Fahrbericht.
Lexus RX 400h
Groß, luxuriös – und sparsam
Von Petra Grünendahl
Der RX 400h ist das erste SUV (Sports Utility Vehicle) und der erste Lexus mit einem Hybrid-Antrieb. Beim Hybrid-Antrieb ist Toyota, zu dem auch die Marke Lexus gehört, weltweit Marktführer. Bereits seit 1996 ist Toyota mit dem Prius auf dem Markt erfolgreich. Und lediglich Honda kann noch mit einem Hybrid-Serienfahrzeug, dem Civic IMA, dessen neuestes Modell auf der IAA 2005 seine Weltpremiere feierte, mithalten. Vorteile hat der Hybrid-Antrieb vor allem in der Stadt, wo gut die Hälfte aller Verkehrsströme fließen: Weniger Kraftstoffverbrauch bedeutet auch weniger Abgase – und das dort, wo auch Anwohner, Fußgänger und Radfahrer betroffen sind.
Im Gegensatz zum Prius gibt es vom RX 400h – das „h“ steht für Hybrid – auch eine Version mit konventionellem Antrieb, den RX 300, den wir bereits fahren durften. Mit seinen 4,76 m Länge (2 cm länger als der RX 300) unterscheidet er sich äußerlich kaum, unterm Blechkleid dafür umso mehr von seinem kleinen Bruder mit Verbrennungsmotor.
Mit einem Leergewicht von 2.075 bis 2.115 kg (je nach Ausstattung) ist der RX 400h deutlich schwerer als der RX 300 (1.910 kg), das zulässige Gesamtgewicht des Hybrid-RX liegt bei 2.505 kg, was eine Zuladung von 390 bis 430 kg erlaubt. Das ist etwas weniger, als beim RX 300. Der Innenraum wirkt – wir kennen es vom RX 300 – sehr hochwertig, die Verarbeitung ist tadellos. Das Cockpit ist bis auf einige Hybrid-spezifische Extras mit dem des RX 300 identisch, übersichtlich gestaltet und leicht zu handhaben.
Die Serienausstattung des RX 400h beinhaltet schon so ziemlich alle Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens. Über die reichhaltige Serienausstattung des RX 400h hinaus gibt es die Executive Line und die Luxury Line, die das Autofahrerleben noch luxuriöser machen, sowie als Sonderausstattung ein DVD-Navigationssystem mit Informationsterminal und verschiedenen integrierten Extras (ist in Luxury Line enthalten), ein Glas-Schiebe-Hebedach sowie die Metallic-Lackierung.
Der Lexus RX ist das erste SUV mit einem Allrad-Hybridantrieb. Das aus dem Toyota Prius bekannte Antriebskonzept „Hybrid Synergy Drive“ (HSD) wurde für den Lexus weiterentwickelt und mit einem zweiten Elektromotor kombiniert, der seine Kraft bei Bedarf auf die Hinterachse abgibt. HSD optimiert die Synergieeffekte zwischen den einzelnen antriebsrelevanten Komponenten Verbrennungsmotor, Elektromotoren (einer vorne, einer hinten), Planetengetriebe, Generator, Energie-Management und Nickel-Metallhydrid-Batterie (NiMH). Beim Bremsen oder Rollen lassen des Wagens wird die Bewegungsenergie in elektrische Energie umgewandelt und die Batterie aufgeladen (regeneratives Bremssystem). Auch der Verbrennungsmotor lädt zuweilen die Batterie auf, wenn seine Leistung nicht für den Antrieb benötigt wird. Sobald das Fahrzeug hält, schaltet sich der Motor ab. Das spart Kraftstoff und schon die Umwelt (keine Abgas- oder Geräuschemissionen).
Der Sechszylinder-Ottomotor des RX 400h ist nicht identisch mit dem Sechszylinder im RX 300. Das 3,3-Liter-Aggregat stammt aus den USA (wird dort im Lexus RX 330 eingebaut), leistet für sich allein genommen 211 PS und entwickelt sein maximales Drehmoment von 288 Nm bei 4.400 Touren. Dank seiner Laufkultur sowie intensiver Maßnahmen zur Geräusch- und Vibrationsdämmung ist der Reihensechser im Innenraum kaum zu spüren. Für den Einsatz im HSD wurde der Motor in allen relevanten Bereichen optimiert. Auch die variable Ventilsteuerung (VVT-i) und die elektronische Drosselklappensteuerung (ETCS-i) wurden auf das Hybridsystem abgestimmt. Ziel ist ein optimales Zusammenspiel und optimierter Wirkungsgrad aller beteiligten Systeme und Komponenten. Die Kombination von Verbrennungsmotor und Elektromotoren entspricht ungefähr der Leistung eines 4-Liter-Achtzylinders, von daher die Modellbezeichnung „400h“. Die Gesamtleistung beträgt 272 PS. Der Elektromotor hinten dient der Traktion und der Fahrdynamikregelung. Die Batterie hat eine höhere Spannung und bietet mehr Leistung als die des Prius: Die Leistung des Lexus-Elektromotors beträgt ungefähr das 2,5-fache. Wenn nicht die gesamte Leistung des Verbrennungsmotors für den Vortrieb benötigt wird, lädt er über den Generator (ersetzt hier Lichtmaschine und Anlasser) die unter der Rücksitzbank untergebrachte Batterie auf.
Die Kombination zweier Planetengetriebe ermöglicht die nötige Leistungsverzweigung, die Antriebskraft sowohl auf die Antriebsachse (Vorderachse) als auch auf den Generator (zur Energieerzeugung) zu übertragen. Wird der Hinterradantrieb nicht benötigt, schaltet sich der hintere Elektromotor ab. Dieser Motor arbeitet unabhängig von der vorderen Antriebseinheit, es besteht keine mechanische Verbindung zwischen den beiden Achsen. Der Heckmotor schaltet sich nur zu, wenn bei kraftvoller Antritt oder Zwischenspurt gefragt ist. Auch bei mangelnder Traktion der Vorderräder oder bei Kurvenfahrten schaltet sich der Hinterachsantrieb zu und garantiert damit mehr Spurstabilität – auch und insbesondere in kritischen Situationen, ist er doch ins integrierte Fahrdynamik-Management VDIM eingebunden. Beim Bremsen oder Rollen lassen fungiert auch der hintere Elektromotor als Energielieferant für die Batterie.
Der Elektromotor entwickelt schon beim Anfahren sein maximales Drehmoment von 333 Nm (zwischen 0 und 1.500 U/min.). Der Verbrennungsmotor schaltet sich erst dann dazu, wenn mehr Leistung gefordert ist. Das maximale Drehmoment dieser Kombination beträgt 750 Nm. Das macht sich vor allem im kraftvollen Antritt bemerkbar: In nur 7,6 Sekunden sprintet der über 2 t schwere Hybrid-RX aus dem Stand auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 200 km/h. Zügig kommt der Zweitonner in Schwung und leistet sich beim Durchzugsvermögen keine Schwächen. Die Leistungsentfaltung ist im relevanten Bereich mehr als zufriedenstellend, souverän und für ein Fahrzeug dieser Größe mehr als angemessen. Das stufenlos variable Getriebe leitet die Kraft vom Verbrennungsmotor allein auf die Vorderachse. Die Hinterachse wird bei Bedarf nur über den dort positionierten Elektromotor angetrieben. Das Getriebe ist gut übersetzt und schaltet kaum spürbar.
Der Verbrauch ist für eine so schweren Benziner durchaus bescheiden: Knappe 9,1 Liter Superbenzin rinnen je 100 km in der Stadt durch die Brennräume des Sechszylinders (da kann bei konventionellem Antrieb auch ein Vierzylinder-Verbrennungsmotor nicht mithalten), 7,6 Liter sind es außerorts und gute 8,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben). Das Tankvolumen beträgt beim RX 400h 65 Liter (beim RX 300 sind es 72 Liter). Der Motor unterbietet natürlich die Abgasnorm EU4 für Benzinfahrzeuge sehr deutlich.
Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt, präzise und leichtgängig, der Geradeauslauf auch dank 2,72 m Radstand und breiter Spur tadellos. Der Allradantrieb des RX 400h wird elektronisch gesteuert. Das integrierte Fahrdynamik-Management (VDIM) vernetzt die Antriebskomponenten, Lenkung und die aktiven Sicherheitssysteme. Das Fahrwerk stellt eine sehr gute Kombination aus Fahrkomfort und der für die Sicherheit nötigen strafferen Auslegung dar.
Wenn der RX 400h agil und problemlos um die Kurven zirkelt, glaubt man eigentlich nicht, in einem über zwei Tonnen schweren Fahrzeug zu sitzen. Spurtreu folgt er auch in flotteren Kurven den Lenkbefehlen des Fahrers. Sicher und fast schon leichtfüßig meistert er plötzliche Spurwechsel mit anschließendem wieder Einscheren in die alte Spur.
Serienmäßig steht der RX 400h mit 235/55er Reifen auf 18-Zoll-Leichtmetallrädern. Die elektrohydraulische Bremsanlage („brake-by-wire“, wie im Prius) mit elektronisch gesteuerten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögert hervorragend und standfest, die Feststellbremse wird mit dem Fuß betätigt und gelöst.
Die Sicherheit der Insassen garantieren die hochfeste, Aufprallenergie absorbierende Stahlkarosserie mit Sicherheitsfahrgastzelle und Seitenaufprallschutz in den Türen, Aufprallenergie absorbierenden Verkleidungen im Innenraum, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten auf allen fünf Sitzen (vorne aktive Kopfstützen), Front- und Seitenairbags vorne, Knieairbags für den Fahrer sowie Kopfairbags vorne und hinten. Die Kindersitzvorrüstung Isofix gehört auf den Außenplätzen hinten ebenso zur Serienausstattung. Elektronische Unterstützung erfährt der Fahrer durch die integrierte Fahrdynamik-Management VDIM. Sie beinhaltet und verknüpft ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent, die elektrische Servolenkung EPS, die Vehicle Stability Control VSC (heißt woanders ESP) und die Traktionskontrolle TRC und sie kontrolliert in kritischen Fahrsituationen den Einsatz des hinteren Elektromotors.
Ab 49.750 Euro steht der RX 400h in den Preislisten (RX 300 ab 43.550 Euro). An Ausstattungsvarianten gibt es die Executive Line und die Luxury Line. Als Sonderausstattung sind ein DVD-Navigationssystem mit Informationsterminal und verschiedenen integrierten Extras (Serie in der Ausstattung Luxury Line) und ein Glas-Schiebe-Hebedach verfügbar. Extra kostet auch die Metallic-Lackierung.
Toyota gibt auf den Neuwagen drei Jahre Garantie (bis 100.000 km, im ersten Jahr ohne km-Begrenzung), fünf Jahre auf die Hybrid-Komponenten (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack und zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung von innen nach außen. Dazu kommt eine dreijährige fast europaweite 24-Stunden-Mobilitätsgarantie. Zum Ölwechsel/Sicherheitscheck muss der RX 400h alle 15.000 km oder einmal im Jahr, zur Inspektion alle 30.000 km oder nach maximal zwei Jahren. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 22 / 23 / 26 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.
© Oktober 2005
Petra Grünendahl, Fotos: Lexus