Fahrbericht.
Honda Jazz 3 1.4 Elegance
Ein Stadtfloh wird erwachsener
Von Petra Grünendahl
Genau genommen ist die aktuelle Generation von Hondas Kleinwagen Jazz die dritte. Einen Kleinwagen dieses Namens hatte es nämlich schon in den 80er Jahren (1984-86) auch in Europa gegeben. Die zweite Generation des Jazz kam 2002 als Nachfolger des Honda Logo (1996-2001) auf den Markt. Die dritte Generation ist seit November 2008 zu haben.
Um gute 5,5 cm ist er in der Länge gewachsen auf 3,90 m, 2 cm mehr Breite bringen ihn auf fast 1,70 m. Etwas stämmiger ist er damit in seiner Erscheinung. Etwas gereifter wirkt auch sein Äußeres, auch wenn er immer noch sehr pfiffig daherkommt. Was Hondas Kleinster sonst noch kann, zeigte eine kleine Ausfahrt mit dem neuen, 100 PS starken 1,4-Liter-Motor in der Elegance-Ausstattung.
Der Fünftürer bietet guten Zugang zum Innenraum und Platz für fünf Passagiere. Die Übersicht über die Karosserie ist ganz in Ordnung. Das Platzangebot ist angemessen: Ein Radstand von fast 2,50 m (plus 4,5 cm) bietet mehr Platz für die Passagiere, obwohl man natürlich von einem Kleinwagen bei voller Beladung keine allzu üppigen Platzverhältnisse erwarten darf. Der Laderaum ist mit 335 Liter unter der Abdeckung in dieser Wagenklasse sehr großzügig bemessen, weitere 64 Liter stehen in einem Fach unter den Laderaumboden zur Verfügung. Erweitern lassen sich die Laderaumkapazitäten durch Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitzbank auf 1.332 Liter (plus Unterbodenfach). Die Gepäckraumabdeckung ist erst ab der Trend-Ausstattung serienmäßig dabei, beim Basismodell kostet sie extra. Noch eine Ausstattungsstufe höher, nämlich erst ab der Comfort-Ausstattung (und damit nur für den 1.4er) gibt es das auf zwei Ebenen verstellbare Laderaumbord. Materialqualität und Verarbeitung sind nicht zu beanstanden. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und intuitiv zu bedienen.
Fünf Ausstattungslinien – Basis, Trend, Comfort, Elegance und Exclusive – sollten für jeden Käuferwunsch eine angemessene Variante parat halten. Ab der Basisversion ist der Jazz serienmäßig ausgestattet mit einer Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorne, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, einem Multiinformationsdisplay mit Wartungsintervallanzeige, Wärmeschutzverglasung, Radiovorbereitung mit Lautsprechern sowie 15-Zoll-Stahlrädern. Eine manuelle Klimaanlage sowie ein CD-Radio sind hier gegen Aufpreis zu haben. Schon ab der nächsthöheren Ausstattungslinie Trend, die wie die Basisausstattung auch nur für den Basismotor (1.2 i-VTEC) verfügbar ist, gibt es die Zentralverriegelung funkfernbedient und die Außenspiegel beheizt. Spiegel in beiden Sonnenblenden (statt nur auf der Fahrerseite), Klimaanlage und CD-Radio sind hier ebenfalls ab Werk dabei. Die drei oberen Ausstattungslinien sind dann wiederum ausschließlich mit dem 1.4 i-VTEC-Motor zu haben. Die Elegance-Ausstattung unseres Testwagens kommt über die Trend-Ausstattung hinaus mit Features wie Klimaautomatik, Multifunktionslenkrad, Lederlenkrad und Lederschaltknauf, Sitzheizung vorne, Nebelscheinwerfer und 15-Zoll-Leichtmetallräder. Die Außenspiegel sind hier auch anklappbar, die Fensterheber hinten lassen sich elektrisch betätigen, das Handschuhfach ist klimatisiert.
Der neu entwickelte 1,4-Liter-Ottomotor mit der variablen Ventilsteuerung i-VTEC wurde mit der aktuellen Jazz-Generation vorgestellt und hat inzwischen auch in Hondas kompakter Baureihe Civic Einzug gehalten. Er leistet mit 100 PS immerhin 17 PS mehr als der Vorgänger. Er ist als Sechzehnventiler ausgelegt, der alte verfügte nur über zwei Ventile pro Zylinder. Munter im Antritt, ordentlich im Durchzug bietet der neue 1.4er mehr als ausreichende Fahrleistungen für den über 1,1 t schweren Kleinwagen. Der Motor nimmt gut Gas an und dreht freudig hoch. Sein maximales Drehmoment liegt mit 127 Nm etwas höher als beim Vorgänger (119 Nm), liegt aber dafür erst bei 4.800 U/min. an.
Das manuelle Fünfganggetriebe schaltet sich leichtgängig, knackig und präzise. Es ist für maximale Kraftstoffökonomie recht lang ausgelegt und erfordert zumindest immer mal wieder eifriges Schalten, um im Stadtverkehr mit wechselnden Geschwindigkeiten zügig in Fahrt zu bleiben. Allerdings bietet der Motor auch gewisse Reserven, die ihn auch bei niedrigem Drehzahlniveau nicht alt aussehen lassen.
Knappe 11,4 Sekunden braucht der Jazz für den Sprint auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h reicht auch auf der Autobahn für zügige Überholmanöver aus. Der neue Motor bringt nicht nur mehr Temperament auf die Straße, sondern tut dies auch mit geringerem Kraftstoffverbrauch: Er begnügt sich mit 6,6 Litern Superbenzin je 100 km Stadtverkehr, mit 4,8 Litern außerorts und 5,5 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 130 g pro km.
Der leicht vergrößerte Radstand tut der Wendigkeit des Fronttrieblers keinen Abbruch. Die Lenkung ist sehr direkt ausgelegt und spricht auch um die Mittellage sehr gut an. Der Geradeauslauf ist nicht zu beanstanden. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist recht straff geraten, was aber angesichts der Karosseriehöhe eine gewisse Seitenneigung nicht völlig unterbinden kann. Im Handling ist der Japaner ansonsten sehr unproblematisch und neutral. Fahrspaß pur bietet seine Fahrdynamik. Solide liegt er auf der Straßen, forsch angegangene enge Kurven meistert er spurtreu und sicher. Serienmäßig steht der Jazz auf 15-Zoll-Rädern (hier Leichtmetaller) mit 185/55er Reifen. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sprechen gut an und bringen Jazz im Notfall schnell und sicher zum Stand.
Der Sicherheit der Insassen dienen eine stabile Sicherheitskarosserie mit Seitenaufprallschutz, Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen vorne, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorne und hinten sowie Isofix- und Top-Tether-Kindersitzbefestigungen hinten ab der Basisversion serienmäßig. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, damit Kindersitze dort auch gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Einen Crashtest nach EuroNCAP hat der aktuelle Jazz noch nicht absolviert, beim Vorgänger waren es vier Sterne für Insassenschutz, drei Sterne für Kindersicherheit sowie drei Sterne für Fußgängerschutz. Und zumindest der Insassenschutz hat sich im Vergleich zum Vormodell deutlich verbessert! An aktiven Helfern ist ebenfalls alles serienmäßig vorhanden, was heutzutage an Systemen üblich ist: ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent und das elektronische Stabilitätsprogramm VSA (für Vehicle Stability Assist, heißt woanders ESP). Für den Pannenfall ist beim 1.2 ein Notrad an Bord, beim 1.4 gibt es ein Reifenpannen-Soforthilfe-System mit Reifendichtmittel und Kompressor. Ein zusätzliches Notrad gibt es hier nur gegen Aufpreis.
Mit Preisen ab 12.550 Euro für die Basisversion mit 1,2-Liter-Motor ist der Jazz ein gutes Angebot. Der 1.4er ist ab 15.950 Euro (Comfort-Ausstattung) zu haben, in der Elegance-Ausstattung beginnt die Preisliste bei 18.850 Euro. Lediglich eine Metallic- oder Perleffekt-Lackierung kostet hier extra.
Der Händler gibt eine dreijährige Neuwagengarantie (bis max. 100.000 km), zwölf Jahre auf Karosserie und tragende Teile gegen Durchrostung sowie fünf bzw. zehn Jahre Garantie gegen Durchrostung auf weitere Komponenten. Eine dreijährige Mobilitätsgarantie sowie eine optionale Anschussgarantie runden das Angebot ab. Wann das Fahrzeug zur Inspektion muss, wird vom Bordcomputer in Anhängigkeit von Einsatz und Fahrstil errechnet und über die Serviceintervallanzeige ausgegeben. Rechnen kann man hier bei normalem Einsatz mit etwa 20.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 18 / 17 (KH / VK / TK) ein.
© März 2009
Petra Grünendahl, Fotos: Honda
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