Fahrbericht.Ford Ka 2 1.3 TDCi Titanium
Voller Dynamik in die zweite Generation
Von Petra Grünendahl
Im Jahr 1996 erblickten seine spitzen Scheinwerfer erstmals die Straßen dieser Welt. Fords „New Edge Design“ erlebte mit dem Ka seine Premiere, wurde weltweit mit Auszeichnungen bedacht und hielt auch in die anderen Modellreihen Einzug. Bis ins Jahr 2008 lief die erste Generation des Ka immerhin zwölf Jahre vom Band, eine lange Zeit für ein Modellleben, das heute eher sechs oder sieben Jahre dauert. Der Ka der zweiten Generation ist seit Februar 2009 auf dem Markt. Er hat etwas an Ecken und Kanten verloren, das „New Edge Design“ ist inzwischen dem „Kinetic Design“ gewichen. Seine lang gezogenen Front- und Heckleuchten unterstreichen die Dynamik der Karosseriezeichnung. Gefälliger ist er geworden, aber auch erwachsener – und er polarisiert nicht mehr so stark wie – zumindest zu Beginn – das Vorgängermodell.
Den neuen Ka hat Ford zusammen mit Fiat auf Basis des Panda entwickelt, der neue Fiat 500 steht auf der gleichen technischen Plattform. Äußerlich haben die beiden (Ka und 500) gar nichts gemein, dafür sorgte das Kölner Design-Team um Martin Smith. Gebaut werden die Schwester-Modelle im polnischen Fiat-Werk in Tychy. Beide für den Ka verfügbaren Motoren stammen aus dem Konzern-Baukasten der Italiener. Was der Italo-Deutsch-Amerikaner kann, „erfuhren“ wir in einem Ka mit dem 75 PS starken 1,3-Liter-TDCi-Motor in der Titanium-Ausstattung.
Bei einer unveränderten Länge von 3,62 m passt er noch immer gut in jede Parklücke. Der Radstand beträgt dank der neuen Plattform nur noch 2,30 m (vorher 2,45 m). Zugang zum Innenraum bieten wie gehabt zwei Türen und eine Heckklappe. Die Übersicht ist vor allem nach hinten (die weit nach oben gezogene Gürtellinie lässt grüßen) nicht berauschend, Hilfe bietet da das optionale Park-Pilot-System hinten. Gut konturierte Frontsitze geben guten Seitenhalt. Das Platzangebot vorne ist gut, auch größer gewachsene Insassen haben ausreichend Kopf- und Kniefreiheit. Dann wird es allerdings hinten etwas eng. Auch mit der Kopffreiheit ist es hinten nicht ganz so weit her, dafür haben aber die Ellenbogen reichlich Platz, weil die Rückbank nur für zwei Leute vorgesehen ist. Der Laderaum wuchs von 186 Litern der ersten Generation auf nun 224 Liter, die sich dank mittig geteilt umklappbarer Rücksitzbank auf 710 Liter erweitern lassen. Die maximale erlaubte Zuladung von 360 kg geht für einen Kleinwagen sehr in Ordnung.
An Materialqualität und Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Viele Funktionen mit Tasten und Schaltern erschweren den Überblick im Cockpit; man muss sich daran gewöhnen. Den Ka gibt es in zwei Ausstattungslinien: Trend und Titanium. Ab der Basisausstattung Trend gibt es serienmäßig einen höhenverstellbaren Fahrersitz mit Einstiegshilfe, eine höhenverstellbare Lenksäule, Servolenkung, einen Bordcomputer, Wärmeschutzverglasung rundum und 14-Zoll-Stahlräder. Für nur 1.000 Euro mehr gibt es die Top-Ausstattung Titanium, die serienmäßig über fast die ganze Palette der kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens verfügt, auf die man heute so ungern verzichtet: eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Außentemperaturanzeige für den Bordcomputer, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und 15-Zoll-Stahlräder. An Sonderausstattungen gibt es Features wie verschiedene Audiosysteme, Leichtmetallfelgen, eine beheizbare Frontscheibe und eine Einparkhilfe hinten.
Die Ford-typische Bezeichnung TDCi verschleiert, dass der 1,3-Liter-Common-Rail-Dieselmotor von Entwicklungspartner Fiat stammt. Dieser Diesel ist der erste Selbstzünder in Fords Kleinwagen-Baureihe. Der Vierzylinder-Vierventiler leistet 75 PS, hängt gut am Gas und ist spontan im Antritt. Zwischen 1.500 und 3.500 U/min. zerren 145 Nm an den Antriebswellen. Das verleiht ihm zwar keine Flügel, aber ordentlichen Durchzug und eine gleichmäßige Leistungsentfaltung. Er läuft relativ ruhig, vibrationsarm, kann aber den Selbstzünder nicht verleugnen. Alternativ zum Diesel gibt es einen 1,2-Liter-Achtventil-Ottomotor, den wir bereits im Fiat 500 fahren durften.
Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe glänzt mit präziser Hebelführung und kurzen Schaltwegen. Die Getriebeübersetzung ist in den unteren Gängen knackig kurz ausgelegt für einen zügigen Antritt, die Gänge 4 und 5 sind dagegen lang übersetzt für maximale Kraftstoffökonomie.
Der TDCi reißt im etwas über eine Tonne schweren Ka keine Bäume aus, bietet aber solide Antriebskost. Er beschleunigt aus dem Stand auf Tempo 100 in 13,1 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h. Besonders durstig ist er dabei nicht: 5,2 Liter Dieselkraftstoff je 100 km braucht er innerorts, 3,7 Liter außerorts und 4,2 Liter sind es im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Beide Motoren erfüllen die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beim TDCi beträgt 112 g pro km, beim Benziner sind es 119 g/km. Der Dieselpartikelfilter ist serienmäßig verbaut.
Der Fronttriebler begeistert mit einer ähnlichen Fahrdynamik wie sein Vorgänger. Die geschwindigkeitsabhängig arbeitende elektrische Servolenkung ist direkt ausgelegt und setzt Lenkbefehle präzise um. Sie vermittelt ein sicheres Fahrgefühl und bietet eine gute Rückmeldung vom Untergrund. Dank der etwas höheren Sitzposition – der Neue bietet knappe 9 cm mehr an Karosseriehöhe – ist es nun aber mit dem Kart-Feeling nicht mehr ganz so weit her. Das tut dem Fahrspaß allerdings keinen Abbruch! Wie ein Wiesel zirkelt der neue Ka auch um engste Kurven, flotte Kurventempi quittiert er nur mit minimalen Drang zum Untersteuern. Sicher und spurtreu liegt er auch bei plötzlichen Ausweichmanövern auf dem Asphalt.
Das Fahrwerk wurde komplett überarbeitet. Die Verbundlenker-Hinterachse leitet sich jedoch vom alten Ka. Die Fiat-Konstruktionen (500 und Panda) haben eine Torsionsachse. Zusätzliche Stabilisatoren erhöhen die Steifigkeit und verringern Wankbewegungen. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist eher straff ausgelegt, was die Karosserieneigung reduziert und die Sicherheit der Straßenlage auch in kritischen Situationen deutlich erhöht. In der Titanium-Ausstattung steht der Ka auf 15-Zoll-Felgen mit 195/50er Reifen (Basis 175/65 R 14). Gute und sichere Leistungen bringt die Bremsanlage mit Scheibenbremsen vorne (beim TDCi sind sie innenbelüftet) und Trommelbremsen hinten.
Die stabile Karosseriestruktur mit Aufprallenergie gezielt abbauenden Lastpfaden und eine Sicherheitsfahrgastzelle mit zusätzlichen Seitenverstärkungen schützen die Insassen. Im Innenraum gibt es Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen vier Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Anti-Dive-Sitzrahmen, auskuppelnde Sicherheitspedale und Isofix-Kindersitzbefestigungen. Der Beifahrerairbag kann deaktiviert werden, so dass man auch hier Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montieren kann. Optional gibt es Kopf-Schulter-Airbags für die Frontpassagiere. Beim Crashtest nach EuroNCAP gab es im November 2008 (also nach dem alten Punktesystem) nur vier Sterne für Insassensicherheit, weil es sich beim getesteten Fahrzeug um die Europa-Version (ohne die in Deutschland serienmäßigen Seitenairbags) handelte. Ohne diese Seitenairbags ist ein Erreichen von fünf Sternen (wie sie der technisch weitgehend identische Fiat 500 bekam) nicht möglich! An Fahrassistenzsystemen sind die elektrische Servolenkung EPAS sowie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD mit an Bord. Leider nur gegen Aufpreis gibt es ESP mit Berganfahrassistent und Antriebsschlupfregelung ASR. Serienmäßig an Bord ist ein Reifen-Reparatur-Set, das Notrad gibt es auch nur als Sonderausstattung.
Ab 9.950 Euro steht der Ford Ka in den Preislisten der Händler, mit Benzinmotor und Trend-Ausstattung. Der TDCi ist ab 11.950 Euro zu haben, in der Titanium-Ausstattung sind ab 12.950 Euro fällig. Ausstattungsoptionen und Pakete erfüllen gegen Aufpreis fast jeden Wunsch.
In den ersten zwei Jahren greift neben der gesetzlichen Sachmängelhaftung eine Hersteller-Garantie. Acht Jahre Garantie gibt Ford auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zwei Jahre ab Erstzulassung gilt die Ford-Assistance-Mobiltitätsgarantie. Für das dritte bis fünfte Jahr kann man gegen Aufpreis einen Garantie-Schutzbrief inkl. Mobilitätsgarantie erwerben. Zur Wartung muss der Ka alle 20.000 km (oder einmal im Jahr), zur Inspektion alle 40.000 km oder alle zwei Jahre. Die Versicherungen stufen den Diesel-Ka in die Typklassen 17 / 14 / 18 (KH / VK / TK) ein, den Benziner in 14 / 12 / 15.
© Juni 2009
Petra Grünendahl, Fotos: Ford