Fahrbericht.
Renault Clio III 1.6 16V Edition Dynamique
Mächtig flotter Franzose
Von Petra Grünendahl
Mit seinen 3,99 m Karosserielänge kann man beim neuen Clio schon nicht mehr von einem Kleinwagen reden. Die erste Generation brachte es 1991 auf bescheidene 3,71 m. Trotz der im Vergleich zum Vorgänger Clio II um über 17 cm gewachsenen Karosserie ist der neue aber immer noch als Clio zu erkennen. Vielleicht etwas flotter und moderner wirkt er jetzt im Design. Die dritte Generation kommt jetzt zum Herbst 2005 auf den deutschen Markt. Einen Clio 1.6 16V mit 88 PS in der Ausstattung Edition Dynamique nutzen wir für unsere kleine Probefahrt.
Wir fuhren einen Dreitürer, es gibt aber auch eine fünftürige Variante. Der Zugang für die Frontpassagiere ist gut, den Fondpassagieren erleichtern nach vorne verschiebbare Sitze (Easy-Entry-Funktion) den Einstieg. Vom Fahrersitz aus wirkt die recht übersichtlich. Das Platzangebot vorne ist großzügig, hinten haben großgewachsene Passagiere eine eingeschränkte Kopffreiheit, der Knieraum kann durch die Frontpassagieren beengt werden und zu Dritt ist es mit der Ellenbogenfreiheit nicht weit her. Das alles sollte aber in einem Kleinwagen, auch wenn er fast vier Meter misst, nicht überraschen. Die Übersicht über die Karosserie ist relativ gut. Die Sitze sind straff gepolstert und bieten zumindest vorne guten Seitenhalt. Der Laderaum fasst 288 Liter (33 Liter mehr als sein Vorgänger), durch Umklappen der ab der Expression-Ausstattung asymmetrisch geteilten Rückbanklehne sind bis zu 1.028 Liter Fassungsvermögen drin. Der Innenraum wirkt hochwertig und ist gut verarbeitet. Einen sportlichen Anstrich bekommt das Interieur durch die alufarbenen Instrumenteneinfassungen. Das Cockpit ist aufgeräumt und ohne größere Ablenkungen handhabbar.
Vier Ausstattungslinien stehen für den Clio zur Wahl. Die Basisausstattung heißt Authentique und verfügt ab Werk über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, Bordcomputer, ein höhenverstellbares Lenkrad, Servolenkung, eine umlegbare Rückbank, Stahlräder mit Radabdeckung und eine Radiovorrüstung. Die nächsthöhere Linie Expression bietet darüber hinaus elektrische Fensterheber vorne, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, Fensterairbags vorne und hinten und eine asymmetrisch geteilt umlegbare Rückbank. Die Edition Dynamique hat zudem Features wie das Sicht-Paket (mit Nebelscheinwerfern, aktivem Abbiegelicht, Hauptscheinwerfern in Xenon-Optik und einer schwarzen Scheinwerfermaske), Lichtsensor, Lederlenkrad und -schaltknauf, die elektrischen Fensterheber verfügen über eine Impuls-Schaltung. Die Top-Ausstattung Privilège verfügt zusätzlich über Dinge wie elektrische Fensterheber hinten (beim Fünftürer), elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Klimaanlage und CD-Radio. Als Sonderausstattungen gibt es fast alles, was das Autofahren noch etwas komfortabler macht, wie zum Beispiel Regensensor, eine Reifendruckkontrolle, eine Geschwindigkeitsregelung mit Tempobegrenzer, Doppeldistanz-Xenon-Scheinwerfer, Leichtmetallräder mit 15 oder 16 Zoll, beheizbare Vordersitze, Klimaanlage oder Klimaautomatik, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem Handsfree, eine Einparkhilfe hinten, verschiedene Audio- bzw. Navigations-Audiosysteme sowie ein Panorama-Glas-Schiebedach.
Zwei Benziner und zwei Dieselmotoren in insgesamt sieben Leistungsstufen stehen ab dem Marktstart zur Wahl. Der 1,6-Liter-Ottomotor ist in zwei Leistungsstufen verfügbar: 88 bzw. 112 PS. Mit seinen 88 PS ist unser Clio flott unterwegs. Im Leerlauf ist der Motor praktisch nicht zu hören. Erst der Tritt aufs Gaspedal offenbart ein leichtes Brummen. Dabei läuft der Reihenvierzylinder vibrationsarm und sehr kultiviert. Spritzig ist unser Clio im Antritt, er hängt gut am Gas und legt auch im fünften Gang noch ordentlich an Tempo zu. Durchzug und Leistungsentfaltung lassen für ein 1,2 t schweres Auto eigentlich wenig zu wünschen übrig: Man ist zügig unterwegs, aber natürlich ist der 88-PS-Clio kein Sportwagen. Für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 braucht er 11,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 177 km/h – völlig ausreichend für einen temperamentvollen Kleinwagen.
Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe ist gut abgestuft, der Schaltknüppel lässt sich knackig und zielgenau durch die Schaltkulisse führen. Allerdings ist der Weg des Kupplungspedals sehr lang geraten, was ein geübtes Zusammenspiel zwischen Kupplung und Gaspedal erforderlich macht, um zügig, aber ohne Reifenquietschen aus den Pantoffeln zu kommen. Der Clio lässt sich früh schalten, für eine gelassene und dabei auch sparsame Gangart. Im Verbrauch liegt der 1.6 16V mit 88 PS bei 8,8 Litern Superbenzin je 100 km Stadtverkehr, 5,3 Litern außerorts und 6,6 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben), Alle Motoren der Clio-Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU4.
Der Clio verfügt über Frontantrieb und bietet einen ordentlichen Geradeauslauf. Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt und reagiert feinfühlig auf die Anweisungen des Fahrers. Die elektrische Servolenkung reagiert geschwindigkeitsabhängig und ist gut abgestimmt. Der Fahrer erhält eine ausreichende Rückmeldung vom Untergrund.
Der Clio klebt förmlich am Asphalt und ist wirklich spaßig zu fahren, wenn er zackig und spurtreu um die Kurven zirkelt. In fixen Kurven untersteuert er nur ganz minimal, gibt sich im Fahrverhalten ausreichend spurstabil und weitgehend problemlos. Bei Lastwechseln wie plötzlichen Ausweichmanövern oder beim Slalom schiebt jedoch bei unserem nicht mit ESP ausgestatteten Testwagen das Heck ein ganz klein wenig nach außen, ohne jedoch den Fahrer vor Probleme zu stellen. Insgesamt ist die Fahrwerksabstimmung eher straff geraten, aber dennoch nicht unkomfortabel.
Unser Testwagen stand auf Reifen im Format 195/50 R 16 (mit optionalen Leichtmetallrädern) anstelle der serienmäßigen 15-Zöller mit 185/60er Reifen, was positive Auswirkungen auf seine Spurstabilität und den Seitenhalt in schnellen Kurven hat. Neben den beiden Topmodellen 1.6 16V ESP (mit 112 PS) und 1.5 dCi ESP (mit 106 PS) verfügt auch der 88-PS-Motor über Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet). Die kleineren Motoren kommen mit Trommelbremsen hinten. Die Bremsanlage mit Scheibenbremsen spricht gut an, lässt sich in punkto Bremskraft gut dosieren und verzögert standfest.
Die Insassensicherheit gewährleisten eine programmiert verformbare Karosseriestruktur, eine Fahrgastzelle aus hochfesten Stählen, Energie absorbierende Elemente in Türen, Fahrzeugboden und Lenkrad, Rückziehvorrichtungen für die Pedale, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen, Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten und dem Beifahrersitz, adaptive Front- und konventionelle Seitenairbags für die Frontpassagiere sowie in der Basisversion optional und ab der Expression-Ausstattung serienmäßig Fensterairbags für vorne und hinten. Der Mittelsitz hinten mit Kinderkopfstütze und integriertem Kindersitz ist für die Beförderung eines Kindes im Alter zwischen 6 und 10 Jahren geeignet. Optional gibt es auch für die Außenplätze integrierte Kinderkopfstützen mit ausklappbaren Seitenflügeln. Das Maximum von fünf Sternen gab es für den Clio III im EuroNCAP für Insassensicherheit. Er ist damit bereits der achte Renault in der Fünf-Sterne-Klasse. Bei der Kindersicherheit erhielt er das hier mögliche Maximum von vier Sternen. Elektronische Helfer wie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent sind ab der Basisversion serienmäßig an Bord. ESP mit Antriebsschlupfregelung und Untersteuerungskontrolle kann als Sonderausstattung geordert werden, denn es ist nur bei den Motorisierungen 1.6 16V ESP (mit 112 PS) und 1.5 dCi ESP (mit 106 PS) Serie. Lediglich für die Basismotorisierung mit 65 PS ist das System nicht verfügbar.
Ab 10.950 Euro steht der Clio in den Preislisten, als Dreitürer mit 65-PS-Motor in der Ausstattung Authentique. Der 88 PS starke Clio ist erst ab der Ausstattungslinie Expression ab 11.850 Euro zu haben, als Edition Dynamique kostet er ab 12.350 Euro. Als Sonderausstattung gibt es u. a. verschiedene Metallic-Lackierungen sowie zusätzliche Komfort- und Sicherheitsfeatures.
Renault gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen, drei Jahre auf den Lack, zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Ölwechsel- und Inspektionsintervalle betragen bei den Ottomotoren 30.000 km. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 14 / 17 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.
© November 2005
Petra Grünendahl, Fotos: Renault
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