Testbericht.
Toyota Avensis 2.0 D-CAT
Sauber und solide
Von Petra Grünendahl
Seit dem Frühjahr 2003 ist der neue Toyota Avensis auf dem deutschen Markt. Den Avensis Combi waren wir auch im vergangenen Jahr schon einmal auf einer Präsentation gefahren. Jetzt fuhr die Limousine mit dem neuen D-CAT-Motor (Diesel Clean Advanced Technology) mit zwei Litern Hubraum zum ausgiebigen Test vor. Das Fahrzeug kam in der Top-Ausstattungsvariante Executive in der Mica-Metallic-Lackierung Olivsilber.
Hinter der markanten massiven Front gewähren vier Türen Zugang zum Innenraum. Das Platzangebot ist gut – vorne wie hinten – in der 4,63 m langen Mittelklasse-Limousine. Der Fahrer genießt keine sonderlich gute Übersicht über die Karosserie, eine Einparkhilfe ist bei Toyota als Zubehörausstattung aber nur für hinten zu bekommen. Die Kapazität des fast quadratisch nutzbaren Laderaums von 520 Litern ist sehr ordentlich, vor allem mit 515 kg an erlaubter Zuladung. Die Rückbanklehne ist asymmetrisch geteilt, um ein Durchladen langer Güter bis hinter die Vordersitze zu ermöglichen.
Solide Materialauswahl und gute Verarbeitung kennzeichnen den Innenraum. Innenraum-Applikationen im Wurzelholz-Design verraten die Top-Ausstattung Executive. Das Cockpit ist funktional und ergonomisch gestaltet, Anzeigen gut abzulesen und Schalter gut zu bedienen.
Ablagen finden die Frontpassagiere im Handschuhfach und in den Türen Die Mittelarmlehne vorne enthält ein integriertes Staufach sowie ein weiteres darunter, die hintere Mittelarmlehne lediglich zwei Getränkedosenhalter. Den Fondpassagieren stehen Fächer in den Türen und Taschen an den Rückseiten der Vordersitze als Ablagen zur Verfügung.
Ab der Basisversion verfügt der Avensis über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne, eine variable Intervallschaltung für die Scheibenwischer, ein Premium-Audiosystem mit Radio, Cassetten- und CD-Spieler, ein Multi-Info-Display für den Bordrechner sowie eine Klimaanlage und eine Wärmeschutzverglasung mit erhöhter Schutzwirkung gegen UV-/Infrarotlicht. Ab der Sol-Ausstattung hat der Avensis serienmäßig Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber vorne und hinten, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor, automatisch abblendende Innenspiegel, Lederlenkrad und Lederschaltknauf sowie eine Mittelarmlehne vorne mit integriertem Staufach mit an Bord. Die Executive-Version krönt das Ganze darüber hinaus mit einer beheizbaren Scheibenwischerablage, Leichtmetallfelgen, einer Geschwindigkeitsregelanlage, Sitzheizung vorne und einem manuellen Sonnenrollo für die Heckscheibe. Die Aufpreisliste ist kurz: Lederausstattung in Anthrazit, DVD-Navigationssystem und Xenon-Scheinwerfer.
Der 2-Liter-D-CAT-Motor ist ein Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Common-Rail-Einspritzung. Dank seiner Diesel Clean Advanced Technology (D-CAT), einem neuen Konzept zur Abgas-Nachbehandlung moderner Dieselmotoren, ist er einer der saubersten Diesel auf der Straße. Minimale Ruß-Emissionen erreicht er ohne Partikelfilter, die Schadstoff-Ausstöße erfüllen bereits heute die künftige EU5-Abgasnorm.
Der Motor leistet ebenso wie der zweite Dieselmotor im Avensis-Programm, der 2.0 D-4D, 116 PS. Drei Benziner zwischen 1,8 und 2,4 Litern Hubraum und 129 bis 163 PS komplettieren das Motorenprogramm der Limousine. Der Turbodiesel-Direkteinspritzer kann als gute Basismotorisierung durchgehen. Im Antritt ist er nicht gerade forsch, er braucht vor allem Drehzahl. Aber wenn er erst mal läuft, dann läuft er gut und entpuppt sich als angenehmer Langsteckenbegleiter. Die manuelle Fünfgang-Schaltung ist leichtgängig zu handhaben und präzise in der Führung. Der Pedalweg der Kupplung dürfte für einen flotten Kraftschluss allerdings nicht länger sein.
Mit einer Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in 11,4 Sekunden ist der Avensis sicherlich kein Sprinter, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h aber auch auf der Autobahn souverän unterwegs. Die Langstrecke ist denn auch vom Verbrauch her seine Welt, wenn auch eher bei gemäßigtem Reisetempo. Als Sparweltmeister ist der D-CAT-Diesel allerdings nicht ausgelegt: 7,8 Liter Diesel je 100 km innerorts, 5,1 Liter außerorts und 7,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich – sind da eher Durchschnitt. Im normalen Testeinsatz zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 5,9 Liter, nach einer zuweilen sehr zügig gefahrenen Reise 7,9 – 8,1 Liter. Das ist für die Praxis sehr akzeptabel.
Der Fronttriebler verfügt über eine präzise und leichtgängige Lenkung und guten Geradeauslauf. Von der Fahrwerksauslegung her ist der Avensis eher etwas straffer geraten, aber dabei nicht unkomfortabel. In dieser Kombination bieten Fahrwerk und Lenkung guten Kontakt zum Asphalt und geben ausreichende Informationen über den Fahrbahnzustand. Der Wendekreis könnte bei 2,70 m Radstand durchaus kleiner sein.
Der Avensis ist serienmäßig mit allen Fahrwerksregelsystemen ausgestattet, die mittlerweile in dieser Klasse üblich sind: ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Traktionskontrolle und ESP. Diese müssen aber nur in Notfällen eingreifen, denn das Fahrwerk ist schon so sehr sicher und auf einen hohen Grenzbereich hin ausgelegt. Nicht gerade leichtfüßig, aber dafür sehr solide und sicher zieht er um schnelle Kurven. Ein nur leichtes Untersteuern kündigt dabei die Grenzen der Fahrsicherheit an. Neutral und spurtreu meistert er schnelle Kurven, problemlos und neutral weicht er aus und trotzt dem Elch. Im Slalom zieht er sauber seine Spur, vielleicht etwas weniger schwerfällig als erwartet.
Der Diesel-Avensis fährt in der Top-Ausstattung auf Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 205/55 R 16. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) sprechen schnell an, verzögern gut dosierbar und im Notfall schnell und standfest.
Den Insassen Sicherheit beim Unfall bieten die Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie, eine Sicherheitsfahrgastzelle, Seitenaufprallschutz mit zusätzlichen Energie absorbierenden Materialien in allen Säulen (inkl. Dachsäule) und allen Türen sowie Kopfstützen und Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere, Knieairbags für den Fahrer sowie Seitenairbags (Curtain Shield) für vorne und hinten sowie zwei Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten. Im Crashtest Euro-NCAP reihte sich der Avensis damit in die Spitzengruppe der Fahrzeuge mit fünf Sternen ein. Aktiv unterstützen den Fahrer Assistenzsysteme wie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und das Elektronische Stabilitätsprogramm VSC (für Vehicle Stability Control, inklusive Traktionskontrolle).
Ab 21.400 Euro steht der viertürige Avensis in den Preislisten. Den 2-Liter-D-CAT gibt es erst ab der Sol-Ausstattung (ab 24.300 Euro), in der Executive-Ausstattung ist er ab 25.300 Euro zu haben. Aufpreis kosten die Mica-/Metallic-Lackierungen, Lederausstattung, das DVD-Navigationssystem und die Xenon-Scheinwerfer.
Toyota gibt drei Jahre Garantie auf den Neuwagen bis maximal 100.000 km, drei Jahre auf den Lack und zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Dazu kommt eine dreijährige Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Ein Ölwechsel sowie ein kleiner Sicherheitscheck sind nach 15.000 km oder einmal im Jahr fällig, eine Inspektion nach 30.000 km (oder zwei Jahren). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 19 / 18 / 33 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 19, TK 21) ein.
© Mai 2004
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
Pingback: Toyota Avensis 2.2 D-CAT | Auto-Redaktion