern sicherlich die mächtigen Breitreifen im Format 245/45 vorne bzw. 285/40 hinten auf 18-Zoll-Leichtmetallrädern. Für den sicheren Stand bei sportlich kurze Bremswegen sorgt eine Bremsanlage von Brembo mit groß dimensionierten innenbelüfteten Scheibenbremsen rundum.

Serienmäßige Sicherheit bieten den Insassen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, adaptive Front- und Seitenairbags vorne sowie Windowbags für die kompletten Seitenscheiben. Den Fahrer unterstützen aktive Assistenzsysteme wie das Maserati Stability Program, in dem neben ESP auch die Traktionskontrolle und ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung integriert sind.

 

Ab 99.100 Euro steht der Maserati Quattroporte mit einer sehr reichhaltigen Serienausstattung in der Preisliste. Extra kosten zum Beispiel Metallic-Lackierung, CD-Wechsler, die Klimaautomatik-Bedienung im Fond, Parksensoren vorne und hinten sowie Komfortsitze mit Sitzheizung, Ventilation und Massagefunktion.

Maserati gibt eine 3-jährige Neuwagen-Garantien ohne Kilometerbegrenzung, drei Jahre Mobilitätsgarantie und drei Jahre Wartung bis max. 60.000 km. Die Versicherungen dürften das Modell (ähnlich wie frühere Modelle von Maserati) in die Typklassen 20 / 36 / 40 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 33, TK 30) einstufen.

© Mai 2004
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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