Alfa Romeo 159 Sportwagon 2.2 JTS

Fahrbericht.
Alfa Romeo 159 Sportwagon 2.2 JTS
Sportlicher Schick aus Italien
Von Petra Grünendahl

Angriffslustig guckt der Alfa 159 Sportwagen aus seinen sechs Augen (acht inkl. Nebelscheinwerfer ab der Progressive-Ausstattung) auf den Asphalt. Der große Scudetto dominiert die Front und lässt keine Zweifel aufkommen, aus welcher Schmiede dieser schicke Kombi stammt. Nicht nur von vorne macht der 4,66 m lange Italiener eine gute Figur, auch von der Seite und von hinten ist er ein optischer Leckerbissen, der in vielen Details nicht verhehlen kann, dass er auf die von Walter De Silva gezeichneten Karosserie von 156 bzw. 156 Sportwagon zurückgeht. Einen ersten Eindruck vermittelte ein 159 Sportwagon mit 2,2-Liter-Motor und 185 PS in der Top-Ausstattung Distinctive.

 

Fünf Türen bieten einen guten Zugang zum Innenraum für Passagiere und zum Einladen. Platz nehmen die Passagiere auf straffen Ledersitzen, welche guten Seitenhalt bieten. Das gilt auch für die Außenplätze hinten. Dafür ist der mittlere Sitz nicht wirklich bequem, aber mit Kopfstütze und Drei-Punkt-Gurt zumindest für kleinere Leute uneingeschränkt nutzbar. Viel Kniefreiheit finden Insassen in beiden Sitzreihen, die Kopffreiheit hinten ist aber eher nur für Italiener (oder Japaner) bemessen ;-). Die Übersicht ist – wie heutzutage üblich – nicht wirklich prickelnd, aber dafür gibt es optional sowohl für vorne als auch für hinten eine Einparkhilfe.

Mehr Lifestyle als Praxis verspricht der Laderaum, der mit 445 bis 1.235 Litern vielleicht gerade bei den Kompaktklasse-Kombis mithalten kann, aber seine eigentlichen Wettbewerber Audi A4 und BMW 3er haben auch nicht wirklich viel mehr zu bieten. Außerdem kann ein echter Alfisti über solche Banalitäten großzügig hinweg sehen. Alfa Romeo baut Autos fürs Herz (!) – und nicht unbedingt für den Verstand ;-). Und der Laderaum reicht in Verbindung mit einer maximalen Zuladung von 445 kg fürs kleine Urlaubsgepäck schon aus. Die Rücksitzbank ist beim Sportwagon ab der Progressive-Ausstattung asymmetrisch geteilt umklappbar, Verzurrösen im Gepäckraum erleichtern das Sichern der Ladung.

Der Innenraum wirkt hochwertig, die Verarbeitung ist in Großen und Ganzen nicht zu beanstanden. Aluminiumeinlage im Armaturenbrett und in den Türen sowie Chromringe um die Lüftungsdüsen setzen sportliche Farbtupfer in den ansonsten komplett schwarzen Innenraum. Das Cockpit ist aufgeräumt und intuitiv zu bedienen. Die Mittelkonsole ist dem Fahrer zugeneigt. Die optionale Zwei-Zonen-Klimaautomatik sitzt vielleicht etwas tief, aber man muss sie ja in aller Regel nur einmal vor Fahrtbeginn einstellen …

Ab der Basisausstattung Impression verfügt der Sportwagon eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegeln, Dachspoiler, eine manuelle Klimaanlage, Check-Control für Türen/Kofferraum und eine Service-Intervallanzeige, eine Audioanlage mit CD und Radio, Laderaumabdeckung, Wärmeschutzverglasung rundum sowie eine Befestigungsvorbereitung für Last- oder Skiträger und 16-Zoll-Stahlräder mit Radabdeckung. Ab der Progression-Ausstattung gibt es elektrische Fensterheber hinten, Lederlenkrad und –schaltknauf, Trip-Computer inkl. Multifunktionsdisplay, 16-Zoll-Leichtmetallräder und Nebelscheinwerfer dazu. Die Top-Ausstattung Distinctive umfasst darüber hinaus Features wie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor, Lichtsensor, Beschlag- und Geruchsensor, eine Geschwindigkeitsregelung, automatisch abblendende Innenspiegel, verschiedene Aluminiumeinsätze im Innenraum und Multifunktionstasten für Radio/Telefonbedienung am Lenkrad sowie 17-Zoll-Leichtmetallräder. Aufpreis kostet selbst in der Topversion des sportlichen italienischen Kombis die Dachreling. Außerdem gibt es optional Ledersitze, Sitzheizung, Xenonscheinwerfer, Einparkhilfen für vorne und  hinten und 18-Zoll-Leichtmetallräder.

 

Vier Benziner und drei Dieselvarianten zwischen 120 und 260 PS hat der Käufer zur Wahl. Wir fuhren den Sportwagon 2.2 JTS 16V mit 185 PS und Direkteinspritzung. Zwei gegenläufige Ausgleichswellen sorgen für einen ruhigen und kultivierten Motorlauf. Mit seinen 185 Pferden steht der Sportwagon gut im Futter. Der Motor zieht die nur mit Fahrer schon über 1,6 t schwere Karosserie recht souverän auch auf bergigeren Passagen. Der Motor ist traditionell bei Alfa Romeo ausgelegt auf viel Drehzahl, das maximale Drehmoment von 230 Nm liegt erst bei 4.500 U/min. an. Dennoch reicht auch bei wenig Touren die Kraft aus, locker auch in höheren Gängen mehr oder weniger schaltfaul im Stadtverkehr mit zu schwimmen. In punkto Antritt, Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung lässt er Freunden einer souveränen, aber gelassenen Fortbewegung wenig Wünsche offen. Wer’s richtig sportlich mag, kann immer noch zu Alfa Romeos 260 PS starkem Sechszylinder greifen …

Schön und präzise zu schalten ist das knackige manuelle Sechsganggetriebe. Der Hebel flutscht durch die Schaltgasse, dass es die wahre Freude ist. Da ist es ja fast schon eine Schande, dass sich dieses Fahrzeug auch durchaus auch im Stadtverkehr schaltfaul bewegen lässt. Das Kupplungspedal hat allerdings viel Spiel, was nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Weder die Benzindirekteinspritzung noch die Getriebeübersetzung sind auf Sparsamkeit ausgelegt. Vielmehr lag bei Alfa Romeo eine sportliche Auslegung deutlich näher und mit der knackig kurzen Getriebeübersetzung wirkt er trotz seines Gewichts fast schon temperamentvoll, wenn man ihm etwas Feuer unterm Hintern macht.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht er gute 9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 220 km/h. Im Verbrauch ist er – sowohl durch die Motor-/Getriebeauslegung als auch durch das hohe Gewicht bedingt – nicht wirklich sparsam: 13,2 Liter Superbenzin konsumiert er je 100 km innerorts, das ist nicht gerade sein Revier. Seine 7,3 Liter Verbrauch außerorts zeigen da schon eher, auf welchen Wegen er bewegt werden will. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm ergeben die Messungen auf dem Rollenprüfstand gute 9,5 Liter (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.

 

Der Alfa 159 verfügt über Frontantrieb, was ihn zu einem sehr problemlosen Begleiter macht. Satt liegt der Sportwagon auf der Straße, nicht zu beanstanden ist sein Geradeauslauf. Die servo-unterstützte Lenkung ist sehr direkt, sehr präzise und spricht auch um die Mittellage sehr gut an. Trotz seiner Größe wirkt der Sportwagon sehr agil und dynamisch, untersteuert auch in sehr flott gefahrenen Kurven nur minimal und bleibt bis an den hoch angesiedelten Grenzbereich sehr gut beherrschbar. Da kommt pure Freude am sportlichen Fahren auf, wenn man den Italiener um enge Landstraßenkurven zirkelt. Exakt ist die Radführung bei Kurvenfahrten ebenso wie bei plötzlichen Ausweichmanövern, die solide Straßenlage vermittelt Sicherheit. Das serienmäßige ESP (heißt hier VDC für Vehicle Dynamic Control) regelt erst spät, muss aber im Normalfall ohnehin nicht eingreifen.

Serienmäßig ist das Fahrwerk schon eher sportlich-straff ausgelegt, um den sportlichen Anspruch der Marke Alfa Romeo zu unterstreichen. Dabei kommt der Fahrkomfort aber in keinster Weise zu kurz, hier ist bei der Fahrwerksabstimmung ein guter Kompromiss gefunden worden. Anstelle der beim Distinctive-Modell serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetaller mit 225/50 er Bereifung stand unser Sportwagon sogar auf 18-Zöllern mit 235/45er Gummis. Obwohl der Kombi dadurch noch einen Tick straffer auf dem Asphalt steht, ist der Restkomfort immer noch mehr als anständig. Serienmäßig verfügt der Alfa 159 / Sportwagon über ein Reifenreparatur-Kit, auf Wunsch und gegen Aufpreis ist aber auch ein Notrad zu haben. Die Bremsanlage mit groß dimensionierten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) spricht schnell an, ist gut dosierbar und verzögert standfest und prompt.

Für die Sicherheit der Insassen hat Alfa Romeo dem 159 als Limousine ebenso wie dem Sportwagon eine verstärkte, stauchfeste und verwindungssteife Fahrgastzelle, Seitenaufprallschutz in den Türen, Energie absorbierend verformbare Front- und Heckelemente, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen (in der Basisausstattung kostet die dritte Kopfstütze hinten allerdings Aufpreis), aktive Kopfstützen vorne, Front- und Seitenairbags vorne, ein Knieairbag für den Fahrer, Kopfairbags für vorne und hinten sowie zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten mitgegeben. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar (ab Progression), damit dort ein Reboard-Kindersitz mitgeführt werden kann. Optional verfügbar ist ein Knieairbag für den Beifahrer. Dieses Paket wurde im EuroNCAP mit fünf Sternen für Insassenschutz sowie vier Sternen für Kindersicherheit belohnt. An aktiven Fahrassistenten verfügt Alfa Romeos Mittelklasse über eine Antriebsschlupfregelung, die Dynamische Stabilitätskontrolle VDC (heißt woanders ESP) sowie ABS mit Bremskraftverstärker, Bremsassistent und Elektronischer Bremskraftverteilung sowie der Berganfahrhilfe Hill-Holder.

 

Ab 24.550 Euro steht der Alfa 159 in den Preislisten der Händler, der Sportwagon ab 25.850 Euro – mit 140 PS starkem 1,8-Liter-Benzinmotor in der Basisausstattung Impression. Der 2.2 JTS ist erst ab der Progression-Ausstattung verfügbar zu Preisen ab 30.150 Euro, die Top-Ausstattung Distinctive steht mit 32.000 Euro in der Preisliste. Aufpreis kosten zum Beispiel eine Metallic-Lackierung, eine Dachreling, ein elektrisches Glasschiebedach, Parksensoren hinten bzw. vorne und hinten, Ledersitze, verschiedene Ergänzungen/Erweiterungen des serienmäßigen Audiosystems, ein Navigationssystem, Handyvorbereitung und Bluetooth-Freisprecheinrichtung sowie verschiedene Leichtmetallfelgen mit Niederquerschnittsreifen.

Alfa Romeo gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen (inkl. einer europaweiten Mobilitätsgarantie), drei Jahre auf den Lack sowie acht Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis sind verschiedene Anschlussgarantien zu haben. Die Serviceintervalle liegen bei 30.000 km. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 22 / 24 (KH / VK / TK) ein.

© Februar 2007
Petra Grünendahl
, Fotos: Alfa Romeo

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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