Testbericht.
Toyota RAV4 2.0 Executive
Kompaktes SUV mit großzügigem Passagierraum
Von Petra Grünendahl
Der RAV4 ist ein so genanntes Sport Utility Vehicle (SUV) und bildet den Einstieg in Toyotas Geländewagen-Palette. Es gibt ihn als Drei- und als Fünftürer, mit 3,87 m bzw. 4,27 m Karosserielänge. Als Zugfahrzeug (Anhängelast je nach Motorisierung zw. 1.000 und 1.700 kg gebremst) oder für schweres Gelände ist er nicht geeignet. Mehr fürs Grobe gemacht sind seine großen Brüder Land Cruiser und Land Cruiser 100.
Sein Können im Asphalt-Dschungel stellte ein RAV4 Fünftürer mit 2-Liter-Benzinmotor in der Topausstattung Executive in der Mica-Lackierung Sumatragrün unter Beweis.
Trotz seiner massiven Karosserie wirkt der Fünftürer relativ kompakt. Die vorderen Türen bieten exzellenten Zugang für die Frontpassagiere, der Zustieg zum Fond ist dank der nach unten schmaler werdenden Türen nicht ganz so komfortabel. Die Übersicht ist vor allem nach hinten raus dank der hohen Gürtellinie nicht die Krönung, und sie wird durch das an der Hecktür angebrachte Ersatzrad eher noch erschwert. Eine Einparkhilfe wäre für hinten sehr hilfreich. Das Platzangebot ist in beiden Reihen hervorragend, dafür hat der Fünftürer aber auch 21 cm mehr Radstand als der Dreitürer. Exzellent ist auch Ellenbogenfreiheit vorne wie hinten, gibt es doch auch im Fond nur zwei Einzelsitze, deren Lehnen neigungsverstellbar sind und die zudem um 15 cm nach vorne verschiebbar, umklappbar und einzeln herausnehmbar sind.
Der Gepäckraum lässt sich von 400 Liter Fassungsvermögen durch Vorschieben der Rücksitze auf 520 Liter erweitern. Mit umgeklappten Rücksitzen passen bis hinter die Vordersitze knappe 1.150 Liter hinein, durch Ausbauen der Einzelsitze sogar 1.820 Liter. Die Art und Weise, wie das Gepäcktrennnetz zum Passagierraum am Gepäckraumboden in Ösen festgezurrt wird, schränkt allerdings die Nutzbarkeit des ansonsten fast quadratisch geschnittenen Raumes ein. Die niedrige Ladekante erleichtert das Einladen, Verzurr-Ösen das Sichern der Ladung. Ein Netzfach in der Hecktür nimmt den Erste-Hilfe-Kasten auf.
Angenehm wirkt der Innenraum, eher funktional als aufregend ist er gestaltet. Die verwendeten Materialien machen eine guten Eindruck, die Verarbeitung ist tadellos. Auch in punkto Praxistauglichkeit ist die Armaturenbrettgestaltung nicht zu beanstanden, Schalter und Anzeigen sind ergonomisch gut sortiert, in Reich- und in Blickweite. Ablagen gibt es reichlich: Handschuhfach, Fächer in allen Türen, ein Brillenfach im Dachhimmel, ein kleines Fach seitlich unter dem Lenkrad, in der Armlehne vorne, auf dem Mitteltunnel vorne und hinten, Taschen an den Rückseiten der Vordersitze sowie Fächer für Getränkedosen vorne und hinten.
Drei Ausstattungsvarianten hat der Kunde zur Wahl. Reichhaltig ist die Serienausstattung des RAV4 schon in der Grundausstattung mit all den kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie die funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Dachreling, Klimaanlage mit separatem Heizluftaustritt hinten, Nebelscheinwerfer, Sicherheitstrennnetz und Gepäckraumabdeckung sowie die Radiovorrüstung mit Lautsprechern und Antenne und Einzelsitzen hinten. Ab der Sol-Ausstattung sind dann ein Audiosystem mit Lenkradfernbedienung, eine Klimaautomatik, Lederlenkrad, Leder-Schaltknauf mit Alu-Applikationen, ein Multi-Info-Display und Leichtmetallfelgen (mit breiteren Reifen) mit an Bord, sind die Außenspiegel beheizbar und die Kotflügel verbreitert. Und die Executive-Ausstattung toppt das Ganze mit einem elektrischen Glas-Schiebe-Hebedach, Geschwindigkeitsregelanlage, einem automatisch abblendendem Innenspiegel sowie mit der Lederausstattung „Executive“ inklusive Sitzheizung vorne.
Der 2-Liter-Ottomotor (2.0 VVT-i) ist mit seinen 150 PS die Topmotorisierung der Baureihe, darunter rangieren der 1.8 VVT-i mit 125 PS sowie ein 2-Liter-Common-Rail-Turbodiesel mit 116 PS. Mehr Drehmoment bei unteren und mittleren Drehzahlen bei niedrigerem Verbrauch verspricht die variable Ventilsteuerung VVT-i. Antritt und Durchzug sind ordentlich, allerdings ist viel Schalten angesagt, um richtig flott voran zu kommen. Das maximale Drehmoment von 192 Nm liegt erst bei 4.000 U/min. an.
Die Kraftübertragung erledigt ein manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe. Der Hebel lässt sich leicht führen und findet präzise seinen Weg hoch und runter, nur beim Rückwärtsgang stellt er sich schon mal ein wenig an. Der Pedalweg der Kupplung ist recht lang geraten.
Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 ist in 10.6 Sekunden für ein SUV sehr ordentlich, die Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h sogar langstreckentauglich. Der Verbrauch des über 1,3 t schweren Offroaders liegt bei 11,4 Liter Superbenzin je 100 km in der Stadt, 7,3 Liter außerorts und 8,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm bei ökonomischer Fahrweise (alles Herstellerangaben), Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Die 1,8-Liter-Basismotorisierung gibt es nur mit Frontantrieb, den 2-Liter-Benziner wie den 2-Liter Diesel nur mit permanentem Allradantrieb. Sehr komfortabel liegt der RAV4 auf der Straße, sein Geradeauslauf ist nicht zu beanstanden. Die Lenkung ist leichtgängig und recht präzise, hat aber recht viel Spiel um die Mittellage. Das gibt unterm Strich keine richtig gute Rückmeldung über die Fahrbahnbeschaffenheit.
Im Fahrverhalten ist der RAV4 weitgehend neutral, um nicht zu sagen gutmütig. In den Kurven zeigt die Karosserie dank seiner komfortablen Fahrwerksabstimmung eine starke Seitenneigung. Bei flottem Kurventempo oder beim schnellen Slalom drückt auch das Heck schon mal ein wenig nach außen, bevor es vom ESP unter Ertönen eines Pieptons eingebremst wird. Trotz eines Radstandes von nur 2,49 m ist der Wendekreis nicht gerade klein, was sich gerade beim Rangieren und langsamen Fahren trotz Servolenkung negativ bemerkbar macht. Beim normalen Fahren wirkt er da schon etwas wendiger.
Ab der Sol-Ausstattung steht der RAV4 auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern (statt Stahlrädern) mit Reifen im Format 235/60 R 16 (anstelle von 215/70er Reifen), was Seitenführung und Bremsweg verbessert. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) verzögern ordentlich, gut dosierbar und spurtreu.
Die Insassen im Falle eines Unfalles schützen eine Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie mit Crash-optimierter Sicherheitsfahrgastzelle, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen vier Sitzen, Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags (Curtain Shield) für vorne und hinten sowie aktive Kopfstützen (WILL-System). An aktiven Helfern gibt es ab der Basismotorisierung serienmäßig ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung, ab den 2-Liter-Motoren gibt es ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (heißt hier VSC) mit Traktionskontrolle und einen Bremsassistenten serienmäßig – und das schon ab der Basisausstattung.
Ab 21.000 Euro steht der RAV4 in der Preisliste, mit drei Türen, Frontantrieb und 1,8-Liter-Basisausstattung. Die fünftürige Variante beginnt mit 22.600 Euro. Der fünftürige RAV4 mit 2-Liter-Benzinmotor kostet ab 25.100 Euro, in der Topausstattung Executive ab 29.600 Euro. Aufpreis kosten lediglich die Mica-Lackierung sowie das Multivisions-Audio- und DVD-Navigationssystem.
Toyota gibt drei Jahre Garantie auf das Neufahrzeug (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Während der Neuwagen-Garantie-Zeit läuft auch der fast europaweite Mobil-Service (Toyota Eurocare). Die Fahrzeug-Garantie und der Mobil-Service können gegen Aufpreis um weitere zwei Jahre verlängert werden. Zum Service muss der RAV4 alle 30.000 km (nach maximal zwei Jahren), ein Ölwechsel ist nach 15.000 km (oder einmal im Jahr) fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 17 / 24 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 17, TK 17) ein.
© Februar 2005
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM