Daihatsu Copen

Testbericht.
Daihatsu Copen
Kompakt, rundlich und am liebsten offen
Von Petra Grünendahl

Dass „englische“ Roadster auch aus Fernost kommen können, beweist ein anderer japanischer Hersteller ja schon seit Jahren mit seinem offenen Klassiker MX-5. Mit dem nur als Rechtslenker verfügbaren Copen schickt sich nun Daihatsu an, in diesem Segment seine Spuren zu hinterlassen. Der Name „Copen“ ist die Verbindung aus „compact“ und „open“, der Name ist Programm: klein und vorzugsweise offen zu fahren. Solch kurze Autos (unter 3,41 m Länge und 1,475 m Breite) mit wenig Hubraum (unter 660 ccm) bieten in Japan einen ganz unschätzbaren Vorteil: Man braucht in den überbevölkerten Städten keinen Stellplatz für sie nachzuweisen, zudem ist die Kraftfahrzeugsteuer erfreulich niedrig.

Kurz und knapp ist die Karosserie gehalten (3,39 m), mit kurzem Radstand (2,23 m) und kurzen Überhängen vorne und hinten. Mit seiner rundliche Form sieht er so ein bisschen so aus wie der kleinere Bruder des Audi TT – oder vielmehr wie eine Mischung aus Goggomobil (klein und rundlich an allen Ecken und Kanten) und dem Roadster aus Ingolstadt (rundlich auch er, aber viel größer).

Front und Heck des Copen sind ähnlich gestaltet, Designmerkmale und Linien der Front werden hinten wieder aufgegriffen. Das gibt dem Design einen originellen Touch. In Safrangelb fuhr der 68 PS starke Roadster zum Test vor.

Natürlich steht der Fahrer häufig vor der falschen Tür zum Einsteigen: Die Macht der Gewohnheit macht auch bei einem Rechtslenker-Roadster keine Ausnahme.  Der Zugang zum Innenraum geht in Ordnung. Das optionale rot-schwarze Interieur passt gut zur leuchtenden Außenfarbe. Das verstärkt bei offenem Hardtop die Hingucker-Qualitäten, mit denen schon die markante Karosserielinie glänzen kann. Die Sitzposition ist allerdings sportlich tief, lange Fahrer haben zudem etwas Mühe, ihre Beine unter das Lenkrad zu falten, hier ist es ja doch etwas eng. Die Platzverhältnisse sind nicht üppig, große Leute nehmen besser auf dem Beifahrersitz Platz. Sitzriesen stoßen bei dem tiefen Dach aber auch schnell an ihre Grenzen.

Offen gestanden ist die Übersicht ja ganz okay, geschlossen eher eingeschränkt. Dafür ist es offen etwas zugig, trotz Windschott. Geschlossen ist es ähnlich ruhig wie in einer geschlossenen Limousine, das Hardtop aus Aluminium stellt hier seine Vorzüge unter Beweis. Nach Entriegelung der Schnellverschlüsse dauert es knapp 20 Sekunden und man sitzt im Freien. Eine optional erhältliche faltbare Persenning aus Hartkunststoff schließt die schmale Lücke zwischen Kofferraumdeckel und den Sitzen.

Auf der Straße hat man einen guten Ausblick auf dem rechten Bordstein – mit der tiefen Sitzposition fast auf Blickhöhe 😉 am Straßenaußenrand. Die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen sind straff und bieten guten Seitenhalt. In der Grundausstattung sind sie mit schwarzem Stoff bezogen, hier mit dem optional erhältlichen roten Leder. Auch in Beige ist die Lederausstattung verfügbar.

Ohne Aufpreis gibt es das vollautomatisch versenkbare elektrohydraulische Aluminium-Hardtop, mit dem man auf Knopfdruck innerhalb weniger Sekunden unter freiem Himmel steht. Hardtop und heizbare Glas-Heckscheibe machen den Roadster wintertauglich, eine serienmäßige Klimaanlage sowie die optionale Sitzheizung ermöglichen auch bei kühlerer Witterung die offene Fahrt, wenn man sich nicht an dem – auch mit Windschott vorhandenen – leichten Fahrtwind stört. Das Hardtop isoliert den Passagierraum im geschlossenen Roadster recht ordentlich gegen Windgeräusche.

Der Gepäckraum fasst bei geöffnetem Verdeck nur 14 Liter, bei geschlossenem Verdeck sind es immerhin bis zu 210 Liter. Die erlaubte Zuladung beträgt 140 kg für Beifahrer und Gepäck. Der Gepäckraum soll schon für einen zweiwöchigen Toskana-Urlaub für zwei Personen gereicht haben, allerdings um den Preis, die Reise dorthin geschlossen antreten zu müssen, was vielleicht das kleinere Übel ist, wenn man dafür die Toskana oben ohne genießen kann … Der Verdeck-Mechanismus schließt einen elektrisch schließenden Kofferraumdeckel mit ein: Man muss nur die Kofferraum-Klappe bis zu einem leichten Widerstand herunterdrücken, den Rest erledigt der Copen von allein.

Von Hand gefertigt wird der Roadster in Daihatsus Stammwerk in Osaka, Japan, in einer eigens dafür gebauten Halle – und nur auf Bestellung, das heißt: Jeder Kunde bekommt „seinen“ Roadster. Die Liste der Zusatzausstattungen bietet so individuelle Optik-Features wie Dekorsätze in Blau oder Weiß für die Karosserie und Zierelemente in Aluminium oder Holz für den Innenraum – ganz in englischer Tradition. Die optionale Innenspiegelblende in Wagenfarbe (es gibt sie auch in Schwarz oder verchromt) lässt den Spiegel voluminöser wirken. Ledersitze, ein schwarzes Verdeck, eine Chromabdeckung für die Waschdüsen auf der Motorhaube sowie Carbondekor für die Tankklappe sind weitere Features, die zur Individualisierung des Copen ab Werk optional zur Verfügung stehen.

Der Innenraum ist in Rot und Schwarz gehalten. Materialienanmutung und Verarbeitung sind ordentlich. Das Armaturenbrett ist schlicht und einfach, was der problemlosen Bedienung und Nutzbarkeit sehr dienlich ist. Chromeingefasste Rundinstrumente sowie das sportliche Lederlenkrad von Momo (längs- und höhenverstellbar) versprühen sportlichen Charme. Das Handschuhfach und das Fach in der Mittelarmlehne sind abschließbar. Fächer seitlich unterm Lenkrad, hinter der Mittelarmlehne, in beiden Türen sowie ein Netz hinter den Sitzen runden die Ablagemöglichkeiten für den unvermeidlichen Kleinkram ab. Bei nicht zu großen Passagieren bleibt hinter den nicht ganz bis nach hinten geschobenen Sitzen auch hier noch Stauraum.

Die Serienausstattung ist umfangreich: funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Außenspiegel, ein vollautomatisch versenkbares Hardtop,  Klimaanlage und Wärmeschutzverglasung mit UV-Schutz rundum, 15-Zoll-Leichtmetallräder, Nebelscheinwerfer, Radiovorbereitung mit Lautsprechern in den Türen, verchromte Überrollbügel mit Plexiglas-Windschott, Sportsitze sowie  Lederlenkrad und ein verchromter Schaltknauf mit Ledermanschette sind schon ab Werk vorhanden. Als Serienausstattung stehen drei unifarbene Mehrschicht-Lackierungen zur Wahl, gegen Aufpreis gibt es zusätzlich fünf Perleffekt-Lackierungen. Extra kosten auch Ledersitze (inkl. Sitzheizung und Türverkleidung in Vinylleder), eine Innenspiegelblende, Sportfahrwerk und Kunststoffpersenning sowie der Kühlergrill mit „Copen“-Emblem und ein CD-Radio.

Das Vollaluminium-Vierzylinder-Motörchen mit 659 ccm Hubraum (macht etwa 0,66 Liter) und 16 Ventilen, Turboaufladung und Intercooler bringt es auf eine Leistung von 68 PS. Das Antriebsggregat gibt sich sehr drehfreudig und hängt gut am Gas. Der Turbolader mit Intercooler wurde exklusiv für den Copen entwickelt und macht schon bei niedrigen Drehzahlen kräftig Druck. Ein Turboloch ist da nicht zu spüren. Antritt und Durchzugsvermögen sind gut, man glaubt kaum, aus wie wenig Brennraum der Motor seine Leistung schöpft. Mit der leichten Karosserie hat er dabei natürlich leichtes Spiel und bringt seine Leistung jederzeit gut zur Geltung. Für die Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 braucht er schon seine 11,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 170 km/h. Bei einem Fahrzeug dieser Größe sollte man es auch mit den sportlichen Fahrleistungen nicht übertreiben und diese Werte sind durchaus angemessen. Objektiv klingen sie sogar etwas schlechter als sie subjektiv empfunden werden. Sportlich ist die Akustik, aber nicht unbedingt laut. Der Motor klingt allerdings durchaus nach mehr als 659 ccm …

Knackig kurz ist das manuelle Fünfgang-Getriebe, das sich ungewohnterweise mit links, aber doch präzise schalten lässt. Recht lang ist die Getriebeübersetzung geraten, um trotz Turboaufladung sparsam unterwegs zu sein. Daihatsu gibt 6,4 Liter Normalbenzin (!) je 100 km im gemischten Verbrauch nach EU-Norm bei ökonomischer Fahrweise an. Der Motor erfüllt zwar nur die Abgasnorm EU3, der minimale Hubraum hält aber trotzdem die Kraftfahrzeugsteuer niedrig.

Der kleine Japaner verfügt über Frontantrieb und glänzt mit seinen recht guten Geradeauslauf. Die Lenkung ist sehr direkt ausgelegt und bietet in Verbindung mit dem sportlichen Fahrwerk sehr guten Fahrbahnkontakt. Die Karosserie ist gut ausbalanciert und garantiert dank ihrer ausgewogenen Gewichtsverteilung bei einem niedrigen Fahrzeugschwerpunkt jede Menge Fahrspaß gerade auf kurvigen Pisten.

Das Fahrverhalten des Copen ist unproblematisch und sehr neutral. Agil und wendig ist er dank seines kurzen Radstandes. Sicher und spurtreu meistert er plötzliche Ausweichmanöver, auf einer sauberen Linie hält er sich beim Slalom. Da forciert man für ein Mehr an Fahrspaß gerne ein wenig das Tempo bei der Kurvenhatz. Wobei aber doch deutlich wird, dass sich der Grenzbereich eines Fahrzeugs auch aus der Fliehkraft bemisst, also aus Geschwindigkeit und Gewicht: Je niedriger das Gewicht, desto schneller geht der Wagen in zu schnellen Kurven einfach fliegen – und da setzt ein 900-kg-Auto mit schmalen Reifen (165 mm) und schmaler Karosserie (1,475 m) halt seine Grenzen. Dennoch liegt diese Grenze recht hoch, man darf also schon in gut abgesteckten Grenzen der Freude am Fahren frönen.

Ausgestattet war unser Testwagen mit dem optionalen Sportfahrwerk mit Gasdruck-Stoßdämpfern und Zusatzstreben, die zusätzlich zu den Stabilisatoren vorne und hinten die Verwindungssteifigkeit der Karosserie erhöhen. Damit liegt das Fahrzeug noch etwas knackiger, um nicht zu sagen härter auf der Straße. Die Insassen registrieren dafür jede Unebenheit im Untergrund. Fahrwerksregelsysteme beschränken sich auf die Unterstützung der Bremsanlage durch ABS und Elektronische Bremskraftverteilung sowie den Bremskraftverstärker an den vorderen Scheibenbremsen (hinten gibt es Trommelbremsen). Die Bremsen sprechen gut an, sind gut dosierbar und sind erstaunlich standfest in der Wirkung. Die Verbindung zur Straße halten verhältnismäßig schmale Niederquerschnittsreifen im Format 165/50 R 15, die extra für den Copen von Bridgestone entwickelt wurden.

Sicherheit bietet die selbsttragende Stahlkarosserie mit Motorhaube, Kofferraumdeckel und Hardtop aus Aluminium durch ein hochfestes Stahl-Gerippe aus Mitteltunnel, Schweller und A-Säule, Seitenaufprallschutz durch verstärkte Türen,  verchromte Überrollbügel hinter den Sitzen (auch optisch ein Highlight!), Drei-Punkt-Gurte und in die Sitze integrierte Kopfstützen sowie Front- und Seitenairbags. Ein Crash-Sensor entriegelt im Notfall die Türen und aktiviert Warnblinker und Innenraumleuchte.

Ab 17.200 Euro steht der Daihatsu beim Händler. Die Aufpreisliste ist kurz und relativ schmerzlos: Ledersitze (inkl. Sitzheizung), eine Innenspiegelblende, Sportfahrwerk und Kunststoffpersenning sowie der Kühlergrill mit „Copen“-Emblem und ein CD-Radio.

Daihatsu gibt eine dreijährige Garantie (bis 100.000 km) auf das Neufahrzeug, drei Jahre auf den Lack sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Neuwagen-Garantie schließt eine Mobilitätsgarantie mit ein. Eine kostenpflichtige Anschlussgarantie ist für das vierte und fünfte Jahr möglich. Zur Inspektion muss der Copen alle 30.000 km oder spätestens nach zwei Jahren, eine Zwischen-Service ist nach 15.000 km oder spätestens nach einem Jahr fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 13 / 17 / 27 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 19, TK 17) ein.

© Oktober 2004
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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