Testbericht.
Jeep Grand Cherokee 3.0 V6 CRD
Kraftvoll unterwegs auf der Straße und Off-Road
Von Petra Grünendahl
Trotz seiner 4,75 m Länge und 1,87 m Breite wirkt der Grand Cherokee nicht wirklich bullig. Zwar nimmt man ihn als groß wahr, aber er wirkt sportlich-schlank, bestens durchtrainiert.
Die dritte Generation des Grand Cherokee feierte ihr Debüt auf dem Genfer Auto-Salon im März 2005, Marktstart war im Juni. Ein 3-Liter-CommonRail-Diesel mit 218 PS ergänzt seit Ende 2005 die beiden Benziner mit 231 und 326 PS. Wie sich der neue V6-Diesel in der Praxis schlägt, zeigte die Ausfahrt mit einem Grand Cherokee in der Ausstattungsvariante Limited.
Vier Türen bieten guten Zugang zum Passagierraum, an der Heckklappe erleichtert die separat elektrisch öffnende Heckklappe das Einladen von Kleinkram. Großzügige Platzverhältnisse herrschen im Innenraum, kein Wunder bei einem Radstand von gut 2,78 m. Komfortabel sitzt es sich auf den mit Stoff und Leder bezogenen Fauteuils, aber nicht zu weich. Das Geräuschniveau im Innenraum ist angenehm niedrig. Die Übersicht nach hinten ist für den Fahrer nicht wirklich prickelnd, der in der Ausstattung Limited serienmäßige Parkpilot ist eine große Hilfe. Der Laderaum fasst reichliche 987 Liter.
Die Rückbanklehne ist serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbar und lässt sich fast eben flach legen, wodurch sich der Laderaum auf bis zu 1.909 Litern erweitern lässt. Die maximale erlaubte Zuladung beträgt – je nach Ausstattungsumfang – zwischen 440 und 540 kg. Der Gepäckraum ist mit einem wendbaren und wasserfesten Gepäckraumeinsatz ausgestattet, acht Verzurr-Ösen erleichtern das Sichern der Ladung. Die Gepäckraumabdeckung ist allerdings erst ab der Limited-Ausstattung Serie. Die Anhängelast beträgt 3.500 kg.
Das Interieur wirkt hochwertig, die Materialien edel. Das optionale Exklusive-Paket setzt mit Applikationen in Chrom und Leder stilvolle Akzente. Die Verarbeitung ist tadellos, das Cockpit übersichtlich gestaltet und gut handhabbar. Zwei Ausstattungslinien mit Namen Laredo und Limited stehen zu Wahl. Schon die Basisausstattung Laredo umfasst all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens von funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, Wärmeschutzverglasung, elektrisch einstellbaren Vordersitzen bis hin zu 17-Zoll-Leichtmetallräder, Alarmanlage, Tempomat, Bordcomputer, Audiosystem mit Radio/CD-Spieler und Klimaanlage. Die Top-Ausstattung nennt sich Limited (zu Deutsch: beschränkt, begrenzt) und enthält serienmäßig über die Laredo-Ausstattung hinaus unter anderem ein Park-Pilot-System für hinten, Nebelscheinwerfer, eine Reifendruck-Kontrollanzeige im Display, ein 276-Watt-Verstärkersystem mit sechs Lautsprechern (von Boston Accoustics) sowie eine Lenkradbedienung für das Audiosystem, elektrisch anklappbare Außenspiegel, automatisch abblendende Innenspiegel, Regensensor, Sitzheizung vorne, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik und eine elektrisch einstellbare Pedalerie. Als Sonderausstattung stehen dann noch Extras wie die Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, ein DVD-Navigationssystem mit 6-fach CD-Wechsler, ein elektrisches Glas-Hub-Schiebedach, abgedunkelte Seitenscheiben hinten, Unterfahrschutz für Tank, Verteilergetriebe und Vorderachse sowie das Interieur-Paket „Exklusive“ mit Leder- und Chromapplikationen zur Wahl.
Der Motor stammt aus dem DaimlerChrysler-Konzernregal und leistet bei Chrysler und Jeep 218 PS (bei Mercedes sind es 224 PS). Der Sechszylinder-Selbstzünder mit Common-Rail-Turbodiesel-Direkteinspritzung rundet die Motorenpalette ab, die bislang aus zwei Achtzylinder-Benzinern mit 4,7 bzw. 5,7 Litern Hubraum und 231 bzw. 326 PS bestand. Leise und kultiviert brabbelt der Sechszylinder vor sich hin. Der Selbstzünder ist da kaum rauszuhören, auch wenn der Motor noch kalt ist. Der Tritt aufs Gaspedal entfesselt ein grimmiges Fauchen, der Grand Cherokee krallt die breiten 17-Zöller in den Asphalt und sprintet mit einer beeindruckenden Heftigkeit los. Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung lassen für einen schweren Geländewagen kaum was zu wünschen übrig. Mit seinen 510 Nm maximalem Drehmoment bei 1.600 U/min. muss er sich auch in keinster Weise hinter dem Top-Motor der Baureihe, einem 326-PS-Achtzylinder (500 Nm bei 4.ooo Touren) verstecken.
Die Kraft des Motors verteilt ein 5-Stufen-Automatikgetriebe auf die vier Antriebsräder. Es schaltet weich und kaum spürbar, wer die manuellen Gangwechsel bevorzugt – eigentlich völlig überflüssig bei der ausgewogenen Kombination von Motorkraft und Getriebeabstufung – kann auch sequentiell über den Wahlhebel hoch oder runter schalten. Das Automatikgetriebe trägt zu einem optimierten Kraftstoffverbrauch bei.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 reichen dem Off-Roader gute 9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 200 km/h. Der Verbrauch des je nach Ausstattungsumfang 2.210 bis 2.310 kg schweren Geländewagens beträgt 13,1 Liter Dieselkraftstoff je 100 km in der Stadt, knappe 8,6 Liter außerorts und 10,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt im Jeep die Abgasnorm EU4.
Der permanente Allradantrieb Quadra-Drive II (vollautomatischer Allradantrieb mit Geländeuntersetzung und drei mechanisch-hydraulischen Sperrdifferenzialen mit elektronischer Steuerung) ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Quadra-Drive-Antriebs. In Verbindung mit einer neuen Achskonstruktion mit Einzelradaufhängung vorne bietet er auf Asphalt eine für einen Geländegänger sehr bemerkenswerte Fahrdynamik. Die Elektronischen Sperrdifferenziale (ELSD) leiten bei Bedarf das Drehmoment fast komplett auf ein einziges Rad, was optimierte Traktion bei jedem Untergrund bedeutet. Der Geradeauslauf ist dank breiter Spur und langem Radstand sehr gut. Die präzise und eher direkt ausgelegte Lenkung bringt einen Hauch von Fahrspaß.
Das neu entwickelte Direct-Drive-Fahrwerk bietet guten Fahrkomfort, ist aber nicht zu weich. Kleine Unebenheiten bügelt es sauber glatt, größere sind aber schon spürbar. Trotz seiner Karosseriehöhe von 1,74 m und einer eher komfortablen Fahrwerksauslegung legt der Grand Cherokee ein stabiles Fahrverhalten an den Tag. Der Fahrbahnkontakt ist ordentlich, das Fahrverhalten problemlos und solide. Der Off-Roader glänzt auch „on the Road“ mit souveränem Handling, einer sicheren Straßenlage und kultivierten Fahreigenschaften. Serienmäßig steht er auf 17-Zoll-Räder mit 245/65er Reifen. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern gut und standfest.
Eine Karosserie aus hochfesten Stahllegierungen mit Aufprallenergie absorbierenden Strukturen sorgen für Stabilität und Insassenschutz. Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Plätzen, zweistufige Frontairbags sowie seitliche Windowbags für beide Sitzreihen und Isofix-Kindersitzvorrüstungen bieten den Insassen Schutz im Falle eines Unfalles. Aktive Hilfen bieten dem Fahrer Assistenzsysteme wie ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung, eine Antriebsschlupfregelung sowie ESP mit Anti-Wank-System (zur Vermeidung eines Überschlags). Eine Reifendruckkontrolle mit akustischem Warnsignal (in der Limited-Ausstattung auch mit Reifendruck-Anzeige im Display) für die Montage pannensicherer Reifen sowie ein vollwertiges Ersatzrad auf Leichtmetallrädern runden die Sicherheitsausstattung ab.
Ab 39.900 Euro steht der Grand Cherokee in den Preislisten, mit 4,7-Liter-Motor in der Ausstattung Laredo. Der Aufpreis für den 3-Liter-CRD beträgt 3.000 Euro (Laredo ab 42.900 Euro), in der höheren Limited-Ausstattung beginnen die Preise mit 47.100 Euro. Gegen Aufpreis gibt es neben der Metallic-Lackierung Features wie ein DVD-Navigationssystem oder ein Audiosystem (jeweils mit CD-Wechsler), eine Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, ein elektrisches Glas-Schiebe-Hebedach, Nebelscheinwerfer, abgedunkelte Scheiben hinten, Unterfahrschutz für Kraftstoffbehälter, Verteilergetriebe und Vorderachse sowie für die Ausstattungslinie Limited das Interieur-Paket „Exclusive“.
Jeep gibt auf den Neuwagen die zweijährige Garantie ohne Kilometerbegrenzung (Herstellerangaben), fünf Jahre auf das Katalysatorsystem (bis 80.000 km) sowie sieben Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Neuwagen-Garantie kann auf Wunsch gegen Aufpreis auf bis zu zehn Jahre ab Erstzulassung verlängert werden. Eine Mobilitätsgarantie während der Neuwagen-Garantie-Zeit beim Einhalten der Inspektionsintervalle rundet das Paket ab. Die Service-Intervalle betragen 40.000 km (mindestens alle zwei Jahre), ein Ölwechsel ist nach 20.000 km (oder ein Mal im Jahr) fällig. Die Versicherungen stufen das Modell sowohl als Limousine als auch in der Touring-Version in die Typklassen 23 / 23 / 27 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.
© Februar 2006
Petra Grünendahl, Fotos: DaimlerChysler