Testbericht.
Ford Streetka
Runde Sache
Von Petra Grünendahl
Der Streetka ist der erste Ford-Roadster im Kleinstwagen-Segment und wurde in Zusammenarbeit mit Pininfarina aus einem Konzeptauto entwickelt, das im Jahr 2000 auf dem Turiner Auto-Salon vorgestellt worden war. Das endgültige Karosseriedesign blieb nah am Konzept, die Entwickler brauchten zwei Jahre, um das Konzept Betriebserlaubnis-tauglich auf die Straße zu bringen. Seit Frühjahr 2003 ist der Streetka, der im Wesentlichen per Handarbeit in klassischer Sportwagentradition bei Pininfarina in Italien gefertigt wird, auf dem Markt.
Das absolute Top-Modell der Ka-Baureihe verfügt über ein eigenständiges Design, das Dach wurde nicht einfach „abgesägt“, sondern das Heck in die Neugestaltung der Dachpartie mit Stoffverdeck mit einbezogen. Mit serienmäßigem 1,6-Liter-Motor und 95 PS fuhr der 3,65 m lange Streetka in Rosso-Rot (Rot-Rot?!) und der Top-Ausstattung Elegance bei uns vor.
Guten Zugang bieten zwei weit öffnende Türen. Die Sportsitze sind straff und bieten guten Seitenhalt. Platz haben hier auch langbeinige Passagiere, die Sitze lassen sich weit nach hinten schieben. Von beiden Sitzen lassen sich auch die Lehnen nach vorne klappen: Damit hat man guten Zugriff auf Dinge, die vielleicht hinter den Sitzen transportiert werden, so der Platz dort ausreicht, was bei nicht zu langbeinigen Erwachsenen durchaus der Fall ist. Das Platzangebot ist für zwei Passagieren gut bemessen, auch unter dem Stoffverdeck. Die Übersicht über die Karosserie ist allerdings auch offen nicht berauschend, weil die Karosserie zu allen Seiten abfällt und man die Grenzen so schlecht einschätzen kann.
Motoren- wie Windgeräusche sind natürlich in dem nur mit einem gefütterten Stoffverdeck behüteten Streetka vor allem bei höheren Geschwindigkeiten nicht zu überhören. Offen gefahren hält sich aber dank des aufpreispflichtigen Windschotts der Fahrtwind im Nacken in akzeptablen Grenzen. Mit wenigen Handgriffen ist der Streetka innerhalb von Sekunden offen gelegt und das Verdeck unter einem hydraulisch öffnenden Verdeckkasten hinter den Sitzen versenkt.
Zur Unterbringung des versenkbaren Stoffverdecks hat man auf die ohnehin nicht gerade bequeme Rückbank verzichtet – und dem Laderaum dafür noch 28 Liter mehr angedeihen lassen. Seine 214 Liter Fassungsvermögen sind für den kleinen Roadster großzügig bemessen und gut nutzbar. Auch die maximale erlaubte Zuladung (zusätzlich zum Fahrer) sollte mit 179 kg ausreichen.
Unser Testwagen stammt aus dem Modelljahr 2004 und trägt noch das „alte“ Armaturenbrett mit einem Handschuhfach, das seinem Namen alle Ehre macht. Ab dem Modelljahr 2005 ist aber auch im Streetka das Armaturenbrett mit einem größeren Handschuhfach sowie einer offenen Ablage darüber bestückt (siehe Foto vom Ka Student).
Ergonomisch gestaltet ist das Cockpit: Bedienung und Nutzbarkeit lassen keine Wünsche offen, auch Materialqualität und Verarbeitung sind nicht zu beanstanden. Dass nur die Sonnenblende auf der Beifahrerseite mit einem Spiegel bestückt ist, deutet an, wie lange der Ka als Modell schon auf dem Markt ist (seit 1996): Neuere Fahrzeuge verfügen in aller Regel auch auf der Fahrerseite über einen Spiegel. Ablagefächer sind nicht reichlich gesät: Ein Handschuhfach, Fächer in den Türen, ein Netz zwischen den Sitzen sowie ein abschließbares Fach darüber und eine Ablagekuhle seitlich vom Lenkrad müssen hier reichen. Zudem steht, wie gesagt, noch Stauraum hinter den Sitzen für nicht zu groß geratene Taschen oder ähnliches zur Verfügung.
Ab der Basisversion ist der Streetka serienmäßig ausgestattet mit einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln (in Wagenfarbe lackiert) und einen manuell höhenverstellbaren Fahrersitz sowie Leichtmetallrädern (16 Zoll), Lederlenkrad und -schalthebelmanschette, Nebelscheinwerfer und Sportsitzen. Die Top-Version Elegance bringt zusätzlich einen manuell höhenverstellbaren Beifahrersitz, Teillederpolsterung, ein Audiosystem mit Cassetten-Radio sowie Klimaanlage und Sitzheizung mit. Die Liste der aufpreispflichtigen Extras ist recht kurz und übersichtlich. Außer der üblichen aufpreispflichtigen Metallic-Lackierung oder der Sonderlackierung Nero-Schwarz (Schwarz-Schwarz?!) anstelle der hier vorhandenen roten Lackierung verfügt unser Testwagen über ziemlich alle Extras, die die Preisliste hergibt: Dazu gehört zum Beispiel das Windschott aus Polycarbonat, ein Hardtop, die beheizbare Frontscheibe sowie die Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, ein Zigarettenanzünder und als Upgrade des im Elegance serienmäßigen Cassetten-Radios ein Audiosystem mit Radio und CD-Spieler.
Der Streetka ist wie der Sportka ausschließlich mit einem 1,6-Liter-Duratec-Motor mit 95 PS und einem manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe lieferbar. Mit seinen 1.136 kg ist der Streetka etwas schwerer als der geschlossene Sportka (1.019 kg). Dennoch macht der 95-PS-Motor eine sehr gute Figur und ist gut für einen flotten Antrieb. Antritt und Durchzugsvermögen sind angemessen sportlich, die Leistungsentfaltung lässt über das relevante Drehzahlband im Rahmen der Erwartungen (an ein Fahrzeug der Kleinwagen-Kategorie) wenig zu wünschen übrig.
Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe schaltet sich sauber, leichtgängig und präzise. Der lange Schalthebel ist aber nicht gerade für kurze Schaltwege gut. Die Getriebeübersetzung für die 95-PS-Motoren ist nicht kurz ausgelegt, aber im Gegensatz zu den 1,3-Liter-Motoren des normalen Ka auch nicht wirklich lang.
Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht der Streetka ja schon seine 12,1 Sekunden, auch wenn es dem Fahrer am Gasfuß kürzer vorkommt. Die Höchstgeschwindigkeit von 173 km/h ist mehr als ausreichend für lange Strecken, für den nach oben offenen Genuss tut es auch weniger. Der Verbrauch liegt bei 10,4 Litern Superbenzin je 100 km Stadtverkehr, 6,4 Liter außerorts und 7,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – einen sparsamen Gasfuß und ökonomische Fahrweise vorausgesetzt (alles Herstellerangaben). Der Duratec-Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Der kleine Fronttriebler ist im Handling unproblematisch und sicher. Die direkt ausgelegte Lenkung garantiert jede Menge Fahrspaß, wenn der Roadster präzise auf der vorgegebenen Spur um Kurven und Biegungen zirkelt. Trotz eines Radstandes von 2,45 m, wie er bei Kleinwagen häufig zu finden ist, hat der Streetka einen recht großen Wendekreis. Ford gibt ihn mit 10,35 m an. Der Fahrzeugschwerpunkt liegt um ca. 30 mm tiefer als beim Ka.
Das Fahrwerk basiert auf dem Ka, hat aber eine um 22 mm verbreiterte Spur und um 12,5 Prozent versteifte Federn vorne sowie eine um 41 mm verbreiterte Spur und eine versteifte Verbundlenkerachse mit Schraubenfedern und spurkorrigierenden Lagerbuchen hinten. Das begünstigt einen guten Geradeauslauf. Das straffere Fahrwerk in einer verwindungssteifen Karosserie trägt nicht nur zu einer sportlicheren Agilität, sondern auch zu einer sichereren Straßenlage bei. Die ist über alle Zweifel erhaben, da macht es fast nichts aus, dass ESP auch für die Topversion des Kölner Kleinwagens nicht verfügbar ist. Agil und leichtfüßig meistert der kleine Roadster plötzliche Spurwechsel und zieht sicher in die alte Spur zurück, Kurven nimmt er auch schnell gefahren sehr neutral und sicher, den schnellen Slalom absolviert er auf seiner sauber gefahrenen Linie.
Serienmäßig steht der Streetka ebenso wie der Sportka auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 195/45. Die Bremsen (innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) sind etwas größer dimensioniert als beim kleineren regulären Ka. Sie sprechen gut an und verzögern schnell und wirkungsvoll.
Eine verwindungssteife Sicherheitskarosserie aus hochfesten Stählen (etwa 25 Prozent mehr Steifigkeit, die über 100 kg mehr Leergewicht ausmachen) mit zusätzlichen Versteifungen aus lasergeschweißten Stählen, Seitenaufprallschutz, Überrollbügel, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten sowie Front- und Seitenairbags schützen die Insassen im Falle eines Unfalls. Aktive Sicherheit bieten das hervorragend abgestimmte Fahrwerk in Verbindung mit ABS und Bremskraftverstärker (inkl. Elektronischer Bremskraftverteilung EBD). Ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) ist nicht verfügbar, allerdings braucht es der Streetka wie auch der normale Ka oder der Sportka eigentlich nicht.
Bereits in der Basisversion steht der Streetka mit Preisen ab 17.100 Euro in der Preisliste, das Top-Modell Elegance schlägt mit Preisen ab fast 20.000 Euro (ab 19.825 Euro) zu Buche. Aufpreis kosten das Windschott, ein Hardtop, die beheizbare Frontzscheibe und die Alarmanlage mit Innenraumüberwachung.
Der Ford-Händler gibt eine zweijährige Ford-Partner-Garantie auf Basis der gesetzlichen Sachmängelhaftung. Sechs Jahre Garantie gibt es gegen Durchrostung. Eine Mobilitätsgarantie gibt Ford für zwei Jahre ab Erstzulassung, sie ist ebenso wie die Sachmängelhaftung gegen Aufpreis bis ins fünfte Jahr verlängerbar (Ford Protect Garantie-Schutzbrief plus). Alle 60.000 km muss der Streetka zur Inspektion, alle 20.000 km oder einmal im Jahr sind Ölwechsel und Sicherheitskontrolle nötig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 / 18 / 34 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 19, TK 23) ein.
© Juni 2005
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM