Fahrbericht.
Skoda Superb 1.8T Elegance
Understatement in der Oberklasse
Von Petra Grünendahl
Skoda gehört zu den ältesten Automobilherstellern der Welt, zu den Pionieren der motorisierten Mobilität. Auch in der Oberklasse sind die Tschechen – der eher auf Magerkost beschränkten Zeit während des Kommunismus zu Trotz – schon lange zu Hause: bereits 1923 produzierten sie ihre ersten Luxuslimousinen. Seit 2002 ist Skodas aktuelle Oberklasse-Limousine Superb auf dem deutschen Markt, jedoch sieht man ihn eher selten. Spektakulär gezeichnet ist er ohnehin nicht, er würde auch nicht auffallen, wenn mehr Exemplare seiner Gattung die Straßen bevölkern würden. Dabei ist er keinesfalls hässlich, sondern schlicht und einfach nur unscheinbar.
Seine Wettbewerber heißen Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Die schlägt er im Vergleich der Basismodelle im Preis schon um gute 10.000 bis 15.000 Euro. Dennoch führt er eher ein Schattendasein. Was hat das tschechische Premium-Modell Superb außerdem noch zu bieten? Eine Fahrt im Superb 1.8T mit 150 PS in der Top-Ausstattung Elegance schaffte Klarheit.
Der Superb ist mit 4,80 m Länge großzügig bemessen und basiert auf der verlängerten Plattform des VW Passat. Dank 2,80 m Radstand können sich die Passagiere über ein exzellentes Platzangebot in beiden Reihen freuen. Bequemen Zugang bieten vier Türen. Die Übersicht über die Karosserie ist nicht wirklich berauschend, aber eine Einparkhilfe für hinten ist immerhin nur in der Basisversion gar nicht verfügbar. Kein Klassenbestwert sind die 462 Liter Kofferraumvolumen, asymmetrisch geteilt umklappbare Rücksitzlehnen (Sonderausstattung) erweitern die Ladekapazität auf bis zu 845 Liter. Die erlaubte maximale Zuladung beträgt je nach Ausstattungsumfang zwischen 475 und 577 kg.
Die Materialqualität im Innenraum ist edel und hochwertig, die Verarbeitung tadellos, das Ambiente wohnlich, um nicht zu sagen: luxuriös. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und gut zu bedienen. Oberhalb der Basisversion stehen drei mehr oder weniger reichhaltige Ausstattungslinien zur Wahl. Ab der Basisversion verfügt der Superb unter anderem über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, eine manuelle Klimaanlage, höhenverstellbare Vordersitze mit Lendenwirbelstütze, ein Radiosystem mit Cassettenspieler sowie getönte Fensterscheiben mit UV-Filter und einen Bordcomputer. Die nächste Ausstattungslinie Classic kommt darüber hinaus mit Lenkrad, Schaltknauf und Bremshebelgriff in Leder, einer Klimaautomatik und 16-Zoll-Leichtmetallrädern. Ab der Comfort-Ausstattung gibt es serienmäßig einen CD-Wechsler, eine Geschwindigkeitsregelung, Parksensoren hinten, beheizbare Vordersitze, Bi-Xenon-Scheinwerfer und einen Regensensor mit automatischer Innenspiegelabblendung. Die Top-Ausstattung Elegance rundet das ganze ab mit elektrisch einstellbaren Vordersitzen, Lederausstattung inklusive Sitzheizung vorne und hinten, Multifunktionslenkrad, einem Audio-Navigationssystem, 17-Zoll-Leichtmetallrädern und einer Alarmanlage. Gegen Aufpreis gibt es noch zusätzliche Extras wie das Sportpaket Dynamic (mit sportlicherem Fahrwerk und etwas sportlicherer Optik), einen TV-Tuner für das Navigationssystem, Telefonfreisprecheinrichtung, ein elektrisches Glasschiebedach sowie eine asymmetrisch geteilt umklappbare Rückbanklehne.
Mit 100 PS beginnt der Einstieg in die Superb-Welt, ein 1,9-Liter-TDI mit Pumpe-Düse-Einspritztechnik treibt ihn an. Bei den Ottomotoren ist die Basisversion der ebenfalls aus dem Konzernregal bekannte 2-Liter-Motor mit 115 PS. Nach oben runden ein 2,8-Liter-Sechszylinder mit 193 PS sowie ein 2,5-Liter-TDI die Motorenpalette der Baureihe ab. Unser 150 PS starker Turbo-Vierzylinder-Benziner mit 1,8 Litern Hubraum liegt leistungsmäßig da irgendwo gut in der Mitte. Mit seinen je nach Ausstattung 1,5 bis 1,6 t Leergewicht ist er wahrlich kein „schlanker Hüpfer“. Dennoch ist der Superb mit dem 1,8-Liter-Turbo mehr als nur ausreichend bestückt. Kraftvoller Antritt, guter Durchzug und eine ausreichende Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband machen ihn zu einem angenehmen Begleiter auch auf langen Touren über die Autobahn. Der Motor bringt sein Drehmomentmaximum von 210 Nm zwischen 1.750 und 4.600 Toren auf die Kurbelwelle. Sein manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe ist leichtgängig und präzise, braucht aber dank der recht kurzen Getriebeübersetzung in Verbindung mit dem starken Motor eher selten betätigt zu werden. Die Limousine lässt sich insgesamt sehr bequem auch schaltfaul fahren.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 reichen 9,5 Sekunden, Bei 216 km/h erreicht 150-PS-Superb seine Höchstgeschwindigkeit. Im Verbrauch liegt der Superb 1.8T bei 11,5 Litern Superbenzin je 100 km innerorts, 6,5 Litern außerorts und 8,3 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – einen ökonomischen Gasfuß vorausgesetzt (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt im Superb die Abgasnorm EU4.
Die tschechische Oberklasse-Limousine verfügt über Frontantrieb und glänzt mit ihrem hervorragenden Geradeauslauf. Bei der fast schon direkt ausgelegten Lenkung kommt wahre Freude auf. Präzise und leicht lässt er sich um enge Kurven zirkeln, auch bei flotterem Tempo. Den beginnenden hoch gesteckten Grenzbereich erkennt der Fahrer durch ein minimales Schieben über die Vorderräder. Solide und sicher liegt der Superb auch beim Slalom auf der gewählten Spur. Leichtfüßig und agil bewegt er sich, man merkt nicht, welch großes und schweres Auto man fährt. Dabei ist er absolut sicher im Handling, das serienmäßige ESP muss kaum eingreifen. Dabei ist das Fahrwerk sehr komfortabel abgestimmt, aber ohne Abstriche an die Sicherheit. In der Elegance-Ausstattung steht der Superb auf 17-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 225/45 (Basismodell 205/55 R 16). Die groß dimensionierten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern sehr gut und standfest.
Passive Sicherheit bieten den Insassen die hochsteife Karosserie mit progressiv verformbarer Front- und Heckpartie sowie Türverstrebungen als Seitenaufprallschutz. Mit Schaumstoffelementen ausgerüstete Türen absorbieren zudem Deformationsenergie bei einem Seitencrash. Die Palette der Rückhaltesysteme ist vollständig mit Drei-Punkt-Gurten und Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen, zwei Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf der Rückbank, Front- und Seitenairbags für die vordere Sitzreihe sowie Kopfairbags für vorne und hinten. Der Skoda Superb erreichte 2003 im EuroNCAP gute vier Sterne für den Insassenschutz. Den Fahrer unterstützt die ganze Palette heutzutage üblicher Fahrassistenzsysteme wie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und dem Komfort-Bremsassistenten Dual Rate sowie ESP der neuesten Generation inklusive Traktionskontrolle, elektronischer Differenzialsperre und Motorschleppmoment-Regelung.
Mit Preisen ab 21.490 Euro für den 115 PS starken Superb in Basisausstattung ist der Wagen ein Schnäppchen, unser 150-PS-Turbo-Superb ist ab 23.690 Euro zu haben. Für den 1.8T in der Top-Ausstattung Elegance reicht der Käufer ab 30.890 Euro über die Ladentheke. Die Aufpreisliste enthält unter anderem Metallic-, Perleffekt- und Sonderlackierungen, das Sportpaket Dynamic sowie einen TV-Tuner.
Skoda bietet die zweijährige Sachmängelhaftung auf den Neuwagen sowie Original Zubehör, eine dreijährige Garantie auf den Lack, zehn Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Service-Intervalle werden über den Bordcomputer nach Einsatzbedingungen und Fahrweise errechnet und können bei zu 30.000 km (max. zwei Jahre) bei den Ottomotoren betragen. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 17 / 29 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 18, TK 18) ein.
© Januar 2006
Petra Grünendahl, Fotos: Skoda
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