Fahrbericht.
Ford Fiesta 4 1.6 TDCi Titanium
Gereift, aber immer noch jugendlich frisch
Von Petra Grünendahl
Vom braven ersten Fiesta trennen den Neuen Welten: Pfiffig im Design, erwachsen in der Ausstattung, aber immer noch jugendlich in der Wirkung – mit diesem Erfolgsrezept wollen die Kölner punkten. Einen ersten Eindruck verschafften wir uns in einem Fiesta Titanium mit 1,6-Liter-TDCi-Motor und 75 PS.
Im Jahr 1976 stellte Ford mit dem Fiesta einen Kleinwagen von 3,57 m Karosserielänge auf die Straße. Im Laufe seiner Weiterentwicklungen ist er zwar gewachsen, aber mit seinen 3,95 m sprengt auch die vierte Generation des Klassikers (nach anderen Zählungen, die zahlreiche Facelifts als neue Modelle deklarieren, ist es die Siebte) die 4-Meter-Grenze noch nicht.
Wie gehabt gibt es ihn alternativ als Drei- oder Fünftürer. Wir fuhren den Dreitürer. Eine Einstiegshilfe erleichtert hier den Zugang zum Fond. Die Übersicht ist vor allem nach hinten nicht wirklich gut, die dynamisch geschnittene Karosserie mit der hoch ansteigenden Gürtellinie hat halt ihren Preis. Zumindest für hinten sollte man sich die optionale Einparkhilfe gönnen. Verfügbar ist auch eine für vorne und hinten.
Die Sitzposition ist nicht mehr so hoch wie im Vorgänger, obwohl die Karosserie sogar minimal (1,3 cm) an Höhe zugelegt hat. Das Platzangebot geht für einen Kleinwagen sehr in Ordnung. Groß Gewachsene sollten sich aber besser nicht hinten hinsetzen: Die früh abfallende Dachlinie schränkt hier die Kopffreiheit ein und die Kniefreiheit wird knapper, wenn vorne große Leute sitzen. Der Laderaum fasst 295 Liter, wenn man sich mit dem serienmäßigen Reifenreparaturset begnügt. Das optionale Reserverad kostet – neben dem obligatorischen Aufpreis – auch 14 Liter an Laderaum, so dass unter der Laderaumabdeckung 281 Liter verbleiben. Nach Umklappen der serienmäßig asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne passen 965 bis 979 Liter rein.
Der Innenraum ist pfiffig gestaltet und von ordentlicher Qualität. Auch die Verarbeitung ist nicht zu bemängeln. Ergonomisch angeordnet sind Anzeigen und Instrumente, was die Bedienung sehr erleichtert. Fünf Ausstattungslinien erschweren dem Käufer die Wahl. Ab der Basisversion Ambiente ist der Fiesta serienmäßig ausgestattet mit einer Zentralverriegelung, einem in Höhe und Reichweite verstellbaren Lenkrad, Dachspoiler, ABS mit Bremskraftverteilung und ESP, elektrischer Servolenkung EPAS sowie IPS, dem Intelligent Protection System, und 14-Zoll-Stahlrädern. Die Außenspiegel sind elektrisch einstellbar. Ab der Trend-Ausstattung sind eine Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, elektrische Fensterheber vorne sowie 15-Zoll-Stahlräder mit an Bord. Die elektrisch einstellbaren Außenspiegel sind auch beheizbar. Die „sportlich-luxuriöse“ Top-Ausstattung Titanium hat darüber hinaus weitere Inklusiv-Features zu bieten: Unter anderem einen Bordcomputer, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer, Regensensor, Scheinwerfer-Assistent mit Lichtsensor, Teillederlenkrad und Lederschaltknauf sowie Ambiente-Beleuchtung und 15-Zoll-Leichtmetallräder. Der Fahrersitz verfügt über eine Lendenwirbelstütze, die Innenspiegel blenden automatisch ab. Das Chrom-Dekor an Kühlergrillumrandung, Heckklappengriff und Nebelscheinwerferumrandung sowie unter den Seitenscheiben unterscheiden die Titanium- und Ghia-Versionen von den unteren Ausstattungslinien. Audiosysteme kosten ebenso extra wie ein schlüsselloses Zugangssystem und eine Alarmanlage – und der Aschenbecher mit Zigarettenanzünder!
Der „kleinere“ der beiden 1,6-Liter-TDCi-Motoren leistet 75 PS, eine stärkere Version 90 PS. Der Motor reißt keine Bäume aus, bietet aber ordentlichen Antritt. Durchzug und Leistungsentfaltung sind akzeptabel, in Grenzen ist sogar schaltfaules Fahren beispielsweise im Stadtverkehr möglich. Den Selbstzünder kann er nicht verleugnen, jedoch läuft er insgesamt relativ ruhig. Drei Benzinmotoren mit Leistungen von 60 bis 120 PS vervollständigen die Motorenpalette.
Die manuelle Fünfgang-Schaltung geht locker und präzise von der Hand, die knackig kurzen Schaltwege sind eine Freude! Die nicht wirklich kurze Getriebeübersetzung zielt eher auf maximale Kraftstoffökonomie ab denn auf große Spritzigkeit im Vortrieb. Der 75-PS-Fiesta beschleunigt in 14,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 167 km/h. Gute 5,2 Liter Dieselkraftstoff verbrennt er je 100 km innerorts, 3,6 Liter außerorts und 4,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 110 g pro km. Einen Dieselpartikelfilter haben beide Dieselvarianten serienmäßig an Bord.
Frontantrieb sorgt für ein problemloses und bis an den hoch angesiedelten Grenzbereich weitgehend neutrales Handling. Minimal wird bei flotter Kurvenhatz dessen Nahen durch Untersteuern angedeutet. Sportlich agil wieselt er auch durch enge Kurven. Eher direkt ausgelegt und leichtgängig ist die elektrische Servolenkung EPAS, zielgenau folgt der Wagen den Anweisungen des Fahrers. Ausgesprochen fahrdynamisch ist der kleine Kölner. Da steht er seinen kleinen und großen Marken-Brüdern (vom Ka bis zum Mondeo) um nichts nach. Eher straff ausgelegt ist die Feder-Dämpfer-Kombination, aber von unkomfortabel ist er dennoch weit entfernt. Die Basismodelle stehen auf 14-Zoll-Rädern, die Titanium-Version auf 15-Zöllern mit 195/50er Reifen. Die innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten haben sich im Vorgänger bewährt und bieten auch hier ordentliche Leistungen.
Eine computeroptimierte Karosserie aus hochfesten Stählen mit Sicherheitsfahrgastzelle, umfassender Seitenaufprallschutz und Energie absorbierende Knautschzonen schützen die Insassen im Falle eines Unfalles. Im Innenraum gibt es Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen, vier Kopfstützen, Isofix-Kindersitzhalterungen im Fond, Front- und Seitenairbags vorne sowie Knieairbags für den Fahrer. Die mittlere Kopfstütze hinten gibt es nur gegen Aufpreis, Kopf-Schulter-Airbags vorne und hinten ebenso. Im EuroNCAP gab es fünf Sterne für Insassenschutz, vier Sterne für Kindersicherheit und drei Sterne für Fußgängerschutz. An elektronischen Helfern sind serienmäßig ab der Basisversion ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und ESP mit Antriebsschlupfregelung ASR sowie der Bremsassistent EBA mit an Bord. Serie ist Reifen-Reparatur-Set, gegen Aufpreis gibt es ein 14-Zoll-Reserverad, das in höheren Ausstattungslinien (mit 15-Zoll-Rädern) nur als Notrad konzipiert ist.
Ab 11.500 Euro ist der Fiesta 4 zu haben, mit drei Türen in der Ambiente-Ausstattung und 60-PS-Basismotor. Den „kleinen“ TDCi gibt es ab 13.750 Euro in der Ambiente-Ausstattung, 2.250 Euro trennen ihn von der Top-Ausstattung Titanium (ab 16.000 Euro). Die fünftürige Variante kostet jeweils 750 Euro mehr. Zahlreiche Ausstattungspakete und Einzelfeatures ermöglichen dem Käufer, gegen gutes Geld seine individuellen Bedürfnisse zu erfüllen.
In den ersten zwei Jahren greift neben der gesetzlichen Sachmängelhaftung eine Hersteller-Garantie. Zwölf Jahre Garantie gibt Ford auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zwei Jahre ab Erstzulassung gilt die Ford-Assistance-Mobiltitätsgarantie. Für das dritte bis fünfte Jahr kann man gegen Aufpreis einen Garantie-Schutzbrief inkl. Mobilitätsgarantie erwerben. Zur Wartung muss der Fiesta alle 20.000 km (oder einmal im Jahr), zur Inspektion alle 40.000 km oder alle zwei Jahre. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 17 / 18 (KH / VK / TK) ein.
© Juli 2009
Petra Grünendahl, Fotos: Ford
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