Lancia Ypsilon 1.4 16V Platino

Fahrbericht.
Lancia Ypsilon 1.4 16V Platino
Klein, aber fein
Von Petra Grünendahl

Mit seinen 3,78 m Karosserielänge ist der Lancia Ypsilon ein Kleinwagen, der seinen Namen noch verdient: Deutlich größer als ein Kleinstwagen, aber weit von der 4-Meter-Marke entfernt, an der andere Kleinwagen heute kratzen. Zum Modelljahr 2004 kam der kleine Premium-Italiener mit seiner zweiten Generation auf den deutschen Markt. Freundlich guckt der Ypsilon mit seinen großen Scheinwerfern, der große Lufteinlass unterm Stoßfänger zaubert ein Lächeln in sein Gesicht. Das Topmodell, ein Ypsilon 1.4 16V mit 95 PS stand uns in Platino-Ausstattung für eine Testfahrt zur Verfügung.

 

Der Ypsilon ist nur als Dreitürer zu haben, Easy Entry erleichtert dafür den Zugang für die Fondpassagiere. Mit 1,53 m ist die Karosserie recht hoch. Man merkt das auch, wenn man Platz genommen und den Sitz so weit wie möglich runtergestellt hat: Man sitzt immer noch vergleichsweise hoch. Diese garantiert einen guten Blick auf den Verkehr, die Karosserie wirkt insgesamt auch verhältnismäßig übersichtlich.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die mittige Anordnung der Rundinstrumente, deren Chormeinfassung einen Hauch von Nostalgie in diesen hochwertigen, eher modernen Innenraum wehen lässt. Dennoch wirkt diese Nostalgie nicht aufgesetzt, das Design ist stimmig. Schalter und Anzeigen sind gut einzusehen und zu erreichen, lediglich der über dem Tempomathebel sehr hoch platzierte Blinkhebel erfordert etwas Übung in der Handhabung. Das Platzangebot ist eher Kleinwagen-typisch, allerdings finden auch größer Gewachsene ausreichende Kopffreiheit. Dank der nur zweisitzigen Rückbank ist auch die Ellenbogenfreiheit nicht knapp bemessen. Allerdings ist die Kniefreiheit hinten etwas eingeschränkt, wenn vorne große Leute sitzen. Der Kofferraum fasst mindestens 215 Liter, 290 Liter sind es bei nach vorne geschobener Rückbank (Serie ab Argento-Ausstattung). Dachhoch und bis zu den Vordersitzen stehen nach Umklappen der serienmäßig (ab der Version Oro asymmetrisch geteilt) umklappbaren Rücksitzbank gute 895 Liter zur Verfügung. Die maximale erlaubte Zuladung ist mit 440 kg für einen Kleinwagen großzügig bemessen.

Der Innenraum besticht durch hochwertige Materialien und gute Verarbeitung. Nichts klappert oder knarzt, auch nicht bei der Fahrt auf wirklich schlechten Straßen. Die Platino-Ausstattung kommt serienmäßig mit zweifarbigen Ledersitzen (Cognacfarben oben / Creme unten). Mein persönlicher Favorit ist hier eher die cremefarbene Alkantara-Ausstattung, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sie etwas empfindlicher ist als das robuste Leder. Über der Basisversion stehen drei umfangreiche Ausstattungslinien zur Wahl: Argento (Silber), Oro (Gold) und Platino (Platin). Ab der Basisversion gibt es unter anderem serienmäßig eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, manuell von innen einstellbare Außenspiegel, eine Easy-Entry-Funktion für die Vordersitze, Bordcomputer sowie Wärmeschutzverglasung rundum. Ab Argento gibt es darüber hinaus serienmäßig zum Beispiel eine manuelle Klimaanlage und die verschiebbare Rückbank. In der Oro-Version kann der Ypsilon zudem mit Features wie einer verstellbaren Wirbelsäulenstütze, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, Nebelscheinwerfern sowie einem Audiosystem mit Radio und CD-/MP3-Spieler aufwarten. Die Top-Ausstattung Platino enthält zusätzlich unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Tempomat, 15-Zoll-Räder sowie ein Bose Sound System mit Radio und CD-Spieler. Gegen Aufpreis gibt es zum Beispiel Leichtmetallräder, eine Sitzbank mit drei Sitzen im Fond, Regen-/Dämmerungssensor, eine Einparkhilfe hinten Navigationsradio, CD-Wechsler sowie ESP.

 

Der 95 PS starke 1,4-Liter-Ottomotor ist die sportliche Spitze der Ypsilon-Baureihe. Serienmäßig ausgestattet ist der 1.4 16V mit einem manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe. Großzügige Motorleistung und eine kurze Getriebeübersetzung verhelfen dem knapp 1.055 kg leichten Ypsilon zu einem flotten Antritt, gutem Durchzug und einer angemessenen Leistungsentfaltung. Der Motor lässt sich für ein sparsames Vorankommen gut früh schalten. Bei knapp über 50 km/h fährt er sich im fünften Gang jenseits der Ruckelgrenze. Der vibrationsarm laufende Motor ist auf einem sehr akzeptablen Niveau akustisch präsent, was bei einem Kleinwagen aber nicht erstaunt.

Präzise Schaltwege und eine leichtgängige Hebelführung gehören zu den positiven Seiten des Schaltgetriebes, die langen Schaltwege sind eine Folge des hoch positionierten Schalthebels. Einzig der sehr lange Weg des Kupplungspedals trübt ein wenig die Schaltfreude. Als Option steht ein automatisiertes Fünfganggetriebe zur Wahl, welches die Italiener mit dem Kürzel DFN in der Preisliste führen. Das DFN-System steht ausgeschrieben für „Dolce far niente“, das süße Nichtstun, obwohl sich das automatisierte Getriebe natürlich auch von Hand schalten lässt …

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht der manuell geschaltete Ypsilon 10,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h. Für den Verbrauch gibt Fiat 8,4 Liter Superbenzin je 100 km Stadtverkehr an, 5,6 Liter außerorts und 6,6 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – ökonomische Fahrweise natürlich vorausgesetzt. Alle Motoren der Ypsilon-Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU4.

 

Der kleine Premium-Italiener verfügt über Frontantrieb. Dank kurzem Radstand und schmaler Spur ist er sehr wendig. Besondere Vorteile bietet hier die Servolenkung Dualdrive™ mit ihrer City-Funktion: Im normalen Fahrbetrieb reagiert sie etwas direkter und unmittelbarer auf Lenkbefehle, im City-Modus ist sie etwas leichtgängiger, um das Rangieren und Einparken zu erleichtern.

Das Fahrwerk ist eher komfortabel ausgelegt, an Premium-Kleinwagen stellt man halt entsprechende Anforderungen. Nachteil dieser Auslegung ist allerdings eine größere Seitenneigung der Karosserie in den Kurven. Dennoch fährt sich der Ypsilon sicher. Leichtfüßig, agil und spurtreu meistert er flotter gefahrene Kurven, nur leicht zeigt sich eine Tendenz, über die Vorderräder nach außen zu schieben. Das liegt neben dem hervorragenden Fahrwerk auch an den für einen Kleinwagen sehr breiten Reifen: Die Top-Version Platino steht auf 15-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 195/55 R 15 (anstelle der in den unteren Ausstattungslinien serienmäßigen 185/65 R 14). ESP war in unserem Testwagen nicht vorhanden, ist aber gegen Aufpreis verfügbar. Der Kleinwagen verfügt über innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten, die für den nur knapp über eine Tonne schweren Kleinwagen eine standfeste Verzögerung garantieren.

Die selbsttragende Ganzstahlkarosserie bietet den Insassen Sicherheit durch eine verstärkte Fahrgastzelle, Seitenaufprallschutz in den Türen und Energie absorbierende Front- und Heckteile. In Innenraum schützen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen vier Plätzen, Front- und Kopfairbags sowie optional erhältliche Seitenairbags (nicht in Verbindung mit Innenausstattung Glamour). Die optionale dreisitzige Rückbank kommt standardmäßig mit drei Kopfstützen und drei Drei-Punkt-Gurten. Zur Serienausstattung gehört ein Reifenreparatur-Kit, gegen Aufpreis gibt es ein Notrad. ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung ist ab der Basisversion an Bord, ESP mit Bremsassistent, integriertem Hillholder und Antriebsschlupfregelung ist nur optional verfügbar, allerdings nicht für den kleinsten Motor der Baureihe, den 1.2 8V mit 60 PS.

 

Ab 11.600 Euro steht der noble Italiener in der 60-PS-Basisversion in den Preislisten. Den 1.4 16V gibt es ab 13.750 Euro in der Ausstattung Argento. In der Top-Ausstattung Platino schlägt er mit Preisen ab 16.150 Euro zu Buche. Aufpreis kosten unter anderem alle Lackierungen außer Tiziano Rot (also alle Varianten von Pastell Exklusiv, Metallic, Perleffekt und Bi-Colore), Leichtmetallräder, ein elektrisches Glasschiebedach, die Innenausstattung in Alkantara, Multifunktionslenkrad, Lederlenkrad/-schaltknauf, drei Sitze im Fond sowie verschiedene Audiosysteme.

Über die zweijährige Sachmängelhaftung hinaus gibt der Lancia-Händler für zwei Jahre eine Mängelbeseitigungsgarantie, drei Jahre Garantie auf die Lack sowie acht Jahre Garantie auf die Karosserie gegen Durchrostung von innen nach außen und eine zweijährige Mobilitätsgarantie. Gegen Aufpreis bietet Lancia verschiedene Anschlussgarantien für zwölf oder 24 Monate. Die Serviceintervalle liegen bei 20.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 18 / 29 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 19, TK 17) ein.

© Februar 2006
Petra Grünendahl
, Fotos: Lancia

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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