Fahrbericht.
Toyota Corolla Verso
Hoch hinaus
Von Petra Grünendahl
In jeder Wagenklasse hat Toyota mittlerweile einen Van zu bieten: Das reicht vom Yaris Verso in der Kleinwagenklasse über den Corolla Verso bei den Kompakten, den Avensis Verso in der Mittelklasse bis hin zum Previa bei den Großraum-Vans. Der Corolla Verso tritt als Kompaktvan im Wettbewerb gegen den etablierten Renault Scenic, den Opel Zafira und den VW Touran an.
Fahrten in zwei Siebensitzer-Modellen des Corolla Verso – bestückt mit 1,8-Liter-VVT-i-Motor bzw. einem 2-Liter-D 4D-Selbstzünder – brachten erste Erkenntnisse über die Qualitäten des japanischen Kompaktvan. Der Corolla Verso wird ab August auch als Fünfsitzer verfügbar (1.6 VVT-i und 2.0 4-D4) sein, dann aber nur in einer Basis-Version.
Der Zugang über vier Türen ist natürlich für die Passagiere der vorderen Reihen nicht zu beanstanden. Die zweite Reihe verfügt über Einstiegshilfen als Zugang zur dritten Reihe. Die Sitzposition ist hoch, was zwar der Übersicht zugute kommt, aber gerade nach hinten auch nicht so richtig weiter hilft. Die optionalen Einparksensoren hinten sind da schon vorteilhafter. Das Platzangebot ist für die Passagiere recht großzügig. Beim Siebensitzer ist der Laderaum hinter der letzten Reihe mit 63 Litern etwas mager. Mit fünf Sitzen (oder wenn die dritte Reihe im Laderaumboden versenkt wurde) kommt der Kompaktvan immerhin auf 423 Liter, was sich durch Umklappen der mittleren Reihe auf großzügige 1.563 Liter erweitern lässt. Verzurr-Ösen erleichtern das Sichern der Ladung.
Mit dem Easy7-Sitzkonzept macht Toyota dem Opel Zafira ernsthafte Konkurrenz: Das Sitzsystem ist flexibel konfigurierbar, ohne dass Sitze ausgebaut werden müssten. Die Rückenlehnen der zweiten Reihe (drei Einzelsitze) sind einzeln neigungsverstellbar und umklappbar, eine Einstiegshilfe erleichtert den Zugang zur dritten Sitzreihe, die beiden Einzelsitze sind im Laderaum versenkbar, so dass bei Bedarf hinter den Frontsitzen eine ebene Ladefläche entsteht. Die maximale erlaubte Zuladung liegt – je nach Motor und Ausstattung – zwischen 505 und 625 kg.
Die Frontsitze sind angenehm straff, gut konturiert und bieten guten Seitenhalt. Der Innenraum ist zur Frontscheibe hin Van-mäßig weitläufig, das Cockpit eher funktional gestaltet. Die Materialien sind hochwertig, die Verarbeitung tadellos. Ergonomie und Bedienungsfreundlichkeit von Schaltern und Anzeigen sind nicht zu beanstanden. Ablagen finden die Passagiere im Handschuhfach, einem zweiten Fach direkt darüber, einem dritten mittig auf dem Armaturenträger, in der Mittelkonsole, in allen Türen, in Taschen an den Rückseiten der Frontsitze sowie im Gepäckraumboden.
Den Fünfsitzer gibt es nur in der Basis-Ausstattung, für den Siebensitzer stehen drei Ausstattungslinien zur Wahl: Luna, Sol und die Top-Ausstattung Executive. Ab der Grundausstattung hat der Corolla Verso elektrische Fensterheber vorne, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, eine variable Wischer-Intervallschaltung, Wärmeschutzverglasung, ein CD-Audiosystem, die Gepäckraumabdeckung, ein Multi-Info-Dispaly (für den Bordcomputer) sowie eine funkfernbediente Zentralverriegelung mit dem schlüssellosem Zugangssystem Keycardmodul (und Startknopf im Armaturenbrett zum Anlassen des Motors) serienmäßig mit an Bord. In der Ausstattungsstufe Luna kommen eine Klimaanlage sowie die dritte Sitzreihe mit dem Easy7-Sitzkonzept dazu, ab der Linie Sol Regensensor, die Geschwindigkeitsregelanlage, automatisch abblendende Innenspiegel, Klimaautomatik, Schaltknauf und Lenkrad in Leder, Nebelscheinwerfer sowie elektrische Fensterheber vorne und hinten. Ab der Basisversion sind die Sonnenblenden mit abdeckbaren Spiegeln bestückt, ab der Sol-Version sind die Spiegel sogar beleuchtet. Die Executive-Linie als Top-Ausstattungsvariante verfügt darüber hinaus über Leichtmetallfelgen (16 Zoll) sowie ein Multivisions-, Audio- und DVD-Navigationssystem. Ganz witzig und nach einer Eingewöhnungsphase auch sehr hilfreich ist die Frontkamera mit Seitenblickfunktion und die Heckkamera mit Video-Einparksystem.
Basis-Motor im Corolla Verso ist der 1.6-Vierzylinder-Benziner mit VVT-i-Technik (intelligente variable Ventilsteuerung) mit 110 PS, knappe 19 PS darüber rangiert der 1.8 VVT-i. Ein 2-Liter-Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Common-Rail-Technologie (2.0 4-D4 mit 116 PS) komplettiert die Motorenpalette. Mit über 1,4 t Leergewicht (bis 1.615 kg je nach Motor und Ausstattung ) und über 2 t zulässigen Gesamtgewichts (bis max. 2.140 kg) bekommt das Antriebsaggregat ganz schön zu tun. Der 129-PS-Benziner ist zugkräftig und dynamisch. Die Leistung ist aber mehr als ausreichend, um den Corolla Verso flott zu bewegen. Das maximale Drehmoment von 170 Nm liegt zwar erst spät bei 4.200 Touren an, jedoch ist der Durchzug über das ganze relevante Drehzahlband auf recht hohem Niveau. Der Benziner mit MMT-Getriebe lässt sich auch im manuellen Schaltmodus schön schaltfaul fahren. Der Common-Rail-Turbodiesel glänzt mit guter Durchzugskraft und viel Drehmoment, das Maximum von 280 Nm liegt bereits bei 2.000 bis 2.200 U/min. an. Der 1.6 VVT-i machte zumindest im fünftürigen Corolla eine gute Figur, Erfahrungen mit dem Corolla Verso liegen leider nicht vor.
Der Diesel-Corolla-Verso lief mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe. Dieses glänzt mit seiner Leichtgängigkeit und sauberen Linienführung. Das MMT-Getriebe (Multi Mode Transmission), welches für den 1.8 VVT-i optional verfügbar ist, ist genau so abgestuft wie das manuelle Fünfgang-Getriebe im 1.6 VVT-i und 1.8 VVT-i. Es ist gut abgestuft und harmoniert ausgezeichnet mit dem stärkeren Benziner. Im Gegensatz zum Yaris, wo ein kurzes „Zwischengas“ im manuellen Modus das leichte Ruckeln beim schnellen Schalten wirkungsvoll unterband, ist es beim Corolla Verso eher ein kurzes Lupfen des Gaspedals. Im Automatik-Modus ist der Schaltvorgang hingegen immer, wenn auch nur dezent spürbar. Der Selbstzünder ist nur mit der manuellen Fünfgang-Schaltung verfügbar: Er ist im ersten und zweiten Gang kürzer ausgelegt als bei den beiden Benzinern, um mehr Druck bis zum Einsetzen des Turboladers zu machen. In den Gängen drei bis fünf ist der dagegen länger übersetzt für mehr Sparsamkeit im Verbrauch.
Als 1.6 VVT-i braucht der Corolla Verso 12 Sekunden für die Beschleunigung auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h. Der 1.8 VVT-i braucht 10,8 Sekunden (MMT-Getriebe 12 Sekunden) bei einer Spitze von 195 km/h. Der Diesel liegt bei 12,6 Sekunden und 180 km/h Spitze. Der 1,8-Liter-Benziner-Corolla-Verso verbraucht bei ökonomischer Fahrweise mit manuellem Schaltgetriebe 9,9 Liter Superbenzin auf 100 km in der Stadt, 6,5 Liter außerorts sowie 7,7 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Es geht aber auch sparsamer. Die Verbrauchswerte vom 1.6 VVT-i und dem 1.8 VVT-i mit MMT-Getriebe sind dabei sogar fast identisch: 9,5 Liter in der Stadt (MMT: 9,4), 6,4 Liter außerorts sowie 7,5 Liter im gemischten Verbrauch. Die entsprechenden Werte beim Diesel lauten 7,8/5,3/6,2 Liter Kraftstoff je 100 km (alles Herstellerangaben). Die beiden Benziner erfüllen die Abgasnorm EU4, der Diesel EU3.
Der Fronttriebler ist fast schon agil, schließlich hat er die gute Gene des fünftürigen Corolla geerbt. Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt. Sicher und problemlos im Handling, neutral im Fahrverhalten meistert er auch scharf gefahrene Kurven. Das harmlose Untersteuern, welches er in Annährung an den Grenzbereich an den Tag legt, ist leicht beherrschbar. Das Fahrwerk ist nicht zu komfortabel geraten und bietet ausreichende Sicherheitsreserven bei der immerhin 1,62 m hohen Karosserie.
Alle Modellvarianten des Corolla Verso stehen serienmäßig auf 16-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 205/55. Diese Kombination bietet gute Traktion und ausreichende Seitenführung bei den verfügbaren Motoren. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen im Notfall, unterstützt durch Elektronische Bremskraftverteilung und Bremsassistent, für gute Verzögerungswerte.
Fünf Sterne bekam der Toyota Corolla Verso im Euro-NCAP-Crashtest. Kernstück von Toyotas Sicherheitskonzept für den Corolla Verso ist die Computer-optimierte Stahlkarosserie mit hochstabiler Fahrgastzelle und Aufprallenergie absorbierenden Komponenten sowie Seitenaufprallschutz mit zusätzlichen Energie absorbierenden Materialien in allen Türen. Im Innern schützen zweistufige Frontairbags und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, Knieairbags für den Fahrer, Kopfairbags (Curtain Shield) für die beiden ersten Sitzreihen. Kopfstützen (vorne sogar aktive Kopfstützen mit Schleudertrauma-Schutzsystem) und Drei-Punkt-Gurte sichern die Passagiere auf allen fünf bis sieben Sitzen und die Isofix-Kindersitzvorrüstung befindet sich serienmäßig in der zweiten Reihe auf den Außenplätzen, die von den hinteren Türen gut zu erreichen sind. Aktive Hilfen bieten ab der Grundausstattung ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent, die Traktionskontrolle TRC und das Elektronische Stabilitätsprogramm VSC (zu Deutsch: ESP).
Der Toyota Corolla Verso kostet mit 1,6-Liter-Motor als Fünfsitzer in der Basis-Ausstattung (das ist die einzig verfügbare Fünfsitzer-Variante) ab 19.600 Euro. Der Siebensitzer ist ab der Ausstattungslinie Luna mit Basismotor zu Preisen ab 20.950 Euro zu haben. Die Executive-Ausstattung kostet ab 25.600 Euro, mit MMT-Getriebe ab 26.250 Euro. Der Diesel ist als Executive zu Preisen ab 26.600 Euro zu haben (Luna ab 22.500 Euro). Aufpreis kosten die Mica-/Metallic-Lackierung, die Ultraschall-Einparksensoren hinten, das DVD-Entertainment-System und die Freisprecheinrichtung.
Toyota gibt drei Jahre Garantie (bis 100.000 km) auf den Neuwagen, drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Dazu kommt eine dreijährige fast europaweite Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Service-Intervalle. Fahrzeuggarantie und Mobilitätsschutz können um bis zu zwei Jahre verlängert werden. Die Service-Intervalle betragen für alle Motoren nach 30.000 km, aber maximal zwei Jahre. Ein Ölwechsel sollte nach maximal 15.000 km oder einmal im Jahr vorgenommen werden.
© Mai 2004
Petra Grünendahl, Fotos: Toyota