Fiat Bravo 1.9 M-Jet

Fahrbericht.
Fiat Bravo 1.9 M-Jet 8V
Bella Italia
Von Petra Grünendahl

Fiat nennt seine neue Kompaktklasse Bravo ein fünftüriges (!) Coupe. Schnittig-elegant ist er im Design, mit einer gelungenen Mischung Linien und Kurven und einer steil nach hinten ansteigender Gürtellinie. Mit seinem markanten Design macht er seiner Schwester-Marke Alfa Romeo mächtig Konkurrenz. Gebaut wird im Centro Stile in Turin entworfene kompakte Fünftürer im mittelitalienischen Cassino. Seit dem 21. April steht er beim Händler.

Der Name „Bravo“ nimmt die Bezeichnung des Vor-Vorgängers (1995-2001) wieder auf, nachdem sich der Stilo als Nachfolger des alten Bravo (bzw. Brava, wie die fünftürige Variante damals hieß) am Markt nicht hatte durchsetzen können. Nun gut, der alte Bravo machte seinem Namen auch nicht gerade Ehre … Was der neue italienische Golf-Gegner kann, zeigte eine erste Ausfahrt mit dem Achtventiler 1.9 Multijet (M-Jet) mit 120 PS.

Mit seinen 4,34 m überragt er viele seiner Wettbewerber in der Kompaktklasse um gute 10 bis 15 cm, gehört also von der Statur her zu den Größten der Kompakten. Guten Zugang bieten den Passagieren fünf Türen, im Innenraum empfängt sie ein großzügiges Platzangebot. Vorne fühlen sich auch groß gewachsene Passagiere wohl, die auf gut konturierten Sitzen Platz nehmen. Die Sitze sind auf Maß geschnitten und bieten insgesamt guten Seitenhalt, mit leichten Schwächen vielleicht im Schulterbereich. Die nach hinten abfallende Dachlinie schränkt die Kopffreiheit auf der Rückbank etwas ein. Die gut ausgeformten Außensitze machen außerdem den Mittelsitz nicht zum wirklich angenehmen Platz für längere Strecken.

Die steil ansteigende Gürtellinie sieht zwar gut aus, ist aber nichts für die Übersicht. Die optionalen Parksensoren hinten sind ein sehr brauchbares Angebot. Üppig ist, was bei der Karosserielänge aber zu erwarten ist, der Kofferraum: gute 400 Liter fasst er unter den Laderaumabdeckung. Durch Umklappen der serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbaren Rücksitzlehne lässt sich das Laderaumvolumen auf 1.175 Liter erweitern. Ordert man das optionale Ersatzrad anstelle des serienmäßigen Reifenreparatur-Kits Tirefit bleiben von den 400 Litern allerdings nur 365 Liter übrig. In der Serienausstattung gilt eine maximale erlaubte Zuladung von 435 kg.

Aufgeräumt und ergonomisch gestaltet ist das Cockpit, die Mittelkonsole ist leicht dem Fahrer zugeneigt. Die runde Linienführung wirkt ein wenig verspielt, passt aber zum ausdruckstarken Äußeren. Bei Materialauswahl, Qualität und Verarbeitung sind die Italiener auf dem richtigen Weg, alles wirkt ordentlich und solide.

Vier Ausstattungslinien hat der Käufer zur Wahl, von der Basisversion Active und die komfortablere Dynamic-Linie bis hin zu den Topmodellen, dem luxuriösen Emotion und – Nomen est Omen – der Ausstattungslinie Sport. Schon ab der Basisversion Active verfügt der Bravo serienmäßig über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, ein in Höhe und Reichweite verstellbares Lenkrad, Bordcomputer, wärmedämmende Verglasung rundum, eine Radiovorbereitung mit Antenne und Lautsprechern sowie 16-Zoll-Stahlfelgen. Die etwas komfortablere Ausstattungslinie Dynamic ergänzt das mit einer manuellen Klimaanlage, Nebelscheinwerfern mit Kurvenlichtfunktion, einem höhenverstellbaren Beifahrersitz und einem Autoradio mit CD-Spieler. Als luxuriöse Topversion rundet die Linie Emotion mit 16-Zoll-Leichtmetallrädern, einer Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Lederlenkrad mit Audiofernbedienung, Mittelarmlehnen vorn und  hinten und auf Wunsch einem Staufach unterm Beifahrersitz (dann ist dieser aber nicht mehr höhenverstellbar) die Serienausstattung ab. Die sportliche Topversion Sport basiert ebenfalls auf der Dynamic-Ausstattung und ergänzt diese unter anderem um Dachspoiler, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Sportfahrwerk sowie Sportsitze und Sportlederlenkrad mit Audiofernbedienung. Gegen Aufpreis gibt es dann noch Features wie Xenon-Scheinwerfer, getönte Scheiben hinten, Lederausstattung, Sitzheizung vorne, Alarmanlage, ein elektrisches Panorama-Glasschiebedach, Tempomat, Licht- und Regensensor, Parksensoren hinten sowie verschiedene Hifi-, Navigations- und Kommunikationssysteme.

Motorisiert ist unser Bravo mit einem 1,9-Liter-Common-Rail-Diesel (Multijet) mit Achtventil-Technik und 120 PS, den Fiat entwickelt hat, der aber über eine Kooperation mit General Motors auch zum Beispiel im Opel Astra H Caravan eingesetzt wird. Diesem Motor misst Fiat die größte Bedeutung in der Motorenpalette und die Spitzenposition beim Verkauf zu. Zum Marktstart vervollständigen der 1.9 M-Jet 16V mit 150 PS sowie ein 1,4-Liter-Saugbenziner mit 90 PS die Motorenpalette. Im Sommer und Herbst kommen noch zwei Turbo-Benzinmotoren (1.4 T-Jet 16V) mit 120 und 150 PS.

Der 120-PS-Motor kommt recht zügig in Fahrt, reißt aber mit der fast 1,4 t schweren Karosserie keine Bäume aus. Ist er aber erst einmal richtig in Schwung gekommen, dann überzeugt er mit angemessenem Durchzug und einer ordentlichen Leistungsentfaltung. Sein maximales Drehmoment von 255 Nm liegen schon bei 2.000 U/min. an. Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht der kleine Diesel gute 10,5 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 194 km/h. Der Motor läuft ruhig und recht vibrationsarm, kann den Selbstzünder aber nicht ganz verleugnen.

Der 1.9 M-Jet 8V wird ausschließlich mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe bestückt. Leichtgängig und präzise lässt sich der Schalthebel durch die Schaltkulisse dirigieren. In den unteren Gänge ist die Getriebeübersetzung für mehr Schwung eher kurz ausgelegt, im vierten und besonders im fünften Gang aber dann lang für mehr Kraftstoffökonomie. Den Verbrauch gibt Fiat mit 6,9 Litern Dieselkraftstoff je 100 km innerorts, 4,3 Litern außerorts und 5,3 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 139 g pro km. Alle Dieselmotoren der Baureihe sind serienmäßig mit wartungsfreiem Dieselpartikelfilter ausgestattet.

 

Der Bravo ist mit seinem Frontantrieb ein problemloser Begleiter. Die Lenkung arbeitet präzise, aber auch sehr leichtgängig und könnte etwas mehr Rückmeldung geben. Für ein leichteres Rangieren verfügt die elektromechanische Servolenkung über den bereits aus dem Lancia Ypsilon bekannten City-Modus.

Leichtfüßig und agil fegt der italienische Kompakte über die Piste, in flott gefahrenen Kurven deutet ein Untersteuern die Haftungsgrenzen an. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung stellt einen guten Kompromiss dar, die sowohl dem Fahrkomfort als auch der Fahrsicherheit dient. Serienmäßig steht der Bravo auf 16-Zoll-Rädern mit 205/55er Bereifung. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern gut dosierbar und wirkungsvoll.

Ein Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie aus hochfesten Stählen mit einer äußerste steifen Struktur und präzise definierten Verformungszonen, eine Sicherheitsfahrgastzelle mit Verstärkungen an B-Säulen, Dachsäulen, Schwellerleisten und Türen, Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Sitzplätzen (die dritte ist aber erst ab Dynamic Serie), Front- und Seitenairbags vorne, Knieairbag für den Fahrer sowie Kopfairbags für vorne und hinten, Sicherheitslenksäule sowie dem Fire Protection System FPS schützen die Insassen im Falle eines Unfalles. Auf den Außenplätzen im Fond erleichtert Isofix die Befestigung von Kindersitzen. Der Beifahrerairbags ist abschaltbar, was eine Kindersitzinstallation entgegen der Fahrtrichtung möglich macht. In der Luxus-Topversion Emotion sind auch aktive Kopfstützen Serie, bei Dynamic und Sport gibt es sie gegen Aufpreis. Für die Insassensicherheit gab es im EuroNCAP das Maximum von fünf Sternen. Alle Versionen kommen serienmäßig mit der heutzutage üblichen Palette an elektronischen Helfern: ESP mit Antriebsschlupfregelung, Anfahrhilfe am Berg (Hill Holder) sowie integriertem ABS, elektronischer Bremskraftverteilung, Motorschleppmomentregelung (MSR) und Bremsassistent. Serienmäßig vorhanden ist ein Reifenreparatur-Kit (Tirefit), gegen Aufpreis gibt es ein Notrad oder ein Ersatzrad in Originalgröße. Ebenfalls gegen Aufpreis verfügbar ist ein Reifendrucksensor, Voraussetzung für die Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften.

Ab 15.400 Euro steht der neue Bravo in den Preislisten mit dem 90 PS starken Basisbenziner in der Active-Ausstattung. Der 1.9 Multijet 8V schlägt hier schon mit 19.000 Euro zu Buche. Diese Motorisierung in der Dynamic-Ausstattung beginnt bei Preisen ab 20.500 Euro und in der Top-Ausstattung Emotion bei 22.000 Euro. Aufpreis kosten neben den bereits erwähnten Extras auch eine Metallic- oder Perleffekt-Lackierung.

Fiat gewährt die 24-monatige Fiat-Mängelbeseitigungsgarantie (Neuwagengarantie), drei Jahre auf den Lack, acht Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie eine europaweite Mobilitätsgarantie in den ersten zwei Zulassungsjahren. Verschiedene Anschlussgarantien (inkl. Mobilitätsgarantie), Wartungs- und Inspektionsprogramme gibt es gegen Aufpreis. Die Serviceintervalle betragen 30.000 km oder zwei Jahre, ein Öl- und Filterwechsel ist nach 50.000 km oder zwei Jahren fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 19 / 24 (KH / VK / TK) ein.

© Mai 2007
Petra Grünendahl
, Fotos: Fiat

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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