Fahrbericht.
Nissan Micra III 1.2 Visia
Knuffiger kleiner Flitzer
Von Petra Grünendahl
Den Nissan Micra gibt es seit schon 1983. Seit dem Modelljahr 2003 steht jetzt die dritte Generation beim Händler. Zwar ist er im Design moderner gezeichnet als seine Vorgänger, aber knuffig und rund ist er immer noch – vielleicht sogar mehr als früher. Mit seinem 3,72 m kann man ihn guten Gewissens noch als Kleinwagen bezeichnen, ist er doch genau so lang geblieben wie die Vorgänger-Version. Zugelegt hat er aber in der Breite auf 1,66 (plus 7 cm) und in der Höhe auf 1,54 m (plus 10 cm). Mit dem 65-PS-Basismotor stand uns ein Micra in der Grundausstattung Visia für eine Ausfahrt zu Verfügung.
Der Fünftürer bietet natürlich den besseren Zugang zum Passagierraum, aber auch im Dreitürer steigen die Fondpassagiere dank der Easy-Entry-Funktion der Vordersitze recht bequem ein. Großzügig ist das Platzangebot für einen Kleinwagen, irgendwie so gar nicht „micra“. Nun gut, in einem Kleinwagen ist die Ellenbogenfreiheit in der zweiten Reihe mit drei Leuten etwas knapp. Auch sollten hinten keine Sitzriesen Platz nehmen, da die schicke gebogene Dachlinie hier ihre Nachteile hat. Die Kopfstützen auf der Rückbank sind alle drei versenkbar, was dem Blick nach hinten sehr gut tut, wenn die Reihe nicht besetzt ist. Die niedrige Ladekante erleichtert das Einladen. Der Laderaum wuchs von 206 Litern auf mindestens 251 Liter, das maximale Ladevolumen bei umgelegter Rückbanklehne auf 982 Liter (von 906 Litern). Die komplette Rückbank lässt sich um 20 cm nach vorne verschieben, was den Laderaum um gute 120 Liter vergrößert, ohne auf die hinteren Sitze verzichten zu müssen. An der Übersicht gibt es – wie schon beim Vorgänger – rein gar nichts auszusetzen, da hebt sich der kleine Japaner wohltuend von seinen Wettbewerbern ab.
Der Innenraum und das Cockpit sind schnörkellos und funktional gestaltet. Die Verarbeitung ist nicht zu beanstanden, die Materialien machen qualitativ einen guten Eindruck. Übersichtlich ist das Cockpit, Schalter, Hebel und Anzeigen sind in Griffweite und Sichtfeld, der Fahrer wird vom Verkehrsgeschehen kaum abgelenkt.
Die Basisausstattung des Micra nennt sich Visia. Sie umfasst unter anderem eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, eine geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und 14-Zoll-Stahlfelgen, Fahrersitz und Lenkrad sind höhenverstellbar. Extra kosten die Klimaanlage, eine Radio-CD-Kombination und eine verschiebbare Rücksitzbank mit asymmetrisch geteilter Lehne, alle diese Features gehören aber schon in der nächsthöheren Ausstattungslinie Acenta ebenso zur Serienausstattung wie Bordcomputer, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Nebelscheinwerfer, Lichtautomatik, Regensensor und Lederlenkrad. Die Liste der Ausstattungsoptionen (z. T. in höheren Ausstattungslinien Serie) ist lang und enthält weitere Extras, die den Micra zu einem Luxus-Kleinwagen machen. Diese reichen zum Beispiel von der Klimaautomatik und DVD-Navigationssystem über Leichtmetallräder und ein Dachträgersystem bis hin zum Intelligent Key für den schlüssellosen Zugang und Motorstart.
Der 1,2-Liter-Motor mit 65 PS ist die Basismotorisierung und nur in der Basisausstattung Visia zu haben. Leider, denn das Motörchen ist völlig ausreichend und stünde auch den besser ausgestatteten Micras noch gut zu Gesicht. Ab der Acenta-Version gibt es nämlich nur noch die 80 PS starke Variante des Basismotors. Ein 1,4-Liter-Benziner mit 88 PS, der 110 PS starke 1,6-Liter-Topmotor sowie ein 1,5-Liter-Common-Rail-Diesel mit 86 PS vervollständigen die Motorenpalette.
Bei einem Leergewicht von etwas über einer Tonne ist der Basis-Micra auch mit dem 65-PS-Motor flott unterwegs. Zumal die 80-PS-Version auch nicht mehr Drehmoment (Maximum von 110 Nm bei 3.600 Touren) zu bieten hat. Die Drehmomentkurve flacht lediglich beim 65-PS-Micra nach Erreichen des Drehmomentmaximums deutlich schneller wieder ab. Die 100 Nm werden schon bei ca. 4.300 Touren unterschritten, während sich beim 80-PS-Micra noch bis etwa 5.400 U/min. mehr als 100 Nm über die Antriebswellen hermachen. Die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 absolviert der 65-PS-Micra in 16,3 Sekunden (mit 80 PS sind es 13,5 Sekunden), seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 154 km/h (mit 80 PS bei 167 km/h).
Zügig im Antritt, anständig im Durchzug und mit ordentlicher Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband glänzt schon der Basis-Micra. Man ist flott unterwegs, aber natürlich in keiner Weise sportlich. Ein pfiffiger Kleinwagen halt, mit dem dieser Motor hervorragend harmoniert und in diesem Bereich auch kaum Wünsche offen lässt. Wer es sportlicher mag, darf gerne auch höher ins Motorenregal greifen, schließlich hat Nissan hier bis zu 110 PS für seinen Kleinwagen im Angebot. Dabei läuft der Motor kultiviert, ruhig und vibrationsarm, erst der kräftige Tritt aufs Gaspedal lässt ihn im Innenraum präsent werden.
Der Schalthebel des manuellen Fünfgang-Getriebes flutscht zielgenau durch die präzisen und kurzen Gassen. Dank der knackig kurzen Getriebeübersetzung will der Schaltknüppel im Stadtverkehr aber nicht allzu rege bedient werden. Der Verbrauch hält sich trotzdem in ordentlichen Grenzen: 7,4 Liter Superbenzin sind es je 100 km innerorts, 5,1 Liter außerorts und 5,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben). Der Verbrauch des 80-PS-Micra mit manuellem Schaltgetriebe ist übrigens identisch. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Dank Frontantrieb und einer direkt ausgelegten Lenkung ist der Micra ein agiler Kleinwagen, der dem Fahrer eine gute Portion Fahrspaß bei problemlosem Handling garantiert. Zackig umrundet er auch bei flotter Gangart engste Kurven, da ist er richtig in seinem Element. Wenn es zu flott zur Sache geht, macht er den Fahrer durch ein leichtes Schieben über die Vorderräder darauf aufmerksam. Dabei ist er aber durch ein leichtes Gaslupfen einfach wieder auf die richtige Spur zu bringen. Tückische Lastwechselreaktionen sind ihm fremd, er reagiert auch ohne ESP, das in der Basisversion leider nicht einmal für Geld und gute Worte zu bekommen ist, weitgehend gutmütig und beherrschbar. Der kleine Wendekreis macht sich auch beim Rangieren positiv bemerkbar.
Unkomfortabel ist der Kleinwagen nicht, kleine Unebenheiten bügelt er lässig glatt. Dabei ist er aber auch straff genug, um in den Kurven eine guten Bodenhaftung bei geringer Karosserieneigung zu gewährleisten. Serienmäßig steht das Basismodell auf 14-Zoll-Rädern mit 165/70er Reifen, die hier für gute Traktion und Seitenführung völlig ausreichend sind. Die Bremsanlage (innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) hat gegenüber dem Vorgänger-Modell auch dank Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent qualitativ Fortschritte gemacht: Die Bremswege sind im Falle einer Notbremsung kurz und sicher.
Zum Schutz der Insassen verfügt der Micra über eine aus hochfesten Stählen gefertigte Sicherheitsfahrgastzelle, deren Karosserie-Querträger, seitliche Dachstreben, B-Säulen und Türschweller besonders verstärkt wurden, über Energie absorbierende Innenraumverkleidungen, Drei-Punkt-Gurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, um dort bei Bedarf 0auch Kindersitze gegen Fahrtrichtung anbringen zu können. Aktive Kopfstützen vorne sowie Kopfairbags vorn und hinten gibt es nur in der sportlichen Topausstattung 160SR serienmäßig, aber ansonsten immerhin gegen Aufpreis. An aktiven elektronischen Helfern sind ab der Basisversion ABS, die elektronische Bremskraftverteilung EBD und einen Bremsassistenten mit an Bord. ESP gibt es leider erst ab der Acenta-Ausstattung gegen Aufpreis, nicht für den Basis-Micra. Im EuroNCAP gab es 2003 vier Sterne für Insassensicherheit und zwei Sterne für Fußgängerschutz.
Den Micra gibt es ab 10.790 Euro in der dreitürigen Version, der Fünftürer kostet ab 11.390 Euro. Sinnvoll ist vom Ausstattungsumfang und den möglichen Optionen her (erst hier gibt es ESP) die Acenta-Ausstattung, die ab 13.990 Euro (Fünftürer ab 14.590 Euro) in den Preislisten steht, aber mit einem 80 PS starken 1,2-Liter-Motor besser motorisiert ist. Aufpreis kosten Metallic-Lackierungen und verschiedene Extras bis hin zu Klimaautomatik und DVD-Navigationssystem.
Nissan gibt drei Jahre Garantie auf den Neuwagen (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zeitlich unbegrenzt gilt die Mobilitätsgarantie bei Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Wartung unterscheidet beim Micra 1.2 drei Kategorien: Zum Service I muss der Micra alle 20.000 km, Service II ist nach 40.000 km (oder 12 Monaten) fällig, Service III nach 60.000 km (oder 24 Monaten). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 17 / 15 (KH / VK / TK) ein.
© Januar 2007
Petra Grünendahl, Fotos: Nissan
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