Testbericht.
Kia Sorento 2.5 CRDi EX
Geräumiger Geländegänger
Von Petra Grünendahl
Seit Herbst 2002 ist der koreanische Offroader Kia Sorento auf dem deutschen Markt. Mit dem trotz seiner massiven Karosserie recht eleganten SUV (Sports Utility Vehicle) landete Kia auf Anhieb einen Treffer und platzierte ihn in den Top Ten im Geländewagen-Segement. Als Wettbewerber hat er Premium-SUVs wie die Mercedes M-Klasse, den BMW X5 oder den Lexus RX-300 im Visier, die er allerdings preislich gleich um einen meist mehr und selten weniger hohen fünfstelligen Betrag unterbietet.
In welcher Klasse dieses Fahrzeug spielt, zeigte ein Kia Sorento mit 2,5-Liter-Common-Rail-Turbodiesel-Direkteinspritzer und 140 PS. Das Modell fuhr in der gehobenen Ausstattungslinie EX in Schwarz mit Stoßfängern und Seitenbeplankung in Oxidgrau vor.
Vier Türen bieten den Passagieren Zugang zum Passagierraum, wo sie auf dem hohen Gestühl Platz nehmen. Die Sitze sind angenehm straff und bieten zumindest vorne guten Seitenhalt. Üppig ist das Platzangebot in beiden Reihen, auch große Passagiere müssen sich weder um Knie- noch um Kopffreiheit Gedanken machen. Die Übersicht ist vom Fahrersitz aus zumindest zum Einparken und Rangieren nicht so richtig berauschend, der Einparkassistent hinten eine große Hilfe. Die Rücksitzlehne ist serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbar und auch die Rücksitze können (ebenfalls geteilt) nach vorne geklappt werden. Dadurch erweitert sich der gut nutzbare Laderaum der 4,57 m langen, 1,86 m breiten und 1,81 m hohen Karosserie von 441 Liter auf stattliche 1.751 Liter. Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen. Ein Gepäcksicherungsnetz und Verzurr-Ösen sind serienmäßig vorhanden. Ein separates Ablagefach im Laderaumboden lässt Dinge verschwinden, die man nicht gleich sehen soll. Die maximale erlaubte Zuladung von 541 kg ist ganz ordentlich. Als Zugfahrzeug ist unser Sorento für eine Anhängelast von bis zu 2,3 t (gebremst) zugelassen, das stärkere Sechszylinder-Modell sogar für bis zu 2,8 t.
Applikationen in Aluminium- und Wurzelholzoptik sowie verchromte Türgriffe innen setzen Akzente in dem grauen Interieur und verraten die EX-Ausstattung. Materialqualität, Anmutung und Verarbeitung sind ordentlich. Das Armaturenbrett ist einfach aufgebaut, aufgeräumt und funktional gestaltet, Schalter und Anzeigen gut einzusehen und zu bedienen. Ablagen sind reichlich vorhanden: ein zweigeteiltes Handschuhfach, Ablagen in allen vier Türen, ein ausziehbares Fach in der Mittelkonsole, ein ausklappbares Fach links unterm Lenkrad, verschiedene Fächer und zwei Getränkedosenfächer auf dem Mitteltunnel, zwei Fächer in der Armlehne vorne, Netze an den Rückseiten beider Vordersitzlehnen sowie ein Ablagefach unterm Beifahrersitz und zwei Brillenfächer im Dachhimmel hinter dem Rückspiegel lassen kaum noch Wünsche offen.
Die LX-Grundausstattung ist schon sehr umfangreich: funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Klimaanlage, eine Radiovorbereitung mit vier Lautsprechern und Antenne, Dachreling, Wärmeschutzverglasung, beleuchtete Spiegel in beiden Sonnenblenden, Türeinstiegsleuchten vorne und hinten sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder. In der luxuriöseren LX-Variante bekommt der Käufer zusätzlich ein Lederlenkrad, Klimaautomatik mit Außentemperaturanzeige, permanenten Allradantrieb (statt Heckantrieb mit zuschaltbarem Allradantrieb beim LX), 16-Zoll-Leichtmetallfelgen mit breiteren Reifen, Nebelscheinwerfer, elektrisch anklappbare und beheizbare Außenspiegel, eine Hochdruck-Scheinwerfer-Reinigungsanlage sowie eine Radiovorbereitung mit 6 Lautsprechern und elektrischer Antenne. Außenspiegel und Türgriffe sind in Wagenfarbe lackiert, Stoßfänger und Seitenbeplankung dafür in Kontrastfarbe. Als Ausstattungsoption verfügt unser Testwagen über das Komfort-Paket (Luxusausstattung) mit einem elektrisch einstellbaren Fahrersitz, Sitzheizung vorne und Teilleder-Ausstattung. Ebenfalls optional ist die Getriebeautomatik, die beim EX im Paket mit Tempomat angeboten wird, sowie das CD-Navigations-Radio. Als Zusatzausstattung ist ein Parkassistent hinten mit an Bord.
Der 2,5-Liter-CRDi-Motor wurde für den Sorento neu entwickelt und im Frühjahr 2004 noch einmal überarbeitet und verbessert. Beim Anlassen verrät ein deutliches Nageln den Selbstzünder. Das Anfahren offenbart zunächst ein Turboloch, bevor das 2,5-Liter-Triebwerk das über zwei Tonnen schwere SUV in Bewegung setzt. Mit dem hohen Gewicht hat der Vierzylinder-Motor durchaus zu kämpfen. Der Durchzug insgesamt geht in Ordnung – für eine Basismotorisierung.
Für die Automatik-Version des Sorento 2.5 CRDi wurde ein komplett neues Fünfstufen-Getriebe entwickelt. Im Sport-Modus lässt sich das Getriebe auch sequenziell von Hand schalten. Mit dieser Automatik ist der Sorento mehr als die Variante mit manuellem Schaltgetriebe auf Antritt und Durchzug getrimmt – in dem Rahmen, den ein über 2 t schweres SUV nun einmal steckt: Die Getriebeübersetzung der Automatik ist etwas kürzer, mit der Folge einer etwas schnelleren Beschleunigung und einer minimal höheren Spitzengeschwindigkeit, aber um den Preis eines höheren Verbrauchs. Ein großes Lob gebührt der Automatik für die kaum spürbaren Schaltvorgänge sowohl im normalen wie auch im Sportmodus.
Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 14,3 Sekunden entspricht der Motorleistung und ist für das hohe Gewicht schon ganz ordentlich (mit manuellem Schaltgetriebe sind es 14,6 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h (Schaltgetriebe 170 km/h) ist langstreckentauglich. Der Verbrauch ist ganz in Ordnung für ein 2-Tonnen-Vehikel mit Automatik-Getriebe: 11,3 Liter Diesel je 100 km Stadtverkehr, 6,8 Liter außerorts sowie 8,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise (alles Herstellerangaben), die Daten für den Schaltgetriebe-Sorento gibt Kia mit 10, 6,5 bzw. 7,8 Litern an. Der Common-Rail-Diesel erfüllt die Abgasnorm EU3.
Der elektronisch gesteuerte permanente Allradantrieb mit variabler Drehmomentverteilung und Geländereduktion gehört zur Serienausstattung in der Ausstattungslinie EX. Die LX-Varianten verfügen über Heckantrieb, Allradantrieb (4 HI) und Geländereduktion (4 LO) sind zuschaltbar. Tadellos ist der Geradeauslauf, leichtgängig, präzise und eher direkt ausgelegt ist die Lenkung des Offroaders.
Das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorne und Starrachse hinten hat im Gelände seine Vorzüge, aber auch auf der Straße macht der Sorento eine gute Figur: Eher schwerfällig – bei über 2 t Lebendgewicht ist das ja auch kein Wunder –, aber dennoch neutral liegt er auf der Straße. Plötzliche Spurwechsel absolviert er bei konzentrierten Lenkbefehlen sicher und problemlos, man sollte allerdings angesichts der hohen Karosserie allzu ruckartige Bewegungen des Lenkrades – so nach dem Motto: locker vom Hocker – vermeiden. Spurtreu und solide zieht er auch beim Slalom in gemäßigt flotter Gangart seine Linie, solange man nicht hektisch mit dem Lenkrad hin und her wedelt. Als agiler Kurvenkünstler taugt er nämlich nicht. Bei schneller Kurvenfahrt zeigt er durch harmloses Untersteuern das Nahen des Grenzbereichs an.
Der Sorento gehört zu den komfortablen SUVs. Der hohe Federungskomfort hat aber eine deutlich spürbare Seitenneigung in schnellen Kurven zur Folge. Die Karosserieneigung setzt damit auch Grenzen beim Tempo. Da wünscht man sich beinahe eine „Sport-Taste“, um die Dämpfung straffer zu machen – und damit den Grenzbereich etwas zu erhöhen. Der Fahrbahnkontakt geht trotzt der weichen Feder-Dämpfer-Abstimmung in Ordnung. Ausgestattet ist der Sorento serienmäßig mit ABS und Elektronischer Bremskraftverteilung, weitere Fahrwerksregelsysteme sind – auch beim Sechszylinder-Topmodell – nicht verfügbar. Der Sorento steht in der Variante EX auf 16-Zoll-Räder mit 245/70er Reifen, die Basisvariante LX auf 225/75er Gummis. Der Sorento verfügt schon in der Basismotorisierung über innenbelüftete Scheibenbremsen rundum.
Sicherheit bieten den Insassen eine Karosserie aus hochfesten Stählen mit einem separaten verstärkten Kastenrahmen mit sieben Querstreben für hohe Verwindungssteifigkeit sowie Energie absorbierende Stoßfänger, stabile Seitenschutzprofile, ein dreieckiges Winkelblech in Höhe der dritten Querstrebe sowie die groß dimensionierten B-Säulen. Im Innenraum gibt es Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen, Frontairbags sowie Kopf-Airbags vorne und hinten. Der Sorento erreichte im Euro-NCAP-Crashtest vier Sterne und gehört damit zu den sichersten Fahrzeugen seiner Klasse. An aktiven Fahrassistenzsystemen ist der Sorento mit ABS und Elektronischer Bremskraftvereilung eher bescheiden ausgestattet, ESP, Traktionskontrolle oder ein Bremsassistent sich nicht verfügbar.
Mit Preisen ab 24.890 Euro für den Benziner in der Grundausstattung LX bietet der Sorento ein durchaus ordentliches Auto für gutes Geld. Der Common-Rail-Diesel ist ab 26.620 Euro zu haben, in der EX-Ausstattung ab 29.010 Euro. Das Sechszylinder-EX-Topmodell schlägt mit Preisen ab 33.820 Euro zu Buche. Die Serienausstattung ist umfangreich, Aufpreis kosten lediglich die Metallic-Lackierung sowie beim EX das Komfort-Paket (Luxusausstattung) und das Automatik-Getriebe in Verbindung mit dem Tempomat sowie das Navigations-Audiosystem.
Garantien gibt Kia drei Jahre auf dem Neuwagen (inkl. Mobilitätsgarantie) und den Lack, zwei Jahre auf Batterie, Zubehör und Ersatzteile sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zum Service muss der Sorento alle 15.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 23 / 23 / 34 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 23, TK 23) ein.
© November 2004
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM