Fahrbericht.
BMW 330i Touring
Mehr Lifestyle als Laster
Von Petra Grünendahl
Kombis aus München heißen Touring. In der 3er- und der 5er-Reihe hat BMW einen im Angebot. Seit Herbst 2005 ist der 3er Touring der aktuellen vierten Generation schon auf dem Markt. Gute vier Zentimeter länger, acht Zentimeter breiter, aber dafür einen knappen Zentimeter flacher als der Vorgänger sind seine Maße (4,52 m/1,82 m/1,41 m). Markante Linien prägen seine Silhouette. Das Design ist eher zeitlos, ohne modischen Schnickschnack. Chrom-Elemente an der Karosserie verraten den Sechszylinder, das verchromte Doppelendrohr verkündet die über 200 PS: Eine Ausfahrt im 330i Touring mit 258 PS gewährte erste Einblicke, was der Mittelklasse-Münchner kann.
Guten Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Für eine bessere Übersicht über die Karosserie gibt es optional eine Einparkhilfe für vorne und hinten, die man besser annehmen sollte! Die optionalen Sportsitze vorne sind straff, gut konturiert und bieten guten Seitenhalt. Das Platzangebot ist in beiden Reihen nicht zu beanstanden, allerdings ist die Ellenbogenfreiheit mit drei Passagieren auf der Rückbank nicht gerade üppig und der mittlere Passagier sitzt etwas aufgebockt, während die anderen auf recht gut konturierten Plätzen untergebracht sind. Wer einen Touring kauft, tut es nicht wegen seiner Transportkapazitäten, denn die sind mit 460 bis 1.385 Litern nicht wirklich großzügig bemessen, das kann mancher Kompakt-Kombi besser. Unter dem Laderaumboden gibt es noch ein weiteres geräumiges Staufach, wenn man das Gepäckraumpaket mit ordert. Die asymmetrisch geteilt umklappbare Rückbanklehne erlaubt die Nutzung des maximalen Gepäckraumes hinter den Vordersitzen. Die Gepäckraumabdeckung, Trennnetz und Verzurrösen zum Sichern der Ladung gibt es serienmäßig, eine Dachreling – um mal bei den Nutzwerten eines Kombis zu bleiben – kostet Aufpreis.
Das Interieur wirkt hochwertig und wird dem Premium-Anspruch des Münchners vollends gerecht. Die Verarbeitung ist tadellos. Das Armaturenbrett ist eher sachlich-funktional in der Anmutung, aber trotz vieler Funktionen nicht überladen und ergonomisch gestaltet. Zahlreiche Einstellungen werden über das optionale zentrale Bedienelement iDrive getätigt. Die Handhabung aller Schalter und Anzeigen ist problemlos, abgelenkt wird der Fahrer dadurch im Idealfall kaum.
Bei BMW gibt es keine Ausstattungslinien, die Serienausstattung orientiert sich an der Motorisierung. Ab der Basisversion 318i umfasst die Serienausstattung – weitgehend für alle Vierzylinder-Modelle – unter anderem eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Bordcomputer und Check-Control und Reifenpannenanzeige, ein separat zu öffnendes Heckfenster, Klimaanlage, eine getönte Wärmeschutzverglasung rundum, Reifen mit Notlaufeigenschaften auf 16-Zoll-Stahlfelgen (inkl. Radabdeckung) sowie ein CD-Radio. Der 330i bringt (wie weitgehend alle Sechszylinder) darüber hinaus zum Beispiel Lenkrad, Schaltknauf und Handbremshebel in Leder, beheizbare Außenspiegel und Frontscheibenwaschdüsen, zusätzliche Innenraumleuchten (u. a. für die Spiegel in den Sonnenblenden) sowie Leichtmetallräder in 17 Zoll und Nebelscheinwerfer ohne weitere Kosten mit. Die Aufpreisliste ist lang und teuer. Sie umfasst Extras wie Dachreling, Sportsitze und Sitzheizung vorne, Xenon-Scheinwerfer, Adaptives Kurvenlicht, Aktivlenkung, Geschwindigkeitsregelanlagen mit unterschiedlichen Funktionsumfängen, Klimaautomatik, M-Sportfahrwerk oder eine sportliche Fahrwerksabstimmung, verschiedene Navigations-, Hifi- und Kommunikationssysteme, Park Distance Control vorne und hinten, Lederpolster sowie Regensensor mit automatischer Fahrlichtsteuerung.
Vier Benzinmotoren und zwei Diesel in insgesamt 10 Leistungsstufen zwischen 122 und 306 PS bilden die Motorenpalette der Baureihe. Der 3-Liter-Reihensechszylinder unseres Testfahrzeugs leistet 258 PS und startet auf Knopfdruck. Der bayerische Reihensechser ist ein Muster an Laufkultur: dezent und vibrationsarm säuselt der sonore Bass unter der Motorhaube vor sich hin. Freudig dreht er hoch, wenn das Gaspedal ihn mit einem Mehr an Brennstoff versorgt, und lässt dabei auch akustisch keine Zweifel an seiner Kraft aufkommen. In punkto Antritt, Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung ist der Motor in der leer knapp über 1,6 t schweren Limousine über jeden Zweifel erhaben. Das maximale Drehmoment von 300 Nm steht zwischen 2.500 und 4.000 Touren zur Verfügung.
Aus dem Stand auf Tempo 100 sprintet er in flotten 8,1 Sekunden, bei 250 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Mit 12,8 Litern Super Plus gibt BMW seinen Verbrauch je 100 km innerorts an, 6,6 Liter sind es außerorts und 8,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – allerdings bei ökonomischer Fahrweise gemessen (alles Herstellerangaben). Der Motor ist für Super plus ausgelegt, damit erfüllt er die vorgenannten Leistungs- und Verbrauchswerte. Er kann aber auch – wie eigentlich alle neueren BMW-Benziner – mit Super- oder Normalkraftstoff betrieben werden, allerdings unter Leistungseinbußen und bei höherem Verbrauch. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Serienmäßig ausgestattet ist der 330i mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe. Kurze und präzise Schaltwege machen die „Handarbeit“ zur wahren Freude. Die richtig knackig kurz geratene Getriebeübersetzung ist für alles andere ausgelegt, aber nicht für einen sparsamen Umgang mit dem heutzutage mächtig teueren Ottokraftstoff. Das ermöglicht aber auch ein sehr schaltfaules Fahren im Stadtverkehr, weil der Motor selbst in höheren Gängen bei niedrigerer Geschwindigkeit noch mächtig gut „zieht“.
Die direkt ausgelegte Lenkung regiert präzise und prompt auf die Lenkbefehle des Fahrers. Der Hecktriebler legt einen ganz ausgezeichneten Geradeauslauf an den Tag. Das Fahrwerk ist eher straff abgestimmt, bietet aber einen akzeptablen Kompromiss in Bezug auf den Fahrkomfort.
Der 330i Touring glänzt mit seiner hohen Fahrdynamik. Wie ein Wiesel zirkelt er flott auch um engste Kurven. Hier ist er ganz in seinem Element und lässt sich praktisch durch nichts aus der Ruhe bringen. Seine Agilität lässt einen glatt die doch größeren Ausmaße der Karosserie mit 1,6 t auf 4,52 m Länge vergessen. Sicher und problemlos liegt er auf der Straße, spurtreu folgt er den Anweisungen des Fahrers. Erst bei sehr forcierter Gangart deutet ein minimales Untersteuern das Nahen des Grenzbereichs an. Plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver meistert er souverän und leichtfüßig.
Unser 330i steht auf den serienmäßigen 17-Zoll-Rädern mit 225/45er Reifen. Mächtige Scheibenbremsen (bei den Sechszylinder-Modellen rundum innenbelüftet) greifen kräftig zu und bringen den Kombi in Null Komma Nix zum Stillstand.
Die Insassen schützen eine Sicherheitsfahrgastzelle mit Seitenaufprallschutz und Pralldämpfer-Stoßfängern vorne und hinten, Sicherheitspedale und Sicherheitslenksäule, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie durchgehende Kopfairbags für beide Sitzreihen und zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen auf der Rückbank. Gegen Aufpreis gibt es Isofix auch für den Beifahrersitz mit abschaltbarem Airbag zur Installation von Kindersitzen, die gegen die Fahrtrichtung montiert werden. Im Jahr 2005 erhielt die BMW 3er-Reihe im EuroNCAP fünf Sterne für Insassenschutz sowie vier von fünf Sternen für Kindersicherheit. An Fahrassistenz-Systemen haben die Bayern ihrer Mittelklasse serienmäßig ABS mit Cornering Brake Control CBC (Kurvenbremskontrolle) für mehr Fahrstabilität beim Bremsen in schnellen Kurven sowie die Dynamische Stabilitäts-Kontrolle DSC (heißt woanders ESP) inkl. Traktionsmodus DTC und Dynamische Bremsen-Kontrolle DBC mitgegeben. Bei den Sechszylindern gibt es das DSC mit Zusatzfunktionen wie einem Anfahrassistenten, Softstop und Fading-Kompensation (Anpassung des Bremsdrucks an die Wärmeentwicklung der Bremse). Der 3er steht serienmäßig auf Runflat-Reifen (pannensichere Reifen) und ist dafür mit einer Anzeige für den Druckluftverlust (RPA) ausgestattet. Ein Ersatz- oder Notrad ist nicht vorgesehen.
Der Einstieg in die BMW 3er-Welt beginnt bei 26.569,83 Euro, den Touring gibt es ab 28.108,62 Euro jeweils als 318i mit 129 PS. Die Sechszylinder-Palette startet beim Touring mit dem 325i ab 35.187,07 Euro, der 330i Touring beginnt in der Preisliste bei 39.495,70 Euro. Aufpreis kosten beim 330i Touring Extras wie Metallic-Lackierung, Dachreling sowie eine ganze Reihe weiterer Features, die das Fahren angenehmer, sportlicher und sicherer machen.
BMW gibt zwei Jahre Sachmängelhaftung (gesetzlich garantierte Gewährleistung) auf den Neuwagen, zwei Jahre Garantie auf den Lack sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Für den Erstbesitzer gibt es eine unbegrenzte Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Der 3er verfügt über das Wartungssystem „Condition Based Service“, d. h. die Serviceintervalle richten sich nach Fahrweise und Einsatzbedingungen. Eine Servicebedarfsanzeige weist auf das Nahen des Servicezeitpunktes hin. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 20 / 21 (KH / VK / TK) ein.
© März 2007
Petra Grünendahl / IN*TEAM Redaktionsbüro,
Fotos: BMW