Testbericht.
Smart Roadster Coupé
Viel Spaß unterm Stoffdach – oder unter freiem Himmel
Von Petra Grünendahl
Schnittige, kurze Karosserie (3,43 m) mit ausgeprägten Radkästen, kaum Überhänge vorne und hinten und mit einem elektrisch einklappbaren Stoffverdeck, das ist der Stoff aus dem die Autoträume sind. Und wenn man das paart mit einem für das Karosseriegewicht ausreichend durchzugskräftigen Motor und einem agilen Fahrwerk, dann steht einem oben offenen Fahrvergnügen eigentlich nichts mehr im Wege. Seit dem April 2003 verspricht auch Smart diesen puristischen Fahrspaß.
Was so ein kleiner Spaßflitzer darüber hinaus noch kann, zeigte ein Smart Roadster Coupé mit zweifarbiger Karosserielackierung mit (auswechselbaren) Bodypanels in Spice Red (das ist zu Deutsch eine Art vom Karminrot) auf einer Tridion-Sicherheitszelle in Silber mit grauen Kunststoffeinlagen vorne und hinten sowie mit 82 PS unter der Motorhaube.
Weit öffnende Türen bieten den Passagieren einen guten Zugang, bevor sie in die sportlichen Sitzschalen (Sicherheitsintegralsitze) regelrecht hinein fallen. Nur wenig über dem Asphalt nehmen Fahrer und Beifahrer Platz. Viel tiefer braucht es nicht mehr sein, um dem vorfahrenden Wagen in den Auspuff zu gucken. Die Übersicht ist eher bescheiden, bei geschlossenem Verdeck noch etwas mehr. Das Verdeck öffnet sich schnell und verschwindet hinter den Sitzen auf der Hutablage.
Das Platzangebot ist gut, langbeinige Menschen können den Sitz recht weit nach hinten schieben, aber für großgewachsene Sitzriesen kann es unter dem Stoffverdeck eng werden. Die sportlichen Schalensitze, hier mit Lederpolster und Sitzheizung, sind straff und gut konturiert. Wer nicht so lange Beine hat, kann hinter den Sitzen auch Jacken oder kleineres Gepäck unterbringen. Ablagen stehen nämlich ansonsten nicht so reichlich zur Verfügung: Ein Handschuhfach, das seinen Namen verdient, sowie kleine Fächer in den Türen, in denen kleine Reißverschlusstaschen (micro door bags, gegen Aufpreis) ein gefahrloses Ablegen kleinster Gegenstände) ermöglichen. Ein kleines Fächlein auf dem Mitteltunnel vor der Handbremse reicht gerade für die Sonnenbrille. Auf der Beifahrerseite gibt es noch ein kleines Gepäcknetz im Fußraum. Die Beifahrersitzlehne ist horizontal klappbar, was in Grenzen auch den Transport sperriger Güter ermöglicht.
Zum Laden stehen den Passagieren zwei Räume zur Verfügung. Unter der Fronthaube befindet sich – anstelle des Motors – ein Fach von 59 Litern, unter der Glaskuppel hinten über dem Motor – so quasi auf der Hutablage – sind es zwischen 104 (bei offenem Verdeck) und 189 Litern (geschlossen). Es ist schon erstaunlich, was man hier an Ladung verstaut kriegt. Querstreben am vorderen Teil der Ablage schützen die Insassen bei einer Notbremsung weitgehend vor nach vorne schießendem Gepäck von der Gepäckablagefläche. Das Softtop öffnet und schließt elektrisch, die Dachseitenholme über den Türen können entfernt werden, wenn das Dach geöffnet ist. Verstaut werden sie in Halterungen im vorderen Laderaum, wodurch dieser auf 45 Liter Fassungsvermögen schrumpft. Die erlaubte maximale Zuladung von 245 kg reicht für die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (Beifahrersitz und Laderäume) absolut aus. Der Roadster hat hinten übrigens unter einer Blechklappe (anstelle der Glaskuppel im Coupé) nur zwischen 45 und 86 Liter für Gepäck zu bieten.
Viel Plastik ziert den Innenraum des Mini-Roadsters. Dieses wirkt aber durchaus hochwertig und ist gut verarbeitet. Auch an Funktionalität und Nutzbarkeit der Schalter und Anzeigen gibt es wenig zu bemängeln. Das Display für Navigation, Bordcomputer und andere Fahrzeugdaten liegt allerdings etwas tief im Armaturenbrett versteckt. Ansonsten ist alles problemlos zu handhaben, auch weil das Cockpit nicht mit Funktionen und Tasten überladen ist. Neben Tacho und Drehzahlmesser in Rundinstrumenten über dem Lenkrad gibt es auf der Armaturenbrett-Mitte zwei weitere Rundinstrumente (im Kugelgehäuse) mit Ladedruckanzeige des Turboladers bzw. Motortemperatur. Bei manueller Schaltung wird im Tacho nicht nur der aktuelle Gang angezeigt, sondern auch über einen Pfeil eine Schaltempfehlung gegeben. Der Bordcomputer errechnet sogar die Restliter im Tank.
Serienmäßigen Komfort bieten im Roadster Coupé eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, die Klimaanlage Plus, ein vollautomatisches elektrisches Stoffverdeck mit abnehmbaren Seitenholmen, Lederlenkrad, 15-Zoll-Leichtmetallräder „Trackline“, Wärmeschutzverglasung rundum sowie ein Spiegel in der Sonnenblende des Beifahrers. Die Tridion-Sicherheitszelle mit integriertem Überrollschutz ist Serienausstattung in Silberfarben, ohne Aufpreis optional aber auch in Schwarz (wie beim schwächer motorisierten Roadster) möglich. Zur aufpreispflichtigen Sonderausstattung zählen Servolenkung und Bordcomputer, ein Pannenset mit Kompressor (ein Ersatz- oder Notrad ist nicht vorhanden), Zusatzanzeigen für Motortemperatur und Ladedruck sowie CD-Radio und Navigationssystem. Optional an Bord sind auch das Leder-Paket mit Lederausstattung und Sitzheizung sowie das Sicherheit-Plus-Paket mit elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, Seitenairbags und Nebelscheinwerfern.
Während der Roadster auch mit einem 61 PS starken Motor – sollte man bei 0,7 Litern Hubraum nicht eher von „Motörchen“ 😉 reden? – zu haben ist, ist die Coupé-Variante nur mit der 82-PS-Variante des in beiden Versionen turboaufgeladenen 0,7-Liter-Aggregats verfügbar. Sogar der Brabus-Smart ist mit diesem Motor ausgestattet, aber noch weiter verfeinert und auf Leistung optimiert leistet er hier 101 PS.
Mit den nur 885 kg Karosseriegewicht hat schon der 82-PS-Motor leichtes Spiel. In punkto Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung lässt der leichtgewichtige Roadster kaum Wünsche offen, die im Rahmen seiner sicherheitstechnischen Möglichkeiten liegen. Natürlich ist er mit einer objektiv gemessenen Beschleunigung 10,9 Sekunden von Null auf Tempo 100 kein Sportwagen (subjektiv kommt einem das allerdings kürzer vor), aber das erwartet man ja von so einem kleinen Spaßauto auch nicht. Drei Zylinder mit je zwei Ventilen sind nicht gerade eine Garantie für Laufruhe, aber dafür schlägt er sich in dieser Beziehung ganz wacker. Seine akustische Präsenz ist zudem gewollt: Hier macht er ganz gewaltig einen auf Macho! Ein Hingucker halt, der sich noch ein wenig aufplustert …, was ihn allerdings keinesfalls unsympathisch macht!
Ein sequentielles automatisiertes Sechsgang-Getriebe (softip), erweitert mit manueller Schaltoption (softtouch) leitet die Antriebskraft auf die Hinterräder. Im automatisierten Modus dauern die Schaltvorgänge recht lang und sind deutlich spürbar, im manuellen Modus etwas weniger (lang und spürbar), aber dafür ist das Schalten ohne einen richtigen Schaltknüppel, den man durch die Schaltkulisse prügeln darf, in diesem sportlichen Flitzer ziemlich witzlos. Ansonsten ist das Getriebe aber knackig kurz abgestuft und setzt die Motorkraft gut in zügigen Vortrieb um.
Die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h ist „offen gestanden“ kaum zu ertragen. Geschlossen ist es da schon ruhiger, besonders was den Windzug , aber auch was Vibrationen der Karosserie angeht. Für ein Stoffverdeck bietet das Smart Roadster Coupé aber eine recht gut Isolierung gegen Windgeräusche. Im Verbrauch ist der spaßigste Smart sehr bescheiden, was aber mit wenig Brennraum in drei Zylindern kein Kunststück ist: Mit 6,4 Litern Verbrauch – allerdings Super Plus! – ist er je 100 km innerorts unterwegs, bescheidene 4,3 Liter sind es außerorts und 5,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben) – bei ökonomischer Fahrweise und vermutlich bei geschlossenem Verdeck. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Das Spaßauto der DaimlerChrysler-Tochter hat Motor und Antrieb hinten, wobei der Motor allerdings vor der Hinterachse liegt, also ein Heckmittelmotor ist. Die annähernd gleichmäßige Gewichtsverteilung von 44:56 auf Vorder-/Hinterachse bietet ideale Voraussetzungen für ein sicheres und sehr dynamisches Fahrverhalten. Die Lenkung ist sehr direkt und auf maximalen Fahrspaß ausgelegt. Die Lenkung bietet einen hervorragenden Fahrbahnkontakt. Das straffe, aber doch nicht ganz unkomfortable Fahrwerk meldet jede Unebenheit und jedes Stöckchen auf dem Untergrund. Die straffe Fahrwerksabstimmung kommt allerdings der Fahrstabilität und damit der Sicherheit sehr zugute. Auf der Straße liegt er bombensicher, neutral und spurtreu bis an den hoch angesetzten Grenzbereich. Absolut problemlos im Handling, super neutral auch in schnell gefahrenen Kurven, in denen er zweifellos zeigt, wofür er gebaut wurde: Für den puren Fahrspaß vorzugsweise auf kurvigen Pisten. Kein tückischen Lastwechsel trüben den guten Eindruck. Sehr solide und spurtreu wechselt er bei plötzlichen Ausweichmanövern die Fahrbahn und zeigt auch dem Elch, wo es langgeht. Sehr sauber zieht er auch im schnellen Slalom seine Spur.
Serienmäßig steht das Smart Roadster Coupé auf 15-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 205/50, was auf trockener Fahrbahn gegenüber schmaleren Reifen sowohl die Verzögerung als auch die Seitenführung in den Kurven verbessert. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einer Bremsanlage mit Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten sowie ABS, Elektronischer Bremskraftverteilung und einem hydraulischen Bremsassistenten. Sowohl das Ansprechverhalten als auch in die Dosierbarkeit der Bremsen gehen in Ordnung, aber sie könnten durchaus etwas standfester wirken, wobei der Bremsweg aber immer noch akzeptabel ist.
Das Smart Roadster Coupé glänzt – wie alle Smart – mit seiner hochstabilen Tridion-Sicherheitszelle mit integriertem Überrollbügel zum Schutz der Insassen. Die passive Sicherheit runden die sportlichen Sitzschalen mit integrierten Kopfstützen, Drei-Punkt-Gurte sowie Frontairbags als Serienausstattung ab, Seitenairbags gibt es – außer im Brabus-Smart – nur gegen Aufpreis. An Fahrassistenzsystemen greifen ABS, ESP, ein hydraulischer Bremsassistent sowie die Elektronische Bremskraftverteilung dem Fahrer im Notfall aktiv unter die Arme. Eine Vorrüstung für die Kindersitz-Schnellbefestigung ist ebenso Serie wie die Vorrüstung für die Kindersitzerkennung (Airbagabschaltung) bei Verwendung eines Kindersitzes mit entsprechendem Transponder.
Ab 14.990 Euro ist der Smart Roadster mit 61-PS-Basismotor zu haben, das Roadster Coupé steht ab 20.240 Euro und nur mit 82 PS in der Preisliste. Aufpreis kosten unter anderem Servolenkung, Seitenairbags, Lederausstattung mit Sitzheizung sowie elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel.
Smart gibt die gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahre Sachmängelhaftung auf den Wagen und den Lack sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Beim Einhalten der Inspektionsintervalle gibt Smart eine zweijährige Mobilitätsgarantie. Die Wartungsintervalle werden im Bordcomputer angezeigt und richten sich nach den Einsatzbedingungen des Fahrzeugs. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 17 / 34 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 18, TK 23) ein.
© August 2004
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM