Fahrbericht.
Honda Legend 3.5 V6
Japanische Eleganz mit einem Schuss Sportlichkeit
Von Petra Grünendahl
Ein Hingucker ist er bestimmt nicht, dafür aber zeitlos elegant gestaltet. Unauffällig halt, aber das wird ja auch in dieser Klasse eher verlangt als modischer Schnickschnack. Dafür gibt es den Wagen auch nicht in Farbe, sondern nur in Schwarz- oder Silbergrau-Schattierungen in Metallic oder Perleffekt.
Seit 1985 ist Honda mit seiner Luxuslimousine Legend auf dem Markt, aktuell seit 2006 in der vierten Generation. Wobei das, was Honda als Luxuslimousine bezeichnet, von der Motorisierung als auch von Karosserielänge (noch unter 5 Meter) und Radstand eher in die obere Mittelklasse einzuordnen ist. Als Wettbewerber sind hier aber dann doch fast die gut ausgestatteten Top-Modelle der jeweiligen Baureihen zu sehen. Mit seinen 4,96 m hat der Legend gegenüber seinem Vorgängermodell (1996 – 2004) fast 4 cm an Karosserielänge verloren, der Radstand ist beim Neuen rund 10 cm kürzer (2,80 m). Eine Ausfahrt verschaffte erste Eindrücke.
Vier Türen bieten komfortablen Zugang zu einem geräumigen Innenraum. Trotz des geschrumpften Radstandes genießen die Passagiere in beiden Reihen großzügige Kniefreiheit – und auch Sitzriesen können sich bei diesem Japaner nicht beklagen. Die Vordersitze sind straff, langstreckentauglich und bieten guten Seitenhalt. Das Fahrgeräuschunterdrückungssystem (Active Noise Cancellation) erhöht den Reisekomfort auch bei höheren Geschwindigkeiten spürbar. Die Kopfstützen hinten sind alle drei elektrisch versenkbar, was aber nicht wirklich mehr Übersicht über die Karosserie verschafft. Die serienmäßige Rückfahrkamera verbessert die Rücksicht hingegen ganz erheblich. So kommod der Innenraum für die Mitreisenden ist, beim Kofferraum muss man im Vergleich zu anderen Fahrzeugen der oberen Mittelklasse Abstriche machen: knappe 452 Liter stehen hier zur Verfügung, das ist kein Bestwert. Dazu passt die maximal erlaubte Zuladung von 446 kg.
Materialauswahl und Verarbeitung im Innenraum ist von Feinsten und nicht zu beanstanden. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und einfach in der Handhabung. Der Legend kommt ab Werk vollständig ausgestattet u. a. mit funkfernbedienter Zentralverriegelung mit Komfort-Schließfunktion für Fenster und Schiebedach, elektrisch einstellbaren, beheizbaren und automatisch abblendenden Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, Lichtsensor und Regensensor, wärmedämmender Colorverglasung und 17-Zoll-Leichtmetallrädern. Luxuriös ist die Innenausstattung u. a. mit Echt-Holz-Applikationen, Lederausstattung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrischem Glas-Hub-Schiebedach, Bose-DVD-Soundsystem, DVD-Navigationssystem, Multiinformationsdisplay, Bluetooth-Fernsprecheinrichtung, automatisch abblendenden Innenspiegeln und beleuchteten Innenspiegeln in beiden Sonnenblenden.
Fahrer- und Beifahrersitz sind elektrisch einstellbar (inkl. Lendenwirbelstütze), belüftet und beheizbar, der Fahrersitz ist mit Memory-Funktion für Sitzeinstellung, Außenspiegel und Lenkrad (beide ebenfalls elektrisch einstellbar) versehen. Das Multifunktionslenkrad ist in Höhe und Reichweite verstellbar und ebenso wie der Schaltknauf lederummantelt. Das Sonnenschutzrollo an der Heckscheibe ist elektrisch bedienbar, die an den hinteren Seitenscheiben manuell. Eine Aufpreisliste gibt es nicht.
Angetrieben wird der Legend von einem 3,5-Liter-V6-Benzinmotor mit 295 PS. Das Leichtmetall-Aggregat verfügt über 24 Ventile und eine variable Ventilsteuerung (VTEC). Der Sechszylinder läuft sehr vibrationsarm und kultiviert. Dabei ist er antrittsstark, besitzt ausreichend Durchzugsvermögen und bietet eine sehr ordentliche Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband.
Den Legend gibt es ausschließlich mit einem Fünfgang-Automatikgetriebe mit sequentieller Schaltung und Schaltwippen am Lenkrad. Es ist aber definitiv nicht so, dass man diese manuellen Schaltoptionen bräuchte. Zwar sind die Getriebeabstufungen eher lang übersetzt, um angesichts des großen Brennraumes ein Optimum an Kraftstoffökonomie zu erzielen, aber der Motor ist leistungsfähig genug, trotzdem gewaltig Druck zu machen. Harmonisch und kaum spürbar gehen die Gangwechsel im normalen Fahrbetrieb vonstatten. Gierig nimmt der Motor Gas an, freudig dreht er hoch. Sein maximales Drehmoment von 351 Nm erreicht er erst bei 5.000 U/min., aber schon in niedrigeren Drehzahlbereichen macht er mächtig Druck.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht er gute 7,3 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 250 km/h. Beim Verbrauch machen sich die sechs Brennräume trotz der langen Getriebeauslegung bemerkbar: 17,0 Liter Superbenzin je 100 km konsumiert er in der Stadt, 8,9 Liter sind es außerorts und 11,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben), Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 282 g pro km.
Der Legend glänzt mit einem hervorragenden Geradeauslauf und einer präzisen, sehr direkt ausgelegten Lenkung, die für eine gehörige Portion Fahrspaß gut ist. Spritzig, agil, um nicht zu sagen leichtfüßig bewegt er sich auch durch kurviges Terrain, da merkt die man fast 1,9 t Leergewicht gar nicht. Sicher und problemlos ist er zu führen, flotte Kurven nimmt er gelassen, ja fast schon freudig fordernd. Auch plötzliche Ausweichmanöver bringen ihn nicht aus der Ruhe.
Das Allradsystem SH-AWD (steht für Super Handling All Wheel Drive) steuert Vorder- und Hinterachse unabhängig voneinander an. Ein Hinterachsdifferenzial sorgt zusätzlich für eine individuelle Kraftversteilung zwischen kurveninnerem und kurvenäußerem Rad. Der Legend gehört nicht zur weichgespülten Sorte Luxuslimousine, ist ausreichend straff für eine sichere Straßenlage, jedoch ohne gehobene Ansprüche an den Fahrkomfort zu vernachlässigen. Ausreichend Traktion und Seitenführung auf einem anspruchvollem Komfortniveau bieten die serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen im Format 235/50. Die Bremsanlage mit groß dimensionierten, innenbelüfteten Scheibenbremsen rundum lässt die Limousine im Notfall schnell und problemlos zum Stand kommen.
Der Insassensicherheit dient eine extrem verwindungssteife Karosseriestruktur (ACE-Struktur), die eine gleichmäßige Verteilung von Aufprallkräften weg von der Fahrtgastzelle auf die gesamte Karosseriestruktur begünstigt, hochfeste Träger und Rahmenteile, Seitenaufprallschutz, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, zwei Kopfstützen vorne und drei vollversenkbare Kopfstützen hinten, Front- und Seitenairbags für die Vordersitze, Kopfairbags für vorne und hinten sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Im EuroNCAP bekam der Honda Legend 2007 fünf Sterne für Insassensicherheit, vier Sterne für Kindersicherheit sowie drei Sterne für Fußgängerschutz. An aktiven Helfern hat der Legend ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent, das Fahrzeug-Stabilisierungs-System VSA (heißt woanders ESP) sowie eine Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC) mit Unfallvermeidungs-Bremssystem CMBS. Dem Diebstahlschutz dient neben der Wegfahrsperre eine Alarmanlage mit Innenraumüberwachung und Neigungssensor. Für mehr Sicht sorgen Aktive Frontscheinwerfer (Kurvenlicht) in Verbindung mit Xenonlicht.
Für 54.600 Euro ist der Honda Legend 3.5 SH-AWD komplett ab Werk ausgestattet. Die Auswahl einer Perleffekt oder Metallic-Lackierung ist im Grundpreis inbegriffen. Weitere Extras gibt es keine.
Honda gibt drei Jahre Garantie (bis 100.000 km) auf den Neuwagen, drei Jahre auf dem Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Für bestimmte Fahrzeugkomponenten (Aufhängungslenker, Aufhängungsträger, Antriebswellen, Bremsleitungen, Kraftstoffleitungen sowie den Kraftstofftank) gelten 10 Jahre Korrosionsschutz-Garantie, für das Auspuffsystem 5 Jahre. Gegen Aufpreis gibt es die Anschlussgarantie Honda Quality Drive. Die Mobilitätsgarantie gilt bei Einhalten der Garantiebedingungen für 12 Jahre ab Erstzulassung. Zum Service muss der Legend alle 15.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 21 / 29 / 27 (KH / VK / TK) ein.
© Juli 2007
Petra Grünendahl, Fotos: Honda