Toyota Yaris II 1.3 MMT

Fahrbericht.
Toyota Yaris 2 1.3 MMT Sol
Gereifter Flexibilitätskünstler
Von Petra Grünendahl

Gute 11 cm länger, 3,5 cm breiter und 3 cm höher ist die zweite Generation von Toyotas Kleinwagen Yaris geworden. Der neue Yaris wurde im europäischen Design-Zentrum von Toyota entworfen und wird wie der Vorgänger im französischen Valenciennes gebaut. Nur behutsam haben die Toyota-Designer seine äußere Erscheinung weiter entwickelt. Gleiches gilt für den Innenraum: Keine Experimente, aber eine Idee mehr Pfiff und Dynamik. Eine verbesserte Aerodynamik trotz des größeren Raumangebots gehören ebenso zu seinen Pluspunkten eine bessere Umweltverträglichkeit (verbaute Materialien, Recycling und Verbrauch) und ein verbessertes Geräusch- und Vibrationsniveau. Einen ersten Eindruck von dem, was der Neue besser kann als der Alte, bekamen wir auf einer Ausfahrt ins Bergische Land.

 

Als Drei- oder Fünftürer ist der Yaris zu haben. Besser ist der Zugang zur zweiten Reihe natürlich beim Fünftürer, der Dreitürer erleichtert mit Easy-Entry-Funktion auf der Beifahrerseite den Einstieg für die Fondpassagiere. Die hohe Sitzposition bietet keine besonders gute Übersicht über die Karosserie, aber es geht. Das Platzangebot ist in Ordnung, zumindest Passagiere von Durchschnittsgröße haben wenig Probleme.

Eine im Vergleich zum Vorgänger verbesserte Flexibilität und Funktionalität bietet das neu entwickelte, ab der Basisversion serienmäßige Easy-Flat-Sitzkonzept: Die Rücksitze sind im Verhältnis 60:40 umklappbar sowie individuell verschiebbar und mit neigungsverstellbaren Lehnen ausgerüstet. Das erlaubt ein Ladevolumen von zwischen 275 und 363 Litern hinter den Rücksitzen. Bei Bedarf schafft man im Handumdrehen für eine völlig ebene Ladefläche. An maximalem Ladevolumen steckt sich der kleine Japaner gute 1.183 Liter weg.

Für einen Kleinwagen ist die Geräuschdämmung ziemlich gut, auch der Motor ist zwar präsent, aber nicht störend. Die Verarbeitung ist ebenso wie die verwendeten Materialien hochwertig und ohne Tadel. Toyota bleibt seinem Mäuse-Kino auf der Armaturenbrettmitte treu. Wer sich daran gewöhnt hat, kommt mit den Anzeigen gut klar. Gut zu handhaben sind die Schalter, der Überblick ist einfach, alles ist in Reichweite. Mehr Staufächer und Ablagen hat der Yaris nach Herstellerangaben darüber hinaus im Innenraum zu bieten.

Vier Ausstattungslinien stehen für den Yaris zu Wahl. Über der Basisversion rangieren die Linien Luna, Sol und Executive. Die Basisversion kommt serienmäßig  mit elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, CD-Radio mit vier Lautsprechern, Wärmeschutzverglasung rundum und Servolenkung sowie 14-Zoll-Stahlfelgen mit Radabdeckung. Ab der Ausstattung Luna verfügt der Yaris zudem über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und 15-Zoll-Stahlräder sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm VSC mit Traktionskontrolle TSC. Die Ausstattungslinie Sol bietet darüber hinaus einen höhenverstellbaren Fahrersitz, beheizbare Außenspiegel, eine manuelle Klimaanlage, CD-Radio mit MP3-Abspielfunktion und sechs Lautsprechern sowie ein höhen- und neigungsverstellbares Lederlenkrad mit Audio-Bedienelementen. Die Executive-Version rundet das Ganze ab mit Klimaautomatik, das schlüssellose Zugangssystem Smart Key, Nebelscheinwerfern und 15-Zoll-Leichtmetallfelgen.

 

Bekannt aus dem Vorgänger ist der 1,3-Liter-Ottomotor mit 87 PS. Ein neuer 1-Liter-Benziner (aus dem Aygo) mit 70 PS – er ersetzt die 65-PS-Version, die wir im Vorgänger gefahren sind – sowie ein 1,4-Liter-Common-Rail-Diesel mit 90 PS runden die Motorenpalette ab. Der 87-PS-Benziner ist eine starke Motorisierung für diesen Kleinwagen, der leer immerhin gute 1,1 Tonnen (als Diesel sogar fast 1,2 Tonnen) auf die Waage bringt. Ein Sportler wird er damit nicht, aber das ist ja in dieser Klasse auch nicht gewollt. Flott unterwegs ist man innerorts und auf Landstraßen, für ein zügiges Überholmanöver auf der Autobahn ist aber bei höherem Tempo durchaus der Wechsel in einen niedrigeren Gang empfehlenswert.

Zur Wahl hat der Kunde ein manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe sowie eine Fünfgang-Multi-Mode-Getriebeautomatik, die auch sequentiell von Hand geschaltet werden kann. Sie schaltet naturgemäß etwas behäbiger, man spürt den Gangwechsel deutlich. Mit einem geschickten Gasfuß und von Hand geschaltet geht es etwas ruhiger auf und ab.

Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht der 1.3er Yaris mit MMT-Getriebe nicht gerade flotte 13,1 Sekunden (mit manueller Schaltung reichen 11,5 Sek.), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beiden Getriebevarianten bei 170 km/h. Im Verbrauch glänzt dann die Automatik mit 6,7 Litern Superbenzin je 100 km in der Stadt, 5,3 Litern außerorts und 5,8 (mit manueller Schaltung sind es 7,2, 5,3 bzw. 6,0 Liter, alles Herstellerangaben), Der Motor erfüllt mit beiden Getriebevarianten die Abgasnorm EU4.

 

Der Fronttriebler verfügt über einen guten Geradeauslauf, die geschwindigkeitsabhängige elektrische Servolenkung spricht gut an, ist präzise und zielgenau und bei höherem Tempo etwas direkter ausgelegt, was auf kurvigen Pisten für jede Menge Fahrspaß sorgt. Die Fahrwerksabstimmung ist eine gelungene Mischung aus Komfort und der für die Sicherheit nötigen Straffheit. Die Karosserieneigung hält sich in wohltuenden Grenzen, solange man bei den Lenkbewegungen nicht zu hart und abrupt zur Sache geht.

Der Kontakt zur Fahrbahn geht in Ordnung, das Fahrverhalten ist insgesamt problemlos, der Grenzbereich kündigt sich rechtzeitig durch ein leichtes Untersteuern an. Der Yaris ist nicht nur sicher, sondern dank seines kleinen Wendekreises sehr handlich zu führen. Dank der aerodynamischen Optimierung (als Weiterentwickung des Vorgängers) erzeugt der Yaris mehr Abtrieb und vermittelt damit mehr Hochgeschwindigkeitsstabilität, die gerade bei Kleinwagen oftmals nicht wirklich prickelnd ist.

Die Sol-Ausstattung steht serienmäßig auf 15-Zoll-Rädern mit 185/60er Reifen (Basisversion kommt mit 165/70 R 14), was gute Bodenhaftung in Kurven, aber auch beim Bremsen verspricht. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern im Notfall sehr gut für einen Kleinwagen, sicher und spurtreu. Die Basisversion der Baureihe verfügt allerdings noch über Trommelbremsen hinten.

Passive Sicherheit bieten den Insassen eine selbsttragende Ganzstahl-Sicherheitskarosserie mit Aufprallenergie absorbierender Struktur, Sicherheitsfahrgastzelle (MICS) und Seitenaufprallschutz in allen Türen, aktive Kopfstützen vorne (Schleudertrauma-Schutzsystem WIL der zweiten Generation), Front-, Seiten- und Kopf-Airbags sowie Knie-Airbag für den Fahrer, Kopfstützen und Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen fünf Plätzen sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Außenplätzen im Fond. Fünf Sterne im EuroNCAP gab es im Crashtest für die Insassensicherheit. An elektrischen Helfern sind ABS, die elektronische Bremskraftverteilung EBD und ein Bremsassistent mit an Bord, ab der Luna-Version auch das Elektronische Stabilitätsprogramm VSC mit Traktionskontrolle TRC. Die Basisversion ist so natürlich aus Sicherheitsgründen keine Empfehlung. Da lohnen sich die 1.400 Euro Aufpreis für die Luna-Ausstattung, die außer Scheibenbremsen rundum, größeren Reifen, Traktionskontrolle und ESP auch Komfortfeatures wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorne zu bieten hat.

 

Zu haben ist der Yaris in der Grundausstattung mit 1-Liter-Motor ab 10.950 Euro. Den 1.3 VVT-i mit MMT gibt es erst ab der Sol-Ausstattung zu Preisen ab 15.150 Euro. Der Fünftürer kostet im Vergleich zum Dreitürer 700 Euro Aufschlag. Extra kosten auch Features wie Mica- oder Metallic-Lackierung, eine elektronische Ultraschall-Einparkhilfe hinten, ein DVD-Navigationssystem sowie verschiedene Freisprech-Systeme fürs Mobiltelefon.

Toyota gibt drei Jahre Garantie auf das Neufahrzeug (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Während der Neuwagen-Garantie-Zeit läuft auch der fast europaweite Mobil-Service (Toyota Eurocare). Zum Service muss der Yaris alle 30.000 km (nach maximal zwei Jahren), ein Zwischencheck mit Ölwechsel ist nach 15.000 km (oder einmal im Jahr) fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 12 / 15 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© Mai 2006
Petra Grünendahl
, Fotos: Toyota

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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