Fahrbericht.
Opel GT 2.0 Turbo
Nicht einmal Fliegen ist schöner
Von Petra Grünendahl
So aufregende Formen haben sich schon lange nicht mehr hinter dem Blitz auf dem Kühlergrill offenbart. Diese mehr als gelungene Mischung aus Linien und Kurven lässt einem schon beim Anblick das Herz noch ein paar Takte schneller schlagen.
Mit seinen 4,10 Karosserielänge ist er 1,3 cm kürzer als der Ur-GT, der zwischen 1968 und 1973 in Bochum (hier nur Endmontage) vom Band lief. Gebaut wird der neue GT im General-Motors-Werk Wilmington, Delaware (USA), wo auch die GM-Schwestermodelle Pontiac Solstice und Saturn Sky gefertigt werden. Was der neue GT kann, zeigte ein kurze Ausfahrt.
Guten Zugang zum Innenraum bieten zwei Türen, völlig ausreichend bei einem Zweisitzer. Wirklich prickelnd ist die Übersicht über die Karosserie nach hinten bei geschlossenem Verdeck nicht. Offen gestanden sind die stark ausgeformten Kotflügel vorne und hinten schon zu erkennen, wenn man als normal gewachsene Person den Fahrersitz nicht zu weit runter stellt. Dafür ist das Platzangebot aber sehr in Ordnung, auch größere Passagieren kommen hier gut klar. Angenehm straff und gut konturiert sind die Schalensitze, die maßgeschneidert einen hervorragenden Seitenhalt bieten.
Mit seiner umfassenden Ausstattung ist der GT fast schon ein Gegensatz zum Speedster, der eher spartanisch, dafür aber auch ohne Hüftspeck vorfuhr (Karosseriegewicht 870 kg). Das Leergewicht beträgt dafür ohne Fahrer aber auch 1.331 kg (Karosseriegewicht), das maximal zulässige Gesamtgewicht 1.625 kg. Das addiert sich auf 294 kg für zwei Passagiere und Gepäck. Das sollte reichen! Zumal von den 157 Litern Laderaum bei geschlossenem Verdeck „oben ohne“ nur noch 66 Liter übrig bleiben, also bestenfalls für das kleine Wochenendgepäck reichen. Der Innenraum wirkt hochwertig und ist gut verarbeitet. Das Sportlederlenkrad mit Audio-Fernbedienung sowie der Schaltknauf sind mit Leder ummantelt. Chromringe um die Rundinstrumente verströmen einen sportlichen Charme. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet und gibt dem Fahrer keinerlei Rätsel auf.
Die Serienausstattung ist umfangreich, die Aufpreisliste kurz und schmerzlos. Ab Werk dabei sind eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Bordcomputer, Klimaanlage, CD-Radio, Geschwindigkeitsregler, Schalensitze mit elektrisch höhenverstellbarem Fahrersitz, Sportfahrwerk, 18-Zoll-Leichtmetallräder sowie Nebelscheinwerfer. Als Sonderausstattung gibt es das Premium-Paket mit Lederausstattung (Ebenholzschwarz oder Kobaltrot/Schwarz) sowie einen 6-fach CD-Wechsler für das CD-Radio. Als Zubehör ist ein Windschott verfügbar.
Der 2-Liter-Benzinmotor ist ein vollständig aus Aluminium gefertigtes Hightech-Triebwerk mit Benzindirekteinspritzung und zweiflutigem Turbolader mit Ladeluftkühlung. Zwangsbeatmet leistet dieser 2-Liter-Turbo 264 PS, sein maximales Drehmoment von 353 Nm liegt zwischen 2.500 und 5.000 U/min. an. Das bedeutet Kraft satt über das ganze relevante Drehzahlband. Schon im Leerlauf besticht der Motor durch seine sonore Akustik, Tritte auf Gaspedal lassen ihn hungrig aufknurren. Spontan ist der Antritt schon beim ersten Gasgeben, dann kommt der Turbobums, es folgen kräftiger Durchzug und eine Leistungsentfaltung, die kaum Wünsche offen lässt. Dabei arbeitet der Vierzylinder ruhig und vibrationsarm, das ist Laufkultur vom Feinsten.
Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe ist leichtgängig, präzise und knackig zu schalten. Kurze Schaltwege machen die Hebelführung zur wahren Freude. Da ist es schon fast schade, dass sich der GT sehr schön schaltfaul fahren lässt. Der Motor verfügt über ausreichend Reserven für diese Art der Fortbewegung und die Getriebeübersetzung scheint knackig kurz zu sein. Das ist zumindest der subjektive Eindruck beim Fahren. Leider lässt sich das nicht mehr mit Daten belegen, denn das, was Opel heutzutage an Technischen Daten veröffentlicht, ist schlichtweg ein Witz, aber nicht wirklich informativ.
Die Beschleunigung auf Tempo 100 schafft der GT in Sportwagen-würdigen 5,7 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 229 km/h. Nicht unangemessen ist der Verbrauch, der Turbo-Zuschlag hält sich in Grenzen. Der Verbrauch ist mit 13 Litern Superkraftstoff je 100 km in der Stadt eher hoch, aber das ist ja auch nicht das Revier eines GT. Mit 6,9 Litern außerorts und 9,2 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm zeigt er, wo er lieber bewegt werden will (alles Herstellerangaben), Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 218 g pro km.
Nicht einmal Fliegen ist schöner, denn hier sitzt der Fahrer selber als Pilot an Lenkrad und Schalthebel. Frontmotor mit Heckantrieb, das ist der Stoff, aus dem die Träume vom sportlichen Fahren sind. Tadellos ist der Geradeauslauf, die sehr direkt ausgelegte Lenkung macht einfach nur Spaß! Sie spricht gut an, der Wagen lässt sich präzise um engste Kurven dirigieren.
Dicht liegt der Fahrzeug-Schwerpunkt über dem Asphalt, die 51:49-Gewichtsverteilung sind Idealmaße für sportliches Handling. Straff ist die Feder-Dämpfer-Abstimmung des GT, allerdings ohne wirklich unkomfortabel zu sein. Fahrwerk und Lenkung bieten exzellente Rückmeldung von der Fahrbahn.
Der GT ist sehr fahraktiv ausgelegt. Agil und leichtfüßig bewegt sich der Roadster über den Asphalt. Problemlos ist sein Fahrverhalten, in mit Tempo angegangenen Kurven lässt er sich auf trockener Straße in keinster Weise aus der Ruhe bringen. Auch plötzliche Ausweichmanöver und den flotten Slalom absolviert der Hecktriebler neutral, gehorsam und zielsicher.
Serienmäßig steht der GT auf 18-Zoll-Rädern mit 245/45er Reifen. Diese bieten nicht nur ein optimales Maß an Traktion für die fast unbändige Kraft unter der Motorhaube. Sie garantieren zudem gute Seitenführung in flott angegangen Kurven. Die hochleistungsfähige Bremsanlage verfügt über Scheibenbremsen rundum, ob innenbelüftet gibt Opel aber leider nirgends an. Das sollten sie aber bei der Motorleistung besser vorne und hinten sein … Die Bremsleistungen geben keine Grund zur Beanstandung: Sie sind topp!
Grundlage für passive wie aktive Sicherheit bietet eine Karosseriestruktur mit einem tragenden Mitteltunnel aus gezogenem Stahlblech sowie hydrogeformten Längsträgern aus hochfestem Stahl. Überrollschutz bieten der hochfeste Fensterrahmen sowie Bügel hinter den Sitzen. Im Innenraum runden in die Schalensitze integrierte Kopfstützen, Drei-Punkt-Gurte und zweistufig auslösende Frontairbags das Sicherheitspaket ab. An aktiven Helfern hat der GT serienmäßig ABS, die Traktionskontrolle TC und ESP.
Der Opel GT kostet ab 32.100 Euro. Die Aufpreisliste ist kurz und schmerzlos: Brillant- oder Zweischicht-Metallic-Lackierungen gibt es ebenso als Sonderausstattung wie das Premium-Paket mit Lederausstattung und CD-Radio (mit CD-Wechsler, mp3-fähig). Im Moment gibt es im Neuwagenbereich nichts vergleichbares in dieser Preisklasse – und was als Fahrzeug vergleichbar ist, ist deutlich teurer.
Opel gibt eine zweijährige Neuwagen-Garantie sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Anschlussgarantien sind gegen Aufpreis möglich. Den fast europaweiten Mobilservice inklusive gibt es zwei Jahre ab Erstzulassung oder Auslieferung, die Verlängerung erfolgt nach der Inspektion für maximal ein Jahr. Den fälligen Ölwechsel signalisiert eine Intervall-Anzeige aufgrund des persönlichen Fahrverhaltens und des Fahrzeugeinsatzes. Zum Service muss der GT alle 30.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 27 / 26 (KH / VK / TK) ein.
© August 2007
Petra Grünendahl, Fotos: Opel